Harste

Harste
Harste
Flecken Bovenden
Koordinaten: 51° 36′ N, 9° 51′ O51.6002777777789.8552777777778155Koordinaten: 51° 36′ 1″ N, 9° 51′ 19″ O
Höhe: 155 m ü. NN
Einwohner: 1.165 (30. Nov. 2008)
Eingemeindung: 1973
Postleitzahl: 37120
Vorwahl: 05593

Harste ist ein zum Flecken Bovenden in Niedersachsen gehöriges Dorf mit etwa 1.200 Einwohnern. Es liegt im Leinegraben, der vom Leinetal durch den Keuperrücken der Lieth getrennt wird. Der Bach, der den Ort durchfließt, heißt ebenfalls Harste.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ehemaliges Amtshaus des Amtes Harste

Das Dorf wurde 952 in einer Urkunde Ottos des Großen erstmals als Heristi erwähnt, doch der Ortsname und archäologische Funde lassen auf eine wesentlich frühere Besiedlung schließen, was nicht zuletzt von der Annahme herrührt, dass um 900 bereits ein Schloss in Harste existiert haben soll [1]. Die Bedeutung des Namens ist umstritten. Im Mittelalter und bis ins 18. Jahrhundert war Harste ein wichtiger Knotenpunkt von Heer- und Handelsstraßen mit Poststation. Die Post führte also in Nordsüdrichtung durch das Leinetal an Göttingen auf einem kürzeren Weg vorbei. Seit dem 13. Jahrhundert befand sich im Nordwesten eine Wasserburg, die als Verwaltungszentrum des welfischen Besitzes diente und im Jahre 1354 in den Besitz von Herzog Ernst gelangte. Zwischenzeitlich befand sich das Schloss unter der Hoheit Bischofs Siegfried von Hildesheim, dem es allerdings später entrissen wurde. Die Auseinandersetzungen entwickelten sich sodann zu seinem Streit bezüglich der Güter in Harste, die einerseits das Hildesheimer Hochstift nicht abtreten wollte, das Haus der Welfen jedoch Anspruch darauf bekundeten. Burgmannen, welche zur Verteidigung der Burg eingesetzt wurden, entstammten dabei aus dem, der Umgebung ansässigen, Adel. Die Übertragung von Harste in die Hände des Welfen fand am 30. Juli 1354 statt, als die Herren von Rosdorf ihre gesamten Güter, sowie den Zehnten des Ortes und das, von Strutz von Harste an ihnen überkommene Pfandrecht am Schloss Harste, abtraten[2]. Zwei Jahre später verzichteten sodann auch die Herren von Gladebeck am 23. März 1356 auf ihre Güter in Harste und gaben diese an Herzog Ernst und seine Söhne Ernst und Otto den Quaden ab, bis auf jene Güter, die sie als Lehen besaßen und die sie an ihren Lehnsherren, dem Hildesheimer Bischof Heinrich III. und dem Grafen von Everstein Otto übergaben.

Ebenfalls zu dieser Zeit wurde das Amt Harste eingerichtet. Es umfasste 1418 die Amtsdörfer Ellershausen, Esebeck, Emmenhausen, Grone, Harste, Hetjershausen, Holtensen, Lenglern, Mengershausen, Parensen, Rosdorf und Weende; 1448 traten die Dörfer Nikolausberg und Elliehausen hinzu, während 1558 die Ortschaften Ellershausen, Grone, Holtensen, Mengershausen, Rosdorf und 1823 Weende aus dem Verbund des Amtes austraten [3]. Weitere Ortschaften, die zum Amt Harste in den folgenden Jahren hinzutraten waren Roringen, Herberhausen, Bösinghausen, Gladebeck sowie das Kloster Marienstein bei Nörten Hardenberg. Um 1570 wurde die Wasserburg durch ein Schloss ersetzt, das 1727 niederbrannte. Auf dem Gelände wurde daraufhin ein bis heute erhaltenes Amtshaus errichtet, in dem bis 1823 auch die heutigen Bovender Ortsteile Lenglern und Emmenhausen verwaltet wurden. Umgeben ist es von den Wirtschaftsgebäuden einer ehemaligen Domäne. Anders als anderen Amtsdörfern wurde Harste die örtliche Gerichtsbarkeit erst spät, im 17. Jahrhundert, zugesprochen. Bis dahin war für das gesamte Amt Harste das Landgericht auf dem Leineberg in Göttingen zuständig, welches darüber hinaus auch für den östlichen Teil des Amtes Münden verantwortlich zeichnete. Während des Dreißigjährigen Krieges war auch Harste Opfer zahlreicher Plünderungen, Verwüstungen und Bränden, so plünderten 1623 spanischen Truppen das Dorf, zerschlugen fünf Kirchenfenster, machten aus den Türen und Gestühl der Kirche Kleinholz und raubten die Kelche, drei Jahre später wurden weitere Kirchenfenster zerschlagen und aus der Bleifassung Kugeln herzustellen, die Kirchenglocken wurden fortgeschafft und aus ihnen Geschütze zu gießen[4]. Neben dem Raub an Lebensmitteln zündete man nun vermehrt Häuser an und vernichtete die Ernte auf den Feldern, was die Einwohnerschaft Harstes dazu veranlasste, mit ihrem Vieh nach Göttingen zu fliehen. Ab 1632 lagen von den insgesamt sechzig Häusern des Ortes fünfzehn in Schutt und Asche, der größte Teil der Einwohner war geflohen. Auf weimarische Truppen folgten hessische und schwedische Soldaten, sowie kaiserliche Truppen, das Ergebnis war, dass in Harste am Ende des Krieges die Hälfte aller Höfe wüst lagen. Noch wenige Tage vor Verkündigung des Westfälischen Friedens zogen schwedische Verbände ins Dorf, die innerhalb von fünf Tagen die letzten Vorräte verzehrten.

Seit 1986 wird der historische Ortskern durch eine Ortsumgehung entlastet.

Ortsbürgermeister von Harste ist seit 1996 Hans Schäfer.

Wirtschaft

In der ehemaligen Domäne befindet sich die Filiale der Fa. Tedox (ehemals Teppich Domäne Harste GmbH & Co. KG). Sie bietet unter anderem Gardinen, Lampen, Haushaltswaren, Lebensmittel, Möbel, Heimtextilien und Teppiche an. Über 80 Standorte erstrecken sich über das ganze Bundesgebiet; Tendenz steigend.

Harste war zeitweilig Sitz der Firma Hubschrauber Sonder Dienst. Diese ist zwar mittlerweile in Göttingen ansässig, betreibt in Harste jedoch weiterhin einen Ambulanzhubschrauber vom Hubschrauberlandeplatz Harste aus.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lücke, Heinrich: Burgen, Amtssitze und Gutshöfe um Göttingen. Pieper, Clausthal-Zellerfeld, 1952. S. 85.
  2. Hans Friedrich Georg Julius Sudendorf (Hrsg.): Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande. Zweiter Theil. Carl Rümpler, Hannover 1860, S. 42f.
  3. Böhme, Ernst; Scholz, Michael; Wehner, Jens: Dorf und Kloster Weende : von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert. Göttingen, 1992. S. 121. ISBN 3-9803062-0-8
  4. Otto Fahlbusch: Der Landkreis Göttingen in seiner geschichtlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung. Heinz Reise-Verlag, Göttingen 1960, S. 108f.

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