Ickern

Ickern
Ickern
Koordinaten: 51° 36′ N, 7° 20′ O51.5927777777787.337777777777862Koordinaten: 51° 35′ 34″ N, 7° 20′ 16″ O
Höhe: 62 m ü. NN
Fläche: 7,19 km²
Einwohner: 16.650 (2005)
Eingemeindung: 1. Apr. 1926
Postleitzahl: 44581
Vorwahl: 02305

Ickern im Nordosten Castrop-Rauxels ist der größte und mit 16.650 Einwohnern (2005) einwohnerstärkste Stadtteil dieser zum Kreis Recklinghausen gehörenden Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Die Emscher in Ickern

Ickern liegt im nördlichen Ruhrgebiet und somit im Süden der Westfälischen Bucht beiderseits der Emscher, die das bedeutendste Fließgewässer Ickerns ist. Im Süden Ickerns liegt das Naturschutzgebiet Beerenbruch, das auch Teile Deininghausens und Mengedes umfasst.

Nachbarorte

Beginnend im Norden im Uhrzeigersinn grenzen an Ickern die Stadt Waltrop, der Dortmunder Stadtbezirk Mengede sowie die Castrop-Rauxeler Stadtteile Deininghausen, Rauxel, Habinghorst und Henrichenburg.

Geschichte

Bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches

1220 wurde Ickern zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches gehörte Ickern über Jahrhunderte zur Grafschaft Mark. Am Nordrand dieser Grafschaft befand sich Ickern in Randlage zum kurkölnischen Vest Recklinghausen. Nach der Einteilung der Grafschaft in „Landräthliche Creise“ im späten 18. Jahrhundert gehörte Ickern im Amt Mengede zum Hördischen Kreis. [1]

Das dörfliche Ickern im 19. Jahrhundert

Während der napoleonischen Kriege wurde das Gebiet am 9. Juli 1807 als Folge des Friedens von Tilsit vorübergehend durch das Kaiserreich Frankreich annektiert, um schon wenig später am 21. Januar 1808 in das Großherzogtum Berg eingegliedert zu werden. Hier kam es zum Arrondissement Dortmund innerhalb des Départements Ruhr mit Sitz der Präfektur in der bisherigen Reichsstadt Dortmund.

Aufgrund der französischen Niederlage 1813 brach die rechtsrheinische französische Verwaltung schnell zusammen und es entstand als provisorische preußische Verwaltungseinheit das Generalgouvernement Berg. Auf Beschluss des Wiener Kongresses wurde das Generalgouvernement 1815 endgültig Besitz Preußens. Ickern wurde der am 30. April 1815 gegründeten Provinz Westfalen eingegliedert und kam im neu eingerichteten Regierungsbezirk Arnsberg zum 1817 gegründeten Landkreis Dortmund, wo es die nördlichste Gemeinde im Amt Mengede war. Der Oberpräsident der Provinz Westfalen Ludwig von Vincke wohnte bis 1813 auf Haus Ickern, einem 1944 zerstörten Adelssitz.

Von der Industrialisierung bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges

In den 1860er Jahren wurden mehrere voneinander unabhängige Schürfgesellschaften bei der Suche nach Steinkohlenvorräten im Gebiet um die Dörfer Rauxel und Ickern fündig. Somit begann 1871 mit der Zeche Victor im Umfeld Ickerns, 1908 mit der Zeche Ickern in Ickern selbst der Steinkohlenbergbau, in dessen Folge und Umfeld sich auch weitere Industrien ansiedelten. 1917 wurden die beiden Zechen durch eine gemeinsame Geschäftsleitung verbunden und 1922 wurde der Förderverbund Victor-Ickern eingerichtet. 1923 übernahm Peter Klöckner diese Zechen und weitere Montanbetriebe in die Klöckner-Werke AG Rauxel-Berlin mit Sitz in Rauxel. Im Rahmen der Ruhrbesetzung marschierten 1923 französische Truppen in Ickern ein und besetzten für ein Jahr die dortigen Schachtanlagen.

Zum 1. April 1926 wurde Ickern mit der Stadt Castrop und weiteren Gemeinden zur neuen Stadt Castrop-Rauxel zusammengelegt, die zunächst noch zum Landkreis Dortmund gehörte, bis sie zum 1. April 1928 kreisfrei wurde.[2]

Während des Zweiten Weltkrieg war Ickern wegen der dortigen Zechen und Industrieanlagen häufigen Luftangriffen ausgesetzt, die auch die Zivilbevölkerung trafen ebenso wie Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Die Produktion von Kohle wurde zwar zumeist nur kurzfristig unterbrochen, dagegen waren andere Zerstörungen schwerwiegender. Immer noch werden Bombenblindgänger aus dieser Zeit gefunden. Der bislang jüngste derartige Fund in Ickern war am 9. Dezember 2009 auf dem Sportplatz an der Uferstraße, bei dessen Entschärfung die umliegende Bevölkerung kurzfristig evakuiert werden musste. Auch die nahebei vorbeiführende Autobahn A 2 wurde zwischen Henrichenburg und dem Autobahnkreuz Dortmund-Nordost gesperrt. [3]

Nachkriegszeit bis heute

Durch die deutsche Niederlage im Zweiten Weltkrieg kam die Provinz Westfalen, in der Ickern lag, zur Britischen Besatzungszone. Die Britische Besatzungsmacht verschmolz diese Provinz mit dem benachbarten an sie gefallenen nördlichen Teil der Rheinprovinz 1946 zum neugeschaffenen Land Nordrhein-Westfalen. In diesen Jahren ging es um die Entnazifizierung, die Entflechtung der Großindustrie und den Wiederaufbau. Schacht 2 der Zeche Ickern erhielt ein neues vollwandiges Strebengerüst zur Aufnahme einer Großraum-Gefäßförderung. die über viele Jahre die größte ihrer Art im Ruhrrevier war. Die Ende der 1950er Jahre einsetzende Kohlekrise machte sich auch in Ickern bemerkbar und markierte den beginnenden Niedergang der Schwerindustrie auch hier vor Ort.

Am 21. Dezember 1967 kaufte das Land Nordrhein-Westfalen von der Klöckner-Werke AG in Duisburg die bislang als Berglehrlingsheim genutzte 130.000 m² große Liegenschaft „Meisenhof“, wo zuvor Berglehrlinge und Bergknappen untergebracht waren. 1968 entstand so an dieser Stelle die Justizvollzugsanstalt Castrop-Rauxel, eine Einrichtung des offenen Vollzuges, deren erste Häftlinge aus der Justizvollzugsanstalt Hövelhof von Staumühle hierher verlegt wurden. Heute hat der Meisenhof 450 Haftplätze im offenen Vollzug und 16 geschlossene Haftplätzen. [4]

Am 30. September 1973 wurde die letzte Förderschicht auf Ickern 1/2 und auf Victor 3/4 gefahren. Die Schächte Ickern 1/2 wurden danach verfüllt, Ickern 3 und Ickern 4 als Außenanlage von der Zeche Minister Achenbach in Lünen übernommen. Die Tagesanlagen wurden fast vollständig abgebrochen, da auf dem Zechengelände ein Gewerbegebiet entstehen sollte, ebenfalls die beiden Ickern-Außenschächte nach Stilllegung von Minister Achenbach im Jahre 1992.

Von der Kommunalreform in Nordrhein-Westfalen ist Ickern insofern betroffen, als dass die Stadt Castrop-Rauxel, der es angehört, ihre Kreisfreiheit zum 1. Januar 1975 verlor und in den Kreis Recklinghausen eingegliedert wurde. Damit wechselte auch Ickern vom Regierungsbezirk Arnsberg zum Regierungsbezirk Münster.

1985 übernahm die griechische Gemeinde das frühere Eingangsgebäude auf Ickern 1/2 in direkter Nachbarschaft zur Arbeitersiedlung Ickern-Nord und ihre Mitglieder bauten in Selbsthilfe das Gebäude zum Gemeindezentrum um. 1997 begann im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park in Zusammenarbeit von griechischer Gemeinde und dem Evangelischen Kirchenkreis Herne die Projektentwicklung für die Erweiterung zum AGORA-Kulturzentrum, die in den folgenden Jahren baulich verwirklicht wurde. Ende des Jahres 2000 wurden hier das Amphitheater und das Kulturcafé eröffnet. [5]

Katholische Kirche Sankt Antonius

Eingemeindungen

Zum 1. April 1926 wurde die Stadt Castrop – 24 Jahre zuvor aus der Titularstadt Castrop und den Gemeinden Behringhausen und Obercastrop gebildet – mit den Gemeinden Rauxel, Bövinghausen, Frohlinde, Merklinde, Habinghorst (bis dahin Amt Rauxel), Bladenhorst, Pöppinghausen (bis dahin Amt Bladenhorst), Ickern, Teilen Deininghausens, Dingen und Frohlinde (bis dahin Amt Mengede) zur neuen Stadt Castrop-Rauxel zusammengelegt; 1928 wurde auch der Rest von Deininghausen in die neue Stadt eingemeindet.

Bergbau

In Ickern befanden sich zwei Zechen, die Zeche Ickern und die Zeche Victor, die beide nicht mehr in Betrieb sind.

Auf dem Gebiet der Zeche Ickern befindet sich heute ein Industriegebiet sowie das griechische Kulturzentrum „Agora“. Die Arbeitersiedlungen der Kumpel von Zeche Ickern sind erhalten und werden immer noch bewohnt.

Das Gelände der Zeche Victor ist nach ihrer Schließung Brachland. Viele Pläne,wie z.B den Bau eines Einkaufszentrums, wurden verworfen. Auf ihrem Gebiet ist eine Straße gebaut worden, die Ickern mit dem in Habinghorst liegenden „Castrop-Park“ verbindet.


Literatur

  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 6. erweiterte und aktualisierte Auflage. Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster KG, Königstein i. Taunus 2006, ISBN 3784569943.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. siehe die Angaben auf der Karte „Die Grafschaft Marck“ von Friedrich Christoph Müller aus dem Jahre 1791
  2. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817 – 1967. Aschendorff, Münster (Westfalen) 1977, ISBN 3-402-05875-8.
  3. Stadt Castrop-Rauxel: Bombenblindgänger erfolgreich entschärft
  4. JVA Castrop-Rauxel: Historie
  5. Werkstatt-Stadt: Castrop-Rauxel-Ickern „AGORA“

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