Nahverkehr in Hamburg

Nahverkehr in Hamburg

Der Nahverkehr in Hamburg besteht aus einem gut ausgebauten Schnellbahnnetz (S- und U-Bahn) und ergänzenden Buslinien. Die Straßenbahnen wurden in den 1960er bzw. 70er Jahren eingestellt. Außerdem gibt es im Hafen und zu den Elbvororten (Finkenwerder, Teufelsbrück) Schiffslinien bzw. Hafenfähren.

Organisiert wird der Nahverkehr vom Hamburger Verkehrsverbund (HVV). Es besteht ein einheitlicher Verbundtarif für den „Großbereich Hamburg“, der auch einige angrenzende Städte in Niedersachsen und Schleswig-Holstein einbezieht. Der Verbundbereich reicht weit in die angrenzenden beiden Länder hinein, beispielsweise bis Lüneburg und Stade.

Schnellbahnen in Hamburg

Inhaltsverzeichnis

Schnellbahnen

Hauptartikel: Schienenverkehr in Hamburg

Busverkehr

Das Hamburger Busnetz gliedert sich in Metrobusse, ergänzende „normale“ Buslinien mit dreistelligen Liniennummern (Stadtbus) und zuschlagpflichtige Schnellbusse. Außerdem gibt es zuschlagfreie „EilBusse“, die Direktverbindungen zu Schnellbahnstationen herstellen.

Geschichte

In den 1950er Jahren war die Straßenbahn in Hamburg neben der U-Bahn das bevorzugte Verkehrsmittel. Aus dem Innenstadtbereich wurden städtische Kraftomnibusse möglichst ferngehalten, Stadtbusse hatten nahezu ausschließlich eine Zubringerfunktion zu den Schnell- und Straßenbahnen. Da man jedoch zunehmend Straßenbahnen als Verkehrshindernis betrachtete und diese langsam „aus der Mode“ kamen, bahnte sich politisch ein Wechsel an. Angestrebt wurde der Ersatz aller Hamburger Straßenbahnen durch U- und S-Bahnlinien. Neben Schnellbahnen sollten aber auch Busse zum Einsatz kommen. Ziel war daher Ende der 1950er Jahre, den Bürgern auch Busse als qualitativ hochwertige und schnelle Verkehrsmittel (im Vergleich zur Straßenbahn) darzustellen, um so letztlich die Einstellung des Straßenbahnbetriebes gegenüber der Bevölkerung bzw. den Fahrgästen durchzusetzen.

Ab Mitte der 50er Jahre begann ein Ausbau des Omnibusnetzes der Hamburger Hochbahn AG. Zunächst wurden einige Sonderlinien zu speziellen Einheitstarifen ohne Anerkennung von Zeitkarten eingerichtet (Linien 93/94 im Hafengebiet, 96 Friedhof Ohlsdorf und 91 StellingenEppendorf–Luftwerft [1]). Am 30. Oktober 1955 verkehrten die ersten zuschlagpflichtigen Schnellbusse (Linie 36: Blankenese → Hbf/ZOB). Es folgte ein zügiger Ausbau eines Schnellbusnetzes; im Sommer 1958 gab es bereits vier Durchmesserlinien und einen großen Halbring:

Hinweisschild zur Einstellung der Straßenbahn
Zentraler Busbahnhof Wandsbek Markt

Die Busse fuhren zunächst nicht durch die Haupteinkaufsstraße (Mönckebergstraße). Die Fahrwege entsprachen teilweise Linienwegen, die in den 1930er Jahren bereits von Kraftomnibussen bedient wurden (damals verkehrten ab der Innenstadt durchgehende Buslinien bis in die Außenbezirke [2]). Schnellbusse sollten eine hochwertige, schnellere Alternative zur Straßenbahn sein, einige Linien verkehrten daher parallel zu Straßenbahnstrecken (u.a. Linie 32 Schnelsen bis Hamm parallel zur Straßenbahnlinie 2 [3]).

Ab Ende der 1950er Jahre wurden die Straßenbahnlinien nach und nach eingestellt und durch ein gebrochenes System mit Schnellbahnen (U- und S-Bahn) auf den Entwicklungsachsen und Feinverteilung durch Stadtbuslinien ersetzt. Dazu wurden mehrere Busbahnhöfe errichtet, u.a. am Bahnhof Barmbek, in Billstedt und auf dem Wandsbeker Marktplatz. Schnellbusse sollten (als Alternative dazu) durchgehende Verbindungen ins Zentrum und darüber hinaus mit mehr Komfort als bei normalen Stadtbussen (Sitzplatz für jeden Fahrgast) sowie kürzere Fahrzeiten durch weniger Haltestellen bieten. Das Netz wurde daher weiter zügig ausgebaut.

Mitte 1968 erfolgte eine Umstellung der Linienbezeichnengen. Alle Stadtbusse erhielten nun dreistellige Nummern. Die freiwerdenden 40er bis 70er Nummern gingen an die Alsterdampfer (50er), Hafenfähren (60er und 70er) und an neue Stadtteillinien (40er). Im September 1968 wurden zwei Kleinbuslinien in Blankenese (bisher B6 und B8) ins Schnellbusnetz einbezogen (Kleinbuslinien zum Schnellbustarif). In Volksdorf verkehrte bis 1975 die Stadtteillinie 47.

Im Zusammenhang mit der Einführung des HVV-Tarifs kam schließlich durch die Übernahme der bisherigen VHH-Linie 1 eine regionale Linie zum Schnellbusnetz (Linie 21 Hbf/ZOB → Lauenburg, heute Linie 31). Seit den 1970er Jahren - die letzte Straßenbahn der Linie 2 fuhr bis September 1978 - wurden viele Schnellbuslinien aufgegeben bzw. durch einzelne Stadtbus-Linienabschnitte ersetzt.

Interessant ist, dass für die Schnellbuslinien stets besondere Fahrzeuge mit mehr Komfortmerkmalen beschafft wurden. Sie besaßen in den 1960er Jahren zunächst Oberlicht-Fenster, Gardinen, Plüschsitze und Luftfederung. Seit ab 1968 die damals neu entwickelten Standardbusse eingesetzt wurden, die in Hamburg in erster Linie vom Hersteller Magirus-Deutz stammten (siehe dazu auch Magirus-Deutz-Standardbus), haben sie einen größeren Sitzteiler, auch entfielen die Sitzplätze entgegen der Fahrtrichtung und der Platz für Kinderwagen. Seit 2005 werden von der HHA auch besondere Citaro-Busse mit einflügeliger Vordertür (nun Einstieg mit Fahrausweiskontrolle) eingesetzt. Zur besseren Unterscheidung erhielten die Schnellbusse seit ca. 1960 eine besondere Lackierung (1960er bis 80er Jahre Rosa/Weiß, 1990er und 2000er Jahre Weiß mit rotem Streifen, die neuen Wagen sind Weiß mit rot/gelben Reflektorstreifen).

Ab 1978 waren die Liniennummern von 1 bis 19, später (nach Einstellung einiger Schnellbus- und der Alsterdampferlinien) auch die 20er- und 50er-Nummern frei. Um das Stadtbusnetz übersichtlicher zu gestalten und neue qualitativ hochwertige Busverbindungen anzubieten, entstand im Sommer 2001 das „MetroBus“-Netz. Hamburg war die erste Stadt in Deutschland mit Metrobussen und damit Vorbild u.a. für Berlin und München. Die Metrobusse befahren viele ehemalige Straßenbahnstrecken, u.a. nach Lurup, Schnelsen und Winterhude.

Metrobusse

Metrobuslinie 5 mit „XXL-Bus“ (Doppelgelenkbus von VanHool)

Die Metrobusse befördern heute ca. 60 Prozent der Busfahrgäste im Stadtgebiet. Angeboten wird ein Mindesttakt von 10 Minuten auf den Hauptstrecken und eine Betriebszeit bis 23 Uhr. Die übrigen Stadt- und Regionalbuslinien dienen weitgehend Ergänzungs-, Feinverteilungs- und Heranführungsfunktionen an Schnellbahn- oder Metrobusstrecken. Die Metrobusse 1–15 fahren auf Radiallinien direkt zur Innenstadt oder zu Stadtteilzentren, die Linien 20–27 stellen Querverbindungen her. Einige Linien verkehren an Wochenendnächten und vor Feiertagen auch durchgehend Tag und Nacht. Vier Metrobuslinien bedienen die Innenstadt:

Schnellbusse

Im HVV-Gebiet verkehren sechs Schnellbuslinien. Die Linien 31 und 34 bis 37 bedienen die Innenstadt, Linie 31 ist ein Regional-Schnellbus.

Zum Schnellbusnetz gehören außerdem zwei mit Kleinbussen betriebene Stadtteillinien in Blankenese (Linien 48 und 49). Schnellbusse sind zuschlagpflichtig und tariflich der 1. Klasse (Regionalzüge) gleichgesetzt. Es gibt einen besonderen Kurzstreckentarif und Zusatztickets zu Einzel-, Tages-, Zeitkarten sowie Ländertickets und dem Schönes-Wochenende-Ticket.

Schiffsverkehr

Auf der Elbe und im Hafengebiet verkehren sechs Schiffslinien zum regulären Verbundtarif des HVV. Daneben gibt es touristische Angebote auch auf der Unterelbe und auch der Alster. Alsterdampfer waren bis 1984 ebenfalls ein Teil des HVV und erfüllten Aufgaben als normales Verkehrsmittel.

Nachtverkehr

In den Nächten von Sonntag bis Donnerstag endet der reguläre Schnellbahn- und Busverkehr gegen 0:30 Uhr. Anschließend verkehren 19 Nachtbuslinien mit 600er Nummern ab Rathausmarkt in alle Richtungen. An Wochenendnächten und vor Feiertagen besteht ein durchgehender 24-Stunden-Betrieb auf vielen S-, U-Bahn, Metro- und Stadtbuslinien. Der Nachtverkehr kann zum normalen Tarif zuschlagfrei genutzt werden.

Geschichte des Nachtverkehrs

In den 1920er Jahren - als Straßenbahnen dominierten und sich ein Kraftomnibusnetz gerade entwickelte - hatte Hamburg bereits Nachtbuslinien [4]. Die Nachkriegsjahre waren dann jedoch die Zeit der Straßenbahn. Es wurde ein Nacht-Straßenbahnnetz aufgebaut, das neben Durchmesserlinien bis 1957 auch eine Ringlinie (Alsterring) über St. Pauli enthielt. Der Nachtstraßenbahn folgte ein Nachtbusnetz aus „600“er-Linien und dem zentralen Umsteigepunkt Rathausmarkt mit Radiallinien und direkten Anschlüssen. Zunehmenden Fahrgastzahlen an Wochenenden und vor Feiertagen folgte ein Netzausbau, heute ergänzen U- und S-Bahn und einige auch tagsüber verkehrende (Metro)Buslinien das weiterhin an allen Tagen bediente Nachtbusnetz.

Einzelnachweise

  1. HHA Fahrplan 1955/56, Archiv Hamburger Nahverkehr
  2. Quelle: Stadt- und Verkehrspläne von 1928 und 1939, Archiv Hamburger Nahverkehr
  3. HHA-Linienplan 1958, Archiv Hamburger Nahverkehr
  4. Stadtplan Hamburg 1928: http://tramways.wordpress.com

Weblinks


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