Plauen (Dresden)

Plauen (Dresden)
Wappen von Plauen
Wappen von Dresden

Plauen
Stadtteil und Statistischer Stadtteil Nr. 86 von Dresden

Lage des statistischen Stadtteils Plauen in Dresden
Koordinaten 51° 1′ 46″ N, 13° 42′ 26″ O51.02944444444413.707222222222145Koordinaten: 51° 1′ 46″ N, 13° 42′ 26″ O.
Höhe 145 m ü. NN
Fläche 1,75 km²
Einwohner 11.034 (31. Dez. 2009)
Bevölkerungsdichte 6305 Einwohner/km²
Postleitzahl 01187
Vorwahl 0351
Website www.dresden.de
Ortsamtsbereich Plauen
Verkehrsanbindung
S-Bahn S3
Straßenbahn 3, 8
Bus 61, 62, 63, 85

Plauen, wendisch Plawe, bedeutet Flößort oder Schwemmort, ist ein Stadtteil im Südwesten Dresdens und Namensgeber des gleichnamigen Dresdner Ortsamtsbereiches, der auch andere Stadtteile umfasst.

Plauen grenzt an die Stadtteile Löbtau, Dölzschen, Coschütz, Kleinpestitz, Räcknitz und Südvorstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bienert-Denkmal

Plauen entstand als Dorf am Ausgang des Durchbruchstals der Weißeritz, dem Plauenschen Grund, vor dem 13. Jahrhundert . Es wurde - im gleichen Dokument wie die Stadt Dresden - am 31. März 1206 erstmals als Plawen erwähnt. Der Namen plawen (wendisch als Substantiv: Plawe) entstammt dem altslawischen plawa = schwemmen und bedeutet so viel wie Schwemmland, Flößort, aber auch Flußaue. Die nahegelegene Weißeritz begünstigte die Errichtung von mehreren Mahl- und Schneidemühlen.

An der Weißeritz lebte die geheimnisvolle Gräfin Auguste Charlotte von Kielmannsegg, angeblich eine Spionin Napoleons. Die Gräfin war auch bekannt als Malerin und pflegte mit dem Dresdner Akademieprofessor Josef Grassi intensive Beziehungen.

Eine Blütezeit erlebte der damals noch eigenständige Ort zur Zeit der Industrialisierung, als sich der Müllermeister Gottlieb Traugott Bienert ansiedelte und die alte Hofmühle zu einer großindustriellen Mühle umbaute. Sie brachte wirtschaftlichen und sozialen (Einrichtung von Schule und Kindergarten) Aufschwung. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Albertbahn in Richtung Tharandt und Freiberg errichtet und Plauen erhielt einen Bahnhof. Die zahlreichen Industriebauwerke, die geschlossene Gründerzeitbebauung und die Villenstraßen verdrängten die dörfliche Bebauung von Plauen.

1903 wurde Plauen nach Dresden eingemeindet und ist mit der Auflösung der Stadtbezirke Amtssitz eines Ortsamts.

Ausdehnung

Weißeritz in Plauen

Die alte Flur von Plauen, die sowohl in ihrem früheren Weichbild, als auch in ihren heutigen Gemarkungsgrenzen annähernd übereinstimmt, war jahrhundertelang rein dörflich-landwirtschaftlich geprägt. Über die Jahrhunderte weg kann planerisch, bedingt durch den Höhenversatz des Längshanges entlang der Weißeritz, klar zwischen einem „Unterdorf“[1][2] an der Wassergasse (heute: Hofmühlenstraße) und einem „Oberdorf“ im Bereich des 1875 zugeschütteten Dorfteiches (heute Chemnitzer Platz und Bereich der Straße Altplauen zwischen Chemnitzer Platz und Reckestraße) bis zur Kirche von Plauen[3] unterschieden werden, wobei das „Oberdorf“ der ältere Teil von Plauen war.

Mit der Industrialisierung, insbesondere mit dem Ausbau der Hofmühle durch Traugott Bienert begann einerseits die Überformung des alten Dorfes, wie auch, bedingt durch den zunehmenden Arbeitskräftebedarf, die Bebauung dieser landwirtschaftlich genutzten Flächen. Ab Ende des 19. Jahrhunderts, vor allem aber in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde zunächst die alte Dorfflur vom Kern des „Oberdorfes“ ausgehend Richtung Osten durch die Aktiengesellschaft Dresdner Westend[4] und etwa ab dem 1. Weltkrieg der nach Norden exponierte südliche Hang der Dresdner Elbtalweitung fast vollständig erschlossen und bebaut. Während im „Westend“ (dem durch historistische Bebauung geprägten Bereich) eine Vielzahl von Bürgerhäusern und Villen, die 1945 auch nicht der Bombardierung zum Opfer fielen, darunter die Villa Grübler, Villa Hohe Straße 139, Mietvilla Halbkreisstraße 12 und die Villa Westendstraße 21 entstanden, wird der nach 1920 vor allem bebaute Teil Hohenplauen[5] durch genossenschaftliche Wohngebäude und Doppelhäuser im Stile der späten 1920er- und frühen 1930er-Jahre dreißiger Jahre geprägt. Bemerkenswert ist das Doppelwohnhaus Coschützer Straße 54/56 und sein baulicher Zwilling genau gegenüber auf der anderen Straßenseite, entstanden sie in Hohenplauen zu wesentlich früheren Zeitpunkten.

Straßennamen
Straßenname
bis 1903
Jahr der
Benennung
Straßenname
ab 1. Januar 1904
Elisenstraße 1874 Reckestraße
Falkenstraße 1877/78 Zwickauer Straße
Florastraße 1876 Biedermannstraße
Gartenstraße 1873 Gittersee-Straße
Grenzstraße 1878 Bamberger Straße
Kirchstraße 1865 Altplauen
Lutherstraße 1891 Schleiermacherstraße
Plauensche Straße 1872 Tharandter Straße
Poststraße 1891 Klingenberger Straße
Räcknitzer Straße 1876 Nöthnitzer Straße
Rathausstraße 1897 Müllerbrunnenstraße
Reisewitzer Straße 1872 Würzburger Straße
Schulstraße 1876 Krausestraße
Seminarstraße 1897 Kantstraße
Uferstraße 1896 Kielmannseggstraße
Wasserstraße 1865 Hofmühlenstraße
Wettinplatz 1895 Zwickauer Platz
weitere Umbenennungen von Straßen in Plauen
früherer
Straßenname
Jahr der
Umbenennung
heutiger
Straßenname
Liebigstraße 1897 Westendstraße
(oberer Teil der durchgehend geplanten
heutigen Liebigstraße,
bereits vor Eingemeindung umbenannt)
Rathausplatz 1911 F.-C.-Weiskopf-Platz,
1911-1956 Chemnitzer Platz
Kielmannseggstraße ca. 1952 Agnes-Smedley-Straße
Daheimstraße ca. 1952 1888 angelegt,
Friedrich-Hegel-Straße
Chemnitzer Straße 1956/1992 1956-1992 F.-C.-Weiskopf-Straße,
1865-1871 Coschützer Straße (durchgehend),
1871-1956 für diesen Teil Chemnitzer Straße,
seit 1992 wieder Chemnitzer Straße
Bernhardstraße 1970/1992 Ho-chi-Minh-Straße,
seit 1992 Bernhardstraße

Das Straßennetz Plauens ist demzufolge einesteils geprägt von den historischen Resten des Dorfes Plauen, während es andererseits, insbesondere durch das Gründerzeitraster alle Nachweise planmäßiger Anlage besitzt.[6] Durch die Hanglage bedingt, ergeben sich teilweise starke Anstiege (Bernhardstraße) und interessante Verläufe (Halbkreisstraße). Entlang des Plauenschen Ringes wurde eine Straßenbahnlinie zur Erschließung von Coschütz errichtet, die heute noch im Verlauf dessen oberen Teiles besteht.

Mit der Eingemeindung Plauens nach Dresden wurde ein Jahr nach In-Kraft-Treten des Vertrages auch eine Anpassung der Straßennamen vorgenommen, um in der Stadt Doppelbezeichnungen zu vermeiden. Die Tabelle gibt dazu eine vollständige Liste der Umbenennungen zum 1. Januar 1904 an (mit Angabe des Jahres der ursprünglichen Benennung der Straße). Vor 1865 war eine Straßenbenennung auf der Grund der damaligen Größe des Dorfes generell nicht nötig gewesen, in diesem Jahr wurde die erste vollständige Hausnummerierung vorgenommen.[7] Nach 1904 erfolgte weitere Umbenennungen sind zur Vollständigkeit mit Stand 2011 komplett als Ergänzung mit aufgenommen worden.

In exponierter Lage liegt der Fichtepark, der als Westendpark am 26. September 1891 eingeweiht wurde. Das Land wurde durch die Baugesellschaft "Dresdner Westend" unentgeltlich zur Verfügung gestellt.[8] In ihm wurde am 2. September 1896, dem Sedantag, ein Aussichtsturm eingeweiht, der bei der gleichzeitigen Namenstaufe den Namen des Kanzlers Bismarck erhielt.[8] 1937 wurde der Westendpark nach dem Philosophen Johann Gottlieb Fichte in "Johann-Gottlieb-Fichte-Park" umbenannt.[8] Der Aussichtsturm, dessen wirklicher Name inzwischen völlig in Vergessenheit geraten war, wurde 1954 - ebenfalls nach dem Philosophen - in Fichteturm umbenannt. Von diesem überblickt man einen Großteil Dresdens.

Als funktionales Stadtteilzentrum dient der F.-C.-Weiskopf-Platz mit dem Müllerbrunnen, wo sich neben Geschäften und Gastronomie auch das denkmalgeschützte Plauener Rathaus befindet, das heute eine Sparkassenfiliale und das Ortsamt Plauen beheimatet.

Im Bereich der Zwickauer Straße wurde ab den 1990er Jahren eine Innerstädtische Sanierungszone sowie nach dem Hochwasser der Weißeritz im Jahr 2002, bei dem der alte Dorfkern Plauens, die Hofmühlenstraße und die Weißeritz-Brücken schwer beschädigt wurden, ein Stadtteilentwicklungsprojekt ins Leben gerufen, wodurch die Sanierung von Wohn- und Geschäftsräumen unterstützt wird.

Industrie

In diesem Kapitel ist historisch auf die Mühlen einzugehen, auf die Fabriken Reiche, Schwerter, auf Körber, auf das Wirken der Familien Taubert Heute prägen Doerr und als einer der größten Arbeitgeber MSD (Herrenknecht) die Industrie. Dazu prägt das Dienstleitungsgewerbe die immer mehr als Wohnort ausgebaute Gemeinde, wobei auch frühere Gewerbegrundstücke zu Wohngrundstücken umgewidmet werden. Die ehemalige "Falkenbrauerei" ist Sitz der DIU, einer Institution der TU Dresden.

Einrichtungen

Rathaus Plauen

Schulen

Mittelalter und frühe Neuzeit

1557 wird erstmals das Schulwesen in Plauen erwähnt.[9] Aus der damaligen Erhöhung des Küstergehaltes lässt sich erstmals auf ein gewisses Maß an Schulbildung der Plauener Kinder schließen. Das entspräche auch der Philosophie und den 1556 veröffentlichten „Generalartikeln“ des damals herrschenden Kurfürsten August I., nicht umsonst auch heute noch häufig „Vater August“ genannt. Auf Grund des damaligen engen Zusammenhangs von Schule und Kirche, das erst durch die Reformation wenige Jahre vorher bekräftigt und bestärkt worden war, lässt sich – verbunden mit der ersten sächsischen Schulordnung von 1580 – der Beginn des geordneten Schulwesens in Plauen festmachen. Allerdings war der Lehrer damals gleichzeitig Kustos und Hilfspfarrer, hatte Leichenpredigten, wie Trauungen vorzunehmen und fungierte als Schreiber. Um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, mussten sie in der Regel einem Handwerk nachgehen mussten, um ihre Familien zu ernähren.[10]

Das erste und zugleich älteste Schulhaus, das Plauen besaß (erstmalig nachweisbar 1578, mehrfach umgebaut, 1857 letztmalig erweitert und 1905 endgültig abgebrochen), war gleichzeitig das Wohnhaus des Kustos bzw. des späteren Lehrers – einen zweiten, einen „Hilfslehrer“, bekam das Dorf Plauen erst 1849. Es stand dort, wo sich heute der prächtige Aufgang zur Auferstehungskirche von Altplauen aus, direkt neben der Schleiermacherstraße befindet, der erst 1907 durch Hans Erlwein, den berühmten Dresdner Stadtbaurat errichtet wurde. Schulstube und Wohnstube waren damals eins – und wie erbärmlich über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte, der Zustand war, zeigt das permanente Klagen der jeweiligen Lehrer darüber.[11]

Namentlich nachweisbar sind als Lehrer:

  • Gallus Waldeck (? - ?), 1578 als erster Schulmeister erwähnt,
  • Matthes Hanitzsch (? -?), in den Visitationsakten 1583 und 1602 erwähnt,
  • Christian Leunert (? - ?), 1626 - 1650 als Lehrer,
  • Abraham Weida (1618 - 1691), 1650 - 1691 als Lehrer
  • Georg Kretschmar (? - 1728), 1688 als Hilfskraft, 1691 - 1728 als Lehrer,
  •  ? Gleditzsch (? - 1760), 1728 - 1760 als Lehrer,
  • Christian Gottlieb Kleinstück (? - 1797), 1760 - 1797 als Lehrer,
  • Gottlieb Fürchtegott Opitz (? - 1814), 1797 - 1814 als Lehrer,
  •  ? Grützner (? - 1872), 1814 - 1856, emeritiert zu seinem 50-jährigen Dienstjubiläum "wegen Erblindung",
  • Friedrich Wilhelm Jentzsch (? - 1881), 1849 - 1856 Hilfslehrer, 1856 - 1881 als Lehrer.[12]

Es erscheint heute als ein fast archaischer Zustand, in dem sich noch im 18. Jahrhundert das Schulwesen Plauens befand – und es dürfte hier wie in fast allen Dörfern Sachsens gewesen sein: Ein Pferdeknecht bekam als Jahresgehalt mehr Geld als der Lehrer[13] – und das Schulgeld sowie die ihm zustehenden Naturalien musste der Lehrer sich als „Holschuld“ Woche für Woche selbst bei den Bauern abholen. Zum Plauenschen Schulbezirk gehörte überdies fast 300 Jahre auch noch das Dorf Cunnersdorf, heute ein Teil der Gemeinde Bannewitz, mit dem es jahrzehntelang Streit um Kostenteilungen gab. Insgesamt, so Dittrich, ist die Schulgeschichte „ein so klägliches Kapitel in der Geschichte der Gemeinde“.[14]

Schulen ab dem ersten sächsischen Schulgesetz 1835

1769 wurde zwar die Schulpflicht eingeführt, doch noch 1835, zum Zeitpunkt des ersten sächsischen Schulgesetzes moderner Art, mit dem die Gemeinden verpflichtet wurden, Schulen zu unterhalten und der Schulbesuch auch nunmehr staatlicherseits überwacht wurde, deutete zunächst nichts auf Veränderung oder gar Verbesserung der Situation hin. Zur Schule gingen 80 Kinder, Plauen hatte 475 Einwohner – ein einziger Klassenraum und die inzwischen fast 300 Jahre alte Schule mussten noch immer dafür genügen.

Mit dem Anwachsen der Einwohnerzahl und dem sich aus der Industrialisierung ergebenden zunehmenden Wohlstand der Gemeinde gelang es allerdings - nicht zuletzt gedrängt durch die zunehmenden Einfluss gewinnenden Träger der Industrie - ab 1870 den Jahrhunderte alten unzumutbaren Zuständen des Plauener Schulwesens endlich ein Ende zu bereiten. Nicht nur, dass Bienert 1871 die damals ungeheure Summe von 1.000 Taler[15] für die Anschaffung von Lehrmitteln und Büchern zur Verfügung stellte, gerade sein Anliegen war es, gemeinsam mit der Gemeinde Plauen ein mustergültiges Schulwesen aufzubauen. Und Bienert hatte dafür mindestens einen guten Grund: Sein Betrieb benötigte ausgebildete Fachkräfte.

Als erster und längst überfälliger Schritt zur Neuordnung des Schulwesens wurde zunächst die alte Schule 1873, beginnend mit dem neu erlassenen Volksschulgesetzes, zunächst weiter ausgebaut (wenngleich sich das bei dem alten Schulhaus als schwierig erwies) und weitere Räume angemietet, bis schließlich die neue „mittlere Volksschule“ auf der damaligen Luther- und heutigen Schleiermacherstraße 7 (heute "Außenstelle des Gymnasiums Dresden-Plauen") neu gebaut sowie das alte Schulhaus aufgegeben und in eine Volksbibliothek umgebaut wurde – die erste in einem sächsischen Dorf.[16]

Die neue "Mittlere Volksschule" wurde 1875/1876 durch den Baumeister Fichtner mit einem Mittelbau und zwei Seitenflügeln, 8 Klassenzimmern, Wohnungen für den Direktor, drei Lehrer und den Hausmeister zu Baukosten von über 115.000 Reichsmark errichtet,[17] erster Schulleiter wurde Ernst Oskar Wilsdorf (? - 1907). 1882 erhielt sie einen "Volksschulgarten", 1886 errichtete in ihr der "Gemeinnützige Verein" von Plauen eine Volksküche.[18] 1891 wurde eine Kochschule[19] eingerichtet, und 1892 der "Handfertigkeitsunterricht" eingeführt. 1892, 1893 und 1895 wurden Erweiterungsanbauten erforderlich, 1895 wurde ihre Turnhalle, die zweite in Plauen, errichtet.

Auf Grund des Wachstums der "Mittleren Volksschule" wurde 1897 ein zweites Schulhaus "für Knaben" (chronologisch der 3. Schulneubau auf Plauener Flur, inzwischen war die "Höhere Volksschule" gebaut worden) errichtet, das heute von der 39. Grundschule genutzt wird.

Auf der Grundlage des ständisch geprägten Volksschulgesetzes von 1873 wurde auch die Gründung einer „höheren Volksschule“ ins Auge gefasst, deren Vorläufer allerdings 1875 zunächst als Privatschule begann. Ostern 1882 begann zeitgleich mit dem Übergang der Schulkollatur („Schulträgerschaft“) vom Staat auf die Gemeinden diese „Höhere Volksschule“ ihren Unterrichtsbetrieb mit 61 Kindern, vier Klassen und drei Lehrern in angemieteten Räumen auf der heutigen Bienertstraße 20, einem Haus, das nach 1945 zunehmend verfiel und in den sechziger Jahren mit der Errichtung eines Wohnblocks endgültig abgebrochen wurde – heute befindet sich auf der Fläche ein Spielplatz.

Bereits zwei Jahre später, 1884, konnte mit 130 Schülern das neue Schulgebäude der "Höheren Volksschule" auf der Räcknitzer (heute: Nöthnitzer) Straße bezogen werden. Auch hier gehörte Theodor Bienert zu den Stiftern: Einesteils schenkte er kostenfrei den Grund und Boden aus seinem Besitz, andererseits stellten die Bienertschen Stiftungen wiederum, wie schon 1882, Lehrmittel zur Verfügung.[20] Ein Jahr später, 1885, wurde auf deren Schulgelände die erste Turnhalle Plauens gebaut, in der auch die neue Feuerwehr des Dorfes Plauen ihre Übungen durchführte; sie hatte bis zu ihrer Zerstörung 1945 Bestand.

Schulen in Plauen nach der Eingemeindung nach Dresden (1903)

Plauen verfügt über das traditionsreiche Gymnasium Dresden-Plauen, das im 19. Jahrhundert auch für die Orte im südlichen Umland Dresdens zuständig war. Ursprünglich wurde es 1896 als Lehrerseminar errichtet.

In unmittelbarer Nähe des Gymnasiums und dessen Außenstelle ist auch der 1876 erbaute alte (erste neuzeitliche) Plauener Schulbau. Die heutige 39. Grundschule ist der 1897 errichtete "Schulbau für Knaben".

Auf der Nöthnitzer Straße befindet sich die 1882 errichtete 55. Mittelschule Gottlieb Traugott Bienert (ehemals 55. Oberschule Heinz Steyer). Auf der Bernhardstraße gibt es noch eine weitere Grundschule: den DDR-Neubau der 49. Grundschule Bernhard August von Lindenau (ehemalige 49. Oberschule Juri Gagarin).

Im ehemaligen Bahnhofsgebäude am S-Bahn-Haltepunkt befindet sich das Kinder- und Jugendzentrum Plauener Bahnhof.

Kirchen und Friedhöfe

Ludwig Richter: Kartoffelfeuer (Federzeichnung, 1847). Die Zeichnung zeigt einen Blick auf die Kirche von Plauen von Süden, rechts das Schmidtsche Gut, das bei der Friedhofserweiterung und dem Bau des Gemeindehauses 1912/13 abgebrochen wurde.[21]

Eine Kapelle bzw. Kirche ist in Plauen seit 1150 nachweisbar. Die sich an gleicher Stelle befindliche Kirche wurde in insgesamt sechs Bauperioden umgebaut, bis sie beim letzten großen Umbau 1900 - 1902 ihre heutige Gestalt erhielt. Die architektonisch interessante, beim letzten Umbau im Stile der deutschen Renaissance errichtete Auferstehungskirche, in deren WP:Artikel auch die Geschichte der "Kirche von Plauen" aufbereitet wurde, befindet sich nur unweit des Rathauses und gehört zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Direkt oberhalb der Kirche befindet sich der kleine Innere Plauensche Friedhof an der Krausestraße. Hier findet man unter anderem des Bienertsche Grabmal. Der deutlich größere Äußere Plauensche Friedhof befindet sich am südlichen Ende der Bernhardstraße an der Grenze zu Coschütz – direkt neben dem Coschützer Friedhof.

Die ab 1923 erbaute und am 6. Dezember 1925 geweihte katholische Kirche St. Paulus wird zu Dresden-Plauen gerechnet, befindet sich aber annähernd an der Gemarkungsgrenze in Dresden- Südvorstadt (Gemarkung Altstadt II) an der Bernhardstraße.

Ausflugsziele

Oberhalb des Plauenschen Grundes befindet sich der größte von insgesamt vier Bienertparks mit dem Naturdenkmal Hoher Stein. Hier befindet sich ein restaurierter Aussichtsturm, der einen schönen Blick auf Freital und die Felsenkellerbrauerei eröffnet.

Am Haltepunkt Dresden-Plauen befindet sich das Museum Hofmühle Dresden. Dies ist das alte Gebäude der Bienertmühle, dem Unternehmen von Plauens Gründer Gottlieb Traugott Bienert, das Plauen zu seiner Zeit berühmt machte.

Verkehr

Haltepunkt Dresden-Plauen

Dresden-Plauen ist durch die Dresdner Verkehrsbetriebe heute mit den Buslinien 62, 63 und 85, die unter anderem am alten Ortskern halten, erreichbar. Die Straßenbahnlinie 3 fährt vom Zentrum kommend über die Münchner Straße nach Coschütz, dies jedoch eher am Rande (im sogenannten Westendviertel). Von den vormals drei Straßenbahnstrecken, die direkt in den Ortskern führten, ist heute keine verblieben, wenngleich es Planungen gibt, zumindest eine davon wiederzuerrichten.

Der S-Bahnhof Dresden-Plauen bietet mit der Linie S3 Fahrtmöglichkeiten zum Hauptbahnhof und nach Tharandt, sowie bis Freiberg. Außerdem verkehrt ein Regionalexpress über Chemnitz bis Zwickau.

Die nächstgelegene Anschlussstelle der Autobahn ist Dresden-Südvorstadt auf der A 17, erreichbar über die Bergstraße (B 170).

Persönlichkeiten

Die Liste enthält sowohl Persönlichkeiten, die in Plauen bzw. in Dresden-Plauen geboren wurden (unabhängig davon, ob und wie weit sie sich für die Gemeinde oder die spätere Stadt Dresden eingesetzt haben) und Persönlichkeiten, die einige Zeit in Plauen (Dresden-Plauen) gelebt haben. Zur Unterscheidung zur Stadt Plauen im Vogtland wurde unabhängig vom Zeitpunkt immer Dresden-Plauen, auch für die Zeit vor der Eingemeindung nach Dresden, angegeben.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1. Dezember 1834 ¹ 475
1. Dezember 1843 ¹ 580
3. Dezember 1846 ¹ 591
3. Dezember 1849 ¹ 594
3. Dezember 1852 ¹ 671
3. Dezember 1855 ¹ 878
3. Dezember 1858 ¹ 1037
3. Dezember 1861 ¹ 1017
3. Dezember 1864 ¹ 1116
3. Dezember 1867 ¹ 1220
1. Dezember 1871 ¹ 1684
1. Dezember 1875 ¹ 2930
1. Dezember 1880 ¹ 4258
Jahr Einwohner
1. Dezember 1885 ¹ 5.192
1. Dezember 1890 ¹ 7.459
2. Dezember 1895 ¹ 10.162
1. Dezember 1900 ¹ 12.185
1. Dezember 1933 ² 14.124
3. Oktober 1990 9.775
31. Dezember 2002 9.518
31. Dezember 2003 9.694
31. Dezember 2005 10.195
31. Dezember 2009 11.034

¹ Volkszählungsergebnis

²[22]

Literatur

  • Cornelius Gurlitt: Plauen. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 24. Heft: Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt (Land). C. C. Meinhold, Dresden 1904, S. 99.
  • Paul Dittrich: Zwischen Hofmühle und Heidenschanze - Geschichte der Dresdner Vororte Plauen und Coschütz. 2., durchgesehene Auflage. Verlag Adolf Urban, Dresden 1941 (1. Auflage im gleichen Verlag 1940).

Weblinks

 Commons: Plauen (Dresden) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

Die Einzelnachweise stützen sich, wenn nicht anders benannt, auf

  • Paul Dittrich: Zwischen Hofmühle und Heidenschanze - Geschichte der Dresdner Vororte Plauen und Coschütz. 2., durchgesehene Auflage. Verlag Adolf Urban, Dresden 1941, im folgenden als "Dittrich" bezeichnet sowie
  • die auf dieses Werk gestützte Neuausgabe mit den Aktualisierungen bis dahin: Annette Dubbers (Herausg.): Plauen - Aus der Geschichte eines Dresdner Stadtteils. Eigenverlag, Dresden 2006, ISBN 3-937199-34-9, im folgenden: "Dubbers".
  1. Dubbers, S. 5.
  2. Dittrich spricht in seinem Werk (S. 20, Fußnote 29) von Niederdorf und verweist auf die erstmalige Erwähnung der Wassergasse in einer Kaufurkunde von 1597.
  3. Dittrich, S. 20. Die Zuschüttung des Dorfteiches dort Fußnote 26.
  4. Nach dieser Aktiengesellschaft wurde das Areal, beginnend ab der Chemnitzer Str. („Westendschlösschen“) bis zur Westendstraße, benannt. Dittrich, S. 171/172.
  5. Dittrich, S. 175. An die Bezeichnung erinnert überdies ein Straßenname.
  6. Dittrich, S. 163, dort abgebildet der Bebauungsplan von 1888.
  7. Dittrich, S. 174.
  8. a b c Dittrich, S. 176. Die Kosten für die Herstellung des Turmes beliefen sich nach Dittrich auf 23.000 Reichsmark.
  9. Der Text zu den Schulen in Plauen basiert in der Erweiterung des bisherigen WP-Bestandes auf dem Eröffnungsvortrag von Ingolf Roßberg zur Festwoche der 125-Jahr-Feier der 55. Mittelschule (heute mit dem Namen "Gottlieb Traugott Bienert") und auf der Nutzung der Quellen "Dittrich" und "Dubbers".
  10. Dittrich, S. 115.
  11. Eine ausführliche Darstellung findet sich bei Dittrich, S. 116–118
  12. Tabelle zusammengestellt nach Dittrich, S. 115–120.
  13. Ein Pferdeknecht erhielt 1688: 24 Taler als Jahresgehalt, ein Lehrer 1688/89 als Jahresgehalt: 24 Gulden; 1 Taler waren 24 Groschen, 1 Gulden waren 21 Groschen. Dittrich, S. 118, auch dort Fn. 140.
  14. Dittrich, S. 115.
  15. Nach heutigem Geldwert, berechnet nach dem gleitenden Neuwert entspricht 1 Goldmark 1914 13,70 EUR (2007). Rückgerechnet auf 1871 ergibt sich eine Inflationsquote von ca. 45 % (1871-1896 – 0 %, 1896 bis 1914 45 % kumulativ). Somit ist der gleitende Neuwert 1 Goldmark 1871 mit einem Äquivalent von 19,57 EUR (2007) anzugeben. Da 1871 noch der Taler, der 1873 zu drei Goldmark festgesetzt wurde, existierte, sind demzufolge 1 Taler (1871) gleich 58,71 Euro (2007), mithin 1.000 Taler nach heutigem Geldwert knapp 60.000 Euro.
  16. Dittrich gibt das Wachsen der Schülerzahl wie folgt an: 1857 = 130, 1871 = 236, 1880 = 750 (in 13 Klassen), 1900 = 1.600 Schulkinder, davon allein in der "mittleren Volksschule" 1.100 Schüler. Das Schulgeld betrug 1861 13 Pfennige, 1876 20 Pfennige wöchentlich. Dittrich, S. 165, Fn. 176
  17. Dittrich, S. 165.
  18. Dittrich, S. 158, 165
  19. Sie war die erste ihrer Art in Sachsen: Dittrich, S. 165, Fn. 175
  20. Dies ist ein Hauptgrund, weshalb die "Höhere Volksschule", heute 55. Mittelschule, den Namen "Gottlieb Traugott Bienert" trägt.
  21. Dittrich, S. 154, Abb. 79.
  22. Dittrich, S. 161.

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