BMW 328

BMW 328
BMW
BMW 328 (16.06.2007).jpg
328
Hersteller: Bayerische Motorenwerke
Produktionszeitraum: 1937–1939
Klasse: Sportwagen
Karosserieversionen: Roadster, Cabriolet
Motoren: 6-Zylinder-Viertakt
Länge: 3900 mm
Breite: 1550 mm
Höhe: 1400 mm
Radstand: 2400 mm
Leergewicht: 830 kg
Vorgängermodell: keines
Nachfolgemodell: keines
BMW 328
Blick in den Motorraum des BMW 328
Heck des BMW 328, Baujahr 1938
1986 im Fahrerlager des Nürburgrings
BMW 328 „Mille Miglia“, Baujahr 1940, mit Adolf Brudes am Steuer
BMW 328 Touring-Coupé, Sieger der Ersatz-Mille-Miglia 1940

Der BMW 328 gehörte zu den Traumsportwagen seiner Zeit. Erstmals zu sehen war der in Eisenach gebaute offene Zweisitzer beim Eifelrennen 1936 auf der Nordschleife des Nürburgrings, wo er unter Ernst Jakob Henne mit einem Durchschnitt von 101,6 km/h die Klasse der Sportwagen bis 2000 cm³ (ohne Kompressor) gewann.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Der BMW 328 ist ein offener Zweisitzer auf der Basis des viersitzigen Tourenwagens Typ 326 mit Zweilitermotor. Im 328 leistet der Sechszylinder-ohv-Stoßstangen-Reihenmotor 59 kW/80 PS statt 38 kW/50 PS. Dies wird durch einen Zylinderkopf mit V-förmig hängenden Ventilen, eine 3-Vergaser-Anlage und eine Verdichtung von 7,5:1 (statt 6:1) mit einer höheren Maximaldrehzahl von 5000/min statt 3750/min erreicht. Um zwischen den beiden Ventilkammern Platz für die Ansaugwege zu schaffen, wurde zur Betätigung der Auslassventile eine mechanisch aufwendige Lösung gewählt. Ein spezieller Kipphebel in der Ventilkammer der Einlassventile betätigt eine fast waagerecht angeordnete kurze Stoßstange, die zur Ventilkammer der Auslässe hinüber führt und dort wie üblich über Kipphebel das Auslassventil betätigt. Zu jedem Auslassventil gehören also ein Stößel, zwei Stoßstangen und zwei Kipphebel, in der Einlass-Ventilkammer befinden sich zwölf Kipphebel.

Mit einer Länge von 3,90 m und einer Breite von 1,55 m wirkt der Wagen zierlich. Den sportlichen Charakter unterstreichen die zwei Lederriemen über der Motorhaube und die Zentralverschlüsse der Stahlscheibenräder. Der Einstieg in den BMW 328 ist trotz hinten angeschlagener Türen eng und wird durch das relativ große Lenkrad erschwert.

Das Fahrwerk war seiner Zeit voraus. Insbesondere die „Vierrad-Flüssigkeits-Fußbremse“ (so die Bezeichnung im Verkaufsprospekt von BMW) bzw. Trommelbremsen mit hydraulischer Betätigung sind den damals üblichen Seilzugbremsen deutlich überlegen. BMW versprach, dass der Wagen aus 30 km/h nach fünf Metern zum Stillstand komme. Nach wie vor zeitgemäß ist die Zahnstangenlenkung - dagegen wurden in vielen erhalten gebliebenen Exemplaren des 328 die originalen Hebelstoßdämpfer durch Teleskopstoßdämpfer ersetzt.

Technische Daten
Motor: 6-Zylinder-Reihenmotor (Leichtmetallzylinderkopf)
Bohrung × Hub: 66 × 96 mm
Hubraum: 1971 cm³
Verdichtung; 7,5 : 1
Vergaser: 3 Fallstromvergaser Solex 30 JF
Leistung: 59 kW (80 PS) bei 5000/min*
Kurbelwelle: vierfach gelagert
Motorsteuerung: seitliche Nockenwelle, Antrieb durch Duplexkette
Tankinhalt: 50 Liter (auf Wunsch 100 l)
Kühlung: Pumpe (7,5 l Wasser)
Getriebe: 4-Gang
Fahrwerk: Rohrrahmen mit Kastenquerträgern
Aufhängung vorn: Einzelradaufhängung an Querlenkern und Querblattfeder
Aufhängung hinten: Starrachse mit zwei Längs-Halbelliptikblattfedern
Stoßdämpfer: hydraulische Hebelstoßdämpfer
Bremsen: Trommelbremsen, hydraulisch (Trommeldurchmesser 280 mm)
Radstand: 2400 mm
Spur: 1153/1220 mm
Außenmaße: 3900 × 1550 × 1400 mm
Reifen: 5.25 oder 5.50–16
Leergewicht (ohne Fahrer):  830 kg
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
  • Verschiedene Quellen nennen 4500/min.

Zu kaufen war der BMW 328 ab Februar 1937 zum Preis von 7400 Reichsmark. 464 Wagen wurden laut Angaben der BMW AG bis Anfang 1940 gebaut (andere Quellen nennen 462 Stück).

Karosserievarianten

Außer dem serienmäßigen Roadster gab es für den BMW 328 individuelle Karosserien, u. a. Cabriolet-Varianten von Ludwig Weinberger und von Gläser sowie ein Coupé mit abnehmbarem Dach (Hardtop) von Wendler in Reutlingen. Nach dem Entwurf des Freiherrn Koenig-Fachsenfeld baute Wendler auch zwei Stromlinienwagen auf der Basis des BMW 328, die zu ihrer Zeit als äußerst windschnittig galten. 1978 ergaben Messungen im Windkanal den den relativ hohen Luftwiderstandsbeiwert von 0,44 für dieses Fahrzeug, der unter anderem aus den Lüftungsschlitzen in der Fronthaube resultierte. Durch Verringerung dieser Schlitze (wie in der Konstruktion ursprünglich vorgesehen) sank der Wert unter 0,40.

Der BMW 328 „Mille Miglia“

Für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1939 ließ BMW von dem Karosseriebauer Touring in Mailand auf dem 328-Fahrgestell ein Coupé herstellen. Die leichte Aluminiumkarosserie („Superleggera“) des Wagens aus besonders dünnen Blechen war mit einem Gitterrohrgerüst versteift. Diese recht teure Bauart – durch viel Handarbeit bedingt – wurde damals bei verschiedenen Rennfahrzeugen angewandt. Im Rennen von Le Mans belegten Max zu Schaumburg-Lippe/Fritz Hans Wenscher den fünften Platz im Gesamtklassement und wurden Sieger der Klasse bis 2 Liter Hubraum. Ein Jahr später – bei der Mille Miglia 1940 – setzte BMW diesen Wagen und ein sogenanntes Kamm-Coupé sowie drei Roadster auf der Basis des 328 ein. Die Roadster galten als Prototypen für das geplante Nachkriegsmodell. Sie werden als Typ Mille Miglia bezeichnet, weil sie nur bei diesem Rennen als Werkswagen eingesetzt waren.

Die Leistungsangaben für den Rennmotor, der in Hubraum (1971 cm³) und technischem Aufbau dem Serientriebwerk entspricht, schwanken zwischen 87 und 90 kW (118/122 PS) bei 5000 bis 5800/min und einer Verdichtung von 9,15 : 1. Auf dem Prüfstand wurden 96 bis 99 kW (130 bis 135 PS) erreicht. Das Leergewicht des Roadsters (mit 100 l Kraftstoff) liegt bei 700 kg, das Coupé wiegt ca. 780 kg. Als Höchstgeschwindigkeit sind 200 bis 220 km/h erreichbar.

Huschke von Hanstein und Walter Bäumer gewannen die Mille Miglia mit dem Le-Mans-Coupé von Touring überlegen in 8:54:46,3 Stunden bzw. mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 166,7 km/h. Adolf Brudes und Ralph Roese wurden mit einem der drei Roadster Dritte. Die beiden anderen Roadster belegten die Plätze fünf und sechs. Das Kamm-Coupé fiel aus.

Nach dem Krieg wurde das Touring-Coupé von US-Offizieren beschlagnahmt und kurze Zeit später an einen früheren Mitarbeiter von BMW verkauft, der 1947 nach Kanada auswanderte, den Wagen mitnahm und veräußerte. In den 1970er-Jahren wechselte das Coupé erneut den Besitzer, bevor BMW es im Sommer 2002 zurückerwerben und restaurieren konnte.

Der Wagen von Brudes gelangte 1945 nach England und dort in den folgenden Jahren zu den verschiedensten Besitzern, die ihn nach ihren Bedürfnissen modifizierten. 1974 kam der Wagen erstmals wieder zum Nürburgring. 1975 konnte BMW den 328 „Mille Miglia“ zurückkaufen und unter großem Aufwand in den Originalzustand zurückversetzen. Das Bild von 1976 zeigt den Wagen noch mit Rechtslenkung.

Seit Mitte der 1990er-Jahre versuchte BMW das Kamm-Coupé anhand von Daten aus Privatsammlungen, Fotos und Computersimulationen zu rekonstruieren, nachdem das Original Anfang der 1950er-Jahre nach einem Unfall verschrottet worden war. Ende April 2010 stellte BMW den Nachbau des Rennwagens auf dem Concorso d'Eleganza vor dem Grand Hotel Villa d'Este am Comer See der Öffentlichkeit vor.[1]

BMW-328-Weiterverwender

Der BMW 328 war von Anfang an Ausgangspunkt für die Ableitung von zahlreichen Um- und Eigenbauten, vor allem für Wettbewerbszwecke. Angefangen mit dem Austausch von einzelnen Karosserieteilen (Kotflügeln, Türen) gegen leichtere Ausführungen führte die Entwicklung über die Verwendung kompletter Leichtmetallkarosserien bereits vor dem Krieg bis hin zum Einbau von BMW-328-Motoren in speziell dafür angefertigte Fahrgestelle. Besonders die Konstruktionen von Toni Neumaier erwiesen sich hier bereits vor dem Krieg den vom Werk vorbereiteten Wagen des NSKK-Rennteams als ebenbürtig.

Die eigentliche Blüte der aus ihm abgeleiteten Eigen- und Umbauten erlebte der BMW 328 jedoch in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Dies lag einerseits daran, dass der Motor als beinahe einziger in Deutschland konkurrenzfähig und dazu noch in ausreichender Zahl vorhanden war, zum anderen auch, dass er mit seinem Hubraum von 2 Litern ideal unter die Bestimmungen der vom internationalen Automobilverband FIA neu eingeführten Formel 2 fiel und daher vielen Rennfahrern im In- und Ausland Gelegenheit bot, auf einfache Weise zu einem geeigneten Rennwagen zu kommen.

In diese Marktlücke versuchten in Deutschland auch die beiden Rennsportmarken Veritas und AFM zu stoßen, deren erste Modelle noch durch Umbau vorhandener BMW-Fahrzeuge entstanden und die deutsche Szene damit zunächst dominierten. Auch im früheren BMW-Werk in Eisenach, wo vor dem Krieg sämtliche Serienmodelle gebaut worden waren, wurde unter der Markenbezeichnung EMW die Entwicklung von Hochleistungsmodellen auf Basis des BMW 328 fortgeführt, die vom staatseigenen Rennkollektiv eingesetzt wurden. Dabei entwickelten sowohl die beiden westdeutschen Hersteller als auch das Rennkollektiv hubraumreduzierte Versionen des Motors mit rollengelagerten Kurbelwellen für den Renneinsatz in der 1,5-Liter-Klasse. Daneben wurden in der Werkstatt der früheren BMW-Vertretung Reif in Chemnitz mehrere BMW 328 zu Wettbewerbsfahrzeugen umgebaut. Ein weiterer Rennsportwagen auf der Basis des BMW 328 war der Große Werkmeister, den Georg Werkmeister in Dingelstädt baute.

In Großbritannien, wo die BMW 328 bereits vor dem Krieg unter der Markenbezeichnung von Frazer Nash vertrieben worden waren, sicherte sich die Firma Bristol im Rahmen der Reparationsleistungen die Konstruktionsunterlagen sowie die Produktionsrechte. Unter der Leitung des früheren Konstruktionschefs von BMW, Fritz Fiedler, der ebenfalls von Bristol übernommen wurde, wurde der Motor weiterentwickelt, um mehr Leistung und Standfestigkeit zu erzielen. Neben dem Einbau in das hauseigene, vom BMW 327 abgeleitete Coupé Modell 400 kam der Bristol-Motor wie sein deutsches Gegenstück in zahlreichen Renn- und Sportwagen u. a. der Marken Cooper, Frazer Nash, Lotus, AC oder Lister bis Mitte der 1950er-Jahre noch zu zahlreichen motorsportlichen Lorbeeren.

Literatur und Quellen

  • Werner Oswald: Alle BMW Automobile 1928−1978. 2. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1979, ISBN 3-87943-584-7.
  • Ingo Seiff: BMW – Die Lust am Fahren. Weltbild Verlag, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-5374-3.
  • Karl-Heinz Edler, Wolfgang Roediger: Die deutschen Rennfahrzeuge. 2. Auflage des Reprints von 1956, Fachbuchverlag Leipzig 1990, ISBN 3-343-00435-9.
  • Rainer Simons: Vom Roadster zum Mythos. BMW 328. (Autorisierte Ausgabe) Copress-Verlag, München 1996. 328 Seiten, ISBN 3-7679-0481-0.
  • Zeithorizont − Eine Führung durch das BMW-Museum. ST/D/15/04.98.
  • Stefan Knittel: Fahrbericht: BMW 328 Mille Miglia Roadster von 1940. In: Motor-Klassik. Heft 4/1988, Vereinigte Motorverlage, Stuttgart.

Weblinks

 Commons: BMW 328 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Bilder

Einzelnachweise

  1. Stefan Grundhoff: „BMW 328 Kamm Coupé. Aus alt mach' neu“, Süddeutsche Zeitung, 27. April 2010

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