Asien

Asien

Asien, die alte Welt, wenn Amerika die neue genannt wird, reicht von Ost nach West 1528 M., von Nord nach Süd 945 M.; seine Oberfläche wird mit den Inseln von K. Ritter auf 883000 QM. berechnet. Auf der Ostseite begränzt es der große oder Australocean, im Norden das Eismeer, im Süden der indische Ocean, im Westen lehnt sich Europa in seiner größten Breitenausdehnung an A., sodaß es nur als eine Fortsetzung von diesem erscheint. Dann berührt A. das Mittelmeer vom Asowʼschen Meere bis Gaza, und verbindet sich durch die 15 QM. breite Landenge von Suez mit Afrika; von diesem trennt es in südlicher Richtung der schmale Meeresstreifen, der arab. Busen, ohne jedoch in Klima und Terrainbildung eine Veränderung zu bewirken. Von Amerika trennt A. zwar nur die schmale Behringsstraße, da aber an dieser Straße die unwirthbarsten Landstrecken beider Erdtheile liegen, so ist Amerika eigentlich A. am fernsten, da dieses mit den Inseln Australiens durch eine Brücke großer und kleiner Inseln zusammenhängt. Die Küstenlänge des asiatischen Festlandes beträgt 7700 M., die Inseln nehmen 73000 QM. ein; die Küstenlänge verhält sich demnach wie 1: 105, bei Europa wie 1: 37; die Inseln kommen dem 16. Theile des Festlandes gleich, bei Europa dem 9. Theile. Von A. liegt 1/7 in der heißen, 1/7 in der kalten, die andern 5/7 in der nördlich gemäßigten Zone. Betrachtet man auf der Karte das Bild des massenhaften asiatischen Continents, so erkennt man ein gewaltiges Hochland als den eigentlichen Kern desselben. Es liegt zwischen dem sibirischen Tiefland, dem tatarischen Golf oder Sund, dem japanischen und chinesischen Meere, dem Küstenlande von Tonkin, den hinterindischen Kettengebirgen, Arracan und Hindustan, zwischen der Nordostecke von Vorderasien und dem Tieflande von Turan, von Nord nach Süd 470 M., von Ost nach West 750 M. weit, mit einem Flächeninhalt von 281000 QM. Dieses größte Hochland unseres Planeten ist nach allen Weltgegenden von Randgebirgen eingefaßt; das südliche, vom Indus bis zu der Irawaddi, über 350 M. weit, heißt Himalaja, (Wohnung des Schnees) erhebt sich in 3 bis 8 parallelen Ketten, die immer an Höhe zunehmen, je mehr sie sich dem Hochlande nähern; im Dhawala-Dschiri übersteigt die Erhebung 28000', die größte der Erde, und viele Gipfel nähern sich dieser Höhe. Diesen Gürtel nennt man das indische Alpengebirge, das aber die Gletscherbildung des europäischen nicht hat. Aus diesem Gebirge ergießen sich die Ströme Indus, Ganges und Brahmaputra gegen Süden; an ihrem oberen Laufe liegen die indischen Alpenländer, an ihren unteren das vorderindische Tiefland, das eigentliche Hindostan. Von den Quellen des Brahmaputra zieht der Südrand weiter östlich unter dem Namen Sine-Schan und Nan-Ling; ihm entquellen die Ströme der hinterindischen Halbinsel und der Yang-tse-Kiang im südl. China. Der Südrand, südl. vom Yang-tse-Kiang, 120 M. vor dessen Mündung beginnend, wendet sich von Süd gegen Nord 450 M. weit bis zum obern Laufe des Amur. Durch den Hoangho, den zweiten Hauptstrom Chinas wieder durchbrochen und in zwei ungleiche Theile getrennt, den südl. Yün-Ling, und den nördl. größeren, der die Namen In-Schad, Jak-Alin, Khinggan Ola führt. Dieser füllt mit vielfachen Verzweigungen das ganze Stromgebiet des Amur, die Mandschurei und die Halbinsel Korea aus. Der Nordrand zieht sich vom Amur in der Richtung Ost-Nord-Ost nach West-Süd-West in einer Länge von mehr als 400 M. bis an den Issi-Kul-Serod an die Quellen des Jaxartes, des Sir Deriah. Man theilt diesen Zug in 3 Gruppen; vom Amur bis an die Selenga nennt man ihn das mongolische Gränzgebirg, an das sich nördl. das da-urische Alpenland anschließt, das den Baikalsee umschließt, und zwei Gebirgszüge, das da-urische Scheidegebirge und das Baikalgebirge ausscheidet. Die zweite Gruppe erstreckt sich vom Baikalsee und der Angara bis zum Dsaigansee und obern Irtisch, unter dem gemeinsamen Namen Altaigebirge. Vom südl. Ufer des Seeʼs Kussu-Gul setzt sich das mongolische Gränzgebirg unter dem Namen Tagnu-Ola bis an den obern Jenisei und den Upasee fort; ostsüdöstl. von dem See der Kanghai bis zur Quelle der Selenga. Der eigentliche Altai Ola beginnt am östl. Ufer des Dsaisang und zieht parallel mit dem Kanghai am rechten Ufer des Irtisch bis zu dessen Quellen. An ihren Nordwestenden verzweigen sich diese 3 Gebirgszüge zu der Gebirgslandschaft des kleinen Altai. Den Hochmassen des kleinen Altai und dem Tagnu-Ola liegen vor das sajanische Erzgebirg, zwischen dem Baikal und Jenisei, das kutnetzkische Erzgebirg zwischen dem Jenisei und Ob, das kolywanskische Erzgebirg zwischen dem Ob und Irtisch. Die westl. oder dritte Gruppe des Nordrandes begreift man unter dem Namen des dsungarischen Gebirgslandes; es ist unter den Randgebirgen das niedrigste u. durchbrochenste, theilt sich in das dsungarische Gränzgebirg, den Ulu-Tau und Tarbagatai. Von dem Nordrande bis zum Eismeere fällt das sibirische Tiefland hinab, von der Lena, dem Jenisei, dem Ob und Irtisch durchströmt, aus der Region des Baumwuchses bis zu dem sumpfigen Boden entlang der Küste, der nur im Sommer einige Zoll aufthaut. – Der Westrand endlich streicht vom Issi-Kul als Muz-Tagh, Mustag (Eisgebirge) südwestwärts, dann als Belurtagh (Nebelgebirge) südl. und südöstl. bis zu den Quellen des Oxus und Indus. Die so umsäumte Hochlandsmasse A.s ist jedoch keine Platte, wie das innere Afrika zu sein scheint, sondern nach vielen Richtungen von Gebirgszügen durchbrochen, zwischen denen sich jedoch hie und da Ebenen von einem förmlichen Wüstencharakter zeigen, mit Sand, Gerölle, Salzseen u.s.w. – An dies centrale Hochland schließt sich das iranische Plateau an; vom Belur-Tagh erhebt die Hochgebirgslandschaft des Hindukusch (indischer Kaukasus) die Wasserscheide des Oxus und Kabul 60 M. weit; der Nordrand des Plateaus, der Paropamisus, ist ein Kettengebirg, der das Tiefland von Turan vom hohen Iran trennt; er verbindet sich an der Südostecke des kaspischen Seeʼs mit dem hohen Albors oder Elbrus. Den Ostrand von Iran vom Hindokusch den Indus entlang bis an das Meer bildet ein Gebirgszug, der verschiedene Namen trägt; er wird nur von sehr wenigen Querthälern durchbrochen, hat also wenige Pässe und macht Iran schwer zugänglich. Das Gebirg bildet an seinem südwestl. Ende die Alpenlandschaft Kelat und von da zieht sich der südliche Gebirgsrand Irans am persischen Meerbusen hin, nur einen schmalen, sandigen Küstensaum übriglassend. Vom Nordende des persischen Meerbusens ziehen die Randgebirge die Tiefebene des Tigris entlang bis zu dessen Quellen, und bilden dort die Alpenlandschaften von Ostkurdistan und Luristan. Am See Urmia treffen diese Randgebirge mit denen des Nordrandes zusammen und bilden sich vereinigend das Hochland Aserbeidsan. Politisch zerfällt Iran in die östl. Hälfte Afghanistan, und die westl. von Persien. Beide sind weite Ebenen, eine Fortsetzung Arabiens, mit Wüsten, versiegenden Flüssen, Salzseen; die Thäler hingegen, namentlich die des Südrandes, bringen alle Produkte der glücklichsten Zone in Fülle hervor. An Aserbeidsan und Kurdistan schließt sich das armenische Hochland mit dem Quellgebiet des Euphrat und Tigris, erstreckt sich bis an die Südküste des schwarzen Meeres, gegen die es steil abfällt (vergl. Armenien). Diese Hochlande umgeben nach allen Richtungen Tieflande; von dem indischen, chinesischen und sibirischen ist bereits gesprochen; an das iranische und centralasiatische, sowie an das vorderasiatische stoßt das merkwürdige Tiefland Turan, der Gegensatz von Iran in jeder Hinsicht, mit dem kaspischen Meere, 7000 QM. groß und dem Aralsee 700 QM.; sie sind sehr salzig, nehmen Ströme wie die Wolga, den Araxes, Oxus und Jaxartes auf, ohne daß sie selbst einen Abfluß hätten. Das mesopotamische Tiefland schließt sich an das kurdische, armenische und vorderasiatische Hochland, ist sehr fruchtbar, geht aber gegen Westen in die arabische Wüste über. Von dem Nordwestende Armeniens streicht entlang den Küsten des schwarzen Meeres ein steiles Randgebirge bis zur Nordwestspitze der anatolischen Halbinsel, das vorderasiatische Hochland in dieser Richtung umsäumend; mehrere Bergzüge begränzen es gegen das ägeische Meer und treffen an der Südwestspitze mit der hohen Tauruskette zusammen, die längs der Südküste hinzieht und mit dem Gebirgsgürtel des Zagro zusammenhängt, dem höchsten Gebirgsrande Irans gegen die Niederungen am Tigris. Westwärts von der syrisch-arabischen Wüste steigt das Land allmälig zu der syrischen Hochfläche (Soristan) empor, deren Westrand von dem mittelländischen Meere durch ein Gebirg von mehreren parallelen Ketten getrennt wird; die höchsten sind der Libanon, 9000–12000' hoch, in jähen Terassen zum Meere abstürzend, und der Antilibanon, von jenem durch das Thal des hohlen Syriens (Cölesyrien) geschieden. An dem Südende des todten Meeres verliert sich die Fortsetzung des Libanon, das jüdische Gebirg in eine Sandwüste, die bis in die Landenge von Suez reicht, aus welcher sich der Gebirgsstock des Sinai als eine Insel erhebt und im Dschebel Musa 7047', im Horeb 8092' emporsteigt. Südwärts vom Sinai und der arabischsyrischen Wüste dehnt sich das Hochland der arabischen Halbinsel aus mit seinem afrikanischen Charakter (vgl. Arabien). – Noch sind zwei isolirte Gebirge zu nennen; das eine ist der metallreiche Ural, der sich nördl. vom Tieflande Turans erhebt und sich 250 M. weit bis an das Eismeer erstreckt; er bildet nur eine Kette, erreicht die Breitenausdehnung der andern asiatischen Gebirge nicht und kaum 7000' Höhe. Mächtiger ist der Kaukasus, er hängt mit dem armenischen Gebirge zusammen und erfüllt die Landenge zwischen dem kaspischen und schwarzen Meere, in der Richtung von Südost nach Nordwest 150 M. lang, in einer mittleren Breite von 30 Meilen; das eigentliche Gebirg besteht aus 3 Parallelketten, von denen die höchste und mittlere bis 15000' ansteigt. – Das Stromsystem A.s ist bei der Darstellung seiner continentalen Gliederung schon erwähnt worden; von den Randgebirgen Central-A.s ergießen sich zum indischen Ocean der Indus, der Ganges und Brahmaputra, die Irawaddi, Thalayn, Menan und Combodscha; in den Australocean der Yangtse-Kiang. Hoangho und Amur; in das nördliche Eismeer die Lena, der Jenisei, der Ob mit dem Irtisch; in den Aralsee der Oxus und Jaxartes (Sir Amu und Sir Deriah); das iranische Plateau sendet den Euphrat und Tigris in den persischen Meerbusen, das anatolische den Kisil Irmak (Halys) und Sagarja in das schwarze Meer, den Mäander und Orontes in das Mittelmeer; der Jordan des Libanon fließt in das todte Meer, das tiefer liegt als das mittelländische und arabische Meer; vom Ural endlich fließt der gleichnamige Fluß, sonst Jaik genannt, ins das kaspische, ebenso vom Kaukasus der Kur. Die Umrandung so großer Landmassen verursacht die Bildung einer Menge von Seen, die keinen Abfluß haben; dieselben sind im Centralplateau fast unzählbar; im turanischen Tiefland kennen wir das kaspische Meer und den Aralsee, im syrischen das todte Meer, im armenischen den See von Wan und Urmia. Sibirien hat den größten Süßwassersee A.s, den Bajakal oder Baikal, 400 QM. groß, der vom Genfersee, das Aar und Rheinthal entlang bis an den Bodensee reichen würde; sein Abfluß ist die Angara. – Die Inseln A.s sind: im Mittelmeere die östl. Sporaden oder kleinasiatischen Inseln, unter denen im Alterthum Rhodus, Cos, Samos, Chios, Lesbos, Lemnos u.s.w. hoch berühmt waren; Cypern steht durch seine Größe als selbstständig da und vermittelte einst europäische, asiatische und afrikanische Kultur. Die Inseln des arabischen und persischen Meerbusens sind wenig bedeutend, ebenso manche zahlreiche Inselgruppe im indischen Ocean; um so wichtiger sind Ceylon, die großen und kleinen Sundainseln, die Molukken und Philippinen, die durch Größe, Zahl und Productenreichthum, sowie durch die eigene Race der Malaien, ihrer Bewohner, zu einer ausgesprochenen Selbstständigkeit berufen sind. Diese haben die japanischen Inseln im großen Ocean längst errungen und bis jetzt mit entschiedener Beharrlichkeit behauptet. Die große mandschurische Insel Sachalin dagegen, sowie die Archipele der Kurilen und Aleuten sind verkümmerte Anhängsel des Amurlandes und Sibiriens. – Das Klima A.s bietet die mannigfaltigste Abwechselung; in Sibirien die sprüchwörtlichen Winter, auf dem Centralhochlande scharfe, trockene Luft; in Vorder-A. das Klima Griechenlands und Italiens; in Vorderindien trockene, heiße Luft; in Hinterindien feuchte Hitze; auf hem Sundaarchipel die vollendete Tropentemparatur; in Arabien dagegen, in den iranischen und syrischen Wüsten die afrikanische Hitze. Unter gleichen Breiten hat A. kälteres Klima als Europa; A. hat nämlich südl. kein Afrika, sondern einen Ocean, im Westen nicht den lauen Ocean, der noch Norwegen und das nördl. Schottland erwärmt; außerdem wirkt die Erhebung so ungeheurer Landmassen auf die Strömungen des Luftmeeres bedeutend ein, wenn auch die speciellen Verhältnisse noch wenig bekannt sind; Sibirien ist ferner gegen das Eismeer offen, gegen die Luftströmungen von Süden her aber durch eine kolossale Gebirgsmauer abgesperrt. Indem aber A. die Klimate aller Erdtheile auf seinem Continent und seinen Inseln vereinigt, so erzeugt es auch alle Producte der anderen Erdtheile, wenn auch in verschiedenen Arten, und in der Pflanzen- und Thierwelt hat es viele ganz eigene, es erzeugt in der Regel Pflanzen und Thiere von der kleinsten bis zur größten Species; die Vegetation des tropischen Amerika ist zwar wegen seines Wasserreichthums üppiger als die A.s, aber die asiatische ist mannigfaltiger und das Thierreich ist in A. viel mehr entwickelt als in Amerika. In den asiatischen Tropengegenden wachsen Palmen zu 200' Höhe, füllt sich der Stamm einer derselben mit dem nahrhaften Sago, reist Balsam, Zucker, Kasse, Indigo, köstliches Gummi, Baumwolle, edles Holz, wie Tik und Acajou, Opium, Aloe u.s.w. A. eigenthümlich ist die Theepflanze, Muskatnuß, Gewürznelke, Cardamome, Kampher, Tikholz, Rhabarber, Banane, Ginseng, Ingwer, Mastix. Aus A. stammen die über die Erde verbreiteten Getreidearten, die Obstbäume, der Weinstock, die Baumwollenstaude, das Zuckerrohr. Von A. her haben die wandernden Urvölker unsere Hausthiere mitgebracht, und Pferd, Esel, Rind, Büffel, Schaf, Ziege, Hund, Huhn, Fasan, Seidenwurm leben in A. noch wild und gezähmt in höchster Ausbildung; eigenthümlich sind A.: die Bezoarziege, die angorische und tibetanische Ziege, der Dschigetal, der Buckelochs, das grunzende Rind, der Orangutang, das Moschusthier, die Kropfgazelle, das einhornige Nashorn, der indische Elephant, der Königstiger, Pfau, die indianische Schwalbe, der Gavial, die Brillenschlange, die Seidenraupe u.s.w. An Metallen scheint A. nicht so reich zu sein als Amerika, oder wir müssen eher sagen, der oben liegende Verrath an edlen Metallen ist in A. seit alter Zeit her erschöpft worden; denn daß es einmal wie Amerika Gold in Menge hatte, beweisen die Reichthümer des Krösus und der persischen Schatzkammern, sowie das in den sibirischen Tschudengräbern gefundene Gold; bekanntlich hat sich seit 2 Jahrzehnten im asiatischen Rußland eine Goldquelle aufgeschlossen, die nur von der kalifornischen und australischen an Reichthum übertroffen wird. An trefflichem Eisen hat übrigens A. Ueberfluß; das beste Kupfer liefern die russ. Bergwerke, die türkischen bei Trebisonde, besonders aber die japanischen; das meiste und beste Zinn führen die Holländer aus Hinterindien ein; die herrlichsten Diamante und Rubine liefert A. und der persische Meerbusen nebst dem Meere bei Ceylon die edelsten Perlen. – Die Bevölkerung A.s wird auf 6–700 Mill. berechnet; sie gehören im Westen und Süden vorwiegend der kaukasischen Race, im Norden und Osten der mongolischen an; in Hinterindien und auf den südl. Inseln überwiegen die Malaien, und negerartige Stämme finden sich zerstreut und ohne Bedeutung im Süden und auf den Australien nahen Inseln. Die neuere Geographie faßt die asiatischen Völker in folgende Gruppen: 1. die ostasiatische Gruppe, mongolischen Stammes, Tibetaner, Chinesen, Koreaner, Indochinesen, Japaner, mit verschiedenen Sprachen, in Cultur und Religion ziemlich übereinstimmend; Ackerbau, mechanisches Gewerbe zum Theil in möglichster Ausbildung, die Bevölkerung ungemein dicht; Religion der Buddhismus in verschiedenen Ausartungen. 2. Die tatarische Gruppe mit den Tungusen, denen die Mandschu angehören, den eigentlichen Mongolen, den Türken; sie gehört im Hochlande dem Buddhismus an, im turanischen Tieflande und dem vorderasiatischen Hochlande dem Islam; sie hat A. und Europa mit den furchtbarsten Verwüstungszügen heimgesucht und in den Osmanen noch im 16. Jahrh. Europa bedroht. 3. Die sibirische Gruppe mit den ehemals kräftigen Tschutschken, den Samojeden, Ostiaken, Koriäken, Kamtschadalen, Kurilen, verkümmerte Völker, gehören größtentheils der elendesten aller heidnischen Religionsformen, dem Schamanismus, an; die russ.-griech. Kirche, oder wie sie sich selbst nennt, die orthodoxe, hat für ihre Bekehrung so viel wie nichts gethan. 4. Die malayische auf den Inseln, zum Theil mit sehr entwickelter Cultur, dem Buddhismus oder Islam angehörig; die Anlagen sind edel, aber die Race ist größentheils durch die Schuld der Europäer u. der früheren Eroberer Indiens zur Grausamkeit und Räuberei ausgeartet. 5. Die Gruppe im vorderindischen Dekan, Tamulen, Canaresen, Telugus und Singalesen (Ceyloner), ohne politische Bedeutung, dem Bramaismus und Buddhismus angehörig. 6. Die indogermanische Gruppe mit den eigentlichen Hindu, den Iraniern, den Armeniern, dem Brahmaismus, Buddhismus, Islam, zum geringsten Theile der Zendreligion u. dem Christenthum dienend, uralte Culturvölker, mit herrlichen Sprachen, deren Studium in unseren Tagen einen Blick in das älteste Völkerleben eröffnet. 7. Die Kaukasier mit ihren vielnamigen Stämmen, tapfere, schöne, unzähmbare Völker, in ihrem Gebirgshorste der russ. Macht noch immer, wenn auch immer schwerer, Widerstand leistend, – Moslemin bis auf die schönen aber entarteten Georgier im Vorlande. 8. Die Semiten, denen vor Zeiten auch die Bewohner Mesopotamiens angehörten, die Syrer, Phönizier, Juden, alle für die Entwicklung der vorderasiatischen, nordafrikanischen und europäischen Menschheit von der größten Bedeutung, in den Arabern die Urheber einer Bewegung, welche A., Afrika und Europa theilweise umgestaltete; die Semiten sind von der ältesten Zeit derjenige Stamm des Menschengeschlechtes, der am meisten den religiösen Ideen lebt, der trotz seiner Liebe zur Ruhe der heftigsten Aufregung fähig ist, geistreich trotz dem indogermanischen Stamm, zur Grausamkeit und Wollust geneigter. – A. ist bekanntlich die Wiege des Menschengeschlechtes; von ihrer ersten Wohnstätte zogen einst die Stämme der Menschen der Sonne nach gegen Westen, oder ihr entgegen morgenwärts; Stromthäler führten sie gegen Süden und Norden. Nach Europa läßt sich eine Einwanderung indogermanischer Stämme über den Hellespont in historischen Spuren nachweisen, über den Hellespont wälzte A. die Schaaren des Xerxes nach Europa ohne festen Fuß fassen zu können; dagegen schlug die osmanische Einwanderung denselben Weg ein und erschütterte Europa durch den letzten asiatischen Stoß. Von der Nordseite des Kaukasus drangen in der historischen Zeit die germanischen Stämme der Gothen über Wolga, Don und Dniepr ein, neben ihnen und nach ihnen slavische und finnische, später ergossen sich durch dasselbe weit geöffnete Völkerthor zwischen dem Nordende des kaspischen Meeres und dem Ural die wilden Schwärme der Hunnen und anderer mongolischen Stämme. Geschichtlich nachweisbar ist die Einwanderung der alten Chinesen aus Hochasien in die Thäler des Yang-tse-Kiang u. Hoangho, die spätere der Mandschu; die ältesten Sagen der Hindu weisen auf die Herkunft ihrer Väter vom iranischen Hochlande; daß die Stammväter der Juden, Idumeer, Phönizier aus den Euphratgegenden kamen, ist aus der Bibel bekannt und den Profanschriftstellern. Die Landenge von Suez war die Brücke nach Afrika, in historischer Zeit für die Eroberer Vorderasiens, zuletzt für die Araber. Die alte Cultur der Hindu und Sinesen hat sich erhalten, die der iranischen Zendvölker, der Assyrer und Babylonier, der Phönizier, Lydier, der Syrer; die griech.-röm., zuletzt auch die arabische ist untergegangen; merkwürdig ist zugleich, daß an der Stätte dieser Cultur eine Wüste getreten ist und daß selbst der Boden verdorben scheint; die Ebenen Assyriens, wo einst der Weizen 120fältigen, den reichsten, von Hippokrates angestaunten Ertrag gab, wo einst ganze Wälder von Datteln standen, sind jetzt mit Salzesflorescenzen bedeckt, der Libanon ist entwaldet, Palästina ausgebrannt; ist es möglich, daß diese Gegenden noch einmal werden, was sie gewesen sind? A. ist jetzt von Europa in seinen Bereich gezogen; Sibirien ist russisch, über den Kaukasus, über das kaspische Meer und den Aralsee dringt die russ. Macht langsam aber mit unaufhaltsamer Stätigkeit vor; England hat am Ganges und Indus ein ungeheures Reich gegründet und dringt bereits in Hinterindien vor; in Aden, an der chinesischen Küste hat es festen Fuß gefaßt; gegen Japan rüsten die Angloamerikaner, nur Turan und das centrale Hochland sind der europäischen Macht noch unzugänglich, ebenso das innere Arabien; es braucht keine Sehergabe, wenn man behauptet, Rußland und England werden A. noch gewaltiger als die macedonisch-griechische und die römische Macht in den Bereich Europas ziehen, wenn einst Rußland von den Dardanellen, England von der ägyptischen und syrischen Küste, dieses zugleich vom persischen Meerbusen aus operiren. Dagegen verschwinden die Reste der alten Eroberungen der Portugiesen, Spanier und Franzosen, selbst die blühende holländ. Macht auf den Sundainseln verdankt ihr längeres Dasein nur der Gnade Englands. Bisher hat A. nur vorübergehend in den phönizischen Handelsstädten u. den altgriech. Colonien eine bürgerlich freie Verfassung entwickelt; die Freiheit der Araber, Kurden, Kaukasier, Kalmüken u.s.w. ist eine wilde oder patriarchalische, sonst war A. immer das klassische Land der Eroberer und Despoten, vielleicht weil es das Land der Vielweiberei ist, welche die Grundlage aller wahren Freiheit, die ächte Ehe, die Familie nicht aufkommen läßt; wird A. durch Europa christlich regenirt oder vollends zu Grunde gerichtet werden, indem dort die Europäer degeniren, wie die Nachkömmlinge der glaubensstarken, eisenfesten Kreuzfahrer? Gegenwärtig zerfällt A. politisch in folgende Bestandtheile: 1. Das osmanische Reich; 2. Arabien; 3. Persien; 4. Afghanistan und Beludschistan; 5. Bokhara, dessen Khan Chiwa und Kokand sich unterworfen hat, also den größten Theil Turans beherrscht; 6. Vorderindien mit dem großen engl.-indischen Reiche und seinen Vasallenstaaten Hyderabad, Mysore, Nagpur, Butan, Nepal; 7. Hinterindien mit den englischen Besitzungen, dem Reiche Birma, Siam, Anam, den malayischen Fürstenthümern auf Malakka; 8. die Malaienstaaten auf den Inseln; 9. China mit seinen Vasallenstaaten; 10. Japan; 11. das asiatische Rußland; 12. die unabhängigen Stämme des Kaukasus.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

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