Neustadt am Rübenberge

Neustadt am Rübenberge
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Neustadt am Rübenberge
Neustadt am Rübenberge
Deutschlandkarte, Position der Stadt Neustadt am Rübenberge hervorgehoben
52.5030555555569.457222222222237
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Region Hannover
Höhe: 37 m ü. NN
Fläche: 357 km²
Einwohner:

45.049 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 126 Einwohner je km²
Postleitzahl: 31535
Vorwahlen: 05032, 05034, 05036, 05072, 05073 und 05074
Kfz-Kennzeichen: H (bis 1974: NRÜ)
Gemeindeschlüssel: 03 2 41 012
Stadtgliederung: 34 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Nienburger Straße 31
31535 Neustadt a. Rbge
Webpräsenz: www.neustadt-a-rbge.de
Bürgermeister: Uwe Sternbeck (Grüne)
Lage von Neustadt am Rübenberge in der Region Hannover
Region Hannover Niedersachsen Wedemark Burgwedel Neustadt am Rübenberge Burgdorf Uetze Lehrte Isernhagen Langenhagen Garbsen Wunstorf Seelze Barsinghausen Sehnde Hannover Gehrden Laatzen Wennigsen Ronnenberg Hemmingen Pattensen Springe Landkreis Hameln-Pyrmont Landkreis Schaumburg Landkreis Nienburg/Weser Landkreis Heidekreis Landkreis Celle Landkreis Peine Landkreis Gifhorn Landkreis HildesheimKarte
Über dieses Bild

Neustadt am Rübenberge ist eine Stadt der Region Hannover in Niedersachsen, zwischen Bremen und Hannover gelegen. Der Name der Stadt wird mit Neustadt a. Rbge abgekürzt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Stadt liegt an der Leine nordöstlich von Steinhuder Meer und Totem Moor. Im weiteren Sinne liegt Neustadt im so genanntem Speckgürtel von Hannover. Im engeren Sinne aber ist Neustadt relativ ländlich geprägt, rund 126 Einwohner pro km² ist die durchschnittliche Einwohnerdichte, wenn man die Kernstadt abzieht, sind es etwa 56 Einwohner pro km². Neustadt gehört mit seiner Fläche von 357 km², dies ist etwa ein Tausendstel der Fläche Deutschlands, zu den flächengrößten Städten in Deutschland.

Geologie

Wie das gesamte norddeutsche Flachland gestalteten die Eiszeiten auch die Landschaften zwischen Aller, Weser und Wietze und damit auch das Stadtgebiet von Neustadt. Das Stadtgebiet lässt sich in drei Teile gliedern:

  • die Leineaue, die sich von Nord nach Süd erstreckt und sich bei der Kernstadt von etwa 700 auf 200 m verengt,
  • das Steinhuder Meer mit dem sich anschließenden Toten Moor,
  • die pleistozänen Sandaufwerfungen wie Moränen, die sich westlich der Leine über den ganzen Norden des Stadtgebiets ziehen.

Das Vereisungsgebiet der letzten Eiszeit erreichte Neustadt nicht mehr. Daher ist das Gebiet nur indirekt durch Wind und (Schmelz-)Wasser beeinflusst worden.

Im Untergrund zu finden sind Meeresablagerungen der älteren Kreidezeit, der so genannten Wealdenformation, die an ein paar Stellen auch überirdisch zu finden sind, da sich die Leine im Verlauf ihrer Geschichte in diese Formation eingeschnitten und somit auch Abtragungen verursacht hat. Heute äußert sich die kreidezeitliche Geologie nur schwer erkennbar im Stadtbild: Das Schloss und Teile der Innenstadt liegen auf einem kleinen Rücken des Deistersandsteins, der schließlich auch namensgebend für den Rübenberge war. Sedimente aus dem kreidezeitlichen Material erstrecken sich von der Kernstadt aus ostwärts über das Gewerbegebiet Ost bis hin zu der Linie Mecklenhorst/Suttorf. [2]

Des Weiteren wurde dieser Sandstein auch wirtschaftlich genutzt; es gab Steinbrüche auf der rechten Seite der Leine, deren Steine aber nur lokal genutzt wurden. Ein weiterer Fakt ist, dass die oben genannte Wealdenformation auch kleinere Kohleflöze führt, die in den 1870er Jahren in drei Schächten gefördert wurde, aber letztendlich zu kleine Mengen an Kohle hervorbrachte. Aus dieser Zeit hält sich immer noch der Mythos, dass der damalige Betreiber der Eisenhütte sein Erz mit Torf verhütten wollte, was aber letztlich fehlschlug.[3]

Nachbargemeinden

Neustadt grenzt an die Wedemark, an Garbsen und Wunstorf, sowie an die Landkreise Nienburg/Weser und Heidekreis (Soltau-Fallingbostel) - (im Uhrzeigersinn, beginnend im Osten).

Stadtgliederung

Neustadt besteht aus der Kernstadt (der früheren Kreisstadt) mit etwa 18.000 Einwohnern (2006) und den folgenden 33 umliegenden heutigen Stadtteilen (früher: Dörfern), die auch unter dem Namen „Neustädter Land“ zusammengefasst werden:

Neustadt umfasst weiterhin einige kleinere, früher eigenständige Ortschaften, wie zum Beispiel Dinstorf, Himmelreich, Mecklenhorst, Moordorf, Scharnhorst und Warmeloh.

Zu mehreren früheren Dörfern (zum Beispiel Amedorf, Basse, Bordenau, Evensen, Hagen, Helstorf, Laderholz, Mandelsloh, Mariensee, Niedernstöcken, Nöpke, Stöckendrebber, Vesbeck, Warmeloh und Wulfelade) liegen Chroniken über Geschichte und heutige Situation vor, die von regionalgeschichtlich interessierten Experten verfasst worden sind, teilweise zusammen mit engagierten Dorfbewohnern.

Geschichte

Urgeschichte

Auf dem heutigen Stadtgebiet sind Relikte aus zahlreichen Epochen der Menschheitsgeschichte gefunden worden. Funde aus Kiesgruben, wie in Poggenhagen, lassen sich zeitlich dem Jungpaläolithikum zuordnen. Daneben gibt es auch Mammutüberreste, insbesondere Zähne aus der Zeit des Leinetal-Paläolithikum.

Nach der Eiszeit begann sich auch im Gebiet von Neustadt die Landschaft radikal zu verändern, von einer Tundrenlandschaft hin zu einer üppigeren Vegetation mit zum Teil auch dichten Wäldern. Aus der Epoche des Mesolithikum gibt es Funde von Wohnplätzen, insbesondere rund um das Steinhuder Meer, wo sich die Menschen auf den Fischfang spezialisierten.

Mit dem Sesshaftwerden des Menschen sind im Neustädter Land Zeugnisse der Trichterbecherkultur anzutreffen. Dazu gehören zerstörte Großsteingräber, die sich an der Straße zwischen Neustadt und Schneeren am so genannten Breitensteinberg befunden haben.

Des Weiteren sind Grabhügel und Urnenfelder aus der Bronzezeit bekannt. Aus dieser Zeit sind Waldschmieden für Neustadt belegt.[4]

Frühzeit und Mittelalter

Merian-Kupferstich von Schloss und Stadt um 1650

Frühe Spuren einer Besiedlung zeigen sich anhand der Lüningsburg südlich der Stadt im Bereich des gleichnamigen heutigen Friedhofs. Es handelte sich um die Reste einer frühmittelalterliche Ringwallanlage um das 10. Jahrhundert, die wahrscheinlich der Bevölkerung als Fliehburg diente.

Neustadt am Rübenberge wurde um 1200 vom Grafen Bernhard II. von Wölpe gegründet und 1215 urkundlich als „nova civitas“ (übersetzt: „neue Stadt“) erwähnt.[5] In Urkunden späterer Jahrhunderte sind verschiedene andere Ortsbezeichnungen überliefert, wie 1426 Nienstadt vor dem Rouwenberge und 1523 Nygestadt. Das umgebende Land gehörte seinerzeit zur Grafschaft Wölpe, die in Neustadt die Wölper Silberpfennige prägen ließ. Neben der Schaffung des weltlichen Zentrums Neustadt ließ Graf Bernhard in seinem Machtbereich als geistliches Zentrum das Zisterzienserinnenkloster Mariensee errichten, in dem Nonnen weltabgeschieden lebten.

1302 wurde die Grafschaft an den Welfenherzog Otto den Strengen von Braunschweig und Lüneburg veräußert. Die mittelalterliche Burg neben dem Ort wurde 1493 als „castrum Rouvenberg“ genannt. Dieser Name wurde im Laufe der Jahre durch die Veränderung der Sprache in „Rübenberg“ umgeformt. Über die Bedeutung des ursprünglichen Namens ist man sich nicht einig. Es wird vermutet, dass der Rouvenberg eine raue, steinbedeckte Erhebung im umgebenden flachen Land war. Ein Zusammenhang mit der Pflanze Rübe ist unwahrscheinlich, denn die wirtschaftlich bedeutsame Zuckerrübe war zu dieser Zeit noch nicht eingeführt.

16. Jahrhundert

Neustadt 1764, links das Schloss mit pfeilförmiger Südbastion, rechts pfeilförmige Erichsbastion
Erichsbastion, archäologisch ausgegraben und teilrekonstruiert

1505 machte sich der 35-jährige Herzog Erich I. von Calenberg, der auf der mittelalterlichen Neustädter Rouvenburg geboren wurde, den Ort zum zweiten Regierungssitz. Teile der Burg fielen 1563 einem Brand zum Opfer. Sein Sohn Herzog Erich II. der Jüngere begann 1573 mit dem Wiederaufbau, bei dem das repräsentative Schloss Landestrost im Baustil der Weserrenaissance entstand.[6] Gleichzeitig macht er das Schloss wehrhaft und ließ den unmittelbar angrenzenden Ort Neustadt zu einer für das 16. Jahrhundert typischen Stadtfestung ausbauen. Schloss und Ort wurden mit Befestigungsanlagen durch spitzwinklige Bastionen umgeben. Dazu wurden Wälle aus Erde errichtet und tiefe Wassergräben ausgehoben. Ort und Schloss mit einer Grundfläche von 10 ha waren umgeben von einem mauergestützten Wall von 1800 m Länge. Die Mauern hatten eine Höhe von 9 m bei einer Stärke von 2,3 m. Der gesamte Wall hatte eine Breite von 37 bis 42 m. Der Aufbau der gesamten Festung entsprach den Anforderungen, die die Entwicklung von Pulvergeschützen hervorgerufen hatte. Als Vorbild dienten Bastionärsbefestigungen in Italien und den Niederlanden. Mit dem Bau waren italienische Ingenieure beauftragt, die auch an anderen Orten wirkten. Das wehrhafte Schloss zählte durch seine aufwendigen Befestigungsanlagen in dieser Zeit zu den stärksten Festungen im nordwestdeutschen Raum. Mit dem Bau nannte der Herzog die Stadt Neustadt in „Landestrost“ um. Die Neustädter Bürger nannten es allerdings „Landesverderb“ wegen der enormen Kosten für die Befestigungsanlage und der vielen Menschen, die beim Abbau der Steine ihr Leben ließen. Den Namen „Landestrost“ behielt nur das Schloss bei, denn nach dem Tod des Herzogs 1584 nahm die Stadt ihren ursprünglichen Namen wieder an.

Neustadt und das umliegende Land wurde 1543 evangelisch-lutherisch. Im Dreißigjährigen Krieg ergab sich die Stadt 1626 nach einer 15-tägigen Belagerung durch rund 1000 Mann des kaiserlich-katholischen Feldherrn Tilly. Stadt und Festung, die 200 dänische Musketiere hielten, wurden dabei mit Kanonen beschossen. Kapitulationsgrund waren vermutlich nicht die Schäden, sondern die mangelnden Vorräte in der Stadt und das Fehlen von Verteidigungsartillerie. Tilly quartierte im Schloss Landestrost 4 Kompanien Fußvolk als Garnisonstruppe ein, die es neun Jahre lang als Kaserne nutzen. 1635 erfolgte eine Entsetzung der Stadt nach 3-monatiger Aushungerung. Beim dritten und größten Stadtbrand 1727 wurden 100 der 108 Wohnhäuser der Stadt zerstört, und in den zwei darauf folgenden Jahren war Neustadt nach heutigem Grundriss wieder aufgebaut.[7]

Wie reichlich Georg II. zu spenden verstand, zeigt unter andern das Jahr 1727, in welchem er zum Wiederaufbau der eingeäscherten Neustadt am Rübenberge 100,000 Thaler aus eigenen Mitteln schenkte.[8]

19. Jahrhundert

Hüttenwerk um 1870, rechts Verwaltungsgebäude
Früheres Verwaltungsgebäude des Hüttenwerkes zwischen Neustadt und dem Moor

Im Jahre 1847 hielt am 12. Dezember die erste Eisenbahn, die die Strecke Hannover – Bremen befuhr, am Neustädter Bahnhof. 1855 erhielt Neustadt ein Amtsgericht.

1855 gab es Pläne, zwischen dem Ort und dem Toten Moor eine Glashütte zu errichten und mit dort gewonnenem Torf zu beheizen. Nach Schwierigkeiten bei den beteiligten Unternehmern genehmigte die Regierung 1856 die Errichtung eines Hüttenwerkes zur Herstellung von Eisenbahnschienen. Förderlich für die Industrieansiedlung war der Eisenbahnanschluss von Neustadt und die Hoffnung, Torf als Brennstoff nutzen zu können. Bereits 1857 waren 1.100 angeworbene Arbeiter aus Schlesien und Westfalen mit Bau-, Entwässerungs- und Abtorfungsarbeiten tätig. Nach der Fertigstellung liefen Hochöfen, Puddelöfen, Dampfmaschinen und ein Walzwerk mit Torfbefeuerung. Allerdings war das Unternehmen nach kurzer Zeit 1858 bankrott. Ursache waren die riskante Finanzierung sowie zu optimistische Kalkulationen über mögliche Umsätze bei weiteren Stahlwerken. Auch schied Torf als Brennstoff zur Eisenverhüttung aus und Steinkohle musste gekauft werden. Vom Bankrott betroffen waren auch die Neustädter Bürger, da sowohl eine Anzahl von Arbeitsplätzen verloren ging als auch Investitionen des Ortes nutzlos wurden. 1869 erwarb der Unternehmer Bethel Henry Strousberg die Hütte, um Schienen für den Eisenbahnbau in Rumänien zu produzieren. Rund 500 Beschäftigte arbeiteten dort bereits 1869. Nach der Festnahme von Strousberg in St. Petersburg 1875 gingen seine Unternehmen in Konkurs, so auch das Hüttenwerk in Neustadt 1878. Der Hüttenbetrieb wurde 1888 endgültig eingestellt. Danach nutzte eine Firma für Dachpappenherstellung und Torfverarbeitung die Fabrikgebäude bis 1975.

1885 wurde der Landkreis Neustadt am Rübenberge gegründet. Er umfasste auch die Grafschaft Wölpe. Innerhalb der nächsten 30 Jahre wurden in Neustadt die ersten Schulen und die erste geschlossene Siedlung errichtet.

20. Jahrhundert

Fußgängerzone

Südlich des heutigen Ortsteils Eilvese im Toten Moor wurde nach zweijähriger Bauzeit 1913 der 260 m hohe „Funkenturm“ als das seinerzeit höchste deutsche Bauwerk fertiggestellt. Bei der Inbetriebnahme im Juni 1914 wurde der erste Funkkontakt zwischen Europa und den USA hergestellt. Zu diesem Ereignis weilte Kaiser Wilhelm II in Neustadt und Eilvese. Bis zu seinem Abriss 1931 übermittelte der Sender Telegramme nach Übersee.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde in Neustadt nur die 1687 errichtete „Löwen-Brücke“ über die Leine zerstört. Die deutsche Wehrmacht sprengte sie im April 1945, als sich britische Truppen auf ihr befanden und auf den Ort vorrückten. 24 britische Soldaten fanden dabei den Tod.

Über die Geschehnisse in Neustadt vom 7. April 1945 verlautete in der „Hannoverschen Presse“, Kreisbeilage Neustadt, vom 5. Mai 1950:

Am 7. April 1945, nachmittags, richtete Neustadt sich auf die Besetzung der Stadt ein. [...] Um 15 Uhr waren die Engländer vom Flughafen Wunstorf her in Bordenau eingedrungen und um 16 Uhr kamen einige Bauern in die Stadt, die berichteten: „In Poggenhagen sind sie und kochen Tee“. [...] Im Landratsamt hatten sich um 18 Uhr Landrat S., der Polizeichef, Kreisbrandmeister C. und Amtmann F. versammelt. Kaufmann B. bat den Landrat um Vermittlung zur Verhinderung der Brückensprengung, die möglicherweise schweres Leid für die Stadt heraufbeschwören würde. Doch Landrat S. sah sich außerstande, gegen den militärischen Befehl etwas unternehmen zu können. Man hatte wohl die Hoffnung aufgegeben, die Brücke noch retten zu können. [...] In diesem Augenblick zerriss um 23 Uhr ein furchtbarer Knall die Stille der Nacht und zugleich die Hoffnungen der Einwohner. [...] Am nächsten Morgen wagten sich einige Neustädter an die Leine. Der westliche Bogen der 250 Jahre alten Brücke lag im Wasser und die Blutspritzer verrieten das Drama das sich hier abgespielt hatte. Gerade als die Engländer in Scharen auf der Brücke sich befanden, hatte der deutsche Feldwebel hinter dem Schützenplatzhäusern die Sprengladung ausgelöst.

Kreisbrandmeister C. bezeichnet den damaligen Kreisfeuerwehrführer Karl Coldewe (1889–1953), der durch Verfügung vom 18. April 1940 zum „Kreisführer der Freiwilligen Feuerwehr“ und Ehrenbeamten auf feuerwehrtechnischem Gebiet ernannt worden war und am 12. April 1945 durch die britische Militärregierung erneut als Kreisfeuerwehrführer eingesetzt wurde.[9]

Nach dem Krieg stieg die Bewohnerzahl der Stadt sprunghaft an, da Neustadt von den Zerstörungen des Krieges größtenteils verschont geblieben war und viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene hier Zuflucht suchten.

Noch bis 1948 war der Stadtwall nahezu vollständig erhalten geblieben, der aber auf Grund des immensen Platzmangels (das Wallinnere betrug gerade einmal 1 km²) weichen musste. Im Zuge der Innenstadtsanierung änderte sich der Verkehrsfluss in Neustadt im Jahr 1981. Eine neue Betonbrücke nimmt nun die Verkehrslast an der historischen Innenstadt vorbei auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg existierte in Poggenhagen das Flüchtlingsjugendlager Poggenhagen.

In den 1960er Jahren hatte Neustadt so viele Einwohner, dass ein Gymnasium gebaut werden konnte und die Schüler nicht mehr in die Nachbarstädte Nienburg oder Wunstorf fahren mussten, einige Jahre später kam dann noch eine Kooperative Gesamtschule (KGS Neustadt) hinzu. Ferner wurden mehrere Sportanlagen (Sport-, Tennisplätze und das Hallenbad) errichtet. Als Kreisstadt erhielt Neustadt ein eigenes Kreiskrankenhaus, das heutige zum Klinikum Region Hannover gehörende Klinikum Neustadt am Rübenberge.

Bei der „Kreisreform“ am 1. März 1974 ist der Landkreis Neustadt am Rübenberge aufgelöst und mit anderen Kreisen zum Landkreis Hannover (ohne die Stadt Hannover) zusammengelegt worden. Am 1. November 2001 verschmolz dieser mit der Stadt Hannover zur Region Hannover.

Bis zum 31. Dezember 2004 gehörte Neustadt am Rübenberge zum Regierungsbezirk Hannover, der wie alle anderen niedersächsischen Regierungsbezirke an diesem Tag aufgelöst wurde.[10]

Das Kfz-Kennzeichen des ehemaligen Landkreises Neustadt/Rbge. war NRÜ. Vereinzelt tragen Fahrzeuge noch dieses Kennzeichen, die vor der Gebietsreform von 1974 für den Straßenverkehr zugelassen wurden. Dabei handelt es sich überwiegend um land- und forstwirtschaftlich genutzte Fahrzeuge und Anhänger.

Einwohnerentwicklung

Die graphische Darstellung gibt die Einwohnerentwicklung seit 1890 wieder:[11]

Die Einwohnerzahl bis 1939 stellt die Lage für die Stadt Neustadt im Landkreis Neustadt am Rübenberge dar, während die späteren Angaben die Bewohnerzahl des heutigen Stadtgebietes mit seinen Ortsteilen darstellt. Die Daten ab 1998 zeigen jeweils den Stand zum 31. Dezember des Jahres.

Politik

Stadtrat

Der Rat der Stadt Neustadt a. Rbge. setzt sich aus 40 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen.

SPD CDU Grüne UWG BürgerForum FDP Die Linke Gesamt
2011 15 13 7 2 1 1 1 40 Sitze

Ratsvorsitzende ist Christina Schlicker (SPD).

(Stand: Kommunalwahl am 11. September 2011)

Jugendrat

Die Stadt Neustadt verfügt über einen Jugendrat, dem 13 Jugendliche angehören. Das aktive und passive Wahlrecht besitzen alle 12- bis 18-Jährigen, die im Stadtgebiet Neustadt a. Rbge. wohnhaft sind. Die Wahlen des Jugendrates finden alle zweieinhalb Jahre statt. Der Jugendrat wählt aus seinen Reihen einen Jugendbürgermeister sowie dessen Stellvertreter.

Bürgermeister

Arbeitsgemeinschaft Neustadt in Europa

Seit einer Stichwahl am 27. Juni 2004 ist Uwe Sternbeck (Bündnis 90/Die Grünen) Bürgermeister und am 11. September 2011 wurde er bei der Bürgermeisterwahl wiedergewählt. Vor dem 27. Juni 2004 hatten die Ratsparteien SPD/FDP und CDU Stadtdirektor Dieter Häseler abgewählt. Am 11. September 2011 erfolgte seine Wiederwahl, welche von Bündnis90/DIE GRÜNEN und der SPD unterstützt worden war.[2]

Städtepartnerschaften

Neustadt unterhält eine Städtepartnerschaft mit La Ferté-Macé in Frankreich. Außerdem ist es Mitglied der internationalen Städtefreundschaft „Arbeitsgemeinschaft Neustadt in Europa“ mit 36 Mitgliedern aus sechs Staaten (Stand 2008).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke in Neustadt

  • Die Ev.-luth. Liebfrauenkirche wurde im 13. Jahrhundert als romanische Basilika errichtet und 1502 von Erich I. erneuert. Im Jahr 1828 wurde der teilweise zerstörte Turm so errichtet, wie er heute noch besteht. Er wurde jedoch zwischen 2004 und 2006 aufwendig renoviert.
  • Schloss Landestrost mit Festungsanlagen und Südbastion sowie Laubengang aus Hainbuchen
  • Bastion Erichsberg als Rest der städtischen Festungsanlage
  • Wallburg Lüningsburg am städtischen Friedhof Lüningsburg
  • Rathaus, Marktstraße 4. Der über einem hohen Sandsteinsockel erstellte Fachwerkbau mit Walmdach wurde 1728/29 nach einem Stadtbrand neu errichtet. 1830 wurde er in klassizistischen Formen umgestaltet. An der verputzten Frontseite führt eine doppelläufige Freitreppe zum Hauptportal.
  • Das dem Rathaus unmittelbar gegenüber gelegene Wachthaus wurde im 19. Jahrhundert als Wohnhaus des Nachtwächters errichtet. Es diente auch als Spritzenhaus.
  • Wohnbauten. Das Bild der Innenstadt wurde ursprünglich von giebelständigen Fachwerk-Dielenhäusern geprägt, von denen sich nach mehreren Stadtbränden und seit den in der Nachkriegszeit erfolgten Abbrüchen nur noch wenige Beispiele erhalten haben. Besonders ansehnlich ist Mittelstraße 29. Das kleine Fachwerk-Dielenhaus stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Dielentor wurde erst vor wenigen Jahren wieder hergestellt. Zu den letzten noch bestehenden Wohnbauten, die beim großen Stadtbrand von 1727 verschont blieben, gehören Windmühlenstraße 19 und 20. Sie sind wohl 1672 entstanden. Weitere Fachwerkbauten finden sich im Umkreis der Liebfrauenkirche. An der Liebfrauenkirche 2, ein zweigeschossiges Haus mit Krüppelwalmdach, entstand aller Wahrscheinlichkeit nach 1728. Das klassizistische Portal entstammt jedoch erst einem zwischen 1831 und 1833 erfolgten Umbau. Etwas später wurden die sehr schlichten Fachwerkhäuser Nr. 4 und 6 erstellt. Die als Knabenschule dienende Nr. 8 wurde um 1703 bis 1707 erbaut. Im vorderen Teil ist die befahrbare Diele noch vorhanden. Auf dem Schornstein des Gebäudes brütet seit vielen Jahren ein Storchenpaar. Die linksseitige Bebauung der Wallstraße mit schlichten Fachwerkbauten erfolgte erst nach 1851. An der Hannoverschen Straße (Nr.1) liegt ein eingeschossiger Traufenbau von elf Achsen, der um 1815 erbaut wurde. Das Richterhaus (Schloßstraße 2) entstand um 1830 als zweigeschossiger klassizistischer Putzbau. Es wird von einem Walmdach abgeschlossen und weist im Erdgeschoss eine Rustizierung auf. Bei dem nebenan gelegenen Wohnhaus Schloßstraße 3 handelt es sich ursprünglich um ein um 1800 erbautes Fachwerk-Dielenhaus, dem gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine gotisierende Backsteinfassade vorgelegt wurde und so nunmehr den Eindruck eines Massivbaus erweckt.

Bauwerke in den Ortsteilen

Wassermühle in Laderholz

Kirchen

Ungefähr die Hälfte der Bewohner Neustadts gehört der evangelisch-lutherischen Landeskirche an. Die Kirchengemeinden in Neustadt gehören zum Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf.

Innerhalb der politischen Gemeinde Neustadts gab es zwei römisch-katholische Pfarreien, die zum Bistum Hildesheim gehören: Die Stadtgemeinde St.-Peter-und-Paul mit Filialkirchen in Poggenhagen und Schneeren und die Pfarrei St. Marien Mandelsloh mit den Kirchen in Mandelsloh, Hagen und Rodewald. Im Rahmen der Einsparungen des Bistums wurden die beiden Gemeinden aufgelöst, und zum 1. November 2006 entstand die neue Gemeinde St.-Peter-und-Paul Neustadt mit der Pfarrkirche St. Peter und Paul am Bischof-Ketteler-Platz in Neustadt und den Filialkirchen in Mandelsloh, Hagen, Poggenhagen und Schneeren. Die Gemeindezahl beträgt seitdem über 5.000 Katholiken.

Durch Flüchtlinge entstand 1946 eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten), zunächst mit einem sehr weiten Einzugsbereich und unterschiedlichen Gottesdienstorten. In Nienburg war dieses zunächst im Diakonissenhaus am Stahnwall. 1959 wurde eine Scheune erworben und zum Gemeindehaus umgebaut, seitdem erfolgten weitere Umbauten. 2011 wird die Mitgliederzahl der Gemeinde mit 130 angegeben.[12]

Parks

Im Ort gibt es eine Parkanlage auf dem Festungsplateau von Schloss Landestrost. Bekannt ist der nahe gelegene Naturpark Steinhuder Meer.

Naturdenkmäler

Bekannt ist das Naturschutzgebiet Blankes Flat mit einem Moorsee.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Die Kaufkraft (Summe des verfügbaren Einkommens) beträgt 18.576 Euro je Einwohner (2006) und die Kaufkraftkennziffer beträgt derzeit 109,8 (gegenüber dem Bundesdurchschnitt mit 100).

Die Arbeitslosenquote beträgt 8,2 % (Stand Juni 2006).

Verkehr

Bahnhof Neustadt am Rübenberge

Neustadt ist an der Bundesstraße B 6 gelegen. Im Ort beginnt die B 442.

Der Bahnhof Neustadt am Rübenberge liegt an der Bahnstrecke Bremen–Hannover. Er wird im Personennahverkehr vom RE (NorddeichEmden–) Bremen HbfHannover Hbf und von der S-Bahn Hannover mit den Stationen Nienburg–Hannover Hbf–Haste bedient. Die Binnenerschließung, die Verbindung der Ortsteile untereinander und mit einigen Nachbarorten übernehmen Buslinien des Großraum-Verkehrs Hannover.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten

  • Robert Enke (* 24. August 1977 in Jena; † 10. November 2009 im Ortsteil Eilvese), deutscher Fußballnationaltorwart
  • Günter Thiele (* 3. September 1950; † 18. Juni 2011 in Neustadt-Helstorf), Kammersänger, Orchesterleiter, vielseitiger Musikschaffender

Literatur

  • Hubert Brieden: Juden in Neustadt a/Rbge. Diskriminierung, Verfolgung und Vernichtung einer Minderheit. Hannover 1992
  • Hans Pupke: Tausend Jahre Gerichtsbarkeit im Bezirk des Amtsgerichts Neustadt/Rbge. Festvortrag, gehalten auf der 125-Jahr-Feier des Amtsgerichts Neustadt/Rbge. am 30. September 1977, Neustadt a. Rbge. 1977
  • Wilhelm Winkel: Geschichte der Stadt Neustadt a. Rbge. Hrsg. von der Kreisgruppe Neustadt des Heimatbundes Niedersachsen und der Stadt Neustadt a. Rbge., 1966

Weblinks

 Commons: Neustadt am Rübenberge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen – Bevölkerungsfortschreibung (Hilfe dazu)
  2. Bohnsack, Dietrich, „Landschafts- und Urgeschichte“, in: W. Winkel: Geschichte der Stadt Neustadt am Rübenberge, 1966, S. 15-20.
  3. Pupke, Hans, „Betriebe und Geschäftsunternehmen“, in: W. Winkel: Geschichte der Stadt Neustadt am Rübenberge, 1966, S. 369.
  4. Bohnsack, wie oben, S. 15-20.
  5. Ehlich, Hans, Bauern, Bürger, brennende Dörfer, Nr. 4 der Calenberger Blätter, Verlag Theo Oppermann, Wunstorf, S. 130.
  6. Ein Plan aus dem 18. Jahrhundert, der den Zustand vor dem großen Brand von 1727 wiedergibt, vermerkt nördlich der Festungsanlagen einen „gartgarten“, über den aber nichts weiter bekannt ist.
  7. Vgl. Nancy Kratochwill-Gertich/Antje C. Naujoks: Neustadt am Rübenberge. In: Herbert Obenaus (Hrsg. in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Wallstein, Göttingen 2005; ISBN 3-89244-753-5; S. 1092. Siehe auch Ausschnitt aus dem so genannten Brandplan von 1727, Online-Ressource.
  8. Havemann, Wilhelm, Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Dritter Band, Göttingen 1857, S. 642.
  9. Blazek, Matthias, „Abteilungsführer Karl Coldewe aus Celle“, in: Feuerwehr-Journal, 10. Jahrg./September 2010, S. 32 f.
  10. Vgl. Blazek, Matthias, Von der Landdrostey zur Bezirksregierung – Die Geschichte der Bezirksregierung Hannover im Spiegel der Verwaltungsreformen, Stuttgart 2004, ISBN 3-89821-357-9.
  11. Für 1945 - 47: Brieden, Hubert [u.a.]: Neustadt 1945 - 49, Nachkriegszeit in der Provinz, Internationalismusverlag: Hannover 1987, S. 221
    Für 1890 - 1939: verwaltungsgeschichte.de, Landkreis Neustadt am Rübenberge (Neustadt i. Hannover), abgerufen am 6. Januar 2011
  12. http://efgnienburg.de/geschichte, abgelesen am 23. Mai 2011.

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