Enz

Enz
Enz
Die Enz in der großen Enzschleife zwischen Unterriexingen und Untermberg

Die Enz in der großen Enzschleife zwischen Unterriexingen und UntermbergVorlage:Infobox Fluss/KARTE_fehlt

Daten
Gewässerkennzahl DE: 2384
Lage Deutschland, Baden-Württemberg
Flusssystem Rhein
Abfluss über Neckar → Rhein → Nordsee
Quelle Quelle des Poppelbachs, Gemarkung BesenfeldVorlage:Infobox Fluss/QUELLKOORDINATE_fehlt
Quellhöhe ca. 822 m ü. NN[1]
Mündung Neckar bei Besigheim
49.0055555555569.1475170

49° 0′ 20″ N, 9° 8′ 51″ O49.0055555555569.1475170
Mündungshöhe ca. 170 m ü. NN[1]
Höhenunterschied ca. 652 m
Länge ca. 105 km (einschließlich des Poppelbaches); über den Fließweg der Nagold ca. 149 km[1]
Einzugsgebiet 2.228,4 km² an der Mündung[2]
Abflussmenge
am Pegel Besigheim
(350 m oberhalb der Mündung, Einzugsgebiet: 2228 km²)
[3]
NNQ: 4,77 m³/s (im Jahr 1996)
MNQ: 7,54 m³/s
MQ: 23,03 m³/s
Rechte Nebenflüsse Kleine Enz, Nagold, Strudelbach, Glems, Leudelsbach
Linke Nebenflüsse Eyach, Schmiebach, Metter
Großstädte Pforzheim
Mittelstädte Mühlacker, Vaihingen, Bietigheim-Bissingen
Kleinstädte Bad Wildbad, Neuenbürg, Besigheim
Einwohner im Einzugsgebiet 939000[4]

Die Enz ist der größte linke Nebenfluss des Neckars und Namensgeber des Enzkreises, Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Flusssystem

Die Enz durchströmt zwei große Naturräume; in der oberen Hälfte ihres Laufs entwässert sie mit ihren Nebenflüssen die Osthälfte des Nordschwarzwalds, anschließend durchfließt sie die südwestdeutsche Gäulandschaft, darin zumeist das Neckarbecken.

Die Enz hat einschließlich ihres Hauptquellbachs eine Fließlänge von etwa 105 Kilometern. Das Flusssystem der Enz gehört zu den Sonderfällen, bei denen ein namentlicher Nebenfluss hydrographisch den Hauptfluss darstellt, denn die beim Austritt der Enz aus dem Schwarzwald in Pforzheim einmündende Nagold hat dort eine zweifach höhere Wasserführung und nahezu die doppelte Länge, so dass sie der Hauptfließweg des Enz-Nagold-Systems ist. Dessen Fließlänge (Nagold plus Enz ab dem Zusammenfluss mit der Nagold) beträgt etwa 149 Kilometer.

Quellflüsse

Die Enz führt ihren Namen ohne Zusatz erst ab der Ortschaft Calmbach, wo Große Enz und Kleine Enz zusammenfließen. Die Große Enz hat zwei etwa 5 km lange Quellflüsse, Poppelbach und Kaltenbach, die sich in Gompelscheuer vereinen. Wie bei der Donauquelle in Donaueschingen wird dieser lediglich namentliche Beginn der (Großen) Enz durch den nahe gelegenen Enzbrunnen symbolisiert und dieser ähnlich irreführend touristisch vermarktet.

Hinsichtlich Wassermenge und Größe des Einzugsgebiets ist der aus Süden kommende Poppelbach der Hauptquellfluss, der aus Westen kommende Kaltenbach hat eine etwas größere Länge und höhere Quelllage. Der Poppelbach entspringt südlich, nur 1 km nördlich der Nagoldquelle auf 822 m (Gemarkung Besenfeld); der Kaltenbach nordwestlich, am Südhang des Schrambergs auf 907 m (Gemarkung Forbach im Murgtal)[5].

Große Enz und Oberlauf im Schwarzwald

Große Enz im Kurpark von Bad Wildbad

Ab dem Zusammenfluss von Poppelbach und Kaltenbach durchfließt die Große Enz zunächst ein enges Waldtal, das sich nach einer kleinen Gefällestufe in das wesentlich breitere Tal des von Westen einmündenden Rombachs öffnet. Die Täler von Enz, Rombach und weiterer westlicher Nebenbäche des Oberlaufs sind bis zur Talsohle hinab von Gletscherkaren aus den letzten Eiszeiten geprägt. Nach der Talweitung von Enzklösterle verengt sich das Enztal wieder bis zur Einmündung des nächsten von Gletschern geprägten Tales, des Kegeltals bei Sprollenhaus. Von der bisherigen Nordostrichtung nach Norden einschwenkend durchfließt die Große Enz in einem steilhängigen Tal die größtenteils bewaldeten Buntsandsteinhochebenen des Nordschwarzwaldes. Ab dem bekannten altwürttembergischen Badeort Wildbad ist das Tal dicht besiedelt. Auf Calmbach, wo die Kleine Enz mündet, folgen Höfen an der Enz und Neuenbürg. Dort umschließt die Enz in einer großen Schleife einen Bergsporn mit Schloss Neuenbürg. Das Schwarzwaldtal der Enz hat, zusammen mit dem Tal der Großen Enz ab Gompelscheuer, eine Länge von rund 38 Kilometern und endet mit dem Eintritt in den Kraichgau bei Birkenfeld oberhalb von Pforzheim.

Enztal in Gäu und Neckarbecken

Nach dem Austritt aus dem Schwarzwald durchströmt die Enz bis zu ihrer Mündung in den Neckar die Gäulandschaften der Muschelkalkplatten des Südwestdeutschen Schichtstufenlandes. Naturräumlich wird das Enztal zwischen Birkenfeld und Enzberg zum nördlich gelegenen Kraichgau gerechnet, unterhalb davon zum sich zwischen Stuttgart und Heilbronn erstreckenden Neckarbecken.[6]

In Pforzheim, der einzigen Großstadt an der Enz, fließen Enz (mittlerer Abfluss: 6,3 m³/s) und Nagold (11,7 m³/s[7]) zusammen. Zwischen Lomersheim und Vaihingen mäandriert die nun breite Enz relativ stark, das Tal weist hier sehr steile Prallhänge auf. Zwischen Bietigheim und Besigheim liegen zwei verlassene Talschleifen, mit dem Hirschberg und dem Brachberg als den Umlaufbergen. Nordöstlich der Altstadt von Besigheim mündet die Enz in den Neckar.

Tal der Enz bei Roßwag
Tal der Enz bei Roßwag

Übersicht der Nebenflüsse

Politische Geographie

Die Enz (vorne) mündet in den Neckar

Die Enz durchströmt vor allem die Kreise Calw, Enzkreis, Pforzheim (Stadtkreis) und Ludwigsburg. Einige Oberläufe von Seitenbächen der Großen Enz sowie der Oberlauf des Kaltenbachs liegen teilweise im Landkreis Rastatt.

Bis zu den großen territorialen Umwälzungen um 1803 und 1806 befand sich der Lauf der Enz überwiegend auf altwürttembergischem Gebiet. Kleinere Gebiete lagen in altbadischen oder ritterschaftlichem Gebiet. Wildbad, Neuenbürg, Vaihingen, Bietigheim und Besigheim sind altwürttembergische Amtsstädte. Die heutigen Gebiete des Landkreises Rastatt sowie die Enz um Pforzheim (Gemarkungen Brötzingen, Pforzheim, Eutingen, Niefern) gehörten zu Baden. Oberriexingen war geteilter Herrschaft (reichsritterschaftlich-württembergisch).[8]

Umwelt und Wirtschaft

Flora und Fauna

Die Enz ist im unteren Abschnitt mit ihren auetypischen Uferstrukturen für viele fließgewässertypische Pflanzen- und Tierarten ein idealer Lebensraum. Viele Altarme und Auwälder sind als Biotope geschützt, die Enz selbst, sowie Talabschnitte wie das Naturschutzgebiet bei Vaihingen-Roßwag und die Leudelsbach-Mündung bei Unterriexingen, sind Bestandteil des europaweiten Schutzgebiete-Systems Natura 2000.

In den Flachwasserzonen sind pro Quadratmeter bis zu 10.000 Larven von Eintags- und Köcherfliegen, Libellen, Käfern, Schnecken und Muscheln gezählt worden. Auch Strömer, Barbe, Nase und Groppe haben hier ihre Laichgründe.

Ab dem Frühsommer ist die Enz stellenweise stark mit Flutendem Hahnenfuß und Tausendblatt verkrautet.

Für manche seltene und bedrohte Arten ist die Enz ganzjähriger Lebensraum oder wichtige Durchzugstation. Dazu gehören u.a. Eisvogel, Flussuferläufer, Gänsesäger, Gebirgsstelze, Teichralle und Wasseramsel. Andere Gäste und Bewohner der Kopfweiden und Ufergehölze sind Bachstelze, Gelbspötter, Grauschnäpper, Nachtigall und Pirol.

Wirtschaft

Eisenbahnviadukt über die Enz bei Bietigheim-Bissingen

Im Schwarzwald war bis Anfang des 20. Jahrhunderts die Flößerei von Bedeutung. Ebenso wie die benachbarten Flüsse Murg und Nagold wurde die Enz zum Transport von Baumstämmen, vor allem aber von Scheitholz, genutzt. An diese Zeit erinnern noch Schwallungen (Stauteiche, die zur Holztrift abgelassen wurden) wie der Poppel- und der Kaltenbachsee bei Gompelscheuer. Im schwarzwälder Enztal sind heute Holzwirtschaft und Tourismus dominierende Wirtschaftsfaktoren.

Im Muschelkalkgebiet des Flusses hat die Landwirtschaft eine gewisse Bedeutung. In steilen Terrassenlagen der Enztalhänge wird Weinbau betrieben.

Industrie und Dienstleistung sind in Pforzheim konzentriert (Schmuck, Edelmetalle, Uhren, Handel, Verwaltung), finden sich aber auch in kleineren Orten im Einzugsgebiet von Stuttgart (vor allem Bietigheim-Bissingen).

Wassersport

Die Enz wird in ihrem Oberlauf vor allem von Wildwasserkanuten befahren. Der bekannteste Abschnitt ist die anspruchsvolle Kurparkstrecke in Bad Wildbad. Der Wassersport ist zum Schutz des Ökosystems in einigen Abschnitten des Unterlaufs beschränkt:

  • Enzkreis: Ampelregelung am Wehr Mühlhausen: kein Befahren der Mühlhäuser Schleife bei rotem Lichtzeichen
  • Landkreis Ludwigsburg[9]: Betreten der Ufer sowie Anlanden nur an den gekennzeichneten Ein- und Ausstiegsstellen. Kein Betreten der Kiesinseln und Kiesbänke, kein Lagern, Grillen und Feuer machen im Uferbereich, außer an gekennzeichneten und eingerichteten Plätzen
    1. Mai bis 30. September: Sperrung von Roßwag (Fluss-km 34,12) bis Vaihingen Seemühle (km 29,94)
    gleicher Zeitraum, aber bis Sägmühle Bietigheim-Bissingen (km 13,16): bei Pegel unter 65 cm (Pegel Vaihingen) Befahrung nur mit geschultem Begleiter, bei Pegel unter 45 cm verboten

Literatur

Anmerkungen

  1. a b c Topografische Karte 1:25.000
  2. Teilbearbeitungsgebiet 45 Enz unterhalb Nagold bis Mündung Neckar
  3. Hochwasserzentrale Baden-Württemberg
  4. Regierungspräsidium Karlsruhe: TBG 45, Tab. A 7.2.1, Karlsruhe 2009
  5. Topographische Karte Baden-Württemberg, 1:50.000.
  6. Friedruch Huttenlocher & Hansjörg Dongus, Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 170 ‚Stuttgart‘, Bad Godesberg 1967 (Reihe „Naturräumliche Gliederung Deutschlands“).
  7. Zuwächse zu den jeweiligen untersten Pegelwerten berechnet für die unterhalb gelegenen Rest-Einzugsgebiete durch Multiplikation mit der Abflussspende des Einzugsgebiets zwischen den Pegeln Unterreichenbach (Nagold), Rotenbach (Eyach), Höfen (Enz), Pforzheim (Würm) und Pforzheim (Enz). Die Pegelwerte sind verfügbar in [1] und [2]. Differenzen sind gemittelt.
  8. Historischer Atlas von Baden-Württemberg, Karte VI/13.
  9. Verordnung des Landratsamtes Ludwigsburg zur Regelung des Gemeingebrauchs auf der Enz im Landkreis Ludwigsburg, vom 25. April 2006

Weblinks

 Commons: Enz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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