Tabak

Tabak
Tabak
Tabakfeld

Tabakfeld

Systematik
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Gattung: Tabak
Wissenschaftlicher Name
Nicotiana
L.

Tabak (Nicotiana) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), zu der auch die Tomate, Kartoffel und Tollkirsche gehören. Tabak gelangte durch die Ankunft der Europäer in Amerika in die restliche Welt. Der französische Gesandte in Portugal Jean Nicot sorgte für die Einführung des Tabaks als Heilpflanze in Frankreich, nach ihm wurde später der Gattungsname der Tabakpflanze „Nicotiana“ und gleichzeitig der wichtigste Inhaltsstoff Nikotin benannt. Heutzutage sind 75 Nicotiana-Arten bekannt. Die Tabakpflanzen erzeugen in den Wurzeln das Alkaloid Nikotin, welches sie in den Blättern einlagern und das dort der Abwehr von Fraßinsekten dient. Aufgrund des hohen Gehalts an Nikotin wird Tabak heute als Droge eingestuft, früher jedoch ausschließlich als Genussmittel.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Vegetative Merkmale

In der Gattung Tabak existieren sowohl Arten, die als kleine einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen mit einer Größe von 0,1 bis 0,3 m wachsen, aber auch größere, weichholzige Sträucher, die bis zu 2 m hoch werden und selten auch Bäume mit einer Größe von bis zu 10 m. Gelegentlich verbreiten die Pflanzen einen üblen Geruch. Die Wurzeln sind nicht selten brutkörpertragend, in den Sprossen und Blättern ist Kristallsand zu finden, das Phellogen wird unter der Epidermis ausgebildet, das innere Phloem ist faserig. Die drüsigen Trichome bilden fast ausschließlich mehrzellige Köpfe; es kommen jedoch auch einzellige Köpfe vor.

Die Blätter sitzen an einem Blattstiel oder sind blattstiellos, oftmals bilden die basalen stängelständigen Blätter unterschiedliche Formen aus, wobei die stängelständigen Blätter meist kleiner sind und in die Brakteen der Blütenstände übergehen können. Die Blattränder sind ganzrandig oder gewellt. Sie sind (2) 8 bis 15 (100) cm lang, die Blattstiele sind kürzer als die Blätter und gleichmäßig geschwungen.

Blütenstände und Blüten

Die Blütenstände sind terminale, vielblütige Dolden, selten sind die Blüten auch mit Laubblättern statt Brakteen verbunden. Die Blüten sind duftlos oder duftend, oftmals in den Abendstunden aufblühend, bei Sonnenlicht wieder schließend oder offenbleibend; es existieren auch selbstbestäubende Arten. Der Kelch ist radiärsymmetrisch oder seltener auch zygomorph, mit fünf gleichlangen oder ungleichmäßigen linearen, dreieckigen oder pfriemförmigen Kelchblattlappen. Die Lappen sind normalerweise kürzer als der urnenförmig, zylindrisch oder glockenförmig verwachsene Teil des Kelches, nur in Ausnahmen sind sie gleich lang. Die radiärsymmetrische oder zygomorphe Blütenkrone ist fünfzählig; 5 bis 90 mm lang, trichterförmig, röhrenförmig oder stieltellerförmig und sehr vielfältig gefärbt. Die Kronblattlappen besitzen einen eingebuchteten Rand. Die fünf Staubblätter können innerhalb oder außerhalb der Blüte enden, die Staubfäden sind gerade oder stark knieförmig gebogen; haben innerhalb einer Blüte die gleiche Länge oder kommen in zwei Längen (4 + 1) oder drei Längen (2 + 2 +1) vor. Die Antheren sind dorsal fixiert, können gelb, grün oder violett sein, sind 1,2 bis 2,3 mm lang und sind dann fast kreisförmig oder 3,5 bis 5,5 mm lang und dann mit eiförmiger, verkehrt eiförmiger oder länglicher Form.

Früchte und Samen

Die Samenkapseln sind scheidewandspaltig-fachspaltig, 4 bis 20 (28) mm lang und enthalten meist zwischen 100 und 5000 Samen. Die Samen sind 0,4 bis 1,3 mm lang, fast kugelförmig, nierenförmig oder nahezu nierenförmig, manchmal verlängert; die Tausendkornmasse beträgt 0,1 Gramm.

Inhaltsstoffe

Die bedeutendsten sekundären Pflanzenstoffe der Nicotiana-Arten sind zu den Nikotinoiden zählende Alkaloide. In 54 aus 64 untersuchten Arten war Nikotin eines der am stärksten vertretenen Alkaloide, in 28 Arten davon sogar das Alkaloid mit der höchsten Konzentration. Nornicotin konnte in 32 der 64 untersuchten Arten festgestellt werden, nur in acht Arten war es das Hauptalkaloid, meist wenn Nikotin oder andere Alkaloide als wichtige Alkaloide fehlten. In drei Arten konnte auch Anabasin als Hauptalkaloid festgestellt werden.[1]

An den Arten Nicotiana tabacum und Nicotiana rustica konnte nachgewiesen werden, dass mit 97 % der größte Anteil des Nikotins in den Wurzeln gebildet wird. Über das Xylem wird es in alle anderen Pflanzenteile transportiert und neben den Wurzeln auch in den jungen Blättern, Stängeln und Blüten abgelagert. Der Anteil an Nikotin in den getrockneten, unbehandelten Blättern der hauptsächlich für den Tabakanbau kultivierten Arten Nicotiana tabacum und Nicotiana rustica liegt meist zwischen 0,5 und 8 %, jedoch wurden in Nicotiana tabacum auch bis zu 10 % und in Nicotiana rustica bis zu 18 % Nikotin nachgewiesen. In den anderen Arten variiert der Gesamtanteil an Alkaloiden in den getrockneten Pflanzenteilen zwischen 0,003 % und 2,96 % in den Blättern und 0,027 % und 2,46 % in den Wurzeln.[1]

Ökologie

Innerhalb der Gattung existiert eine große Vielfalt an Bestäubungsmechanismen. So tritt Ornithophilie (Bestäubung durch Vögel, beispielsweise bei Nicotiana africana und Nicotiana langsdorfii), Chiropterophilie (Bestäubung durch Fledermäuse, beispielsweise bei Nicotiana otophora), Sphingophilie (Bestäubung durch Schwärmer, beispielsweise bei Nicotiana sylvestris und Nicotiana alata) und Psychophilie (Bestäubung durch Tagfalter, beispielsweise bei Nicotiana forgetiana) auf.

Tabak ist eine Pflanze der Subtropen mit hoher Wärmebedürftigkeit und geringer Kältetoleranz. Unter 15 °C ist das Wachstum gehemmt, bei 0 °C werden die Blätter geschädigt, bei −3 °C sterben die Pflanzen. Für einen guten Wuchs benötigt die Tabakpflanze neben Wärme genügend Feuchtigkeit, dies sind allerdings auch die besten Voraussetzungen für die verbreiteten Krankheiten des Tabaks. Leichter Wind steht dem Pilzbefall entgegen, starker Wind und Hagel zerstören die Blätter und machen sie für die Verarbeitung unbrauchbar.

Der Tabakblauschimmel (Peronospora tabacina) ist die gefährlichste und eine auf der ganzen Welt verbreitete Krankheit. Im Jahr 1960 trat er erstmals in Europa auf und vernichtete in diesem Jahr einen Großteil der Ernte. Auf der Blattunterseite bildet sich der für die Peronospora-Pilze typische graubläuliche Belag, es entstehen Löcher in den Blättern die eine Verwendung als Rohstoff für Zigarren und Zigaretten verhindert. Bekämpft werden kann diese Krankheit nur durch den prophylaktischen Einsatz von Fungiziden und durch eine Fruchtfolge, in der Tabak frühestens nach drei Jahren wieder auf der gleichen Fläche angebaut wird.

Weitere pilzliche Krankheiten sind die Wurzelbräune (Thielaviopsis basicola) und Sclerotinia-Krankheit (Sclerotinia sclerotiorum), die Bakterien-Krankheit Wildfeuer (Pseudomonas tabaci) sowie verschiedene Viruskrankheiten insbesondere Tabakmosaikvirus (Tabacco mosaic virus).

Ein verbreitetes Unkraut im Tabakanbau Europas ist der schwer bekämpfbare Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense); der Schmarotzer Kleiner Sommerwurz (Orobanche minor) schädigt die Pflanzen durch Entzug wichtiger Nährstoffe.

Schädlinge des Tabaks sind Engerlinge (Larven der Mai- und Junikäfer; Melolontha melolontha), Drahtwürmer (Agriotes spp.), Schnecken (Deroceras sp.), Stängelälchen (Ditylenchus dipsaci) und die Wanderheuschrecke (Locusta migratoria).

Ein weiterer Schädling der Tabakpflanze ist die Raupe des Tabakschwärmers (Manduca sexta), die gegen das Nervengift Nikotin unempfindlich ist. Die Pflanze reagiert auf den Speichel der Raupe mit einem Ausstoß des Hormons Jasmonsäure, bereits nach fünf bis zehn Minuten im ganzen befallenen Blatt, nach 30 Minuten in der kompletten Pflanze. An der Blattwunde strömen daraufhin Grüne Blattduftstoffe aus, die kilometerweit durch die Luft getragen werden. Nach einer Stunde werden in der Tabakpflanze Abwehrmechanismen aktiviert, so dass nach etwa fünf Stunden die Produktion von für die Raupe des Tabakschwärmers verdauungsstörenden Proteinen beginnt. Nach insgesamt zehn Stunden sendet die Pflanze einen ganzen Cocktail von Duftstoffen aus, der eine bestimmte Wespenart anlockt, welche ihre Eier parasitär in den Raupen des Tabakschwärmers ablegt. Besonders bei den Wildformen des Tabaks nehmen Nachbarpflanzen ebenfalls das Ausströmen der Botenstoffe wahr und reagieren mit einem frühzeitigen Umschalten ihrer Gene.

Systematik

Äußere Systematik

Die Systematiken der Nachtschattengewächse nach William D'Arcy und Armando Hunziker ordnen die Gattung in die Unterfamilie Cestroideae nahe den Gattungen Petunia und Fabiana ein. Phylogenetische, molekularbiologische Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Gattung an basaler Stelle einer Klade steht, die daneben die australische Tribus Anthocercideae, bestehend aus den Gattungen Anthocercis, Anthotroche, Crenidium, Cyphanthera, Duboisia, Grammosolen und Symonanthus, enthält. In der phylogenetisch orientierten Systematik nach Richard Olmstead bildet diese Gruppe die Unterfamilie Nicotianoideae, die als Schwesterklade der Unterfamilie Solanoideae platziert ist.[2][3]

     ┌── Nicotiana
  ┌──┤
  │  └── Anthocercideae
──┤
  └───── Solanoideae 

Kladogramm vereinfacht nach [3]

Innere Systematik

Innerhalb der Gattung Nicotiana werden 75 natürlich vorkommende Arten unterschieden, die in 13 Sektionen eingeteilt werden. Molekularbiologische Untersuchungen haben ergeben, dass die Sektion Polydicliae nicht monophyletisch ist, sondern die Arten der Sektion Trigonophyllae enthält.[2]

Anbau

Staaten mit Rohtabakernten von über 100.000 Tonnen. Chinas Anteil an der Welttabakernte beträgt ca. 38 %.
Tabakblüte

Der Tabakanbau ist der landwirtschaftliche Anbau von Tabak als Nutzpflanze zur Gewinnung von Rohtabak aus den geernteten und getrockneten Blättern, teilweise auch aus den ganzen Pflanzen. Wegen der großen Anpassungsfähigkeit der subtropischen Pflanze wird Tabak bis in die gemäßigten Zonen von 38° südlicher Breite bis 56° nördlicher Breite angebaut. Die wichtigsten Anbaugebiete sind Volksrepublik China, Nord-, Mittel- und Südamerika, Südostasien, Vorderasien/Balkan und Europa.

Zu Anfang des 21. Jahrhundert lagen fast 90 % der Anbauflächen in den südlichen Ländern. Besonders in den Niedrig- und Mitteleinkommensländern der tropischen und subtropischen Landschaftszonen in Afrika, Lateinamerika und Asien, den Schwellen- und Entwicklungsländern des Südens, nimmt der Tabakanbau zu. Im Zeitraum 1961–2002 ist die Anbaufläche in der „Ersten Welt“ um 60 % gefallen und stieg in der gleichen Zeitspanne in der „Dritten Welt“ um ca. 60 % an. Beispiele für extreme Anbauzunahme ist Malawi mit Verdoppelung und Tansania mit Versechsfachung in 40 Jahren. Der Tabakanbau führt in den afrikanischen Anbaugebieten zu verstärkter Abholzung von Wäldern, Humusabbau des Bodens und starker wirtschaftlicher Abhängigkeit von den Tabakaufkäufern. [4]

Der Tabakanbau in Europa wurde von der Europäischen Union mit Subventionen von bis zu 1 Milliarde Euro jährlich gefördert.[5] Davon entfielen rund 150 Millionen Euro auf den Tabakanbau in Deutschland. Ab 2005 wurden 20 Prozent der EU-Zahlungen gezielt dafür eingesetzt, die Tabakbauern zum Umsteigen auf andere Erzeugnisse zu ermuntern. Im Jahr 2010 wurde die Subventionierung des Tabakanbaus in der EU eingestellt; Umstellungsbeihilfen können noch längstens bis 2013 beantragt werden.[6]

Welternte und Handel von Rohtabak

Im Jahr 2000 betrug die weltweite Rohtabakernte in 120 Staaten auf einer Anbaufläche von 4,1 Millionen Hektar rund 7,4 Millionen Tonnen. Die Volksrepublik China war mit 1,5 Millionen Hektar Anbaufläche und einem Produktionsanteil von 2,6 Millionen Tonnen der weltgrößte Tabakanbauer.[7]

Staat/Staatenverbund Anbaufläche in
Tausend Hektar
Produktion in
Tausend Tonnen[8]
Volksrepublik China 1500 2686
Brasilien 500 879
Indien 400 598
USA (gesch.) 250 290
Europäische Union 180 (gesch.) 200
Türkei 100 140
Tabakhandel im Jahr 2004
Staat Import in
Mill. US-Dollar
Export in
Mill. US-Dollar
Japan 2.866 253
Frankreich 2.258 851
Italien 2.041 276
Deutschland 1.950 2.951
Spanien 1.912 222
China 1.473 1.170
USA 1.343 2.654
Niederlande 1.298 3.784
Summe aller aufgeführten Länder 15.141 14.815

Vereinigte Staaten von Amerika

Auf dem Gebiet der heutigen Vereinigten Staaten wurde Tabak von Indianern, die ihn als Genussmittel, als spirituelle Droge und für medizinische Zwecke verwendeten, bereits lange vor der Ankunft der Europäer geerntet.[9] Die Spanier übernahmen die Verwendung als Genussmittel schnell und führten den Tabak 1518 in Europa ein. Als in der Kolonie Virginia 1607 die ersten englischen Siedler landeten, war Tabak auch in England bereits bekannt und stark nachgefragt. Anstelle der wilden Tabakpflanzen, die die Indianer verwendeten, setzte sich auf den Tabakfeldern der weißen Siedler jedoch eine mildere Tabakart durch, die der Engländer John Rolfe um 1612 illegal aus Spanisch-Amerika eingeführt hatte. Tabak wurde im 17. Jahrhundert zum wichtigsten Exportprodukt von Virginia. Bis 1619 wurden über Jamestown 10 Tonnen Tabak nach Europa verschifft, bis 1639 wurden es 750 Tonnen. Aufgrund seiner guten Verkäuflichkeit galt Tabak als so wertvoll, dass er in Virginia weithin als Zahlungsmittel anerkannt war.

Die Siedler hatten den Tabak anfangs nur als einträgliche Nebenerwerbsquelle neben der Landwirtschaft angebaut, legten dann jedoch bald Plantagen an, deren hoher Bedarf an Arbeitskräften zunächst vor allem durch Schuldknechte gedeckt wurde. Nachdem viele Schuldknechte 1676 an Bacon's Rebellion teilnahmen, ersetzten die Pflanzer ihre Arbeitskräfte durch Sklaven. Als der erste Tabakpflanzer in Virginia, der seine Plantage mit Sklaven bewirtschaftete, gilt William Fitzhugh (1741–1809). Die Pflanzer in Virginia waren nicht die ersten Sklavenhalter auf dem späteren Staatsgebiet der Vereinigten Staaten, sie waren jedoch die ersten, deren Nachfrage nach billigen Arbeitskräften so groß war, dass sie Sklaven direkt aus Afrika zu importieren begannen und damit am Atlantischen Dreieckshandel teilnahmen. Sie waren auch die ersten, die ihre Sklaven im berüchtigten Kolonnensystem einsetzten. Die Arbeit auf den Tabakplantagen war außerordentlich hart und erstreckte sich über den größten Teil des Jahres, anders als die Baumwollproduktion im Tiefen Süden umfasste sie jedoch viele Arbeitsgänge, die von den Sklaven Spezialkenntnisse und besondere Erfahrung verlangten. Auch Fässer, Scheunen und Rollwagen wurden bei der Tabakproduktion benötigt, sodass Sklaven sich z. B. als Küfer, Schreiner oder Wagenbauer qualifizieren konnten und damit die Möglichkeit erlangten, in der Hierarchie der Plantage zumindest in bescheidenem Umfang aufzusteigen.[10]

Die amerikanischen Bundesstaaten, in denen heute die größten Mengen Tabak angebaut werden, sind North Carolina, Kentucky, Tennessee, Virginia, South Carolina und Georgia. In geringerem Umfang wird Tabak auch in Ohio, Indiana, Florida, Maryland, Pennsylvania, Missouri, West Virginia und Alabama produziert.[11] Im Jahr 2005 wurden in den USA 0,47 Mio Tonnen Tabak produziert. Mit 7 % des weltweit produzierten Tabaks waren die Vereinigten Staaten – nach der Volksrepublik China, Indien und Brasilien – der viertgrößte Tabakproduzent der Welt. Konsumiert wurden in den USA zur selben Zeit 0,43 Mio Tonnen Tabak; das entspricht 6,2 % der Tabakproduktion weltweit (zum Vergleich: der Anteil der Einwohner der USA an der Weltbevölkerung beträgt ca. 4,6 %). Nach der Volksrepublik China, der Europäischen Union und Russland waren die USA damit der fünftgrößte Tabakverbraucher weltweit. Das größte amerikanische Unternehmen, das Tabakerzeugnisse für den amerikanischen Markt produziert, ist Philip Morris USA, ein Tochterunternehmen der Altria Group, zu dem auch das für den internationalen Markt produzierende Unternehmen Philip Morris International gehört. Weitere große amerikanische Hersteller von Tabakerzeugnissen sind Reynolds American, die Lorillard Tobacco Company und die Liggett Group. Stark verbreitet ist in den USA auch der Konsum von Smokeless Tobacco, dessen größter Hersteller die in Stamford, Connecticut ansässige U.S. Smokeless Tobacco Company ist.

Deutschland

→ Hauptartikel: Tabakanbau in Deutschland

Der Tabakanbau Deutschlands hatte im Weltmarkt immer nur eine untergeordnete Bedeutung. Wenngleich er im 20. Jahrhundert bis zu 200.000 Bauernfamilien Arbeit und Brot sicherte, so war doch höchstens 1 % des Weltanbaus deutschen Ursprungs. Bis Ende der 1960er Jahre war auch der Tabakanbau zur Selbstversorgung in Deutschland recht gebräuchlich. In Deutschland wird (2011) Tabak nur noch auf wenigen Flächen in Baden zwischen Mannheim und Lahr, in Mittelsachsen und in der Südpfalz angebaut. Darüber hinaus wird verstärkt versucht, den noch verbliebenen Tabakanbauern den Umstieg auf alternative Nutzpflanzen zu erleichtern.

Nutzung

Bis ins 17. Jahrhundert hatte Tabak eine Bedeutung als Heilpflanze in der Augenheilkunde. Als Nutzpflanze haben derzeit (2007) nur zwei Arten wirtschaftliche Bedeutung, die zahlreiche Varietäten bilden und aus denen viele Sorten gezüchtet wurden. Die verbreitetste Art ist der Virginische Tabak (Nicotiana tabacum), zu dem nahezu alle heute angebauten Sorten gehören. Die Tabakernte (2007) wird nach entsprechender Verarbeitung weit überwiegend für Zigaretten genutzt. In Deutschland waren bis Ende des 20. Jahrhunderts die Sorten „Friedrichstaler“, „Havanna“, „Geudertheimer“ und „Burley“ verbreitet. Dies sind dunkle Sorten, die für Zigarren und als Beimischung zu dunklen Zigaretten Verwendung fanden. Virginia ist eine aktuelle Sorte die als Beimischung in helle Zigaretten-Marken verwendet wird. Vereinzelt wird außerdem noch Bauern-Tabak (Nicotiana rustica) angebaut. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Arten und Sorten, die als Zierpflanzen Verwendung finden. In der Pharma-Forschung laufen intensive Untersuchungen, künftig mit speziell gezüchteten Tabaksorten Rohstoffe für Medikamente herzustellen.

Tabakwaren

Heller Tabak
Feinschnitttabak

Die getrockneten, kurierten und gerebelten Tabak-Blätter (Rauchkraut) können in Tabakspfeifen oder gedreht als Zigaretten, Zigarillos und Zigarren geraucht werden. Das giftige, suchtauslösende Nikotin wird dabei zu großen Teilen verbrannt; nur ein geringer Anteil verdampft und wird inhaliert. Weniger verbreitet ist der Konsum in Form von Smokeless Tobacco, Snus, Kautabak und Schnupftabak. Bereits der Verzehr geringer Mengen kann wegen des hohen Nikotinanteils zum Tod durch Atemlähmung führen. Der Konsum durch Inhalation, Schnupfen oder Kauen ist ebenfalls mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden die von Herz-Kreislauf-Problemen, über Durchblutungsstörungen und Impotenz, bis hin zu verschiedensten Karzinomformen reichen können. Mehrere dieser Risiken sind auch mit dem Passivrauchen verbunden.
Der Konsum von Tabakwaren erhöht signifikant das Risiko einer Nikotinabhängigkeit.

Insektizid

Nach seiner Entdeckung 1763 wurde das Nikotin als Insektizid zur Schädlingsbekämpfung genutzt, indem „Tabakbrühe“, ein Sud aus Tabakblättern, gegen Insekten eingesetzt wurde. Da von dieser Maßnahme auch schonungswürdige Nützlinge betroffen werden und wegen der stark gesundheitschädlichen Wirkung des Nikotins als Nervengift, wird diese Methode nicht mehr verwendet. Trotzdem wird es weiterhin als Hausmittel gegen Blattläuse an Zimmerpflanzen thematisiert.

Wald-Tabak

Zierpflanzen

Tabakarten und -sorten werden auch als Schmuckpflanzen angebaut. Unter diesen gibt es Wildarten wie den bis zu 1,7 m hohen, nachts stark duftenden Wald-Tabak (Nicotiana sylvestris) mit langen weißen Blütenröhren oder die vielen Sorten des Ziertabaks Nicotiana x sanderae, einer Kreuzung aus dem rotblühenden N. forgetiana und dem weißblühenden N. alata. Aus dieser Kreuzung entstanden Nachkommen in vielen Farbtönen und in unterschiedlichen Wuchshöhen, teils immerduftend, teils nachtduftend oder auch ohne Duft. Der „Scharlachkönig“ ist eine dunkel scharlachrot blühende, etwa 60 cm hohe Sorte.

Parfümerie

In Herrenparfüms werden Tabaknoten gerne eingesetzt. Für echte Effekte sind Absolues aus echten Tabakblättern unerlässlich. Absolues werden durch Extraktion über das Concrète gewonnen.

Pharmapflanzen

Der Tabak gehört zu denjenigen Pflanzen, deren Genom am besten erforscht ist. Er wird in der Gentechnik-Forschung bevorzugt, weil er weder von Mensch noch Tier verzehrt wird und deshalb nicht versehentlich in die Nahrungskette gelangen kann. Durch Veränderungen des Erbgutes entstand beispielsweise nikotinfreier Tabak; die Produktion von Medikamenten in Tabakpflanzen ist inzwischen ein ernsthafter und erfolgreicher Forschungszweig.

Geschichte des Konsums

Junger Mann mit Pfeife (Michel Gobin, 17. Jh.)

→ Hauptartikel: Geschichte des Tabakkonsums

Die Geschichte des Tabakkonsums in Europa reicht bis ins Jahr 1492 zurück, als Christoph Kolumbus Amerika entdeckte. Die dort lebenden Einwohner hatten schon das Tabakrauchen gekannt. Im Laufe der Jahre hat sich der Konsum sehr verändert. So gibt es verschiedene Konsumformen, Marken, so dass gar eine eigene Marktbranche entstand. Mit der Verbreitung ist auch die Kritik aufgekommen, so dass viele Länder das Rauchen an verschiedenen Orten gesetzlich verbieten.

Siehe auch

Literatur

  • B. Hortmann: Der Tabakbau. J.L. Romen'sche Buchhandlung, Emmerich, 1855
  • Jacob Wolf: Der Tabak und die Tabakfabrikate. Leipzig 1912.
  • Manfred G. Raupp: Die Entwicklung des Tabakanbaus in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung in der Gemeinde Staffort. Nürtingen 1962.
  • Armando Hunziker: The Genera of Solanaceae. A.R.G. Gantner Verlag K.G., Ruggell, Liechtenstein 2001. ISBN 3-904144-77-4.
  • Arnold Hauck: Duwaggbreche in Stutensee. Stutensee Hefte, Stadt Stutensee 2003.

Einzelnachweise

  1. a b Eckart Eich: Solanaceae and Convolvulaceae: Secondary Metabolites Biosynthesis, Chemotaxonomy, Biological and Economic Significance (A Handbook). Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 2008. ISBN 978-3-540-74540-2. doi:10.1007/978-3-540-74541-9
  2. a b c James J. Clarkson et al.: Phylogenetic relationships in Nicotiana (Solanaceae) inferred from multiple plastid DNA regions. In: Molecular Phylogenetics and Evolution, Band 33, 2004. Seiten 75–90.
  3. a b Richard G. Olmstead und Lynn Bohs: A Summary of Molecular Systematic Research in Solanaceae: 1982–2006. In: D.M. Spooner et al. (Hrsg.): Solanaceae VI: Genomics Meets Biodiversity, ISHS Acta Horticulturae 745, Juni 2007. ISBN 978-90-6605-427-1.
  4. Regenwald Report 1.Quartal 2003 Seite 4, Südwind-magazin 09/2004 Seite 27 und 34 sowie ZEIT vom 6. Juni 2005
  5. Süßer Abschied vom kratzigen Rauch: Universität Hohenheim erforscht Job-Alternativen für Tabak-Bauern, Information der Universität Hohenheim 2008
  6. Proplanta: Adieu Tabak hallo Petersilie
  7. Projections of Tobacco Production, consumption and trade to the year 2010. Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, Rom 2003.
  8. http://www.fao.org/es/ess/top/commodity.html?lang=en&item=826&year=2005 FAO Statistik Rom 2005]
  9. Die Pfeifen der nordamerikanischen Indianer
  10. Tobacco and Slavery in the Virginia Colony; William Fitzhugh; A Brief History of Jamestown, Virginia; Ira Berlin: Generations of Captivity: A History of African-American Slaves, Cambridge, London: The Belknap Press of Harvard University Press, 2003, ISBN 0-674-01061-2, S. 178
  11. Top tobacco states spend tobacco settlement differently; Phase II of the Tobacco Settlement (pdf)

Weblinks

 Commons: Tabak – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Tabak – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Tabak – Zitate
 Wikisource: Tabak – Quellen und Volltexte

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