Tiftlingerode

Tiftlingerode
Tiftlingerode
Koordinaten: 51° 30′ N, 10° 15′ O51.50138888888910.243055555556183Koordinaten: 51° 30′ 5″ N, 10° 14′ 35″ O
Höhe: 183 m ü. NN
Einwohner: 943 (1. Apr. 2011)
Eingemeindung: 1973
Postleitzahl: 37115
Vorwahl: 05527
ehemaliges Gemeindewappen von Tiftlingerode

Tiftlingerode ist ein Ort im Landkreis Göttingen in Niedersachsen und liegt an der Kreisstraße 112 zwischen Immingerode und Duderstadt und Gerblingerode, gut einen Kilometer südwestlich von Duderstadt in der Goldenen Mark. Das zum Untereichsfeld gehörende Dorf ist seit 1973 ein Ortsteil der Stadt Duderstadt und hat rund 1000 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Tiftlingerode wurde erstmals am 8. November 1141 urkundlich erwähnt. Damals verlieh der Graf Siegfried IV. von Boyneburg dem Benediktinerkloster Northeim verschiedene Rechte und bestätigte darüber hinaus aufgeführten Besitz. In der Reihe der Besitztümer wird hier ein Hof in „Theodolwingerothe“ genannt. Die Absicht, die damit verfolgt wurde, war offensichtlich, das Kloster Northeim vor Ansprüchen des Erzbischofs von Mainz und vor Übergriffen des Grafen von Dassel zu schützen. Eine weitere Nennung des Dorfes findet sich in einer Urkunde Heinrichs des Löwen, welche am 24 November 1162 in Herzberg ausgestellt wurde und als unecht gilt. In diesem Dokument bestätigt Heinrich dem Kloster Northeim unter anderem den Besitz des Ortes „Theodoluingerodh“ (auch als „Theodoluesgerod“ aufgeführt)[1]. Dass Tiftlingerode bereits um 990 unter dem Namen „Thiedilfingigirod“ existiert haben soll, lässt sich nicht genau festlegen, da eine Urkunde aus dem gleichen Jahr, in der Otto III. dem Marienkloster in Gandersheim Besitzungen bestätigt, als Fälschung gilt[2]. Eine alte Handschrift gibt Auskunft darüber, dass ab dem 13. Jahrhundert die Herren von Billingshausen in den Dörfern Herwigshagen (Herbigshagen), Gerblingerode und Tiftlingerode den Zehnten als Lehen besaßen, bevor im 14. Jahrhundert die Herren von Westernhagen ihnen jehnen Zehnt abkauften[3]. Archäologische Funde lassen den Schluss zu, dass auf dem ehemaligen Kirchplatz bereits im 10. oder 11. Jahrhundert ein Kirchbau, wahrscheinlich in Form einer ottonischen Wehrkirche, stand. Auslöser für die Vermutung einer früheren ottonischen Wehrkirche kam man im Jahre 1986. Damals wurden im Rahmen der Umgestaltung des ehemaligen Kirchenhügels im Altdorfzentrum eine Flächengrabung durchgeführt mit dem Ziel, ältere Kirchenreste zu dokumentieren. Dabei fand man unter und neben dem Fundament der 1983 abgebrochenen Kirche St. Nikolaus die Überreste seines ottonischen Vorgängerbaus. Rekonstruktionen lassen den Schluss zu, dass es sich dabei um einen einschiffigen Saalkirchenbau mit einem eingezogenem quadratischen Chor und einer Gesamtlänge von ungefähr 20 m handelte. Die Kirche stand im Mittelpunkt einer ringförmigen Befestigungsanlage und befand sich im grundherrschaftlichen Einzugsbereich des benachbarten liudolfingischen Villikationshaupthofes von Duderstadt.

Ab 1432 bis 1815 bildete Tiftlingerode eines von elf Ratsdörfern, das politisch und jurisdiktionell abhängig vom Rat der Stadt Duderstadt war. Ihm war es zu Ablieferungen von Naturalabgaben und Dienstleistungen verpflichtet. Während der Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts war der Ort von Plünderungen, Einquartierungen und hohen Kontributionszahlungen betroffen. Im Jahre 1934 wurde in Tiftlingerode die örtliche Freiwillige Feuerwehr gegründet[4]. Die Forcierung der Freiwilligen Feuerwehren fand im Eichsfeld vor allem nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 statt, die Schaffung des Eichsfelder Feuerwehrwesens basierte dabei vor allem auf jene beiden Gründe, die es zuließen, sie einerseits aufgrund ihres hierarchischen Aufbaus gut in das Führerprinzip zu integrieren und andererseits sollte auf diese Weise das wehrwirtschaftliche Potential für den bevorstehenden Krieg erhalten werden.

Ortsname

Der Wandel von Theodolwingerothe zu Tiftlingerode ist zwar sprach- wissenschaftlich nicht regelrecht, doch ist so ein Namenssprung nicht völlig ungewöhnlich. Professor Dr. Ulrich Scheuermann vom Institut für Historische Landesforschung an der Universität Göttingen, der als Bearbeiter des niedersächsischen Wörterbuches wohl der führende Experte auf dem Gebiet niedersächsischer Namenforschung ist, kommt ebenfalls zu dem unmissverständlichen Urteil, dass es sich bei „Theodolwingerothe“ um die ältere Namensform für Tiftlingerode handelt. Möglich ist auch, dass der Name als „Rodungssiedlung der Leute des Therdolf“ zu deuten ist.

Einwohnerentwicklung

  • 1813: 144[5]
  • 1848: 214[6]
  • 1863: 218[7]
  • 1925: 288
  • 1933: 313
  • 1939: 392
  • 2008: 938

Politik

Wappen

Das Wappen wurde am 11. April 1951 durch das Niedersächsische Innenministerium genehmigt.

Blasonierung: „In Blau eine wachsende Bischofsfigur, die in der rechten Hand ein geschlossenes blaues Buch mit silbernem Schnitt, auf dem drei rote Äpfel liegen, und in der linken Hand einen mit Krümmung nach innen gekehrten goldenen Bischofsstab hält. Obergewand und Mitra in Gold, Gesicht und Hände in Silber.“

Das Wappen zeigt den heiligen St. Nikolaus den Kirchenpatron der Gemeinde Tiftlingerode.

Der Grafiker und Maler Fritz Reimann aus Fuhrbach entwarf das Wappen des Ortes.

Sehenswürdigkeiten

Kirche St. Nikolaus

Die heutige Pfarrkirche St. Nikolaus besteht bereits als dritter Kirchenbau in Tiftlingerode. Vorgängerkirchen bildeten Gotteshäuser aus dem 10./11. Jahrhundert, sowie eine, auf Initiative des erzbischöflichen Kommissarius Herwig Böning 1687 erbaute Barockkirche. Diese erweiterte man durch Ergänzungen am Langhaus im Jahre 1867 und nutzte sie noch bis ins Jahr 1983 hinein. Bereits 1978 wurde mit dem Bau einer neuen Kirche begonnen, für dessen Standort man nun nicht mehr als Ausgangsbasis den Ort der Vorgängerbauten wählte. So zeigt sich die heutige Kirche als ein gelb verklinkerter, eingeschossiger Bau mit schiefergedeckten Zeltdach und Anbauten für Räume, die von der Gemeinde genutzt werden. Ein separat stehender Glockenturm, mit einer Höhe von insgesamt 21 m. wird von vier freistehenden, nach außen gelb verklinkerten Betonpfeilern gebildet. Als Dach fungiert dabei ein tiefgezogener Schieferhelm. Im Innenraum der Kirche ziehen sich die holzvertäfelten Dachschrägen der freitragenden Dachkonstruktion bis über den Altarraum hin, der durch einige Stufen hervorgehoben wird. Ähnlich wie in anderen Kirchen des Untereichsfelds wurde der Altar in einem weiten Winkel des Raumpolygonals eingepasst. Der Hintergrund des Altarraumes wird von einer Muschelkalkwand gebildet, die ein altes gotisches Kreuz aus der unmittelbaren Vorgängerkirche trägt, ebenso erhalten wurde eine Strahlenkranzmadonna und eine Nikolausfigur. Weiterhin befinden sich an der Wand Reliefmotive, welche sich am Altar, Ambo und Tabernakel wiederholt zeigen. Die Seitenwände werden von vier Rechteckfenster unterteilt, auf denen sich Bildnisse aus der Marien- Martins- und Nikolauslegende darstellen. Die Farben der Fenster, gehalten in Rot, Orange, Blau ind Grauabstufungen verweisen auf die Symbolik Tag und Nacht, sowie Sonne und Mond.

Vereine

Quellen

  • www.tiftlingerode.de
  • www.verwaltungsgeschichte.de/duderstadt.html
  • www.duderstadt.de

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl Jordan (bearb.), Die Urkunden Heinrichs des Löwen - Herzogs von Sachsen und Bayern. Anton Heisemann, Stuttgart, 1957-1960. S. 85.
  2. Theodor Sickel (bearb.), Die Urkunden Otto des III. Hahnsche Buchhandlung, Hannover, 1997. S. 862.
  3. Johann Wolf: Eichsfeldisches Urkundenbuch nebst einer Abhandlung von dem Eichsfeldischen Adel. J. C. Baier, Göttingen 1819, S. 10.
  4. Andreas Degenhardt u.a., Die historische Entwicklung des Eichsfelder Feuerwehrwesens. In: Eichsfeld Jahrbuch, 2007, S. 141.
  5. Johann Georg Heinrich Hassel: Statistisches Repertorium über das Königreich Westphalen. Vieweg, Braunschweig 1813, S. 108.
  6. Friedrich Wilhelm Harseim, C. Schlüter; Friedrich Wilhelm Harseim, C. Schlüter (Hrsg.): Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover. Schlütersche Hofbuchdruckerei, Hannover 1848, S. 81.
  7. H. Rudolph: Vollständigstes geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Deutschland und zwar der gesammten deutschen Bundesstaaten, sowie der unter Österreichs und Preussens Botmässigkeit stehenden nichtdeutschen Ländern. 2, Ferber & Seidel, Leipzig 1863, S. 4594.

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