Friedrich Heinrich Karl von Hünerbein

Friedrich Heinrich Karl von Hünerbein

Friedrich Heinrich Karl Georg Freiherr von Hünerbein (* 23. August 1762 in Harkerode im Mansfelder Land; † 4. Februar 1819 in Breslau) war ein preußischer General.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Jugend

Hünerbein wurde als Sohn des königlich-polnischen und kursächsischen Kammerjunkers Georg August Christof, Herrn auf Harkenrode, (1720-1796) und der Rahel von Heeringen (1731-1768) geboren. Bis 1778 hatte er die Hohe Schule St. Afra in Meißen und die Universität Leipzig besucht. Dann trat er als Junker in das preußische Husarenregiment Czettritz ein, wo er 1781 zum Kornett und 1787 zum Sekondeleutnant befördert wurde.

Im Generalstab

König Friedrich Wilhelm II. bestimmte 1794 den Leutnant Hünerbein aus besonderem Vertrauen zum Adjutanten seines zweitgeborenen Sohnes, des Prinzen Louis. In dieser Funktion erwarb sich Hünerbein im Feldzug gegen den Kościuszko-Aufstand im Juni 1794 den Orden Pour le Mérite. Nach dem Tod des Prinzen war Hünerbein mit der Beförderung zum Stabskapitän und der Versetzung in das Dragonerregiment Bieberstein (Nr. 12) im Jahre 1797 unzufrieden. Auf seine Beschwerde hin übernahm ihn der König in seine Suite, die, soweit sie Generalstabsfunktion hatte, auch vom Thronfolger Friedrich Wilhelm III. 1798 übernommen wurde.

Im Jahre 1799 zum wirklichen Kapitän von der Armee und 1801 zum Major befördert blieb er auch im Feldzug von 1806/07 im Generalstabsdienst. Im März 1807 sandte der König Hünerbein von seinem Hoflager in Königsberg zu Bündnis- und Waffenlieferungsverhandlungen mit König Gustav IV. von Schweden nach Malmö. Dort stieß er mit dem Freikorpsführer Schill zusammen, der mit gleicher Absicht im Interesse der belagerten Festung Kolberg ohne irgendeine Vollmacht angereist war. Im Mai zum Oberstleutnant befördert, kehrte Hünerbein zum Generalstab zurück. In den Jahren 1808/09 dem Stab Tauentziens zugeteilt, war Hünerbein in die Vorbereitung der wegen des verfrühten Dörnbergschen Aufstands gescheiterten antinapoleonischen Erhebung eingeweiht.

Seit Mai 1809 Oberst, schied Hünerbein im März 1812 aus dem Generalstab aus und übernahm die Führung der 1. Kavalleriebrigade des für den Rußlandfeldzug Napoleons gebildeten preußischen Hilfskorps. Kurz nach Kriegsbeginn hatte Hünerbein einen schweren Konflikt mit dem Oberbefehlshaber Grawert, der dazu beitrug, dass dieser sein Kommando niederlegte. Weder sein Nachfolger Yorck noch der spät informierte König waren an einer Bestrafung Hünerbeins interessiert, weil die Folgen der Konvention von Tauroggen andere Begebenheiten in der Armee bedeutungslos werden ließen.

In den Befreiungskriegen

Hünerbein wurde im März 1813 zum Generalmajor befördert und führte im Verband des I. Armeekorps unter Yorck die 8. Brigade. Sie nahm teil an den Gefechten bei Möckern, wo Hünerbein für seinen erfolgreichen Angriff auf Dannigkow das Eiserne Kreuz II. Klasse erhielt. In der Schlacht von Großgörschen schwer verwundet, büßte Hünerbein seine Reitfähigkeit ein. Nun kommandierte er zu Fuß seine Brigade: in der Schlacht an der Katzbach, wurde dort mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet, der Schlacht bei Wartenburg und in der Völkerschlacht von Leipzig beim Sturm auf Möckern, wodurch er sich den russischen Orden der Heiligen Anna I. Klasse erwarb.

Hünerbein, gebildet und gesellschaftlich interessiert, bei Hofe sowie in Offiziers- und Adelskreisen für seinen sprudelnden Witz bekannt, unterstützte die Preußischen Reformen. Er verzichtete in den Feldzügen von 1812/13 gegenüber den einfachen Soldaten auf Vorrechte bei der Unterbringung und Verpflegung und entsprach damit Scharnhorsts Idee eines Volks in Waffen. Den Fortbestand der Rheinbundfürsten und die Restauration der von Napoleon abgesetzten Reichsfürsten lehnte Hünerbein ab - zum Kurprinzen Wilhelm von Hessen, dem Sohn des Kurfürsten von Hessen sagte er: "Geht es nach mir, so bekommt Ihr Vater nicht soviel Land zurück, als ich Schmutz unter meinen Nägeln habe!"[1]

Im Dezember 1813 zum Generalleutnant und Kommandierenden General im Herzogtum Berg ernannt, befehligte Hünerbein das von Steins Zentralverwaltungsdepartement durch General Jechner organisierte Bergische Brigade im Deutschen Bundeskorps unter dem Herzog Ernst von Sachsen-Coburg und blockierte mit ihm von Anfang Februar 1814 an die Festung Mainz bis zu deren Kapitulation am 4. Mai. Danach amtierte Hünerbein in Düsseldorf, der Hauptstadt des Generalgouvernements Berg.

Im Generalkommando in Schlesien

Als Yorck, der Kommandierende General in Schlesien, bei der Mobilmachung gegen den zurückgekehrten Napoleon im April 1815 ein Armeekommando übernahm, rückte Hünerbein stellvertretend in dessen bisherige Position ein. Nach Yorcks Verabschiedung ernannte der König Hünerbein im Oktober 1815 zum Gouverneur von Breslau und kurz darauf zum Kommandierenden General in Schlesien und Chef des VI. Armeekorps.

Im Kommando des schlesischen Armeekorps setzte er den Gedanken Boyens von der Armee als Schule der Nation im Wortsinne um, wenn er den Offizieren befahl, den Rekruten Unterricht im Schreiben und Rechnen zu erteilen und Unterhaltungsstunden zu geben, in denen sie sich mit jenen über den "Felddienst und das Benehmen des Soldaten im Dienst und außer demselben" und auch unmilitärische Themen zu unterhalten hatten. Im Januar 1818 dekorierte der König Hünerbein für seine Verdienste um die Hebung des Ausbildungsniveaus besonders der schlesischen Landwehr mit dem Roten Adlerorden I. Klasse mit Eichenlaub.

Hünerbeins Verletzung war nicht ausgeheilt, deswegen durfte er im Sommer in Sibyllenort leben, musste aber ab Ende Mai 1818 beurlaubt werden. Dennoch reiste Hünerbein im gleichen Jahr nach Berlin, um dort an den Herbstübungen teilzunehmen. Danach verschlimmerten sich seine Leiden, er erholte sich nicht mehr und starb am 4. Februar 1819 in Breslau. Beigesetzt wurde er auf dem Militärfriedhof Breslau.

Familie

Hünerbein war seit 1798 mit der Generalstochter Wilhelmine Ulrike von Knobelsdorff (1774-1831) verheiratet.

Ermöglicht wurde die Eheschließung durch König Friedrich Wilhelm II. Ihm war 1797 während eines Besuchs bei seiner verwitweten Schwiegertochter, der Prinzess Louis deren schöne Hofdame Ulrike von Knobelsdorff aufgefallen. Als er erfuhr, dass sie und ihr Geliebter Hünerbein, der vormalige Adjutant Louis', nicht heiraten können, "denn sie haben beide nichts", entschied er spontan, Hünerbein ein Gut eigener Wahl im jüngst annektierten Südpreußen zu schenken. Hünerbein wählte aus einer Liste das Kloster Obra, unweit von Kosten, der Garnison seines Regiments Bieberstein. Der Vorgang wurde publik und erregte als Beispiel für die Verschleuderung staatlicher Mittel aus einer Laune des Königs heraus Aufsehen.[2]

Der Ehe entsprossen drei Söhne und eine Tochter namens Bertha (1799-1859), verheiratet mit Graf Franz von Waldersee, Kommandeur der Gardes du Corps. Ihr Sohn Alfred wurde preußischer Generalfeldmarschall und Chef des Großen Generalstabs.

Literatur

  • Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Teil 6. Die preußischen Generale von 1807 bis 1812, Hamburg, o.J. (1937), S. 391-395 (Nr. 1183).
  • Großer Generalstab (Hg.): Die Theilnahme des Preußischen Hülfskorps an dem Feldzuge gegen Rußland im Jahre 1812 (=Kriegsgeschichtliche Einzelschriften, Heft 24, Herausgegeben vom Großen Generalstabe, Abtheilung für Kriegsgeschichte), Mittler & Sohn, Berlin 1898.
  • .... L.: Hünerbein, Karl Friedr. Georg v.. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 410.

Einzelnachweis

  1. Heinrich von Treitschke: Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert. Erster Teil. Bis zum zweiten Pariser Frieden, F. W. Hendel Verlag, Leipzig 1928, S. 467.
  2. Eduard Vehse: Preussische Hofgeschichten. Neu herausgegeben von Heinrich Conrad, Georg Müller, München 1913, S. 95f., dort auch das wörtliche Zitat der Friederike

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