Papstbesuch in Bayern 2006

Papstbesuch in Bayern 2006

Der Papstbesuch in Bayern 2006 war eine pastorale Reise von Benedikt XVI. in sein Heimatland Bayern vom 9. bis zum 14. September 2006. Er besuchte während dieses Staatsbesuches vor allem München, Altötting, Regensburg und Freising und feierte mehrere Messen, an denen zum Teil mehrere hunderttausend Gläubige teilnahmen. Der Papst wurde auch vom vatikanischen Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano, Dekan des Kardinalskollegiums, begleitet, der vom herzlichen Empfang des Papstes in seiner Heimat tief beeindruckt war.

Papst Benedikt

Inhaltsverzeichnis

Vorbereitungen

Bereits bei der Wahl von Kardinal Ratzinger zu Papst Benedikt versprach er den bayerischen Bischöfen und der bayerischen Staatsregierung einen baldigen Besuch. Konkret wurde dies mit der Vorstellung des Papstbesuches am 22. März 2006 durch die Bischofskonferenz bekannt gegeben. So stellte man das Motto „Wer glaubt ist nie allein“ vor.

Ablauf

9. September - München

Ankunft

Am Samstag, 9. September, um 15.22 Uhr, traf Papst Benedikt XVI. in München am Flughafen „Franz Josef Strauß“ ein, wo er von Bundespräsident Horst Köhler sowie der Bundesregierung und der bayerischen Landesregierung mit militärischen Ehren empfangen wurde. Er rief seine Landsleute auf, die grundlegenden Werte des christlichen Glaubens an die neuen Generationen weiter zu geben. Auch setzte er ein Zeichen für die Ökumene: „Wir werden uns mit Herz und Verstand darum mühen, dass wir zueinander kommen“.[1] Bei der anschließenden Fahrt in die Münchner Innenstadt, deren letzter Teil auch im Papamobil stattfand, wurde der Papst von ca. 70.000 Menschen erwartet. Die Sicherheitsvorkehrungen waren prinzipiell die gleichen wie bei einem Besuch eines amerikanischen Präsidenten.

Marienplatz

20.000 Menschen konnten am Marienplatz auf Großbildleinwänden die Ereignisse ab dem Start des Papstes in Rom bis seinem Erscheinen mitverfolgen. Vor der Mariensäule wurde der heimgekehrte Papst vom bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Münchener Erzbischof Kardinal Friedrich Wetter begrüßt. Papst Benedikt XVI. erinnerte sich in seiner sehr persönlich tönenden Ansprache an seine Verbundenheit zur Münchener Mariensäule und zu Bayern[2] (siehe auch bei Korbiniansbär). Er betete um die Hilfe von Maria und bat sie: "Segne uns und diese Stadt und dieses Land".[3] Nach dem Gebet sang der Papst das Bayernlied mit der jubelnden Menge kräftig mit.

Staatsempfang

Darauf fuhr er zum Staatsempfang in die Münchner Residenz, wo er Gespräche mit Politikern und Volksvertretern führte: mit Bundespräsident Horst Köhler über die Kirchen, mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über europäische Werte, mit Ministerpräsident Edmund Stoiber über die Zukunft Bayerns.

10. September - München

Gottesdienst in Riem

Am 10. September zelebrierte der Papst einen Sonntagsgottesdienst in der Messestadt Riem. Diesen besuchten mehr als eine Viertelmillion Menschen. In seiner Predigt[4] übte der Papst indirekt Kritik an der deutschen katholischen Kirche, da sie sich mehr für soziale als missionarische Projekte einsetze - beides sei jedoch eng miteinander verbunden. Auch beklagte er sich über eine allgemeine „Schwerhörigkeit gegenüber Gott“.

Innenstadt

Am Nachmittag begrüßte der Papst die vorbeigesammelten Menschen vom Balkon des Erzbischöflichen Palais in München mit spontanen Worten.[5] In einer Vesperfeier am frühen Abend in der Liebfrauenkirche forderte Benedikt XVI. zu der Weitergabe des katholischen Lebens auf.[6]

11. September - Altötting

Altötting

Am dritten Tag seiner Reise besuchte der Papst den Marienwallfahrtsort Altötting. Hier betete der Papst still vor der "schwarzen Madonna" in der Gnadenkapelle. Einem weiteren Gottesdienst unter freiem Himmel wohnten 60.000 Gläubige bei. In seiner Predigt[7] betonte der Papst besonders die Marienfrömmigkeit. Anschließend weihte er die Anbetungskapelle ein. Am Abend feierte der Papst in der Basilika St. Anna vor mehreren tausend Ordensleuten und Priesterseminaristen Vesper.[8] Hier beklagte er besonders den Priestermangel in der Welt, warnte zugleich jedoch vor Aktionismus. Am Ende des Gottesdienstes widmete er seinen Kardinalsring der schwarzen Madonna von Altötting.

Marktl

Am Abend besuchte der Papst seinen Geburtsort Marktl. Dort verweilte er nur kurz in Stille am Taufstein der Kirche St. Oswald und verzichtete auf den Besuch seines Geburtshauses. Nach seinem Besuch in Marktl wurde der Papst nach Regensburg geflogen, wo er nach einer Fahrt durch die Innenstadt gegen 21 Uhr das Priesterseminar St. Wolfgang erreichte.

12. September - Regensburg

Papst Benedikt vor seinem Privathaus in Pentling
Messe

Am 12. September feierte Benedikt XVI. eine Messe auf dem Islinger Feld in Regensburg, den insgesamt etwa 250.000 Pilger besuchten. In seiner Predigt[9] betonte er die Unverzichtbarkeit des Glaubens und verurteilte den Atheismus als Irrweg. Er kritisierte besonders auch die Wissenschaft, die daran arbeite, Gott überflüssig werden zu lassen. Zugleich prangerte er auch den religiösen Hass und Fanatismus in der Welt an.

Universität

Am Mittag besuchte der Papst die Universität Regensburg. Dort hielt er eine Vorlesung zum Thema „Glaube, Vernunft und Universität - Erinnerungen und Reflexionen“.[10] Sie enthielt Aussagen zum Verhältnis des Islam zur Gewalt und ein weltweit umstrittenes islamkritisches Zitat des byzantinischen Kaisers Manuel II. Palaiologos (siehe auch: Papstzitat von Regensburg). In einem abschließenden ökumenischen Vesper feierte er im Dom zusammen mit dem evangelisch-lutherischen Landesbischof von Bayern Johannes Friedrich sowie dem orthodoxen Metropoliten von Deutschland Augoustinos. Dort bekräftigte er den Willen zu einer Annäherung zwischen Protestanten und Katholiken; konkrete Schritte nannte er jedoch nicht.[11]

13. September - privater Tag

Am 13. September weihte er die neue nach ihm benannte Orgel in der Alten Kapelle.[12] Zusammen mit seinem Bruder Georg Ratzinger besuchte er das Grab seiner Eltern und Schwester auf dem Ziegetsdorfer Friedhof sowie sein Privathaus in Pentling.

14. September - Freising

Papst Benedikt im Papamobil in der Altstadt von Freising
Freising

Letzte Station der Heimatreise des Pontifex war Freising. Nach einer Fahrt durch die Freisinger Altstadt wurde er auf dem Domberg vom versammelten Klerus des Erzbistums empfangen. Im Dom zog er seiner vorbereiteten Homilie eine freie Predigt vor und sprach über die Situation der deutschen Kirche vor Priestern und Diakonen.[13]

Flughafen München

Gegen Mittag traf er am Flughafen von München ein. In einer Abschiedsrede[14] bedankte er sich bei der Heimat für den Empfang. Nach der Verabschiedung flog er gegen 13:10 ab. Er landete gegen 14:40 auf dem Flughafen Ciampino und fuhr anschließend in seine Sommerresidenz in Castel Gandolfo (Italien).

Einzelnachweise

  1. Begrüßungsansprache“ am Flughafen, München, 9. September 2006
  2. Ansprache vor der Mariensäule, München, 9. September 2006
  3. Gebet vor der Mariensäule, München, 9. September 2006
  4. Predigt am Gottesdienst in Riem bei München, 10. September 2006
  5. Grußworte vom Balkon des Erzbischöflichen Palais, München, 10. September 2006
  6. Predigt an der Vesper in der Liebfrauenkathedrale, München, 10. September 2006
  7. Predigt am Gottesdienst in Altötting, 11. September 2006
  8. Predigt an der Vesper in der Basilika St. Anna, Altötting, 11. September 2006
  9. Predigt am Gottesdienst auf dem Islinger Feld bei Regensburg, 12. September 2006
  10. Vorlesung an der Universität Regensburg, 12. September 2006
  11. Predigt an der ökumenischen Vesper im Regensburger Dom, 12. September 2006
  12. Grußworte und Gebet in der Alten Kapelle, Regensburg, 13. September 2006
  13. Ansprache (schriftlicher Text) in der Kathedrale St. Maria und St. Korbinian, Freising, 14. September 2006
  14. Abschiedsansprache am Flughafen, München, 14. September 2006

Weblinks


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