Wittdün auf Amrum

Wittdün auf Amrum
Wappen Deutschlandkarte
Die Gemeinde Wittdün auf Amrum führt kein Wappen
Wittdün auf Amrum
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Wittdün auf Amrum hervorgehoben
54.6263888888898.38944444444450
Basisdaten
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Nordfriesland
Amt: Föhr-Amrum
Höhe: 0 m ü. NN
Fläche: 2,6 km²
Einwohner:

714 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 275 Einwohner je km²
Postleitzahl: 25946
Vorwahl: 04682
Kfz-Kennzeichen: NF
Gemeindeschlüssel: 01 0 54 160
Adresse der Amtsverwaltung: Hafenstr. 23
25938 Wyk auf Föhr
Webpräsenz: www.amt-foehr-amrum.de
Bürgermeister: Jürgen Jungclaus (WBB)
Lage der Gemeinde Wittdün auf Amrum im Kreis Nordfriesland
Karte

Wittdün auf Amrum (dänisch: Vitdyn, friesisch: Witjdün) ist eine der drei Gemeinden auf der Nordseeinsel Amrum. Der Name bedeutet „Weiße Düne“ – was darauf hinweist, dass die Südspitze von Amrum bis Ende der 80er-Jahre des 19. Jahrhunderts eine unbesiedelte Dünenlandschaft war.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Blick auf Wittdün im Jahr 1895 mit der charakteristischen Silhouette des Kurhauses als größtes Gebäude auf der Südspitze Amrums

Wittdün ist, anders als die übrigen Orte der Insel, ein relativ junger Ort. Er wurde im Jahr 1890 an einem neuen Fähranleger zum Festland als Urlaubsort gegründet. Hintergrund war die Furcht vieler Amrumer vor dem Verfall der inselfriesischen Kultur durch Badegäste aus dem Süden. So glaubten damals viele Insulaner durch die Konzentration des beginnenden Bädertourismus auf einen Ort im Süden der Insel die einheimischen Dorfgemeinschaften vor „neuen Moden“ und „Luxus“ schützen zu können. Ein erster Antrag eines Kurgastes von Wyk auf Föhr zur Gründung eines Seebades auf Amrum war noch im September 1885 von der Gemeinde Amrum abgelehnt worden, „da man den Verderb der guten hiesigen Sitten durch Badeleute befürchten muss […].“[2]

Im Jahr 1889 hatte der in Süddorf wohnende Amrumer Kapitän und Strandvogt Volkert Martin Quedens mehrere Hektar Dünenland auf der Südspitze der Insel erworben, eine aus Wellblech-Fertigteilen bestehende Unterkunft mit 29 Gästezimmern erbauen lassen und die erste Badesaison eröffnet. Der Helgoländer Kapitän Paul Köhn ließ kurz darauf ein Strandhotel erbauen. Die Provinzialregierung in Schleswig erteilte am 10. Mai 1890 eine Badekonzession.[3] Zwei Jahre später verwirklichte die eigens gegründete Aktiengesellschaft Wittdün-Amrum (AGWA) des aus Tondern stammenden Hoteliers Heinrich Andresen mehrere große Bauvorhaben auf der Südspitze der Insel, darunter die Häuser Kurhaus und Kaiserhof sowie weitere Hotels, Villen und Logierhäuser.

Historische Darstellung des Badeortes Wittdün, Ansicht von Westen. Aquarell von Fritz Stoltenberg, etwa 1895

Während der Badesaison fuhren vier Schiffslinien den wachsenden Badeort vom Festland aus an, und für den Transport der Badegäste zum Strand auf dem Kniepsand wurde 1894 ein Vorläufer der späteren Amrumer Inselbahn erbaut. Am Südstrand Wittdüns entstand eine erste aus Holz gebaute Uferpromenade, die 1914 nach Beschädigungen durch Sturmfluten durch eine gemauerte Promenade ersetzt wurde. In der Sommersaison des Jahres 1895 waren etwa 2.600 Gäste gezählt worden; der Badeort Wittdün lebte ausschließlich vom Fremdenverkehr und bot seinen Gästen ein feudales Gesellschaftsleben ähnlich dem anderer wilhelminischer Seebäder.[4] 1912 wurde Wittdün aus der bis dahin die ganze Insel umfassenden Gemeinde Amrum ausgegliedert und eigenständige Landgemeinde.

Bereits 1906 hatte die AGWA aufgrund von Umsatzeinbußen Konkurs anmelden müssen. Der auf die wilhelminische Gesellschaft ausgerichtete Bädertourismus brach in Wittdün wenige Jahre später infolge des Ersten Weltkriegs vollständig zusammen; die Zeit bis in die frühen 1920er-Jahre war von Konkursen und Immobilienspekulation geprägt. Nach einer kurzen Phase der Stabilisierung des Fremdenverkehrs wiederholte sich der Einbruch des Tourismusgeschäfts mit dem Zweiten Weltkrieg; in vielen Hotels des Ortes wurden nach dem Krieg Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Etliche andere Häuser wurden in Kinderheime umgewandelt, so dass deren Bettenzahl bis in die 1960er-Jahre ungefähr doppelt so hoch war wie die Zahl der Betten für Kurgäste.[4] Beginnend nach 1950 hatte sich der Fremdenverkehr jedoch zum Positiven entwickelt, und im Jahr 1956 erhielt Wittdün durch den Bau eines Kurmittelhauses den Status eines Heilbades.[5]

Wittdüns Hauptstraße in der Ortsmitte, Ansicht von Osten. Aufnahme aus dem Jahr 2010
Anleger im Wittdüner Fährhafen. Rechts im Hintergrund Wohnhäuser auf der Amrumer Südspitze

In den 1970er-Jahren ließ die Bedeutung der Kinderheime in Wittdün nach; viele davon wurden abgerissen und an ihrer Stelle entstanden Apartmenthäuser mit Eigentumswohnungen zum Verkauf an Auswärtige. Auch das 1892 errichtete Kurhaus, dessen Umrisse seitdem das Bild der Südspitze Amrums geprägt hatten, wurde 1974 abgerissen und das Gelände mit einer neuen Siedlung Südspitze bebaut.

Die Gemeinde Wittdün bildete mit den Gemeinden Nebel und Norddorf bis zum 31. Dezember 2006 das Amt Amrum, das im Amt Föhr-Amrum aufgegangen ist.

Am 27. April 2009 erhielt die Gemeinde den Namenszusatz auf Amrum und heißt seitdem Wittdün auf Amrum.[6]

Politik

Von den neun Sitzen in der Gemeindevertretung hat die Wählergemeinschaft WBB seit der Kommunalwahl im Jahr 2008 fünf Sitze, die CDU und die SPD haben je zwei Sitze.

Freizeit und Sport

Die evangelische Kapelle Wittdün wurde 1903 nach Plänen des Hamburger Architekten Hugo Groothoff gebaut. Im Jahr 1971 hatte der Ort ein Meerwasserschwimmbad erhalten, dessen Außenbecken 1984 mangels Rentabilität stillgelegt werden musste. 1988 folgte der Bau eines neuen Kurmittelhauses.[4] Heute verfügt Wittdün über ein Meerwasserwellenbad und ein Thalasso-Zentrum.

Wirtschaft und Tourismus

Wittdün ist ein Seeheilbad. Der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle. Im Jahr 2005 wurden 374.000 Übernachtungen gezählt. Im Ort befindet sich die Amrumer Jugendherberge. In Wittdün liegt der einzige Amrumer Fährhafen; er verfügt über drei Anleger für die Fährschiffe der Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum sowie über einen Anleger für Fahrgastschiffe anderer Linien wie die der Sylter Reederei Adler-Schiffe.

Literatur

  • Georg Quedens: Amrum. Breklumer Verlag 1971, 15. durchgesehene Auflage 1990. ISBN 3-7793-1110-0

Einzelnachweise

  1. Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. Dezember 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemeinden und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe dazu)
  2. Quedens: Amrum 1971, S. 61
  3. Quedens: Amrum 1971, S. 62
  4. a b c Quedens, Hingst, Stück, Wilts: Amrum – Landschaft, Geschichte, Natur. Darin: Kapitel Wittdün – ein Badeort auf Dünensand, S. 189-193. Verlag Jens Quedens, Insel Amrum 1991. ISBN 3-924422-24-9
  5. Quedens: Amrum 1971, S. 67
  6. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2009, 2. Liste

Weblinks


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