Schönheits- oder kosmetische Mittel

Schönheits- oder kosmetische Mittel

Schönheits- oder kosmetische Mittel, solche, wodurch man die Schönheit des Körpers zu erhalten strebt; im engern Sinne aber besonders die Mischungen, welche die weiße Farbe und Weichheit der Haut, das Kolorit derselben und den glänzenden Reichthum des Haares erhalten sollen. Wir verdanken die meisten dieser Haut erweichenden, färbenden und süßduftenden Mischungen den Morgenländern, weil in jenen Gegenden das sclavisch erzogene und gehaltene Weib weniger durch den Liebreiz einer reich ausgestatteten frei sich äußernden Seele, als durch des Körpers blendenden Reiz auf das Gemüth des Mannes zu wirken vermag, und das Bestreben der Einzelnen nur dahin gerichtet ist, sich unter den übrigen Frauen und Sclavinnen, dem Herrn vorzugsweise bemerklich und ihn sich unterthan zu machen. Schon in den ältesten Zeiten waren Schönheitssalben und Schminken gebräuchlich, und mit der gesunkenen Bürgertugend der Römer ging auch die einfache Würde der Frauen verloren; die Geschichte lehrt uns die Toilettenkünste derselben kennen, und das achtzehn Jahrhundert lang begrabene Pompeji gab uns eine Toilette mit Büchsen, Töpfchen, Fläschchen, Zängelchen und allen Ueberfluß der Verschönerungsmittel im Boudoir einer seinen Römerin. Selbst die rohesten Völker haben ihre Kosmetika, die Lappländerin salbt sich mit Thran, um den ewigen Schmutz zu bedecken; Wilde färben sich Lippen und Zähne oder überziehen die Haut mit einer Farbe oder Salbe, welche dieselbe bei den Eindrücken der Witterung gleichartig erhält. Die Anmuth und Schönheit ist aber überall das Scepter der weiblichen Welt, und ungern sieht das durch Reize herrschende Weib die Blüthen der Schönheit vor dem erstarrenden Hauche des Alters erbleichen. Die Kunst soll den Lauf der Natur hemmen und Frankreichs üppiges Hofleben erzeugte seit Jahrhunderten zahllose Mittel, welche der betrügerische Handelsgeist den leichtgläubigen alternden Schönheiten als Tröstung verkaufte. Die Schönheit aber hängt bloß von der Gesundheit ab und diese von der Abhärtung (s. d.). Wer seine Haut durch Bewegung in freier Luft, durch Reinlichkeit, Bäder und kalte Waschungen kräftig erhält, die Ueppigkeit des verfeinerten Lebens und Leidenschaftlichkeit flieht, wird bis in's höhere Alter eine schön gefärbte, nicht runzelige Haut haben. Der Gebrauch der sonst üblichen Schminken, die alle aus schädlichen Metallkalken bestehen, verdarb die Haut, und die unschädlichen Waschmittel können nicht ersetzen, was die vorher genannten natürlichen Mittel vermögen. Milch, Wasser von Rosen, Froschlaich, Erdbeeren, Bohnen, Gurken und Mandelkern, Jungfernmilch aus Benzoeharz, Cacaobutter und andere Pomaden sind zwar nicht schädlich, und milde für die Haut, werden aber eben so wenig als die Baudeaux à la Ninon die Furchen des Alters glätten. Spirituöse Flüssigkeiten schaden der Haut, und nur mit Wasser verdünnt dürfen sie zur Verbreitung von Wohlgeruch auf dieselbe gebracht werden. Jetzt ist die Zeit der Schönheitsmittel so ziemlich vorüber, und man sieht ein, daß Luft und reines Wasser die besten Kosmetika sind, denn sie beleben die Thätigkeit der Haut und also die Weichheit und das Kolorit derselben. Sehr übel sind die Damen berathen, welche warm sich waschen, oder gar des Abends, und früh sich bloß trocken abreiben, denn die Haut derselben wird sicher bald runzelig und gelb. Frisches Wasser belebt alle Nerven, erweckt den Geist, der in beseelender Lebendigkeit aus dem glanzerfüllten Auge strahlt, und erhält die schwellende Glanzform des Hautgebildes. Dieß also benutze die Jungfrau und das Weib, und sicher wird sie nie der trügerisch prahlenden und nur schädlichen Toilettenkunst zu huldigen brauchen, welche vom Parfümeur oder Apotheker den Liebreiz zu kaufen wähnt. Von den vielseitig angepriesenen Mitteln zur Beförderung des Haarwuchses gilt dasselbe. Als Gebilde der Haut hängen die Haare von denselben Bedingungen ab. Fette Oele und Salben machen die Haut wohl etwas geschmeidig und befördern die Ernährung der Haare, können aber nie die Folgen zerrütteter Gesundheit oder des Alters ungeschehen machen.

D.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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