Schutzstaffel

Schutzstaffel
Emblem der SS

Die Schutzstaffel der NSDAP (Abkürzung SS) wurde in der Weimarer Republik am 4. April 1925 als Sonderorganisation der NSDAP zunächst zum persönlichen Schutz Adolf Hitlers gegründet. Sie unterstand seit dem Reichsparteitag 1926 der Sturmabteilung (SA) und wurde nach dem vermeintlichen „Röhm-Putsch“ 1934 zu einer eigenständigen paramilitärischen Organisation der NSDAP, die zugleich den parteiinternen „Polizeidienst“ ausübte. In der Zeit des Nationalsozialismus war die SS maßgeblich am Holocaust beteiligt und wurde nach 1945 als verbrecherische Organisation verboten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Stabswache und Stoßtrupp Adolf Hitler

Vorläuferorganisation der SS war der Stoßtrupp Adolf Hitler. Im Mai 1923 wurde auf Anordnung Adolf Hitlers ein Saal-Schutz der NSDAP gebildet. Dieser setzte sich ursprünglich aus den zwei SA-Angehörigen Julius Schreck und Joseph Berchtold sowie einigen Angehörigen des Münchener Infanterie-Regimentes 19 zusammen. Mitte 1923 wurde dann, nachdem sich Hermann Ehrhardt mit Ernst Röhm und Adolf Hitler überworfen hatte, dieser Saal-Schutz aufgelöst und nun aus zwölf SA-Angehörigen der Stoßtrupp Adolf Hitler gebildet. Er sollte Hitler vor Übergriffen der parteieigenen Sturmabteilungen schützen. Der Gruppe standen die zwei ehemaligen Angehörigen der Stabswache, Julius Schreck und Josef Berchtold, vor. Die weiteren Mitglieder waren Ulrich Graf, Emil Maurice, Christian Weber, Josef Dietrich, Rudolf Heß, Jakob Grimminger und Walter Buch sowie Karl Fiehler. Nach dem missglückten Hitler-Ludendorff-Putsch (8./9. November 1923) wurde dieser mit der NSDAP verboten und aufgelöst.

Aufstellung

Am 1. April 1925 erhielt Julius Schreck den Auftrag Hitlers, eine neue Einheit zu bilden, die den Saalschutz der NSDAP-Veranstaltungen übernehmen sollte. Bereits am 4. April wurde aus acht Angehörigen des ehemaligen „Stoßtrupps Adolf Hitler“ diese neue Einheit gebildet, die rasch ausgebaut und über das ganze Deutsche Reich ausgedehnt wurde. Über verschiedene Namensstufen wie Saal-Schutz, Schutzkommando und Sturmstaffel[1] wurde schließlich am 9. November des gleichen Jahres auf dem NSDAP-Reichsparteitag der Name Schutzstaffel offiziell eingeführt. Diesen Namen schlug der damalige SA-Führer Hermann Göring in Anlehnung an eine Fliegerbegleitstaffel Manfred von Richthofens im November vor. Schreck wurde nun als „Oberleiter“ Kommandant der SS.

Die Aufgaben der Organisation beschrieb Hitler in einem Führerbefehl vom 7. November 1930 wie folgt: „Die Aufgabe der SS ist zunächst die Ausübung des Polizeidienstes innerhalb der Partei.“

Das Symbol der Schutzstaffel bildete sich seit 1930 aus zwei nebeneinander liegenden, blitzähnlichen weißen „Sig-Runen“ im schwarzen Feld.

Konkurrenz zur SA

SS-Fliegersturm Hamburg bei einer Ehrenwache 1933

Mit einer Beschränkung der Sollstärke auf zehn Prozent der Sturmabteilung wollte die SA-Führung die SS kleinhalten. In den Gauen durfte mit dem Aufbau einer Schutzstaffel erst begonnen werden, wenn der Aufbau eines vollständigen SA-Sturmes abgeschlossen war. Mit Ausnahme Berlins, wo die SS die doppelte Stärke haben sollte, wurde die Sollstärke auf höchstens zehn Männer und einen Führer festgelegt.

Unzufrieden mit seinem geringen Handlungsspielraum trat Joseph Berchtold 1927 als Reichsführer SS zurück. Berchtolds Nachfolger wurde Erhard Heiden, der ein 27-jähriges Mitglied der Röhmschen Reichskriegsflagge zu seinem Stellvertreter ernannte: Heinrich Himmler. Heiden wurde von der SA und ihrer Führung nicht ernst genommen. Die übergeordnete SA bestand in den Augen der SS-Mitglieder nur aus „Vertretern des Rabaukentums“, während die SA ihrerseits die SS aufgrund ihres selbsternannten „Elitetums“ argwöhnisch betrachtete, zumal ihr Hitler am 9. November 1926 die Betreuung der sogenannten „Blutfahne“ überlassen hatte. Am 5. Januar 1929 wurde Heiden von Hitler als Reichsführer SS entlassen. Der Grund für seine Entlassung war, dass er seine schwarzen SS-Uniformhosen bei einem befreundeten jüdischen Schneider anfertigen ließ. Heiden wünschte nun am 22. Januar 1929 seine komplette Streichung aus allen SS-Mitglieder- und Organisationslisten und wandte sich wieder der SA zu. Im April 1933 wurde Heiden auf Befehl Heinrich Himmlers in München ermordet.[2]

Beteiligungen an Kriegshandlungen

Am 12. März 1938 nahmen auch Truppenteile der SS-Verfügungstruppe am Einmarsch der Wehrmacht in Österreich teil, wo sie in Wien ein bewaffnetes SS-Regiment aufbauten: die SS-Standarte Der Führer.

Im Oktober 1938 zog die SS-Verfügungstruppe ins tschechische Sudetenland ein, das die Tschechoslowakei nach dem ihr Ende September aufgezwungenen Münchner Abkommen an das Deutsche Reich abzutreten hatte. Im März 1939 wurde die so genannte „Rest-Tschechei“ besetzt und als Reichsprotektorat Böhmen und Mähren organisiert. Die SS wurde mit der Zerschlagung des Widerstandes beauftragt. Der Chef des Reichssicherheitshauptamtes Reinhard Heydrich wurde später stellvertretender Reichsprotektor des besetzten Gebietes. Im Herbst 1939 wurden die Leibstandarte, die Verfügungstruppe und die Totenkopfverbände langsam zur Waffen-SS verschmolzen. Heinrich Himmler wollte als Reichsführer-SS seine Schutzstaffel zu einem umfassenden Staatsschutzkorps ausbauen, das an allen Fronten die inneren und äußeren Feinde des NS-Staates bekämpfen sollte. Trotz aller Differenzen innerhalb der verzweigten SS-Organisationsstruktur blieb die SS auf ein einheitliches ideologisches Ziel ausgerichtet. Dementsprechend gab es eine einheitliche Ausbildung der Führungskräfte in den beiden SS-Junkerschulen in Bad Tölz und Braunschweig. Die militärische und ideologische Schulung unterschied nicht, ob die Führungskräfte in der SS-Verwaltung, an der militärischen Front, im SD oder in den Konzentrationslagern eingesetzt werden sollten.

Der erste Kampfeinsatz der SS erfolgte beim Polenfeldzug. Die Wehrmacht befürchtete eine zunehmende Konkurrenz durch die SS-Verfügungstruppe, konnte aber die Zusammenlegung der bisherigen Regimenter Germania, Der Führer, Totenkopf und der Leibstandarte-SS Adolf Hitler zur SS-Verfügungsdivision nicht verhindern. Aber: Die kämpfenden SS-Verbände dieser SS-VT-Division unterstanden weiterhin dem Oberkommando der Wehrmacht und wurden nun auf verschiedene Heeresteile verteilt, d. h. die SS-VT-Division kämpfte nicht als einheitlicher Verband. Seit 1943 beteiligten sich insbesondere die Panzerverbände der SS am Kampf im Osten, so z. B. in der Orel-Kursk Schlacht im Rahmen der Operation Zitadelle. Ab 1943 wurden auch wehrpflichtige Deutsche und Männer aus Nordwesteuropa in die SS-VT-Division eingezogen, um an der Front neben den Wehrmachtsoldaten zu kämpfen, später wurde auch der Versuch unternommen, SS-Einheiten aus anderen Ländern wie z. B. Albanien aufzustellen. Diese Versuche hatten allerdings eher geringen Erfolg, so zerfiel die albanische SS-Division „Skanderbeg“ bereits vor ihrem ersten Kampfeinsatz.

Weitere, vom Oberkommando unabhängige SS-Verbände (einige Totenkopfstandarten und nichtmilitärische Verbände) kamen hinter der Front bei „Säuberungsaktionen“ zum Einsatz und begannen mit der systematischen Verfolgung und Ermordung von Juden und Angehörigen der polnischen Intelligenz. Gemäß den Richtlinien zu Zusammenarbeit des Heeres mit den Einsatzgruppen rückten die SS-Verbände unmittelbar nach der Wehrmacht in die eroberten Ortschaften ein. Aus rassenideologischen Gründen verfolgte Menschen mussten sich auf Befehl des ranghöchsten Offiziers der Wehrmacht im Ort an einem bestimmten Platz versammeln und wurden von dort oft sofort durch die SS zu einem abgelegenen Ort gebracht und ermordet. Wehrmachtssoldaten waren oftmals Zeugen dieser Hinrichtungen und auch die Wehrmacht und deutsche Polizeibataillone führten Massenexekutionen durch.

Da diese Verbrechen ganz auf der Linie der SS- und NS-Führung im Reich lagen, ging der Ausbau der kämpfenden SS-Verbände rasch voran. Beim Angriff auf Frankreich verfügte die inzwischen gegründete Waffen-SS bereits über drei Divisionen (Das Reich, Totenkopf und die SS-Polizei-Division) und das motorisierte Regiment LAH. Die SS-Divisionen erlitten an der Front teilweise schwere Verluste. Als Freiwilligentruppe hochmotiviert, mit einer den Wehrmachtsverbänden in der Regel überlegenen Ausrüstung, wurden diese Eliteeinheiten oft an den gefährlichsten Einsatzorten verwendet. Auch im Frankreichfeldzug wurden von SS-Verbänden zahlreiche Kriegsverbrechen verübt. Massaker an hunderten sich ergebender Soldaten und an einer Vielzahl von Kriegsgefangenen sind dokumentiert.

Kriegsverbrechen und Völkermord

SS-Arzt Fritz Klein bei der durch die Alliierten erzwungenen Beerdigung der KZ-Opfer von Bergen-Belsen

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs verübten Teile der Waffen-SS allein und in Zusammenarbeit mit der Wehrmacht zahllose Kriegsverbrechen wie die Folterung und Ermordung von Kriegsgefangenen, Massenexekutionen von Zivilisten und die Vertreibung zahlreicher Menschen aus den besetzten Gebieten.

Über das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt mit der Inspektion der Konzentrationslager (IKL) betrieb die NSDAP die Verwaltung der Konzentrations- und Vernichtungslager. Deren Bewachung und Ausübung der Polizeigewalt wurden von den SS-Totenkopf-Wach-Einheiten direkt und in der Regel alleinverantwortlich durchgeführt. Die SS war damit verantwortlich für Demütigung, Folterung und die Ermordung von Millionen Menschen.

In den Nürnberger Prozessen wurde die SS als Gesamtorganisation der NSDAP (d.h., einschließlich der Waffen-SS, der SS-Totenkopfverbände und des SD) – mit Ausnahme der so genannten Reiter-SS und des SS-eigenen Vereins Lebensborn – als Hauptinstrument des politischen Terrors zur verbrecherischen Organisation erklärt.

Dies sollte dem Umstand Rechnung tragen, dass bei einer Gesamtzahl von mehreren hunderttausend SS-Angehörigen nicht jeder einzelne direkt an Kriegsverbrechen beteiligt war, allerdings die verbrecherischen Handlungen nicht ohne die organisatorische, praktische und moralisch-ideologische Unterstützung der gesamten Organisation hätten durchgeführt werden können. Zudem erwies es sich als schwierig, die Gräueltaten dem einzelnen SS-Mitglied zuzuordnen, so dass sie zunächst nur einer relativen Minderheit im Einzelnen nachgewiesen wurden.

Organisation

Organisationsentwicklung

Zunächst der SA unterstellt, entwickelte sie sich zu einer Organisation mit „Polizeifunktionen“ innerhalb der NSDAP. Mit der Berufung Heinrich Himmlers zum Reichsführer-SS 1929 begann ein grundlegender Wandel der Organisation. Vordem eine kleine Gruppierung von wenigen hundert Mann innerhalb der SA, sollte sie nach Himmler zur Kampftruppe der NSDAP ausgebaut werden, „ein nationalsozialistischer, soldatischer Orden nordisch bestimmter Männer, von denen jeder bedingungslos jeden Befehl befolgt, der vom Führer kommt.“ Die SS wurde von ihm gleichzeitig zu einer „Elite“- und einer Massenorganisation ausgebaut.

Der elitäre Charakter zeigte sich in den rassebiologischen und weltanschaulichen Kriterien, die erfüllt werden mussten, um der SS angehören zu können. Die SS sollte als „Sippengemeinschaft“ eine Verkörperung der nationalsozialistischen Herrenmenschenideologie darstellen und als „Bewahrer der Blutsreinheit“ zur Keimzelle der nordischen Rassendominanz werden. Die Auswahlkriterien beschränkten sich daher nicht auf die Bewerber selbst; auch Ehefrauen der SS-Mitglieder wurden hinsichtlich ihrer „Rassenreinheit“ überprüft. Die Ideologie der SS als Führungsorden manifestierte sich auch in der Anlehnung an Vorstellungen mittelalterlicher Rittergemeinschaften, mit deren Hilfe sie sich – etwa durch Rituale in Weihestätten oder Symbole wie den SS-Totenkopfring und die Verwendung verschiedener Runensymbole (heute umgangssprachlich als „SS-Runen“ bezeichnet) oder den Ehrendolch – eine quasireligiöse Dimension zu geben versuchte.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten erhielt die SS, wie auch SA und Stahlhelm, polizeiliche Privilegien zur Verfolgung politischer Gegner. Im April 1933 befanden sich bereits über 25.000 Regimegegner in „Schutzhaft“. SA und SS begannen mit der Errichtung erster Konzentrationslager (KZ) in Dachau und Oranienburg.

Das Hotel „Prinz Albrecht“ wird 1934 Sitz des Reichsführer-SS

Vom 30. Juni bis zum 2. Juli 1934 ermordeten Teile der bewaffneten SS-Verbände, namentlich die erste und zweite Schützenkompanie der Leibstandarte-SS Adolf Hitler und der Dachauer SS-Wachsturmbann „Oberbayern“, unter dem Vorwand eines vermeintlichen Röhm-Putsches, die Führung der SA. Auch Konservative, andere politische Gegner und Unbeteiligte waren unter den Todesopfern. Am 20. Juli 1934 koppelte Hitler die SS von der SA ab: „Im Hinblick auf die großen Verdienste der SS, besonders im Zusammenhang mit den Ereignissen vom 30. Juni 1934, erhebe ich dieselbe zu einer selbständigen Organisation im Rahmen der NSDAP.“ Die SS übernahm nun in alleiniger Verantwortung die Zuständigkeit für alle frühen Konzentrationslager (KZ) im Reich, die bis dahin teilweise noch von der SA kontrolliert worden waren. Die SS-Totenkopfverbände wurden nun ausschließlich mit der Bewachung der Lager beauftragt. Die frühen, improvisierten Haftorte und Konzentrationslager wurden – mit Ausnahme des KZ Dachau – nach und nach geschlossen. Es begann die systematische Entwicklung des NS-Lagersystems, Hitler ließ Lager nach dem Prototyp Dachau erbauen.

Im November 1934 wurde das Prinz-Albrecht-Palais in der Wilhelmstraße 102 in Berlin in den Komplex der Gebäude an der Prinz-Albrecht-Straße 8 miteinbezogen und zum Sitz des Sicherheitsdienstes des Reichsführers-SS.

Ab 1935 benannten sich die Verwaltungseinheiten der SS in Allgemeine SS um. Sie wollten sich dadurch von ihren inzwischen bewaffneten Verbänden, der SS-Verfügungstruppe und den SS-Totenkopfverbänden unterscheiden, die später die Waffen-SS bildeten. Diese Allgemeine SS, nun auch Heimat- oder Schwarze-SS genannt, unterstand nun dem neuen Kommandoamt der Allgemeinen SS in Berlin.

Damit kam es zur klassischen Dreiteilung der SS, die informell bis 1945 Bestand hatte:

  1. Allgemeine SS
  2. SS-Totenkopfstandarten
  3. SS-Verfügungstruppe

Abschließende Organisationsstruktur

Der Begriff „SS“ bildete ab 1939/40 den „Dachverband“ für verschiedene Hauptämter und deren Unterabteilungen:

  • Das Führungshauptamt (FHA) war die betriebliche Stabsstelle (Hauptquartier) der SS. Es leitete und verwaltete die Offiziers-Schulen, medizinische Versorgung, Transportvorgänge, Lohnzahlungen und Ausrüstungen.
  • Rasse- und Siedlungshauptamt (RuSHA) hatte die Aufgabe, eine „rassisch wertvolle“ Führungselite herauszubilden.
  • Das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) entstand aus der Zusammenlegung von SD und SiPo und war die zentrale Stelle zur Ausübung der polizeilichen Funktionen der SS.
  • Das SD-Amt Reinhard Heydrichs diente als Geheimdienst zur Bekämpfung äußerer wie innerer Gegner und zur Bespitzelung der Bevölkerung.
  • Die Sicherheitspolizei (Sipo) war für die Kriminal- und die Geheime Staatspolizei (Gestapo) zuständig.
  • Militärischer Zweig der SS war die aus Verfügungstruppen und Totenkopfverbänden gebildete Waffen-SS
  • Das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) steuerte die Konzentrationslager und deren Konstruktion und verwaltete die SS-eigenen Industrien, Gewerbe- und Landwirtschaftsbetriebe.

SS-Wirtschaftsbetriebe

Die SS gründete zahlreiche Firmen, u. a. 1938 die Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH (DEST), die sie 1940 in den Deutschen Wirtschaftsbetrieben (DWB) zusammenfasste. Die DWB wurden von leitenden Mitarbeitern der SS-Verwaltung geführt. 1942 wurden sämtliche wirtschaftlichen Angelegenheiten im SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt konzentriert. Dieses betrieb über das Hauptamt Verwaltung und Wirtschaft die Verwaltung der Konzentrations- und Vernichtungslager mit der wirtschaftlichen Ausbeutung der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge. 1943/44 gehörten etwa 30 Unternehmen mit über 100 Betrieben, in denen mehr als 40.000 Konzentrationslagerhäftlinge arbeiten mussten, zum Wirtschaftsimperium der SS. Der Hauptsitz der DWB befand sich in Oranienburg bei Berlin.

Die SS erwarb auch mehrere Mineralwasserkonzerne, so etwa die Heinrich Mattoni AG und die Apollinaris Brunnen AG.[3]

Weiterhin gab es die „künstlerischen“ Unternehmungen der SS:

Personalentwicklung

Als Heinrich Himmler am 6. Januar 1929 die Führung der SS von Erhard Heiden übernahm, umfasste diese Organisation nur 280 Mann als „aktive Mitglieder“.[4] Es begann nun unter Himmler ein stetiger Ausbau der SS: Schon im Dezember desselben Jahres wurde das 1000. Mitglied verzeichnet, 1932 war sie bereits auf rund 52.000 und bis zum Herbst 1933 auf gut 204.000 Mitglieder angewachsen.

Zu Kriegsbeginn am 1. September 1939 wurden rund 60 % ihrer Mitglieder zur Wehrmacht eingezogen.[5] Das hieß, dass von den damaligen 260.000 SS-Mitgliedern 170.000 ihren Kriegsdienst in den drei Wehrmachtsteilen Heer, Luftwaffe und Marine taten. Nur ca. 36.000 wurden von der Waffen-SS übernommen. Die übrigen Mitglieder waren entweder für den Kriegsdienst zu alt oder waren auf „unabkömmliche Posten“ im Öffentlichen Dienst oder bei den Polizeikräften eingesetzt.

Gegen Ende des Krieges (1944/45) umfasste die SS formal über 840.000 Mitglieder, zu denen auch das „SS-Führerkorps“ (d. h. Führungsschicht in den SS-Hauptämtern und die Offiziere sowie die Unteroffiziere der Waffen-SS) und auch Polizeioffiziere gehörten, sobald ihr Dienstgrad einem SS-Rang entsprach. Die Zugehörigkeit der Offiziere von Waffen-SS und Polizei zur SS wurde von Amts wegen begründet; für die Mannschaften der Waffen-SS und Polizei war eine Übernahme in die SS erst für die Zeit nach Ende des Krieges vorgesehen. Vor dem Internationalen Gerichtshof in Nürnberg machte Robert Brill, ehemaliger Leiter des „Ergänzungsamtes der Waffen-SS“, am 5. und 6. August 1946 Angaben zur Personalentwicklung der Waffen-SS.

„Bei Kriegsende war die Waffen-SS noch ca. 550.000 Mann stark, bis Ende Oktober 1944 sind 320.000 Mann gefallen oder schwerstverletzt worden. (…) In der Waffen-SS dienten etwa 400.000 Reichsdeutsche, 300.000 Volksdeutsche und 200.000 Angehörige anderer Völker. (…) Im Jahr 1944 wurde die Masse der noch Kriegsverwendungsfähigen aus den Wachmannschaften der Konzentrationslager herausgezogen und für den Wehrdienst freigemacht. Bis dahin wurden die Wachmannschaften aus Notdienstverpflichteten der Allgemeinen SS und des ehemaligen Frontkämpferbundes 'Kyffhäuser' gestellt. 1944 kam noch ein starkes Kontingent aus der Wehrmacht. Es handelte sich meines Wissens zunächst um 10.000 Mann. Später mehr. (…) Meines Wissens setzten sich die Wachverbände in den KZs im Jahre 1944 aus 6.000 Notdienstverpflichteten, 7.000 Volksdeutschen, 7.000 Heeresangehörigen und einer Anzahl von Luftwaffenangehörigen zusammen. (…)“

Documents of the Major War Criminals Vol. XX, p. 371–471

Blutgruppentätowierung

Hauptartikel: Blutgruppentätowierung

Angehörige der Allgemeinen SS, die sich zur Waffen-SS gemeldet hatten und auch von dieser übernommen wurden, trugen eine Tätowierung der Blutgruppe auf der Innenseite des linken Oberarms. Dieser Umstand erleichterte den Alliierten während und nach dem Krieg die Zuordnung angeblicher Wehrmachtsangehöriger und Zivilisten zur Waffen-SS. Oft versuchten deren Angehörige, sich vor der Gefangennahme durch andere Uniformen und Kleidung zu tarnen.

SS-Angehörige, die in den drei Wehrmachtteilen eingesetzt waren, betraf diese Tätowierung nicht, da die Blutgruppe auf deren Wehrmachts-Kennmarken vermerkt war.

Nach 1945

Die SS existierte nach dem Kriegsende 1945 faktisch nicht mehr, die Alliierten ordneten mit der Direktive 2 des Kontrollrates vom 10. September 1945 die Auflösung an, mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 2 vom 10. Oktober 1945 wurden die SS, ihre Neben- und Ersatzorganisationen auch förmlich aufgelöst, sowie die Neugründung verboten. Im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1946 wurde sie als „verbrecherische Organisation“ eingestuft. Im Anschluss kam es zu einer Reihe von Prozessen, die sich mit Einzelaspekten der Taten der SS beschäftigten: Von Januar bis November 1947 mussten sich eine Reihe von Funktionären des Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes der SS wegen ihrer Rolle beim Massenmord in den Konzentrationslagern verantworten; Im Prozess gegen Funktionäre des Rasse- und Siedlungshauptamtes vom Juli 1947 bis März 1948 stand die "Rassenpolitik" der SS im Vordergrund. Im Einsatzgruppen-Prozess zwischen September 1947 und April 1948 standen Einsatzgruppenleiter der SS wegen ihrer Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vor Gericht.

Die Bundesrepublik Deutschland ging über das Organisationsverbot der Alliierten hinaus und stellte im Strafgesetzbuch sowohl die Verbreitung von Propagandamaterial (§ 86), als auch die Verwendung der Symbole der SS (§ 86a) unter Strafe. Kennzeichen im Sinne der Paragrafen sind namentlich Fahnen, Abzeichen, Uniformstücke, Parolen und Grußformen. Den Kennzeichen stehen auch solche gleich, die ihnen zum verwechseln ähnlich sind. Diese Verbote der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gelten nur dann nicht, wenn ihre Verwendung „der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dient“ (§ 86, Absatz 3).

Für Österreich gilt der § 3 des Verbotsgesetzes. Für die Schweiz und andere Länder gelten entsprechende Regelungen.

Trotz dieses weitgreifenden Verbotes der SS, von Propagandamaterialien und Symbolen gab es nach 1945 eine Reihe von „Traditionsverbänden“ der SS und der Waffen-SS-Angehörigen, wie etwa die Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS (HIAG) in Deutschland oder die Kameradschaft IV in Österreich. Unterstützung bei der Flucht über die sogenannten Rattenlinie fanden ehemalige SS-Angehörige unter anderem durch hochrangige Vertreter der römisch-katholischen Kirche besonders in Italien. Lange existierte ein Gerücht über eine Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen (ODESSA), die kurz vor Kriegsende gegründet worden sein soll, um ehemalige SS-Angehörige auch nach dem Ende des Krieges zu unterstützen und ihnen die Flucht zu ermöglichen.

Vereinzelt kam es noch nach der Jahrtausendwende in der Bundesrepublik Deutschland zu Kriegsverbrecherprozessen gegen Angehörige der SS und ihrer Unterverbände:

  • Im November 2009 begann in München ein Prozess gegen den mutmaßlichen Kriegsverbrecher John Demjanjuk
  • Am 8. Dezember 2009 gestand der ehemalige SS-Mann Heinrich Boere vor dem Aachener Landgericht, 1944 in den Niederlanden drei Zivilisten getötet zu haben (drei der 54 der so genannten „Silbertanne“-Morde. Unter diesem Decknamen verübte das „Sonderkommando Silbertanne“ nach Anschlägen niederländischer Widerstandskämpfer Vergeltungsmorde an Zivilisten, denen nachgesagt wurde, dass sie mit Widerstandskämpfern sympathisierten). Er habe nicht mit dem Bewusstsein gehandelt, ein Verbrechen zu begehen, sagte der 88-Jährige.[6]
  • Im August 2010 wies das Bundesministerium der Justiz den Freistaat Bayern an, ein 60 Jahre altes Urteil der niederländischen Justiz zu überprüfen. Der fast 90-jährige mutmaßliche NS-Verbrechers Klaas Carel Faber, ein gebürtiger Niederländer, lebt seit Jahrzehnten unbehelligt in Ingolstadt. Nach Überzeugung der niederländischen Justiz hat Faber als Mitglied des SS-Sonderkommandos Silbertanne 22 Morde begangen. Gesühnt wurden sie bis heute nicht.[7]

Verweise

Siehe auch

Literatur

  • Eugen Kogon: Der SS-Staat – Das System der deutschen Konzentrationslager; Kindler-Verlag, München 1974; Lizenzausgabe Heyne Sachbuch ISBN 3-453-02978-X (Die Erstauflage erschien 1946)
  • Gerhard Paul (Hrsg.): Die Täter der Shoah. Fanatische Nationalsozialisten oder ganz normale Deutsche? Göttingen, 2. Auflage 2003, ISBN 3-89244-503-6
  • Gordon Williamson: The SS: Hitler's Instrument of Terror
  • Guido Knopp: Die SS. Bertelsmann Verlag, 2002, ISBN 3-570-00621-2
  • Hans Buchheim, Martin Broszat, Hans-Adolf Jacobsen, Helmut Krausnick: Anatomie des SS-Staates, 7. Aufl., München 1999, ISBN 3-506-77502-2
  • Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS. ISBN 3-572-01342-9
  • Christian Ingrao: Croire et détruire. Les intelectuels dans la machine de guerre SS, Éditions Fayard, Paris 2010 [8]
  • Philip Kovačević: Der Balkan aus der Sicht der SS. Rezeption und Konstruktion des Balkanraumes in der SS-Zeitschrift "Das Schwarze Korps", München 2009, ISBN 978-3-89975-877-1
  • Jürgen Matthäus, Konrad Kwiet, Jürgen Förster: Ausbildungsziel Judenmord? Zum Stellenwert der „weltanschaulichen Erziehung“ von SS und Polizei im Rahmen der „Endlösung“ (1. Auflage 1999), Fischer (Tb.), Frankfurt/Main 2003, ISBN 3-596-15016-7
  • Karin Orth: Die Konzentrationslager-SS. Sozialstrukturelle Analysen und biographische Studien. dtv, München 2004, ISBN 3-423-34085-1
  • Karola Fings: Krieg, Gesellschaft und KZ. Himmlers SS-Baubrigaden. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2005, ISBN 3-506-71334-5
  • Martin Pollack: Der Tote im Bunker, Paul Zsolnay Verlag, 2004, ISBN 3-552-05318-2
  • Ronald Smelser/Enrico Syring (Hrsg.): Die SS. Elite unter dem Totenkopf. 30 Lebensläufe. Schoeningh, Paderborn 2000, ISBN 3-506-78562-1
  • Albert Speer: Der Sklavenstaat. Meine Auseinandersetzung mit der SS. Ullstein, 1981, ISBN 3-421-06059-2
  • Wolfgang Schneider: Die Waffen-SS. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2000, ISBN 3-499-60936-3.

Weblinks

 Commons: Schutzstaffel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Schutzstaffel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Brian L. Davis und Ian Westwell: Deutsche Uniformen und Abzeichen 1933-1945, S. 66
  2. Andreas Schulz/Günter Wegmann/Dieter Zinke: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei, Bd. 2, S. 229 (Fußnote)
  3. Gesunde Nazis trinken Wasser bei einestages.spiegel.de, eingesehen am 3. November 2008
  4. Anmerkung: Adolf Hitler wurde in der SS mit der Mitgliedsnummer 1 und außerhalb der SS-DAL (Dienstalterslisten der SS) geführt. Dort wurde er auf der ersten Seite als Oberster Dienstherr der Schutzstaffel bezeichnet und das eigentliche Mitgliederverzeichnis begann ab der Mitgliedsnummer 2. Quelle: SS-Hauptamt, DSt. Personal: Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP, Ausgaben 1934–1944, S. 1
  5. Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S. 369
  6. wdr.de 8. Dezember 2009: Aachen: Ehemaliger SS-Mann gesteht
  7. 6. August 2010
  8. FAZ vom 23. Dezember 2010, Seite 32: Humanistsische Spurenelemente im Terror

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