Mykene

Mykene
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Mykene (Griechenland)
Mykene
Mykene
Lage von Mykene in Griechenland
Überblick über die Stadt
Grabring A

Mykene (griechisch Mykēnē Μυκήνη oder Mykēna Μυκήνα, auch im Plural Mykēnai Μυκῆναι[1]; neugriechisch Mykines Μυκήνες (f. pl.); lateinisch Mycenae; im Deutschen auch Mykenä, Mycenä oder dichterisch Myzen) war in vorklassischer Zeit eine der bedeutendsten Städte Griechenlands. Die Stadt lag in der Ebene von Argos, am Landweg zwischen südlichem Peloponnes und dem Isthmus von Korinth, der Landenge, die die Halbinsel mit Athen und dem Norden Griechenlands verbindet.

1999 wurde Mykene zusammen mit Tiryns ein UNESCO-Weltkulturerbe.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Historische Karte von Mykene (1888)
Schriften aus Mykene geschrieben in der Linearschrift B

Einer griechischen Sage zufolge gründete Perseus die Stadt Mykene. Auf einer Reise erfrischte sich der durstige und müde Held mit Wasser, welches sich im Hut eines Pilzes gesammelt hatte. An diesem Ort gründete er die Stadt, die den Namen des griechischen Wortes für Pilz in sich trägt.

Die späte minoische Periode Kretas fällt in den gleichen Zeitraum mit dem Aufstieg der ersten großen Zivilisation der Bronzezeit des griechischen Festlandes, der Mykenischen Kultur (1600–1050 v. Chr.), die ihren Höhepunkt zwischen 1400 und 1200 v. Chr. erreichte.

Mykener gilt auch als Bezeichnung der bei Homer Achaier genannten griechischen Oberschicht von Hellenen, die sich auf dem Festland Griechenlands niedergelassen hatten und viele minoische Kulturanteile vermutlich aus Kreta und der Ägäis mitbrachten. Sie trafen auf dem griechischen Festland eine vorindogermanische (sogenannte mediterrane) Bevölkerung, aber möglicherweise auch bereits indogermanische Stämme (Thraker?), die früher eingewandert waren (Helladische Kultur), an. Diese wurden unterworfen und assimiliert. Möglicherweise im Gegensatz zur minoischen Kultur, in der der Frieden unter einer zentralen Autorität bewahrt wurde, ist die mykenische Zivilisation von unabhängigen Städten wie z. B. Korinth, Pylos, Tiryns, das böotische Theben oder Mykene charakterisiert.

Die Städte wurden von monarchischen Herrschern beherrscht (in der Eigenbezeichnung in Linear B „wa-na-ka“, in etwa „Wanax“, in Homers Ilias als „Anax“ (ἄναξ)), die Paläste innerhalb massiver Mauern auf leicht zu verteidigenden Berggipfeln bewohnten (Burgen, Palastwirtschaft). Die eindrucksvollsten Zeugnisse der Mykener sind prachtvolle, von Heinrich Schliemann gefundene Gold-Schmuckteile und Ornamente (darunter die so genannte Goldmaske des Agamemnon), die sich heute überwiegend im Nationalen Archäologischen Museum in Athen befinden und die typisch für die spätbronzezeitlichen Kulte sind. Aber auch das Löwentor von Mykene ist berühmt.

Die Mykener schrieben in der Schrift Linear B, deren als Mykenisch bezeichnete Sprache als eine frühe Form des Griechischen entziffert worden ist. Die Schrift stammt von der kretisch-minoischen Schrift Linear A ab.

Der Götterkult der Mykener ist später fester Bestandteil der klassisch-griechischen Mythologie geworden. Als Gründer von Mykene gilt den Griechen des Altertums Perseus.

Die frühesten Siedlungsspuren stammen bereits aus dem Neolithikum. Seine größte Blüte hatte Mykene im 14. und 13. Jahrhundert v. Chr. Die Stadt blieb bis ins 5. Jahrhundert ununterbrochen bewohnt. 468 v. Chr. wurde Mykene durch Argos erobert und seine Bewohner verschleppt. Danach wurde es nur noch kurzzeitig neu besiedelt. Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde Mykene endgültig verlassen.

In Homers Epos Ilias wird Mykene als Hauptstadt des Königs Agamemnon, des Heerführers der Griechen, erwähnt. Andere sahen aber Theben als den Hauptort der mykenischen Griechen (Achäer) an.

Einflüsse der mykenischen Zivilisation finden sich auf Kreta, dessen Zerstörung der minoischen Paläste um 1450 v. Chr. aufgrund mykenischer Eroberungen erklärt wurde. Jedoch könnte der Übergang von der minoischen zur mykenisch-griechischen Phase auf Kreta auch die Folge von Naturkatastrophen und eines friedlichen Kulturwechsels sein. Mykenische Einflüsse, vor allem Keramik, finden sich auch in Troja, wo die Handelsstraßen zum Schwarzen Meer kontrolliert wurden, in Ägypten, Mesopotamien und Italien.

Um 1200 wurden die bisher bekannten mykenischen Zentren des griechischen Festlandes zerstört. Während man früher als Ursache ein gewaltsames Vordringen der Dorer und anderer nordwestgriechischer Stämme (Dorische Wanderung) annahm, werden heute multikausale Zusammenhänge verantwortlich gemacht: Ausfall von Handelspartnern im Osten, dadurch bedingt Wirtschaftskrisen, Kriege der mykenischen Zentren untereinander, Naturkatastrophen (ein Erdbeben in der Argolis ist für diese Zeit nachgewiesen), Aufstände etc. Zwar brach das mykenische Palastsystem zusammen, aber noch 150–200 Jahre lebte die mykenische Kultur weiter (Periode Späthelladikum IIIC) und hatte ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wieder einen Aufschwung, wie u. a. neuere Ausgrabungen in Tiryns bestätigen.

Sehenswürdigkeiten

Das Löwentor
Wilhelm Dörpfeld und Heinrich Schliemann am Löwentor (ca. 1885)
Eingang zur unterirdischen Zisterne
Anthropomorphe Figur (im Museum), 1250-1180 v. Chr.

Erhalten und ausgegraben sind heute u. a. die Ruinen der mykenischen Oberstadt. Erwähnenswert sind die Reste der zyklopischen Ringmauer und das Löwentor. Es wurde benannt nach den zwei Löwen, die auf einem Relief über dem Toreingang dargestellt sind, und bildete den Hauptzugang zur Burg. Vermutlich wurde das Tor um 1250 v. Chr. gebaut. Ein weiteres kleineres, aber nicht zur Gänze erhaltenes Tor ohne Schmucksteine befindet sich im nördlichen Bereich der antiken Anlage. Die Mauer weist drei Bauphasen auf: Die erste datiert ca. 1350 v. Chr. Mitte des 13. Jahrhundert wurden die Verteidigungsanlagen nach Süden und Westen verstärkt. Um 1200 v. Chr. erfolgte eine nochmalige Verstärkung und Ausdehnung mit der Anlage von Zisternen und Vorratsräumen. Vom mykenischen Palast auf dem höchsten Punkt der Oberstadt sind nur spärliche Reste vorhanden, da ein Brand große Teile des Palastes zerstörte; auch wurde er in späterer Zeit intensiv überbaut. Der Thronraum war ein großes Gebäude in Megaron-Form. Zum Palast führte eine steile Rampe empor, die größtenteils erhalten ist und wegen der Steigung (ca. 20 %) nur zu Fuß begangen werden konnte.

Von großer Bedeutung sind zwei große Grabzirkel (A und B), die durch Stelen gekennzeichnet waren. In den Grabzirkeln fanden sich jeweils eine ganze Reihe von Schachtgräbern mit sehr reichen Grabbeigaben wie Terrakotten, Tongefäßen, goldenen Masken, Schmuck aus Goldblech usw. In fünf Schachtgräbern waren 17 Gebeine (überwiegend von Männern) zu finden. Grabzirkel A, der bereits durch Schliemann entdeckt wurde, kam bei späteren Erweiterungen der Burganlage in die Burgmauer. Grabzirkel B ist erst Anfang der 50er Jahre ausgegraben worden. In ihm fanden sich z. T. noch ältere Gräber als in Grabzirkel A. Sie stammen aus dem späten 17. oder frühen 16. Jahrhundert v. Chr. und stehen somit ganz am Anfang der Mykenischen Periode. Die frühesten Gräber des Grabrunds A stammen ungefähr aus der Mitte des 16. Jahrhundert v. Chr.

Weiterhin wurden bisher neun Kuppelgebäude von bienenkorbähnlicher Form entdeckt, die als Grabkammern dienten (Kuppelgräber). Sie werden bis heute in der Forschung auch als „Schatzhäuser“ bezeichnet und willkürlich nach mythologischen Figuren, die nach Homer u. a. in Mykene geherrscht haben sollen, genannt (z. B. „Schatzhaus des Atreus“, „Schatzhaus der Klytaimnestra“). Sie besaßen einen überwölbten engen Zugang (Dromos) und wurden durch das Aufschichten großer, bis zu 12 Tonnen schwerer quadratisch behauener Steine gebaut.

Überreste Mykenes waren schon seit der wissenschaftlichen Expedition der Franzosen (1822) genauer bekannt. Doch haben erst die seit Schliemann durchgeführten Ausgrabungen genauere Kenntnisse über die alte Königsburg und die zu ihr gehörenden Bauanlagen (Gräber etc.) ermöglicht.

Heutzutage weiß man, dass vor allem auch die Minoische Kultur sehr starken Einfluss auf die mykenischen Griechen hatte. Aber auch Einflüsse aus Ägypten sind fassbar, vor allem in der Jenseitsvorstellung, womit z. B. die reichen Grabbeigaben erklärt werden. Bei einer Bestattung konnte eine versuchte Mumifizierung nachgewiesen werden.

Mykene besaß eine ausgedehnte Unterstadt, die bisher aber nur wenig erforscht ist.

Nach dem Zerfall von Mykene blieb nur ein kleines bewohntes Dorf am Fuße der alten Anlage bestehen.

Das neu gebaute Museum unterhalb des Grabungsgeländes

Im Jahre 2007 wurde ein Museum unterhalb der alten Burganlage fertiggestellt, in dem einige der hier gemachten Funde zu sehen sind.

Modernes Dorf

Unterhalb der antiken Zitadelle von Mykene liegt in ca. 2 km Entfernung das moderne Dorf Mykene mit mehreren Souvenirläden, Restaurants und Pensionen sowie Campingplätzen entlang der Hauptstraße. Einigen Geschäften sieht man an, dass sie ihre beste Zeit bereits hinter sich haben. Die meisten dieser Geschäfte entstanden mit dem Touristenboom seit den 1970er Jahren, wohingegen die heute immer noch sehr zahlreichen Besucher der antiken Stätte im modernen Mykene eher selten einen Halt einlegen. Als Sehenswürdigkeit der Ortschaft tritt das lange Zeit erste Haus am Platze besonders hervor: Die Belle Helene bzw. das Haus von Schliemann. Gegründet 1862 wurde die Belle Helene über die Jahrzehnte nicht nur von nahezu allen namhaften Klassischen Archäologen besucht, sondern auch von vielen prominenten Personen aus Politik und Gesellschaft der westlichen Welt.

Ausgrabungen

Als einer der Ersten grub der Engländer Lord Elgin 1802 in Mykene aus. 1868 besuchte der deutsche Archäologe und Troja-Entdecker Heinrich Schliemann die Stätte, begann jedoch erst 1876 mit Grabungen. 1884 und 1885 leitete Schliemann mit Wilhelm Dörpfeld eine erneute Ausgrabung.

Mythische Mykenische Könige

Griechische Mythologie

In der griechischen Mythologie ist Mykene die Tochter des Flussgottes Inachos und der Melia. Ihre Geschwister sind somit Io, Aigialeus, Phoroneus.

Siehe auch

Mykenische Kultur

Literatur

  • Heinrich Schliemann: Mykenae. Bericht über meine Forschungen und Entdeckungen in Mykenae und Tiryns. Mit einer Vorrede von W. E. Gladstone. Brockhaus, Leipzig 1878, (Online-Ausgabe der UB Heidelberg).
  • Adolf Furtwängler (Hrsg.): Mykenische Thongefässe. Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Deutschen Archäologischen Institutes in Rom. Asher, Berlin 1879.
  • Victor Steffen: Karten von Mykenai. Reimer, Berlin 1884.
  • Alan J. B. Wace: Mycenae. An archaeological history and guide. Princeton University Press, Princeton NJ 1949.
  • Friedrich Matz: Kreta, Mykene, Troja. Die minoische und die homerische Welt. 6. Auflage. Cotta, Stuttgart 1965, (Grosse Kulturen der Frühzeit), (Sammlung Kilpper).
  • George E. Mylonas: Mykene. Ein Führer zu seinen Ruinen und seine Geschichte. Ekdotike Athenon, Athen 1993, ISBN 960-213-213-2.
  • Elizabeth French: Mycenae. Agamemnon’s Capital. The site and its setting. Tempus, Stroud u. a. 2002, ISBN 0-7524-1951-X.
  • Cathy Gere: The Tomb of Agamemnon. Mycenae and the search for a hero. Profile Books, London 2006, (Wonders of the world), ISBN 978-1-86197-617-8, (Gesamtdarstellung mit starkem Akzent auf der Rezeptionsgeschichte).
  • Louise Schofield: The Mycenaeans. British Museum Press, London 2007, ISBN 978-0-7141-2090-4, (Deutsch: Mykene. Geschichte und Mythos. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2009, ISBN 978-3-534-21644-4).

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. München/Wien 1965.

Weblinks

 Commons: Mykene – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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