Biathlon

Biathlon
Liv Grete Poirée während eines Rennens bei Olympia 2006
Kati Wilhelm 2006 nach dem Verfolgungsrennen in Antholz
Jeremy Teela beim Stehendschießen

Biathlon (lateinisch/griechisch für Zweifach-Kampf) ist eine vornehmlich im Winter ausgetragene Sportart, die sich als Kombinationssportart aus den Disziplinen Skilanglauf und Schießen zusammensetzt. Beim Langlauf handelt es sich um eine Ausdauer- und beim Schießen um eine Präzisionssportart, die beim Biathlon vereint werden.

Zunächst war der Biathlonsport eher eine Randsportart, wurde aber konsequent und erfolgreich zu einer Sportart weiterentwickelt, die publikumswirksam über das Fernsehen vermarktet werden kann. Ab dem Anfang der 1990er-Jahre stieg das Zuschauerinteresse stetig an, sodass Biathlon heute in einigen Ländern, insbesondere Deutschland, zu den beliebtesten Wintersportarten gehört.

Biathlon ist eine der bei Olympischen Winterspielen ausgetragenen Sportarten, in nichtolympischen Jahren werden Biathlon-Weltmeisterschaften veranstaltet. Weitere internationale Rennen werden im Rahmen des Biathlon-Weltcups ausgetragen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die frühe Geschichte des Biathlons

In Norwegen entdeckte Höhlenmalereien beweisen, dass der Mensch schon vor über 5000 Jahren die Jagd auf Skiern als geeignetes Mittel zur Verfolgung von Wildtieren im Schnee einzusetzen wusste. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen dazu finden sich bereits in der chinesischen, griechischen und römischen Geschichte, so beschreibt z. B. der römische Dichter Vergil etwa 40 v. Chr. die Jagd auf Skiern. Die Abbildung eines mit Pfeil und Bogen jagenden Mannes auf Skiern fand sich auch auf einem aus dem Jahr 1050 stammenden Runenstein aus Norwegen.

Entwicklung zum Militärsport

Die Ursprünge des Biathlonsports liegen vor allem im militärischen Bereich. Bereits zu Beginn der Wikingerzeit verteidigten sich die Ureinwohner Nord-Norwegens erfolgreich auf „Skiern“ gegen einfallende Horden dänischer Wikinger. Im Mittelalter waren die schnellen und flexiblen Skiregimenter fester Bestandteil der Armeen in Skandinavien und Russland.

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich das Skifahren zum wichtigsten Militärsport in Nordeuropa. Ein guter Skisoldat beherrschte sowohl das Schießen als auch den Langlauf. An der schwedisch-norwegischen Grenze maßen sich bereits im Jahre 1767 Grenzsoldaten der beiden Länder im Wettkampf, bei dem im vollen Skilauf mit dem Gewehr geschossen werden musste. Bis zur Veranstaltung erster organisierter Wettkämpfe im späten 19. Jahrhundert diente die Kombination aus Langlauf und Schießen jedoch ausschließlich der Jagd und militärischen Zwecken.

Der erste Biathlonverein wurde 1861 in Norwegen mit dem Gewehr- und Skiklub von Trysil gegründet. Im deutschen Sprachraum entwickelten sich sowohl der Militärskilauf als auch die allgemeine Variante ebenfalls erst Ende des 19. Jahrhunderts. Im Deutschen Reich fanden 1895 erstmals militärische Skilaufmeisterschaften statt. 1912 wurde in Norwegen ein Einzellauf ausgetragen, bei dem zweimal 10 Schüsse abgegeben werden mussten und der damit dem heutigen Einzelwettkampf schon sehr nahe kam. Die Veranstaltung dieser Wettkämpfe oblag dem Militär, weshalb die Teilnehmer sich ausschließlich aus Armeeangehörigen rekrutierten. Die fabrikmäßige Fertigung von Skiern in österreichischen Werkstätten ab 1906 erleichterte und förderte der Sport wesentlich.

Aus diesen Wettkämpfen entwickelte sich bis 1915 der Militärpatrouillenlauf, der als Vorgänger des heutigen Biathlons angesehen wird. Während im Biathlon von jeher Einzel- und Staffelrennen gelaufen wurden, definierte sich die Militärpatrouille bis 1930 als reiner Mannschaftswettkampf. Eine Militärpatrouille hatte jeweils aus einem Offizier, einem Unteroffizier und zwei Soldaten zu bestehen. Die Streckenlänge betrug zwischen 25 und 30 Kilometer, wobei bei der Hälfte der Distanz eine Schussprüfung im Liegendschießen zu absolvieren war. Für jeden Treffer bekam die Mannschaft, die geschlossen das Ziel erreichen musste, eine Zeitgutschrift von dreißig Sekunden.

Seine Hochblüte hatte der Militärpatrouillenlauf in den 1920er- und 1930er-Jahren. Bei der Internationalen Woche des Sports von 1924, die das IOC nachträglich zu den ersten Olympischen Winterspielen erklärte, war der Militärpatrouillenlauf Teil des offiziellen Programms und stand danach noch bei den Olympischen Winterspielen von 1928, 1936 und 1948 als Demonstrationsbewerb auf dem Programm. Zwischen 1930 und 1941 fanden Weltmeisterschaften im Militärpatrouillenlauf statt, bei denen sowohl Titel im Einzel- als auch im Mannschaftskampf vergeben wurden. Im Rahmen von Heeresmeisterschaften und Militärweltmeisterschaften wird der Patrouillenlauf bis heute durchgeführt. Eine der bekanntesten Wettkampfveranstaltungen ist die Schweizer Patrouille des Glaciers, an der auch zivile Skibergsteigermannschaften teilnehmen.

Die moderne Geschichte des Biathlons

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten die Entmilitarisierung der Sportart und die Öffnung für zivile Athleten. Bei den Olympischen Winterspielen 1948 wurde neben dem Militärpatrouillenlauf auch der Winter-Pentathlon (Reiten, Fechten, Schießen, Skilanglauf, Abfahrt) als winterliche Entsprechung des Modernen Fünfkampfs als Demonstrationsbewerb zugelassen. Der am 3. August 1948 gegründete Verband Union Internationale de Pentathlon Moderne (UIPM) zeigte Interesse an der Aufnahme eines Wintersportbewerbs und entschied sich für die Kombination aus Laufen und Schießen. Auf Vorschlag des Vorsitzenden der UIPM, dem schwedischen General Sven Thofelt, wurde der Name Biathlon eingeführt.

Das Logo der IBU

Das IOC erkannte Biathlon 1954 als eigenständige Sportart an. 1955 führte der UIPM das Konzept des modernen Winterbiathlons ein. Die Wettkampfregeln wurden am 17. November 1956 in Australien genehmigt und die UIPM wurde offiziell zum Verband beider Sportarten. 1957 erfolgte schließlich die formelle Aufnahme in den Internationalen Verband des Modernen Fünfkampfes (UIPM) und 1968 die Umbenennung des Verbandes in UIPMB. Diesem Verband blieb Biathlon bis zur Gründung der Internationalen Biathlon Union (IBU) als unabhängigem Verband innerhalb der UIPMB bis 1993 angeschlossen. Die formale Trennung beider Verbände erfolgte 1998. Die wichtigsten Biathlon-Wettkämpfe werden heute von der IBU veranstaltet. Damit ist Biathlon der einzige Skisport, der nicht von der Fédération Internationale de Ski (FIS) reglementiert wird.

Geschichte des Frauen-Biathlons

Die Geschichte des Frauen-Biathlons begann wesentlich später als bei den Männern. Die UIPMB verabschiedete erst 1980 auf ihrem Kongress in Sarajevo die Regeln für Frauenwettkämpfe. Daran anschließend fand 1981 der erste internationale Frauenwettkampf im damals tschechoslowakischen Jáchymov (Joachimsthal) statt. 1984 wurden die ersten Frauen-Biathlonweltmeisterschaften organisiert, welche bis 1988 von jenen der Männer getrennt waren. Seit 1989 finden die Weltmeisterschaften der Frauen gemeinsam mit denen der Männer statt.

1988 entschied das IOC, Frauen-Biathlon ins olympische Programm aufzunehmen. Erstmals olympische Disziplin war Frauen-Biathlon dann vier Jahre später bei den Winterspielen 1992 in Albertville. Trotz des späten Beginns entwickelte sich der Biathlonsport bei den Frauen sehr rasant und ist heute dem der Männer gleichwertig.

Athleten

Die meisten Biathleten haben bereits im Kindes- oder Jugendalter mit dem Langlaufsport begonnen und sind dann zum Biathlon gewechselt. Häufig geschieht dieser Wechsel in der Jugendzeit, sodass die Athleten ab diesem Zeitpunkt sowohl das Laufen als auch das Schießen trainieren.

Vor allem in den Anfangsjahren der Sportart bestand ein Großteil der teilnehmenden Athleten aus ehemaligen Profi-Langläufern. Aber auch heute noch wechseln immer wieder einige Langläufer zum Biathlon. Viele dieser Athleten entwickeln sich mit der Zeit zu dominierenden Biathleten, so waren beispielsweise die mittlerweile sehr erfolgreichen Biathletinnen Kati Wilhelm und Anna Carin Olofsson beide ehemalige Langläuferinnen. Für Aufsehen sorgte auch der Wechsel der Finnin Kaisa Varis, die nach ihrer Dopingsperre im Sommer 2006 zum Biathlon kam, aber 2008 als Biathletin erneut positiv getestet wurde. In manchen Ländern wie Großbritannien oder Grönland sind beide Disziplinen eng aneinander angelehnt, so werden etwa britische Meisterschaften in beiden Disziplinen zusammen ausgetragen.

Die Wechselquote vom Biathlon zum Speziallanglauf ist hingegen wesentlich geringer. Bemerkenswert sind hier die Russin Anfissa Reszowa und ihr Landsmann Sergei Tschepikow. Reszowa wechselte nach etlichen Erfolgen im Langlauf Ende der 1980er-Jahre zum Biathlon, wo sie ebenfalls zahlreiche Erfolge feiern konnte. Zum Ende ihrer Karriere gewann sie dann erneut im Langlauf die Goldmedaille mit der russischen Staffel. Tschepikow wechselte nach sehr erfolgreichen Jahren im Biathlon Mitte der 1990er-Jahre zum Langlauf. Nach seinem vorläufigen Karriereende startete er einige Jahre später erneut erfolgreich im Biathlon. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die deutsche Biathletin Miriam Gössner, die mit einigen Podestplätzen im Biathlon-Weltcup für die Nordische Skiweltmeisterschaft 2009 nominiert wurde, wo sie mit der Staffel die Silbermedaille gewann.

Vor allem die norwegischen Herren wie Frode Andresen, Lars Berger und Ole Einar Bjørndalen starten immer wieder mit durchaus guten Erfolgsaussichten in einzelnen Langlaufrennen. Berger wurde bisher zweimal Staffel- und einmal Einzelweltmeister im Langlauf, auch Bjørndalen gewann bereits ein Rennen des Langlauf-Weltcups.

Verbreitung und Popularität

Der Biathlonsport wird heute in allen klassischen Wintersportländern Europas und Nordamerikas ausgetragen.

Vor allem in Russland und Skandinavien, insbesondere in Norwegen, gehört Biathlon schon seit langem zu den beliebtesten Wintersportarten. Ab den 1990er-Jahren wuchs auch in Deutschland das Publikumsinteresse immer mehr, seit der Jahrtausendwende gehört Biathlon zu den populärsten Wintersportarten. Sämtliche Weltcupläufe werden mittlerweile im Fernsehen übertragen und finden vor Ort vor einem immer größer werdenden Publikum statt. Für die Fernsehsender Das Erste und ZDF liefern die Biathlonrennen, die teilweise von über sechs Millionen Zuschauern verfolgt werden, mittlerweile regelmäßig die höchsten Einschaltquoten aller übertragenen Wintersportarten.[1][2][3] Obwohl deutsche Athleten schon seit den 1970er-Jahren Erfolge im Biathlon feiern konnten, kam bei der Wahl zum Sportler des Jahres mit der Biathletin Uschi Disl erst im Jahre 2005 zum ersten Mal ein Athlet aus dem Biathlonsport. Im Jahre 2006 folgten mit Kati Wilhelm und Michael Greis sowie 2007 mit Magdalena Neuner weitere Biathleten.

Trotz der großen Erfolge französischer Biathleten im Weltcup und bei Weltmeisterschaften führt die Sportart in Frankreich immer noch ein Schattendasein, sowohl was das Publikumsinteresse als auch die finanzielle Förderung anbelangt. Die französische Biathletin Sandrine Bailly bemängelte mehrfach, dass Biathlon in Frankreich wenn überhaupt nur mit dem ehemaligen Biathleten Raphaël Poirée in Verbindung gebracht würde und ihre Erfolge ohne Anerkennung blieben. Raphaël Poirée erklärte 2005 in einem Interview, sich überwiegend selbst um finanzielle Mittel und Sponsoren kümmern zu müssen.[4]

Eine große Tradition hat Biathlon auch in Italien, vorwiegend im deutschsprachigen Südtirol, aus dem viele bekannte Athleten der letzten Jahrzehnte stammen.

In Österreich und der Schweiz spielte der Biathlonsport traditionell eine untergeordnete Rolle. Durch die sportliche Erfolge der letzten Jahren, gewann der Biathlonsport in Österreich jedoch immer mehr an Bedeutung. Auch in den Vereinigten Staaten und Kanada gehört Biathlon zu den weniger beachteten Wintersportarten. Obwohl all diese Länder immer wieder Athleten hervorbringen, die auch in der Weltspitze mithalten können, hält sich das Publikumsinteresse in sehr engen Grenzen.

Seit der Jahrtausendwende wird der Biathlonsport in Asien immer mehr gefördert; vor allem die Volksrepublik China arbeitete mit ihrem deutschen Trainer Klaus Siebert erfolgreich daran, ihre Athleten an die internationale Weltspitze heranzuführen, schöpfte dabei nur aus einem sehr kleinen Athletenpool von zumeist ehemaligen Skilangläufern. Seit 2009 arbeitet Siebert als verantwortlicher Trainer für die Biathleten Weißrusslands, was sich besonders 2010 in bemerkenswerten internationalen Erfolgen auswirkte. Auch in anderen Ländern, z. B. in Schweden, wechseln gelegentlich einige Langläufer zum Biathlon. In den Ländern, in denen der Skilanglauf einen hohen Stellenwert besitzt, wird der Wechsel zum Biathlon trotz der aktuell positiven Entwicklung heute noch teilweise als sportlicher Abstieg betrachtet.

Neben den klassischen Wintersportländern gibt es zahlreiche Nationen, in denen es nur wenige Athleten gibt. In diesen Ländern spielt der Biathlonsport eine unbedeutende Rolle, die Athleten betreiben den Sport hauptsächlich aus Eigenmotivation. So sind bei manchen Weltcuprennen Athleten aus über 30 Ländern am Start, zu denen beispielsweise Argentinien, Australien, Belgien, Griechenland, Grönland oder Großbritannien gehören. Diese Athleten belegen in aller Regel einen der letzten Plätze des Teilnehmerfeldes.

Ausrüstung

Ski

Zunächst wurde im Biathlon im klassischen Stil gelaufen, seit den späten 1980er-Jahren laufen die Athleten in der Skating-Technik. Zum Biathlon werden heute Skatingski verwendet, die etwa 1.250 g schwer und ca. 5 cm breit sind. Die Länge der Ski ist abhängig von der Körpergröße des Sportlers und nicht limitiert. Der Langlaufschuh wird durch die Bindung etwa in der Mitte des Skis fixiert, wobei der hintere Teil des Schuhes bei jedem Schritt vom Ski losgelöst werden kann, um einen besseren Vorschub beim Vorwärtslauf zu erhalten. Die Skier haben keine Stahlkanten wie beispielsweise Alpinski, weshalb Abfahrten deutlich schwieriger sind.

Ebenfalls zur Ausrüstung eines Biathleten gehören schulterhohe Langlaufstöcke, mit denen sich die Sportler vom Boden abstoßen können.

Gewehr

Jeremy Teela beim Stehendschießen, 2002 in Salt Lake City

Bis 1977 wurde bei Biathlonveranstaltungen mit Großkalibergewehren geschossen. Die Schießentfernungen betrugen dabei 100 m (stehend) bzw. 150, 200 und 250 m (liegend). Seit 1978 werden leichte Kleinkalibergewehre (von Anschütz mit sog. Fortnerverschluss, aber auch mit anderen z.B. russischen Systemen), Kaliber .22, verwendet, deren Gewicht zwischen 3,5 und 6 kg liegt und die nur manuell zu repetieren sind. Automatische oder halbautomatische Gewehre dürfen nicht verwendet werden. Das Abzugsgewicht muss mindestens 500 g betragen. Die Schießentfernung beträgt einheitlich für das Stehend- und Liegendschießen 50 m.

Die Visiereinrichtung besteht aus einem Diopter, das jedoch keine vergrößernde Wirkung besitzen darf, und dem Ringkorn am vorderen Ende des Rohres. Das Korn ist auswechselbar, damit bei schlechter Sicht ein so genanntes Nebelkorn eingesetzt werden kann. Dieses hat eine größere Öffnung, damit mehr Licht einfallen kann und die Sicht verbessert wird. Die Waffe ist samt Munition vom Sportler während des gesamten Wettkampfes am eigenen Körper mitzuführen.

Munition

Die Munition hat das Kaliber von 5,62 mm, genaue Bezeichnung: .22 l.r. Das Geschoss darf eine Mündungsgeschwindigkeit von 380 m/s nicht überschreiten. Meist wird in Kältekammern getestet, um ein Versagen oder eine Veränderung der Flugeigenschaften bei Wettkampftemperaturen von +10 bis −15° C auszuschließen bzw. zu verringern.

Schießstand und Zielscheiben

Sandrine Bailly (links) und Kati Wilhelm am Schießstand, Weltcup in Antholz 2006

Schießstand

Der Schießstand besteht aus meist 30 etwa 2,75 m breiten Schießbahnen. Durchnummeriert sind die Schießbahnen von rechts nach links, Stand 1 befindet sich also am rechten Rand des Schießstandes. Bei Einzel- und Sprintrennen sind die Bahnen 1 bis 15 für das Liegend- und die Bahnen 16 bis 30 für das Stehendschießen vorgesehen. Bei diesen beiden Rennen bleibt den Athleten die Wahl der Schießbahn selbst überlassen. In den Verfolgungs-, Massenstart- und Staffelrennen erfolgt die Zuteilung der Schießbahnen durch die Reihenfolge des Ankommens am Schießstand. Der führende Athlet schießt somit auf Bahn 1, alle anderen Athleten füllen den Schießstand entsprechend ihrer aktuellen Position im Rennen nach links auf. Eine Sonderregelung gibt es für die Massenstart- und Staffelrennen, wo die einzunehmende Schießbahn beim ersten Schießen der Startnummer des Athleten entspricht. Notwendig ist dies, da die Zeitabstände bei diesem Punkt des Rennens noch sehr gering sind und so nicht immer eine eindeutige Reihenfolge gegeben ist.

Zielscheiben und Schießen

Geschossen wird auf je fünf Scheiben pro Schussbahn, die in einer Entfernung von 50 m angebracht sind. Der zu treffende Bereich einer Scheibe beträgt im Durchmesser 4,5 cm (liegend) bzw. 11,5 cm (stehend). Treffer werden durch Verdecken der schwarzen Scheibe angezeigt, das Verfehlen einer Scheibe wird entweder mit einer ovalen Strafrunde von 150 Metern (Staffel, Massenstart, Verfolgung und Sprint) oder einer Strafzeit von einer Minute (Einzel) bedacht. Je nach Laufstärke des Athleten kann pro Strafrunde von einer Laufzeit von 20 bis 30 Sekunden ausgegangen werden.

In welcher Reihenfolge der Athlet auf die zu treffenden Scheiben schießt, bleibt ihm selbst überlassen. Die meisten Athleten schießen dabei Scheibe für Scheibe von links nach rechts bzw. von rechts nach links durch. Bei einem Fehlschuss wird meistens der Schießrhythmus beibehalten und zur nächsten Scheibe übergegangen, seltener wird auf die bereits einmal verfehlte Scheibe nochmals gezielt. Einige Athleten weichen bei ihren Schießeinlagen von diesem Muster ab und schießen einen eigenen Rhythmus. Eine Möglichkeit ist hierbei, nach drei Schüssen nicht auf die vorletzte, sondern die letzte Scheibe zu schießen und danach erst auf die vorletzte. Manche Athleten wählen vollkommen untypische Schießbilder und beginnen etwa in der Mitte der Scheiben. Dadurch wird der lineare Schießrhythmus unterbrochen, nach Überzeugung mancher Athleten wird dadurch die Konzentration auf die einzelnen Schüsse erhöht. Nicht immer führt dies jedoch zu einer besseren Trefferleistung.

Regelwerk

Für jede nicht gelaufene Strafrunde, die gelaufen hätte werden müssen, wird der Athlet mit einer Zeitstrafe von zwei Minuten bestraft, die dann nachträglich auf seine Gesamtzeit addiert wird. Bei jeder Schießeinlage müssen auf jeden Fall alle fünf Patronen abgefeuert werden. Sollte ein Athlet den Schießstand vor dem Abfeuern der fünf Patronen wieder verlassen, wird er pro nicht abgefeuerter Patrone mit einer Zeitstrafe von zwei Minuten bestraft. Gleiches gilt für die Staffel, wo der Athlet den Schießstand erst verlassen darf, wenn er entweder alle fünf Scheiben getroffen oder alle drei Nachlader aufgebraucht hat. Es ist also nicht möglich, das Schießen komplett auszulassen und dafür fünf Strafrunden zu laufen, da dies eine Zeitstrafe von zehn Minuten bedeuten würde.

Gelegentlich kann es vorkommen, dass ein Athlet nicht auf die zu seiner Schießbahn gehörenden Scheiben, sondern auf die Scheiben einer benachbarten Bahn schießt. In diesem Fall werden diese Schüsse nicht als Treffer anerkannt. Schießt auf dieser Bahn ein anderer Athlet, so müssen bei einem Treffer des inkorrekt Schießenden die Scheiben neu aufgezogen werden, damit der korrekt Schießende seine Schießeinlage ungehindert fortsetzen kann. Die bereits zuvor getroffenen Scheiben des korrekt Schießenden werden diesem jedoch als Treffer gezählt. Sollte der inkorrekt schießende Athlet seinen Fehler während des Schießens bemerken, kann er mit den noch ausstehenden Patronen auf die richtigen Scheiben zielen, jeder dieser Treffer wird ihm dann korrekt angerechnet. Bemerkt er seinen Fehler während des Schießens nicht und feuert alle fünf Patronen auf die falschen Scheiben ab, wird ihm diese Schießeinlage mit fünf Fehlern gewertet. Im Einzel wird dem Athleten dafür pro Fehler eine Strafminute angerechnet, in allen übrigen Rennen muss er fünf Strafrunden laufen. Sollte der Athlet die Strafrunden aus Unkenntnis über das falsche Schießen nicht laufen, wird er mit einer Gesamtstrafe von zehn Strafminuten belegt, was ihn dann im Gesamtergebnis aussichtslos auf einen der hinteren Ränge zurückwirft. Dieser Fauxpas kann jedoch nicht nur unerfahrenen Athleten passieren, auch Magdalena Forsberg, Uschi Disl oder Dmitri Jaroschenko ist dieses Missgeschick während eines Weltcuprennens schon passiert.

In sehr seltenen Fällen kann es zu Falschanzeigen kommen, sodass nicht getroffene Scheiben als Treffer oder eigentlich getroffene Scheiben als Fehler angezeigt werden. Sollte ein Athlet aufgrund einer Falschanzeige zu viele Strafrunden gelaufen sein, wird ihm nachträglich meist eine Zeitgutschrift im Umfang der zu viel gelaufenen Strafrunden zugesprochen. Umgekehrt kann dem Athleten für dadurch zu wenig gelaufene Strafrunden eine Zeitstrafe addiert werden, die in diesem Fall dann jedoch nur den Umfang einer normalerweise für die entsprechende Anzahl an Strafrunden benötigten Zeit hat.

Entwicklung

In den Anfangsjahren wurde auf Papierscheiben und Luftballons geschossen, danach wurden zerbrechliche Glasscheiben verwendet. Ab den Biathlon-Weltmeisterschaften 1981 setzten sich dann die schwarzen Metallscheiben durch, die bei einem Treffer durch den Aufprall automatisch abklappten. Bei den in Skandinavien ausgetragenen Rennen wird auch heute noch dieses System verwendet. Mitte der 1990er-Jahre wurde ein modernes System mit elektromechanischen Scheiben und computerisierter Auswertung der Treffer eingeführt. Dabei wird beim Aufprall des Geschosses auf die schwarze Scheibe mittels eines Sensors ein Impuls ausgelöst, durch den sich eine weiße Scheibe vor die schwarze schiebt und die somit den Treffer anzeigt. Im Biathlon Weltcup wird meist ein vollelektronischer Schießstand eingesetzt.[5] Der Sensor ermittelt dabei den Aufpralldruck des Geschosses. Erreicht das Geschoss beim Aufprall einen im Regelwerk definierten Wert, so wird der Schuss als Treffer gewertet.

Während für offizielle Wettkämpfe nur noch Metallscheiben zugelassen sind, werden beim so genannten Anschießen, der Vorbereitung auf einen Wettkampf, stets Kartonscheiben verwendet.

Streckenverlauf

Biathlonstrecke bei den Olympischen Spielen 2006

Die Wettkampfstrecken bestehen aus einem Streckennetz. Je nachdem welche Disziplin veranstaltet wird, wird die entsprechende Laufrunde festgelegt. Die kürzesten Runden gibt es im Verfolgungs-, die längsten im Einzelwettkampf. Es werden stets mehrere Runden absolviert, an deren Ende jeweils das Stadion liegt.

Die Laufstrecke muss abwechslungsreich gestaltet sein, also abwechselnd aus ansteigenden, ebenen und abfallenden Teilen bestehen. Dabei soll darauf geachtet werden, dass die Strecken zwar anspruchsvoll und selektiv sind, sehr steile und übermäßig lange Anstiege bzw. zu gefährliche Abfahrten jedoch nicht eingebaut werden. Engstellen und schnelle Richtungsänderungen sind möglichst zu vermeiden. Die Differenz zwischen dem höchsten und niedrigsten Punkt der Strecke darf maximal 80 m betragen, wobei der höchste Punkt nur in Ausnahmefällen 1800 m NN überschreiten darf.

Wettkämpfe

Olympische Winterspiele

Andrea Nahrgang bei den Olympischen Spielen 2002

Bei den ersten Olympischen Winterspielen 1924 in Chamonix wurde der Militärpatrouillenlauf als Vorgänger des heutigen Biathlon am 29. Januar 1924 erstmals vor einer größeren nichtmilitärisch organisierten Öffentlichkeit ausgetragen. Die Zuschauerzahl betrug nach offiziellen Angaben des Französischen Olympischen Komitees 1307 Personen und übertraf damit die Zuschauerzahl aller anderen nordischen Wettbewerbe. Während der Militärpatrouillenlauf heute als Demonstrationsbewerb angesehen wird, gab es zum Zeitpunkt der Austragung der Spiele keine Unterscheidung in originäre und Vorführungswettbewerbe. Auch heute noch wird der Wettbewerb vom IOC in der offiziellen Medaillenstatistik von 1924 geführt. Bei den Olympischen Winterspielen von 1928, 1936 und 1948 wurde der Wettbewerb als reiner Demonstrationsbewerb in das olympische Programm aufgenommen.

Erst nach der Entwicklung hin zum rein sportlichen Biathlon wurde der Sport auch vom IOC anerkannt. 1960 wurde der Biathlonsport mit dem 20-Kilometer-Lauf der Männer am 21. Februar erstmals ins offizielle Programm der Winterspiele aufgenommen. 1968 mit der 4 x 7,5-Kilometer-Staffel und 1980 mit dem Sprintwettkampf wurden die nächsten Biathlonwettbewerbe olympisch. Bei den Olympischen Winterspielen 1992 in Albertville feierten dann auch die Biathlon-Frauen ihre olympische Premiere. Die Frauenwettbewerbe werden wie die Männerwettbewerbe gegliedert, jedoch über kürzere Distanzen ausgetragen.

Mit der Aufnahme des Verfolgungslaufes (2002 in Salt Lake City) und des Massenstarts (2006 in Turin) werden bei Olympischen Winterspielen mittlerweile je fünf Wettbewerbe für Männer und Frauen ausgetragen. Damit gehört Biathlon nach Eisschnelllauf und Langlauf (jeweils sechs Wettbewerbe) gemeinsam mit dem alpinen Skisport (jeweils fünf Wettbewerbe) zu den Sportarten mit den meisten ausgetragenen Wettbewerben. Die einzelnen Biathlondisziplinen unterscheiden sich jedoch nicht so stark voneinander wie etwa Kurz- und Langstrecken beim Eisschnelllauf oder Slalom und Abfahrt im Alpinsport. Während sich hier die meisten Athleten auf einzelne Teilbereiche konzentrieren, gibt es beim Biathlon einige Athleten, die an allen Wettbewerben teilnehmen.

Biathlon-Weltmeisterschaften

Die ersten Biathlon-Weltmeisterschaften der Männer fanden 1958 im österreichischen Saalfelden statt, die Zahl der Aktiven war mit nur 25 Athleten aus sieben Ländern noch sehr gering. Im Weltmeisterschaftsprogramm war nur der Einzelwettkampf, Staffel und Sprint wurden erst später ins Programm genommen.

Seit 1984 werden die Weltmeisterschaften auch für Frauen veranstaltet, die bis 1988 getrennt von den Weltmeisterschaften der Männer stattfanden. Seit 1989 werden gemeinsame Weltmeisterschaften für Männer und Frauen veranstaltet, das Weltmeisterschaftsprogramm wurde nach und nach um neue Disziplinen (Verfolgung, Massenstart, Mixed-Staffel) erweitert.

Neben den Biathlon-Weltmeisterschaften organisiert die IBU noch Biathlon-Sommerweltmeisterschaften sowie Weltmeisterschaften für Junioren und Jugend. Athleten unter 21 Jahren, die bis zum 31. Dezember der Saison das 19. Lebensjahr vollendet haben, gelten als Junioren, davor als Jugend.

Biathlon-Weltcup

Der Biathlon-Weltcup ist eine vom Biathlon-Weltverband IBU für Männer und Frauen ausgerichtete Wettkampfserie, die jährlich in der Zeit von Ende November bzw. Anfang Dezember bis Mitte März veranstaltet wird. Während bei vielen anderen Wintersportarten die Weltcuprennen für Männer und Frauen an getrennten Orten stattfinden, werden diese im Biathlon an denselben Orten ausgetragen.

Im Laufe der Jahre wurde das Wettkampfprogramm mehrfach erweitert, heute umfasst eine Weltcupsaison in der Regel neun Stationen mit je drei Wettbewerben pro Ort. Die an einem Weltcuport ausgetragenen Rennen finden üblicherweise von Donnerstag bis Sonntag statt. Die Weltcuprennen werden größtenteils in Mittel- und Nordeuropa sowie Russland veranstaltet. Deutsche Austragungsorte sind das oberbayerische Ruhpolding und das thüringische Oberhof. Darüber hinaus finden in manchen Jahren vor allem gegen Ende der Saison Weltcuprennen in Nordamerika oder Asien statt.

Der Weltcup wird bei den Männern seit der Saison 1977/78 und bei den Frauen seit der Saison 1982/83 veranstaltet. Neben dem Gesamtweltcup-Sieger werden auch die Sieger in den unterschiedlichen Disziplinen gekürt. Im Gegensatz zu den von der Fédération Internationale de Ski (FIS) veranstalteten Sportarten zählen die im Rahmen der Olympischen Winterspiele oder Biathlon-Weltmeisterschaften ausgetragenen Rennen auch in die Weltcup-Gesamtwertung.

Kontinentale Wettbewerbe

Jährlich werden weiterhin kontinentale Wettkampfserien und Meisterschaften in Europa, Nordamerika, Südamerika und Asien veranstaltet. Vor allem in Asien haben diese Titelkämpfe einen hohen Stellenwert, die Athleten und Athletinnen werden dafür aus den laufenden Weltcups abgezogen. In Europa treten größere Nationen wie Deutschland, Norwegen oder Russland meist nur mit der „zweiten Garnitur“ an, was diese Titelkämpfe etwas abwertet. Somit haben aber auch Nationen Chancen auf vordere Platzierungen, die bei Weltmeisterschaften eher hintere Platzierungen erreichen.

Disziplinen

Übersicht

Der Biathlonsport wird in verschiedenen Disziplinen ausgetragen, die zwar dem gleichen Grundprinzip folgen, sich aber durch unterschiedliche Regeln voneinander unterscheiden. Im Biathlon-Weltcup, bei Weltmeisterschaften und Olympischen Winterspielen werden derzeit mit Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart, Staffel und Gemischter Staffel sechs Biathlon-Disziplinen ausgetragen.

Einzel Sprint Verfolgung Massenstart Staffel Mixed-Staffel
Distanz Männer 20 km 10 km 12,5 km 15 km 4 × 7,5 km 2 × 7,5 km +
2 × 6 km
Distanz Frauen 15 km 7,5 km 10 km 12,5 km 4 × 6 km
Distanz Junioren 15 km 10 km 12,5 km 12,5 km 4 × 7,5 km
Distanz Juniorinnen 12,5 km 7,5 km 10 km 10 km 3 × 6 km
Distanz Jugend männlich 12,5 km 7,5 km 10 km 10 km 3 × 7,5 km
Distanz Jugend weiblich 10 km 6 km 7,5 km 7,5 km 3 × 6 km
Startintervall 30 Sekunden 30 Sekunden nach Sprintergebnis Simultanstart Simultanstart Simultanstart
Schießabfolge liegend, stehend, liegend, stehend liegend, stehend liegend, liegend, stehend, stehend liegend, liegend, stehend, stehend pro Athlet liegend-stehend pro Athlet liegend-stehend
Strafe je Fehler Strafminute Strafrunde (150 m) Strafrunde (150 m) Strafrunde (150 m) Nachlader bzw. Strafrunde Nachlader bzw. Strafrunde
Weltcup-Premiere 1978/79 1978/79 1996/97 1998/99 1978/79 2004/05
WM-Premiere 1958 1974 1997 1999 1966 2005 bzw. 2007
Olympische Premiere 1960 1980 2002 2006 1968 2014

Einzeldisziplinen

Einzelwettkampf

Der Einzellauf ist die älteste Biathlondisziplin. Obwohl es heute neben diesem Wettkampf mit Sprint, Verfolgung und Massenstart noch drei weitere Einzeldisziplinen gibt, hat sich der Name „Einzel“ für dieses Rennen bis heute erhalten. Sein Ursprung liegt darin, dass dieses Rennen bis zur Einführung des Sprints der einzige Einzelwettkampf im Biathlon war.

Die Athleten starten im Abstand von 30 Sekunden einzeln nacheinander. Insgesamt sind fünf Runden zu laufen, nach jeder der ersten vier Runden folgt eine Schießeinlage. Im Einzelwettkampf sind jeweils zwei Liegend- und Stehendschießen zu absolvieren, die bei diesem Wettkampf in abwechselnder Reihenfolge (liegend-stehend-liegend-stehend) bewältigt werden müssen. Jeder Schießfehler wird im Gegensatz zu allen anderen Wettkämpfen nicht mit einer Strafrunde, sondern mit einer Strafzeit von einer Minute geahndet. Dadurch hat in diesem Wettkampf das Schießen eine höhere Priorität als in den anderen Wettbewerben, wo mit einer Strafrunde von rund 30 Sekunden ein Fehler nur etwa halb so schwer wiegt. So kommt es bei diesem Wettkampf hin und wieder zu überraschenden Ergebnissen, da läuferisch schwächere Athleten, die aber gute Schützen sind, hier eine größere Chance auf ein gutes Ergebnis haben. Umgekehrt ist es für läuferisch gute Athleten hier aber schwieriger, die durch einen Schießfehler hinzugekommene Strafzeit im Laufen wieder auszugleichen.

Da die Disziplin "Einzelwettkampf" die mit Abstand älteste des Biathlonprogramms ist, erfuhr sie in der Frühzeit eine Reihe von Regelentwicklungen. Ursprünglich gab es pro Fehlschuss je zwei Strafminuten. Ab 1960 wurde dann unterschieden zwischen Fehlschüssen (zwei Strafminuten) und Treffern auf den Außenring der Scheibe (eine Strafminute). Die heute gültige Regelung (eine Strafminute pro Fehler) wurde 1980 eingeführt. Ausserdem gab es bis Mitte der 1960er-Jahre verschiedene Schießstände mit unterschiedlichen Entfernungen (100m bis 250m) für die einzelnen Schießprüfungen.

Sprint

Anfang der 1970er-Jahre wurde mit dem Sprintwettkampf ein weiterer Biathlonwettbewerb geschaffen. Der Sprint besteht im Gegensatz zum Einzelwettkampf nur aus drei statt fünf Runden und zwei statt vier Schießeinlagen. Da der Sprintwettkampf die einzige Disziplin mit nur zwei Schießeinlagen ist, haben Athleten mit einer schwächeren Schießleistung hier die besten Aussichten auf eine gute Platzierung.

Wie beim Einzelwettkampf starten die Biathleten in einem 30-Sekunden-Intervall einzeln hintereinander. Nach der ersten Runde wird einmal liegend, nach der zweiten Runde einmal stehend geschossen. Jeder Fehler wird mit einer 150 m langen Strafrunde geahndet.

Das Sprintergebnis ist bei heute ausgetragenen Veranstaltungen oft doppelt wichtig, da durch das erzielte Ergebnis die Startabstände des Verfolgungsrennens bestimmt werden. Mit einem schlechten Ergebnis im Sprintrennen sinken somit auch die Chancen auf ein erfolgreiches Verfolgungsrennen.

Verfolgung

Um den Biathlonsport für die Zuschauer attraktiver zu machen, wurde Mitte der 1990er-Jahre das Verfolgungsrennen geschaffen. Während Einzel- und Sprintrennen im Kampf gegen die Uhr ausgetragen werden, messen sich die Athleten in der Verfolgung direkt miteinander. Somit ist der erste Sportler im Ziel zugleich der Sieger des Rennens. Außerdem ergeben sich zusätzliche Spannungsmomente dadurch, dass sich die Athleten auf der Strecke und am Schießstand direkte Duelle liefern.

Im Verfolgungsrennen werden insgesamt fünf Runden gelaufen. Es müssen je zwei Schießprüfungen im Liegend- und Stehendschießen absolviert werden, wobei für jeden Fehlschuss sofort eine Strafrunde gelaufen werden muss. Im Gegensatz zum Einzelwettkampf finden die Schießeinlagen hier nicht in abwechselnder Reihenfolge statt, sondern zunächst die beiden Liegend- und dann die beiden Stehendschießen.

Startberechtigt für die Verfolgung sind die besten 60 Athleten des vorausgegangenen Sprintwettbewerbes, der normalerweise als Qualifikation für das Verfolgungsrennen dient. Die Startreihenfolge und Startintervalle der Verfolgung richten sich nach den im Sprintrennen erzielten Zeiten. In seltenen Fällen kann auch das Einzelrennen als Qualifikation für die Verfolgung dienen. Ist dies der Fall, werden die Rückstände der Athleten auf den Sieger halbiert, da die Strafminute im Einzel etwa doppelt so schwer wiegt wie die Strafrunde im Sprint.

Der Erstplatzierte des Sprints wird als Erster des Verfolgungsrennens in den Wettkampf geschickt und die Zeitnahme für alle Athleten beginnt zu diesem Zeitpunkt. Die anderen Athleten folgen entsprechend ihres Zeitabstands zum Sieger im Sprintrennen. Startet ein Läufer also beispielsweise mit einer Minute Rückstand auf den Führenden, so muss er im Rennen eine Minute schneller sein als dieser, um am Ende die gleiche Zeit zu erreichen. Hat ein Athlet aus dem Sprintrennen von Beginn an einen großen Rückstand auf den Führenden, sind vordere Platzierungen nur noch schwierig zu erreichen.

Massenstart

Mit dem Massenstart wurde Ende der 1990er-Jahre nach Einzel, Sprint und Verfolgung die vierte Individualdisziplin eingeführt. Der Hauptunterschied zu allen anderen Einzeldisziplinen besteht darin, dass die 30 teilnehmenden Athleten alle gleichzeitig starten ("als Masse" bzw. "in der Masse"). Diese 30 Athleten sind bei Weltcuprennen seit der Saison 2010/11 zum Zeitpunkt des Wettkampfs die Top-25 des aktuellen Gesamt-Weltcupstandes, die übrigen fünf Plätze werden an Wettkämpfer in Reihenfolge der Punkte, die sie in der laufenden Weltcupveranstaltung erzielt haben, aufgefüllt. Sind die letzten qualifizierten Wettkämpfer punktgleich, qualifiziert sich derjenige, der in der Weltcup-Gesamtwertung am besten platziert ist. Fehlen Wettkämpfer von den 25 Bestplatzierten, werden die Plätze in der Reihenfolge der Platzierungen in der aktuellen Weltcup-Gesamtwertung aufgefüllt. Bis zu dieser Saison starteten die 30 Bestplatzierten des Gesamtweltcups. Bei den Olympischen Winterspielen und Biathlon-Weltmeisterschaften haben die Athleten, die bis zum Zeitpunkt des Massenstarts schon Medaillen gewonnen haben, sofortiges Startrecht. 15 weitere Startplätze werden nach dem Weltcupstand vergeben. Die restlichen Plätze erhalten die erfolgreichsten Athleten der jeweiligen Olympiade, die noch keine Medaille gewonnen haben.

Ansonsten entsprechen die Regeln des Massenstartwettkampfes denen der Verfolgung. Insgesamt werden fünf Runden gelaufen, die im Vergleich zur Verfolgung bei den Senioren jedoch etwas länger sind. Nach jeder der ersten vier Runden folgt eine Schießeinlage. Wie bei der Verfolgung finden auch im Massenstart zunächst zwei Liegend- und danach zwei Stehendschießen statt. Nach jedem Fehlschuss muss der Athlet eine Strafrunde absolvieren. Da die Athleten in drei Reihen zu je zehn Läufern starten, wird für die Durchführung eines Massenstartwettkampfes eine breite Starttrasse benötigt. Aus diesem Grund kann dieser Wettbewerb nicht an allen Veranstaltungsorten ausgetragen werden.

Mannschaftsdisziplinen

Staffel

Obwohl es sich bei Biathlon um eine Einzelsportart handelt, werden ähnlich wie in der Leichtathletik Staffelwettkämpfe durchgeführt. Bei internationalen Wettkämpfen besteht eine Staffel aus vier Athleten einer Nation und eines Geschlechts, die nacheinander eine Strecke von drei Runden zu absolvieren haben. Eine Ausnahme bilden hier die Staffeln im Jugendbereich sowie bei den Juniorinnen, die nur aus drei Läufern bestehen.

Die Startläufer starten gemeinsam mittels Massenstart. Hat ein Läufer seine Strecke absolviert, übergibt er in einer 30 m langen Wechselzone an den nächsten Läufer seines Teams. Dabei muss ein beliebiger Körperkontakt der beiden Läufer stattfinden. Berührungen durch Skistöcke oder andere Gegenstände zählen nicht.

Der Staffelwettbewerb besteht pro Athlet aus je einem Liegend- und einem Stehendschießen, insgesamt also aus vier Liegend- und vier Stehendschießen (bzw. drei bei Juniorinnen und Jugend). Im Gegensatz zu den anderen Wettbewerben stehen den Athleten hier maximal drei Nachladepatronen zur Verfügung, um beim ersten Mal nicht getroffene Scheiben doch noch treffen zu können. Pro Nachlader werden etwa zehn zusätzliche Sekunden benötigt. Maximal hat jeder Athlet also acht Patronen, um die fünf Scheiben zu treffen. Für jede dann nicht getroffene Scheibe muss eine Strafrunde gelaufen werden. Diese spezielle Regelung für das Staffelrennen wurde bereits im Jahre 1967 eingeführt.[6] Da ein Fehler im Staffelrennen dadurch weniger schwer wiegt als in den anderen Disziplinen, wird von manchen Athleten deutlich schneller und risikoreicher geschossen. So sind die gelegentlich etwas schwächeren Schießergebnisse in den Staffelrennen zu erklären.

Gemischte Staffel

Seit den frühen 1990er-Jahren werden immer wieder verschiedene Mannschaftswettbewerbe erprobt, die den Biathlonsport attraktiver machen sollen.

Im Weltcup und bei Weltmeisterschaften wird seit dem Jahr 2005 die Gemischte Staffel über 2 x 6 km und 2 x 7,5 km ausgetragen, wobei je zwei Positionen von Frauen und Männern besetzt werden. Einer der Gründe neben der herkömmlichen Staffel einen derartigen Wettbewerb einzuführen, stellte die Tatsache dar, dass viele Nationen zwar sowohl im Herren- als auch im Damenbereich über gute Einzelathleten verfügen, jedoch keine konkurrenzfähige Staffel mit vier gleich starken Athleten eines Geschlechts stellen können. Für diesen Wettbewerb wurde im Rahmen des Weltcupfinales 2005 in Chanty-Mansijsk erstmals eine eigene Mixed-Weltmeisterschaft ausgetragen, seit 2007 gehört die Disziplin zum Wettkampfprogramm offizieller Biathlon-Weltmeisterschaften.

Ein weiteres Beispiel der Gemischten Staffel ist die seit 2002 in der Veltins-Arena (Gelsenkirchen-Schalke) ausgetragene World Team Challenge. Dabei laufen gemischte Staffeln, bestehend aus je einem Mann und einer Frau in mehrfachem Wechsel über eine Distanz von 15 km. Im Rahmen der Deutschen Biathlon-Meisterschaften, die aufgrund der vorsaisonalen Lage im September/Oktober immer auf Rollskiern stattfinden, werden auch Mixed-Staffeln durchgeführt, welche aus zwei männlichen Akteuren und einer weiblichen Teilnehmerin bestehen. Diese haben dann jeweils den Umfang eines Sprintrennens durchzuführen.

Mannschaftswettkampf

In den 1990er-Jahren wurde versucht, mit dem Mannschaftswettkampf neben dem Staffelrennen einen weiteren Mannschaftswettbewerb zu etablieren. Im Gegensatz zur Staffel liefen die Athleten jedoch nicht nacheinander, sondern gemeinsam.

Eine Mannschaft wurde von vier Athleten einer Nation gebildet, die geschlossen eine aus fünf Runden bestehende Distanz von 20 Kilometern (Männer) beziehungsweise 15 Kilometern (Frauen) laufen musste. Es waren vier Schießprüfungen zu absolvieren (liegend-stehend-liegend-stehend), wobei bei jeder Schießeinlage nur ein Athlet auf die fünf Scheiben schießen durfte. Die restliche Mannschaft wartete auf das Schussende, für jeden Fehlschuss wurde gemeinsam eine Strafrunde von hier 300 Metern gelaufen. Die Zeitnahme im Ziel wurde jeweils vom letzten Mannschaftsmitglied ausgelöst, der Abstand zwischen dem ersten und dem letzten Läufer durfte nicht mehr als 50 Meter oder 15 Sekunden betragen.

Die Regeln dieses Wettbewerbs wurden mehrfach geändert, trotzdem konnte sich der Mannschaftswettkampf nicht durchsetzen. Nach der Einführung des Massenstartrennens Ende der 1990er-Jahre wurde der Mannschaftswettkampf nicht mehr veranstaltet.

Ausblick

Vor einigen Jahren wurde der Super-Sprint als neue Einzeldisziplin in die Wettkampfspezifikationen der IBU aufgenommen und bereits einige Male auf nationaler Ebene getestet. Der Super-Sprint besteht aus einem Qualifikationsdurchgang mit 15 Sekunden Zeitintervall sowie einem als Massenstart durchgeführten Finaldurchgang. Wie in der Staffel stehen pro Schießeinlage acht Patronen zur Verfügung. Werden nicht alle fünf Scheiben getroffen, so scheidet der Athlet aus. Ungewiss ist, ob oder ggf. wann diese Disziplin in das Programm des Weltcups oder bei Weltmeisterschaften aufgenommen wird.

Von einigen Athleten wird jedoch auch Kritik an den ständigen Veränderungen des Wettkampfprogramms geübt. In einem Interview äußerte sich der Franzose Raphaël Poirée kritisch über einige Reformen im Biathlon wie etwa die Austragung von Abendrennen oder die immer größere Anzahl an zu laufenden Rennen, die nicht im Interesse der Athleten seien.[4] Auch Sven Fischer kritisierte die immer größere Anzahl an Wettkämpfen. Zugleich äußerte er sich negativ über die immer geringere Wertschätzung des Einzelwettkampfes, der trotz seiner langen Tradition aufgrund kommerzieller Interessen immer seltener veranstaltet wird. Wie er 2004 in einem Interview mit der Südthüringer Zeitung erklärte, sei der Biathlonsport derzeit „sehr lauflastig“.[7]

Doping

Im Vergleich zu anderen Ausdauersportarten ist der Biathlonsport recht selten von Dopingfällen betroffen. Trotzdem gab es im Profibereich im Laufe der Jahre einige Dopingvergehen und -vorwürfe, die zu unterschiedlichen Konsequenzen und Maßnahmen führten.

Nachgewiesene Dopingmittel

In der Saison 2002/03 wurde die Russin Albina Achatowa positiv auf Nikethamid getestet. Die verbotene stimulierende Substanz wurde in der B-Probe des Staffel-Weltcuprennens vom 24. Januar nachgewiesen. Eine russische Mannschaftsärztin hatte Achatowa unmittelbar nach dem Zieleinlauf und noch vor der Dopingkontrolle das Medikament Cordiamini gespritzt, in dem die Substanz enthalten ist. Achatowa war nach dem Zieleinlauf zusammengebrochen, das Medikament diente nach Aussage der Ärztin dazu, Achatowas Kreislauf zu stabilisieren. Obwohl Nikethamid auf der Dopingliste der IBU steht, wurde das Vergehen der russischen Mannschaftsärztin angelastet und Achatowa nicht mit einer Sperre bestraft. Die Ärztin wurde von der IBU für drei Monate gesperrt, außerdem entzog die IBU dem russischen Verband die Zuschüsse von 50.000 Euro für ein Jahr.[8][9]

Während der Olympischen Winterspiele 2006 in Turin wurde der Russin Olga Pyljowa in einer positiven A- und B-Probe, die ihr nach dem Einzelrennen am 13. Februar 2006 entnommen wurde, das Stimulationsmittel Carphedon nachgewiesen. Nach eigener Aussage habe Pyljowa, nachdem sie vor dem Verfolgungsrennen am 13. Januar 2006 in Ruhpolding umgeknickt war, von ihrer Privatärztin Phenotropile-Tabletten verabreicht bekommen. Am Nachmittag des 16. Februar 2006 wurde Pyljowa vom IOC disqualifiziert und von den Olympischen Winterspielen ausgeschlossen. Außerdem wurde ihr die am 13. Februar 2006 im Einzelrennen erreichte Silbermedaille aberkannt.[10] Die IBU sperrte Pyljowa am 17. Februar 2006 für zwei Jahre bis zum 12. Februar 2008.[11]

Zu einem ständig wiederkehrenden Thema entwickelte sich Doping in der Saison 2007/08. Bereits zu Beginn wurde der Wechsel der ehemaligen finnischen Skilangläuferin Kaisa Varis zum Biathlon kritisch gesehen. Nach dem Nachweis des EPO-Dopings im Jahre 2003 und einer zweijährigen Sperre wechselte die Finnin im Sommer 2006 zum Biathlon, da sie vom finnischen NOK im Langlauf nicht für die Olympischen Winterspiele 2006 nominiert worden war. In der Weltcupsaison 2007/08 startete Varis erstmals regelmäßig im Weltcup und gewann am 11. Januar 2008 überraschend das Sprintrennen in Ruhpolding. Am 24. Januar wurde bekannt, dass die nach dem Massenstartrennen von Oberhof am 6. Januar entnommene Urinprobe positiv auf EPO getestet worden war.[12] Nachdem auch die B-Probe ein positives Ergebnis lieferte[13], wurde Varis als Wiederholungstäterin am 11. Februar 2008 von der IBU lebenslang gesperrt und alle ab dem Massenstart von Oberhof erreichten Ergebnisse annulliert. Zwischenzeitlich wurde die Sperre jedoch wieder aufgehoben.[14]

Auch 2009 waren drei Biathleten positiv getestet worden. Dmitri Jaroschenko, Jekaterina Jurjewa und erneut Albina Achatowa wurden beim Weltcupauftakt in Östersund positiv getestet, was allerdings erst im Verlauf der Saison durch neue Testmethoden nachgewiesen werden konnte.[15]

Dopingverdacht

Für weiteres Aufsehen sorgte die während der Olympischen Spiele am 18. Februar 2006 im Mannschaftsquartier der österreichischen Biathleten durchgeführte Razzia. Bei den Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann wurden dabei Spritzen, Medikamente und Apparate für Transfusionen und Bluttests gefunden.[16] Nach der Durchsuchung reisten beide Athleten aus Italien ab, woraufhin sie aus der österreichischen Olympia-Mannschaft ausgeschlossen wurden. Am 24. Februar teilte das IOC mit, dass die entnommenen Proben aller zehn getesteten österreichischen Sportler negativ seien.[17] Obwohl beide Biathleten ihre Unschuld beteuerten, erklärten sie im März 2006 ihren Rücktritt vom Leistungssport.[18] Rund ein Jahr nach den Olympischen Spielen entschied das IOC am 25. April 2007, Rottmann und Perner die in Turin erzielten Ergebnisse abzuerkennen und beide Athleten lebenslang von der Teilnahme an weiteren Olympischen Spielen auszuschließen.[19] In seinem Abschlussbericht im Juli 2007 bestätigte der Österreichische Skiverband, dass Rottmann und Perner Blutdoping betrieben hätten und schloss beide Athleten ebenfalls lebenslang aus.[20][21] Im Januar 2008 verhängte die IBU zudem eine Sperre für Rottmann bis zum 15. Juli 2009.[22]

Verdächtigung deutscher Biathleten

Betroffen von Dopingvorwürfen und -verdächtigungen war in der Saison 2007/08 auch die deutsche Mannschaft. Am 9. Januar berichtete der österreichische Kurier erstmals über die Wiener Blutbank Humanplasma, bei der Athleten unterschiedlicher Sportarten Blutdoping betrieben haben sollen.[23] Nach Berichten der ARD seien darunter deutsche Biathleten, die teilweise zur Weltspitze gehören.[24] Da weder Namen verdächtigter Athleten noch konkrete Beweise veröffentlicht wurden, leitete der Deutsche Skiverband rechtliche Schritte gegen die für die Berichterstattung der ARD verantwortlichen Journalisten ein. Hajo Seppelt, Dopingexperte der ARD, relativierte daraufhin, es handele sich „eher um zurückliegende Fälle“, weiterhin stehe „der DSV momentan nicht im Verdacht, aktiv Blutdoping unterstützt oder seine Athleten nach Wien geschickt zu haben“.[25] Zu Beginn der Übertragung aus Antholz am 17. Januar entschuldigte sich ARD-Moderator Michael Antwerpes für „journalistische Fehler“ bei der ARD-Berichterstattung.[26] Vor dem Beginn der Weltmeisterschaften in Östersund versicherten die Biathleten des DSV in einer eidesstattlichen Erklärung, nie Kontakt zu der verdächtigten Wiener Blutbank gehabt zu haben.[27]

Für erneutes Aufsehen sorgte eine anonyme Anzeige beim österreichischen Bundeskriminalamt und der Wiener Staatsanwaltschaft, die per E-Mail auch mehreren österreichischen Journalisten zugestellt worden sein soll. Die Anzeige richte sich gegen bei der Wiener Blutbank Humanplasma tätige Ärzte. Erstmals berichtete die Tiroler Tageszeitung am 14. Februar 2008 über die Anzeige, in der sowohl aktive als auch ehemalige deutsche und österreichische Biathletinnen und Biathleten als Kunden der Wiener Blutbank genannt werden.[28] Der ehemalige österreichische Skiläufer Stephan Eberharter sowie zwei Redakteure der österreichischen Zeitung Kurier, die in der Anzeige als Zeugen genannt worden waren, dementierten jegliche Verwicklungen. Der DSV erstattete Anzeige gegen Unbekannt wegen Verleumdung. Pressesprecher Stephan Schwarzbach kündigte an, dass alle deutschen Athleten eine eidesstattliche Erklärung abgeben werden, niemals Doping betrieben zu haben oder zu betreiben.[29]

Verwandte Sportarten

Neben dem Biathlonsport als Kombination aus Skilanglauf und Schießen gibt es einige weitere verwandte Sportarten.

Der Sommerbiathlon ist eine Kombination aus Laufen und Schießen. Die Sportart hat meist nur regionale Bedeutung. In Deutschland wird sie vom Deutschen Schützenbund organisiert. Die Priorität im Sommerbiathlon liegt meist beim Laufen und weniger beim Schießen. Es werden im Sommerbiathlon auch Weltcups und Europacups durchgeführt, die in der Öffentlichkeit kaum Beachtung finden. Die Weltmeisterschaften wurden bis 2009 von der IBU organisiert und jährlich gemeinsam mit den Wettkämpfen im Rollskibiathlon ausgetragen. Seit 2011 gibt es nur noch Europameisterschaften in dieser Teildisziplin.

Rollskibiathlon ist eine Variante des Sommerbiathlons, die vor allem von Winterbiathleten im Sommertraining betrieben wird. Hierbei läuft der Athlet auf kurzen Skiern, unter die Rollen montiert sind. Regional finden hier Wettbewerbe bis hin zu Weltcups und jährlichen Weltmeisterschaften statt.

Die Regeln beim Bogenbiathlon sind ähnlich jenen des eigentlichen Winterbiathlons. Geschossen wird jedoch mit Pfeil und Bogen. Die Wettkämpfe wurden ursprünglich ebenfalls von der IBU organisiert. Seit dem 1. April 2005 ist der Internationale Bogensportverband (FITA) für diese Sportart verantwortlich.

Das Bogenlaufen ist eine Kombination aus Laufen und Bogenschießen.

Beim Motorradbiathlon handelt es sich um eine Kombination aus Motocross und Schießen. Dieser Sport erfreut sich vor allem im Osten Deutschlands großer Beliebtheit.

Bikebiathlon ist die Kombination aus Mountainbiken und dem für Biathlon typischen Schießen. Bekannt ist vor allem der Altenberger Bikebiathlon, bei dem Weltstars wie Ole Einar Bjørndalen am Start stehen. Hierbei werden auf Geländestrecken die Wettkampfdisziplinen des Biathlon, also Sprint, Verfolgung und Mixed-Staffel, nachempfunden.

Der relative neue moderne Biathlon ist eine Kombination einer modernen Ausdauersportart mit einer modernen Präzisionssportart. Üblicherweise wird der moderne Biathlon als Kombination bestehend aus Cross-Skating und Lichtpunktgewehrschießen durchgeführt. Auch Kombinationswettkämpfe aus Mountainbiken oder Crosslaufen mit Lichtpunktgewehrschießen finden statt.

Trotz der Namensähnlichkeit ist Biathlon nicht mit Biathle (Kombinationssportart Laufen-Schwimmen-Laufen) verwandt.

Artikelquellen

Einzelnachweise

  1. „ZDF: Biathlon erneut Zuschauermagnet“ – Artikel bei quotenmeter.de vom 18. Dezember 2006
  2. „ARD: Biathlon bleibt ein Publikumsrenner“ – Artikel bei dwdl.de vom 10. Dezember 2007
  3. „Biathlon-Weltcup mit neuem Quotenrekord“ – Artikel bei presseportal.de vom 14. Februar 2011
  4. a b „Wir Biathleten sind doch wie Sklaven“ – Interview mit Raphaël Poirée bei WeltOnline vom 19. Januar 2005
  5. HoRa 2000 E – Schießstand
  6. Geschichte des Biathlonsports
  7. Exklusivinterview mit Sven Fischer in der Südthüringer Zeitung vom 29. März 2004
  8. Sperre als Signal – Artikel im Tagesspiegel vom 13. Februar 2008
  9. Dopingfall Achatowa – Artikel in der Berliner Zeitung vom 1. März 2003
  10. Russin Pylewa gedopt, Silber für Glagow – Artikel im Abendblatt vom 17. Februar 2006
  11. Dopingsünderin Pylewa tritt zurück – Artikel bei Spiegel Online vom 18. Februar 2006
  12. Neue Sportart, alte Sünden – Artikel bei faz.net vom 24. Januar 2008
  13. Biathletin Varis droht lebenslange Doping-Sperre – Artikel bei Spiegel Online vom 31. Januar 2008
  14. Finnischer Club gewährt Dopingsünderin Kaisa Varis Startrecht. www.biathlon-online.de. Abgerufen am 13. Februar 2011.
  15. http://www.focus.de/sport/wintersport/biathlon-jurjewa-achatowa-und-jaroschenko-ueberfuehrt_aid_370675.html
  16. Dopingfund bei Biathleten bestätigt – Artikel bei Spiegel Online vom 21. Februar 2006
  17. „Wir sind im ersten Punkt saubergewaschen“ – Artikel bei Spiegel Online vom 24. Februar 2006
  18. Perner und Rottmann hören auf – Artikel bei Der Standard vom 7. März 2006
  19. Offizielle Presseerklärung des IOC vom 25. April 2007 (englisch)
  20. Perner und Rottmann haben Blutdoping betrieben – Artikel bei Focus Online vom 12. Juli 2007
  21. Perner und Rottmann vom ÖSV ausgeschlossen – Artikel bei Focus Online vom 16. Juli 2007
  22. Dopingsperre gegen Rottmann – Artikel im Kurier vom 31. Januar 2008
  23. Blutbank in Wien soll Doping unterstützt haben – Artikel bei Welt Online vom 9. Januar 2008
  24. Deutsche Biathleten unter Doping-Verdacht – Artikel bei Spiegel Online vom 15. Januar 2008
  25. DSV leitet rechtliche Schritte gegen ARD-Journalisten ein – Artikel bei Spiegel Online vom 16. Januar 2008
  26. ARD entschuldigt sich für „journalistische Fehler“ – Artikel bei Welt Online vom 17. Januar 2008
  27. Deutsche Biathleten – nie Kontakt zu Wiener Blutbank – Artikel bei Welt Online vom 6. Februar 2008
  28. Krisensitzungen bei den deutschen Biathleten – Artikel bei Welt Online vom 15. Februar 2008
  29. „Hier will jemand einen Sport in den Boden stampfen“ – Artikel bei Welt Online vom 17. Februar 2008

Literatur

  • Wilfried Hark: Biathlon – verständlich gemacht. Copress Verlag, München 2001, ISBN 3-7679-0547-7.
  • Patrick Reichelt: Biathlon – Eine Erfolgsgeschichte. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2005, ISBN 3-89533-496-0.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Biathlon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Biathlon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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  • Biathlon-WM — Briefmarke der DDR zur Weltmeisterschaft 1967 Die Biathlon Weltmeisterschaften werden von der Internationalen Biathlon Union (IBU) in den Jahren ohne Olympische Winterspiele veranstaltet. Üblicherweise finden die Weltmeisterschaften Mitte bis… …   Deutsch Wikipedia

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