Dschibuti

Dschibuti
جمهورية جيبوتي

Dschumhūriyyat Dschībūtī (arabisch)
République de Djibouti (französisch)
Republik Dschibuti

Flagge Dschibutis
Wappen Dschibutis
Flagge Wappen
Wahlspruch: Unité, Égalité, Paix
(französisch für „Einigkeit, Gleichheit, Frieden“)
Amtssprache Arabisch und Französisch
Hauptstadt Dschibuti
Staatsform Präsidialrepublik
Regierungsform Präsidentielles Mehrparteiensystem
Staatsoberhaupt Ismail Omar Guelleh
Regierungschef Dileita Mohamed Dileita
Fläche 23.200 km²
Einwohnerzahl 516.055 (Quelle: CIA 2009)
Bevölkerungsdichte 34 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt nominal (2007)[1] 841 Mio. US$ (164.)
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 1.099 US$ (128.)
Human Development Index 0,520 (155.)
Währung 1 Dschibuti-Franc = 100 Centimes
1 USD = 177,721 DJF (fix)
Unabhängigkeit 27. Juni 1977 (von Frankreich)
Nationalhymne Djibouti
Nationalfeiertag 27. Juni
Zeitzone UTC+3
Kfz-Kennzeichen DJI
Internet-TLD .dj
Telefonvorwahl +253
Djibouti in its region.svg
Dschibuti-map.png

Dschibuti ([dʒiˈbuːti], arabisch ‏جيبوتيDschībūtī, französisch Djibouti, Somali Jabuuti, Afar Gabuuti) ist eine Republik in Ostafrika an der Meerenge Bab el Mandeb. Ihre Fläche ist etwas größer als Hessen. Sie grenzt im Norden an Eritrea, im Westen an Äthiopien und im Süden an Somalia bzw. das international nicht anerkannte Somaliland sowie im Osten an den Golf von Aden und das Rote Meer. Der Jemen liegt wenige Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Roten Meeres.

Dschibuti wurde 1977 von Frankreich unabhängig. Die Bevölkerung besteht zu etwa 60 % aus Somali und zu 35 % aus Afar.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Naturraum

Topographie Dschibutis
Ufer des Assalsees

Die vielgestaltige Wüstenlandschaft Dschibutis umschließt hufeisenförmig die weit ins Land reichende Bucht von Tadjoura. Einst lag das Land unterhalb des Meeresspiegels, worauf zahlreiche Korallenbauten hinweisen. Die Küste und die ihr vorgelagerten Inseln, Korallenriffe und Unterwasservulkane gelten als Taucherparadies. Dschibuti ist in starkem Maße vulkanisch geprägt; der Vulkan Ardoukôba ist erst 1978 entstanden. Landschaftlich besteht das Territorium zum Teil aus dem großen Senkungsfeld der ariden Afar-Tiefebene, die sich teilweise weit unter das Niveau des Meeresspiegels hinabsenkt. Die größte Tiefe liegt im Assalsee bei 155 m unter dem Niveau des Meeresspiegels. Wenige Kilometer östlich davon geht der See Ghoubet in den Golf von Tadjoura über.

Die Danakil-Berge im Norden bestehen aus kristallinen Massengesteinen und jüngeren Basaltdecken. Sie erreichen ihre größte Erhebung an der Grenze zu Äthiopien und Eritrea im Mousa Alli mit 2028 m. Im Süden des Landes sind Ebenen und Basaltdecken vorherrschend. In seinen abflusslosen Senken und Salzpfannen verdunstet das nur zeitweilig zuströmende Wasser der Wadis; bizarre Salz- und Gipsformationen säumen die Ufer des Assalsees (57 km²) und des Abbe-Sees. Er wird über den Gamarisee von dem äthiopischen Fluss Awash gespeist, der sich – von Westen her kommend – in einem System von mehreren unbesiedelten Salzbecken verliert.[3]

Klima

Da das Land relativ klein ist, befindet es sich in einer einheitlichen Klimazone und kennt keine großen Klimaunterschiede. Die einzigen nennenswerten Schwankungen gibt es bezüglich der Höhenlage des jeweiligen Ausgangspunktes. Hierbei gibt es im Wesentlichen zwei Unterscheidungen: die Küstenlinie und die Depressionen, sowie die etwas höher gelegenen Regionen im Norden und Süden.

An der Küste herrscht das ganze Jahr über für europäische Begriffe Hochsommer, Dschibuti-Stadt ist eine der heißesten Städte Afrikas. Im Januar bewegen sich die Temperaturen in der Gegend um Dschibuti zwischen 27 und 30 °C, während es in der Nacht auf ca. 20-22 °C abkühlt. Ab April beginnen die Temperaturen sprunghaft zu steigen, um von Juni bis August 39-42 °C zu erreichen. In der Nacht sinkt die Quecksilbersäule im Thermometer in der Regel nicht unter 30 °C. Erst ab Oktober beginnen sich die Temperaturen wieder um die 30-°C-Marke einzupendeln. Die Hitzerekorde in Dschibuti betragen 45,9 °C für die Monate Juni und Juli und 45,8 °C für August. Absolutes Minimum sind 16 °C, die in Januar- und Februarnächten gemessen wurden.

Die Luftfeuchtigkeit ist ganzjährig eher hoch, mit 70 bis 75 % in den Wintermonaten und einem kleinen Einbruch auf ca. 45 % im Hochsommer. Die Hitze wird dadurch häufig unerträglich. Der Niederschlag hält sich das ganze Jahr über in Grenzen, im Schnitt gibt es an nur 15 Tagen im Jahr Regen, der sich auf 140-170 mm insgesamt beläuft. Der spärliche Regen fällt am ehesten im Winter oder bei Gewittern.

Die Meerestemperaturen bewegen sich im Winter bei 25-27 °C, im Sommer erreichen sie oft 30 °C. An den Küsten gibt es häufig morgendlichen Winternebel. Ähnliche klimatische Bedingungen weisen die Depressionen und die Salzpfannen, vor allem rund um den Assalsee auf. Das zum Teil 500 bis knapp 2000 m hoch gelegene Hinterland (z. B. Danakilberge) ist etwas feuchter, Regen fällt aber auch hier nur in seltenen Platzregen. Die Temperaturen sinken in der Nacht weiter, am Tag herrschen außer in größerer Höhe ungefähr dieselben Werte wie an der Küste.

Flora und Fauna

Aufgrund der Regenarmut bedecken Dornbuschsavannen, Halb- und Vollwüsten den größten Teil des Landes. Nur in Höhen über 1200 m findet man Akazien, Thujen, Wacholdersträucher, wilde Feigen und Ölbäume. Ein Dornbaum- und Sukkulentenwald erstreckt sich in den Hanglagen des Mousa Alli. Im Naturpark Forêt du Day konnten sich viele der sonst verschwundenen Pflanzenarten erhalten.

Wie in anderen trockenen Regionen in Afrika leben in Dschibuti Gazellen, Antilopen, Zebras, Hyänen und Schakale. Der Abbe-See im Südwesten ist bekannt für die hier zahlreich vorkommenden Ibisse, Pelikane und vor allem Flamingos.

Bevölkerung

Die beiden Hauptvolksgruppen Dschibutis sind die Somali (60 % der Gesamtbevölkerung) im Süden und die Afar (35 %) im Norden und Westen des Landes. Die meisten dschibutischen Somali gehören zu den Issa, einem Unterclan der Dir, einen kleineren Anteil stellen Isaaq. Die Afar sind eine Volksgruppe, deren Gebiet zwischen Dschibuti, Äthiopien und Eritrea aufgeteilt ist. Zwischen beiden Volksgruppen gibt es beträchtliche ethnische Spannungen; die Issa dominieren seit der Unabhängigkeit das Land politisch, während sich manche Afar marginalisiert fühlen.

Europäer (größtenteils Franzosen) und Araber (besonders Jemeniten) bilden eine Minderheit von etwa 5 % der Bevölkerung. Zusätzlich halten sich einige Zehntausend Menschen aus Somalia, Äthiopien und Eritrea im Land auf. Die Somalier erhalten in der Regel Asyl, da in ihrem Land Bürgerkrieg herrscht; unter den Äthiopiern (vor allem aus den Regionen Oromia, Somali und aus dem ehemaligen Wällo) und den Eritreern sind sowohl Flüchtlinge aufgrund von Menschenrechtsverletzungen als auch Einwanderer aus wirtschaftlichen Gründen. Das UNHCR betreibt in Ali Adde ein Flüchtlingslager.[4]

2009 lebten 87 % der Bevölkerung in Städten. Die Lebenserwartung lag bei 43 Jahren, und 43,3 % waren unter 15 Jahre alt. Das Bevölkerungswachstum lag 2009 bei schätzungsweise 1,9 %.[2] Die Amtssprachen sind Arabisch und Französisch, die wichtigsten gesprochenen Sprachen sind jedoch Somali und Afar, die beide zu den tieflandostkuschitischen Sprachen gehören. Fast 100 % der Bevölkerung sind sunnitische Muslime. Die kleine christliche Minderheit ist größtenteils äthiopisch-orthodox.

Soziales

Dschibuti ist ein hochgradig unterentwickeltes Land; die Arbeitslosenquote lag 2005 bei offiziell 60 %. Die ausgeprägte Landflucht nach Dschibuti-Stadt lässt die städtische Arbeitslosigkeit weiter ansteigen, und etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung lebt in Slums. Zwar sterben in Dschibuti kaum Menschen an Hunger, aber in Slums wie Arhiba haben die meisten Einwohner nicht ausreichend zu essen. Ein Hafenarbeiter verdient 500 dschibutische Franc (DJF) am Tag, was etwa 2,05 Euro entspricht (Stand: November 2010). Ein Laib Brot kostet 20 DJF, im Gegensatz dazu müssen andere Lebensmittel (z. B. Früchte) und Güter teuer importiert werden.[5] Beim Human Development Index 2010 steht Dschibuti auf dem 147. Platz.

Bildung

Das Bildungswesen Dschibutis ist stark von Frankreich beeinflusst. Obwohl Bemühungen von offizieller Seite in den 1990er Jahren zu einer Erhöhung der Schülerzahl führten, ist das Bildungswesen weiterhin unterhalb der Erwartungen der Bevölkerung und den Bedürfnissen eines sich entwickelnden Landes. Das Schulsystem orientiert sich am französischen Vorbild, die Schulpflicht besteht jedoch weiterhin nicht. 2007 gibt es in Dschibuti 81 öffentliche Grundschulen, 24 registrierte private Grundschulen, 12 weiterführende Schulen und 2 Berufsschulen.[6] Die Analphabetenrate liegt bei rund 30 % (22 % für Männer und 42 % für Frauen).[2]

Gesundheit

Eine Sozialgesetzgebung existiert nicht; auch das Gesundheitssystem ist schwach entwickelt. Die Lebenserwartung bei der Geburt ist für Neugeborene beiderlei Geschlechts nur wenig über 40 Jahre. Die Fruchtbarkeitsrate beträgt etwa fünf Kinder pro Frau.[2] Die Ärztedichte beträgt 18 pro 100 000 Einwohner.[7]

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Dschibutis

zur vorkolonialen Geschichte der Afar siehe: Sultanat Adal

Karte des Golfs von Aden (1888)

Ebenso wie Somalia geriet das heutige Dschibuti zwischen dem 7. und 10. Jh. unter die Herrschaft arabischer Sultane, die die nomadische Hirtenbevölkerung islamisierten. Das strategische Interesse der Franzosen an dem Gebiet war durch den Bau des Sueskanals (1859-1869) erwacht. 1862 hatte Frankreich das Gebiet von Obock sowie das Küstenland erworben. Damit wollte es ein Gegengewicht zum britischen Militärhafen in Aden schaffen. 1892 nahm Frankreich Besitz von den bis dato autonomen Sultanaten der Stadt Dschibuti. 1896 wurde Dschibuti zur französischen Kolonie Französische Somaliküste mit Dschibuti als Hauptstadt erklärt. 1917 erfolgte die Fertigstellung einer 781 km langen Bahnlinie nach Addis Abeba (siehe Schienenverkehr in Äthiopien). Damit war das Gebiet für Frankreich auch von wirtschaftlichem Interesse, denn Dschibuti wurde zum wichtigsten Ausfuhrhafen des Nachbarlandes Äthiopien. Erst zwischen den beiden Weltkriegen wurde das Landesinnere erschlossen.

Im Jahre 1946 erfolgte die Umwandlung der Kolonie in ein französisches Überseeterritorium. 1956 bekam Dschibuti begrenzte Autonomie durch das Loi Cadre, und 1957 wurde ein eigenes Kabinett und Territorialparlament gebildet. Während die Afar diesen Status mehrheitlich beibehalten wollen, strebten viele Issa die Unabhängigkeit und den Anschluss Dschibutis an ein Groß-Somalia an. Vor allem der Issa-Führer Mahamoud Harbi setzte sich für diese Ziele ein. 1958 sprach sich die Bevölkerung in einem Referendum mehrheitlich für einen Verbleib bei Frankreich aus. Das hieß für die Afar eine Begünstigung durch die französische Kolonialherrschaft. Ein neues Referendum am 19. März 1967 führte zu Spannungen zwischen den Nachbarstaaten Äthiopien und Somalia. Die Afar sympathisierten mit Frankreich und Äthiopien, die Issa mit Somalia. Durch den Druck der französischen Behörden entspannte sich die Situation wieder und das Gebiet nannte sich seither „Französisches Territorium der Afar und Issa“ (Territoire Français des Afars et des Issas).

Nach wiederholten Unruhen 1972 gewährte Frankreich eine weitgehende Selbstverwaltung. 1974 forderten die UNO und mehrere afrikanische Staaten die Unabhängigkeit. Nach einer erneuten Volksabstimmung kam es unter weitgehender Stimmenthaltung der Afar am 27. Juni 1977 (Nationalfeiertag) zur Unabhängigkeit von Frankreich. Erster Präsident des Landes wurde Hassan Gouled Aptidon. Der Issa-Politiker bildete zwar ein Kabinett mit allen ethnischen Gruppen – der Ministerpräsident und der Außenminister waren Afar –, dennoch äußerten Afar immer wieder Unmut über ihre zweitrangige politische Situation, was zu diversen Regierungskrisen und -umbildungen führte. Nach seinem deutlichen Wahlsieg 1981 entschloss sich Gouled zu einer entschiedenen Haltung, erklärte Dschibuti zum Einparteienstaat unter seiner Issa-geführten Partei Rassemblement Populaire pour le Progrès (RPP) und verbot alle anderen Parteien.

In den folgenden Jahren stellte sich eine allmähliche Konsolidierung der innenpolitischen Lage ein. Am 21. März 1981 unterzeichnete der Präsident einen Freundschaftsvertrag mit dem Nachbarland Äthiopien mit einer Laufzeit von 10 Jahren. Seit 1986 agierte Dschibuti als Friedensvermittler zwischen Äthiopien und Somalia. Ab 1988 wurde Dschibuti Aufnahmeland für somalische Flüchtlinge, woraufhin sich die Beziehungen zu Somalia verschlechterten. 1989 zerstörte eine Überschwemmungskatastrophe 70 % von Dschibuti-Stadt.

1991 setzten im Norden des Landes Kampfhandlungen zwischen Afar-Rebellen und Regierungstruppen ein. Die Erfolge der Rebellen bewogen die Regierung, 1992 wieder ein Mehrparteiensystem einzuführen. Der Bürgerkrieg wurde mit einem Friedensabkommen im Dezember 1994 weitgehend beendet, ein Teil der Rebellen war noch bis 2001 aktiv. Präsident Gouled trat 1999 aus gesundheitlichen Gründen zurück. Sein Nachfolger wurde Ismail Omar Guelleh von der RPP, der 2005 wiedergewählt wurde.

Mitte 2008 kam es im umstrittenen Grenzgebiet um Ras Doumeira mehrfach zu Zusammenstößen dschibutischer Truppen mit Truppen Eritreas. Die USA und der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beschuldigten Eritrea der militärischen Aggression gegen Dschibuti.[8]

Politisches System

Gemäß der Verfassung von 1992 ist Dschibuti eine Präsidialrepublik. Staatsoberhaupt ist der für sechs Jahre direkt vom Volk gewählte Staatspräsident, der zugleich Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist. Er ernennt den Regierungschef und dessen Kabinett. Die legislative Gewalt liegt bei der Nationalversammlung mit 65 für fünf Jahre direkt gewählten Abgeordneten. Alle Einwohner im Alter ab 18 Jahren besitzen das Wahlrecht. Das Rechtswesen orientiert sich am islamischen Recht; höchste Instanz ist der Oberste Gerichtshof. Dschibuti ist Mitglied der UNO und der Arabischen Liga. Die Intergovernmental Authority on Development (IGAD) hat ihren Sitz in Dschibuti.

Die regierende Partei Rassemblement Populaire pour le Progrès (RPP) war von 1981 bis 1992 die einzig legale Einheitspartei und dominiert bis heute die Politik des Landes. Kritiker betrachten Dschibuti deshalb als De-facto-Einparteienstaat und werfen der Regierung autoritäre Tendenzen vor. Bei den Parlamentswahlen 2003 gewannen die in der Union pour l'alternance démocratique vereinigten Oppositionsparteien fast 37 % der Stimmen, aber sämtliche 65 Sitze gingen an die von der RPP geführte Union pour la Majorité Présidentielle (UMP) mit 62,7 % Stimmenanteil. An den Präsidentschaftswahlen von 2005 und den Parlamentswahlen von 2008 nahm die Opposition aus Protest nicht teil.[9]

Militär und Sicherheit

Dschibuti hat eine eigene Truppenstärke von ungefähr 4000 Mann. Die Landstreitkräfte als größtes Kontingent bestehen aus 3500 Soldaten, sieben Regimentern und 48 gepanzerten Fahrzeugen. Die Marine verfügt über sechs Patrouillenboote. Die Luftwaffe besitzt mehrere Transportflugzeuge und Hubschrauber.

Neben den Truppen Dschibutis sind ausländische Kontingente im Land stationiert, so auch die 13. Halbbrigade der französischen Fremdenlegion (13° DBLE). Neben Frankreich (mit etwa 2900 Soldaten; 2008) und den USA (Camp Lemonier) unterhält auch Deutschland einen ständigen Stützpunkt. Die Deutsche Marine setzt zur Zeit am Horn von Afrika ca. 230 Soldaten im Rahmen der Operation Atalanta ein. Die seegehenden Einheiten werden jeweils für mehrere Monate an das Bab el Mandeb verlegt, um vom südlichen Roten Meer über den Golf von Aden bis in den Golf von Oman den Schiffsverkehr zu überwachen.

Das Mandat des Bundestages wurde zuletzt im November 2009 um weitere 12 Monate verlängert. Im Kampf gegen den internationalen Terrorismus sichern die Seestreitkräfte des Marineverbandes gemeinsam mit den Koalitionspartnern die Seeverbindungslinien durch Kontrolle von verdächtigen Schiffen. Ziel ist es, den Nachschub und die Fluchtwege von vermuteten Terrorgruppen abzuschneiden.

Durch die Operation Enduring Freedom und die Operation "ATALANTA" konnte die Piraterie und der Drogenschmuggel als ein Nebeneffekt gesenkt werden. Die Versicherungsprämien für Handelsschiffe wurden daher auf der wichtigsten Seeverbindung der asiatischen mit den europäischen Märkten erheblich gesenkt. Dennoch werden vor der Küste von Somalia häufig Schiffe von Piraten gekapert; die Gewässer am Horn von Afrika zählen zu den gefährlichsten Gewässern der Welt; seit Dezember 2008 ist daher eine internationale Truppe (EUNAVFOR) zur Bekämpfung der Piraterie im Einsatz, darunter derzeit die Fregatte "Köln" der Deutschen Marine.

Verwaltungsgliederung

Karte der Verwaltungsregionen Dschibutis

Dschibuti gliedert sich in fünf Regionen und die Hauptstadt Dschibuti, die einen Sonderstatus besitzt. Die Regionen sind:

Wichtigste Städte

Die größten Städte sind (Stand: Berechnung für den 1. Januar 2007) die Hauptstadt Dschibuti (200.000 Einwohner), Ali Sabieh (41.292 Einwohner), Tadjoura (22.868 Einwohner), Obock (18.316 Einwohner) und Dikhil (12.409 Einwohner).

Wirtschaft

Hauptartikel: Wirtschaft Dschibutis

Die Wirtschaft Dschibutis stützt sich vor allem auf den Dienstleistungsbereich. 81 % des gesamten BIP wurde 2001 in diesem Sektor erwirtschaftet. Die Landwirtschaft hatte dagegen nur einen Anteil von 4 %, die Industrie von 16 %. Erwerbstätig waren aber im gleichen Jahr 78 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft. 2004 nahm das BIP um 3 % zu. 2003 wurden 4,3 % des BIP für das Militär, 6,1 % für Bildung und 5,7 % für die Gesundheit ausgegeben. Die Inflation lag 2003 im Durchschnitt bei 2 %. Wichtige Einnahmequellen sind die Zahlungen Frankreichs für die im Land stationierten französischen Militäreinheiten und der Transithandel mit Äthiopien.

Landwirtschaft

Wegen des allgemein trockenen Klimas und immer wieder auftretender Dürren ist Landwirtschaft in Dschibuti nur sehr beschränkt möglich. Etwa 9 % der Fläche ist als Weideland nutzbar, die extensive Viehwirtschaft wird weitgehend von Nomaden betrieben. In bescheidenem Umfang werden Gemüse, Feigen und Kaffee angebaut.

Bis zu 80 % der Nahrungsmittel werden aus dem Ausland, insbesondere aus Äthiopien, eingeführt. Gemäß einem Bericht der Weltbank ist Dschibuti daher neben Haiti eines der Länder mit der größten Ernährungsunsicherheit und hoher Anfälligkeit für Nahrungsmittelpreissteigerungen.[10]

Um seine Ernährungssicherheit zu erhöhen, hat Dschibuti Ackerland im Sudan, in der Oromia-Region Äthiopiens und in Malawi erworben.[11][12]

Bodenschätze und Energie

Salz aus den zahlreichen Salzseen wird traditionell als Handelsgut abgebaut und in das Hochland von Äthiopien verkauft (vgl. Amole); die eigene Salzversorgung Dschibutis hängt allerdings von Importen ab.[13] Ein US-amerikanisches Unternehmen plant eine Industrialisierung der Salzgewinnung.[14]

Die Energieversorgung beruht vollständig auf importiertem Erdöl.

Industrie

In der Industrie dominieren Kleinbetriebe, die unter anderem Nahrungsmittel, Getränke, Textilien und Möbel herstellen.

Infrastruktur und Tourismus

Das unzureichend ausgebaute Straßennetz hat eine Länge von 3100 km, knapp 400 km davon sind befestigt. Die wichtigste und meistbefahrene Route führt von Dschibuti-Stadt in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba. Sie stellt die ökonomische Lebensader des Landes dar. Die Hauptstadt besitzt einen modernen Tiefwasserhafen mit Freihafen und Containerterminal sowie einen internationalen Flughafen. Dank zahlreicher Investoren von der arabischen Halbinsel konnten zuletzt bedeutende Erweiterungen der Hafenanlagen in Doraleh errichtet werden. Seit der Fertigstellung im April 2009 verfügt das Land über einen der größten Container-Terminals der Region. Man geht davon aus, dass sich der Hafen zum wichtigsten in Ostafrika entwickeln wird. Flughafen und neues Container-Terminal lassen den Schluss auf eine intensive Zusammenarbeit mit Dubai zu. Eine 781 km lange Eisenbahnlinie (davon 106 km in Dschibuti) führt vom Hafen nach Addis Abeba; sie ist derzeit nicht in Betrieb. Der Tourismus steht noch am Anfang. Mit dem Ausbau der entsprechenden Infrastruktur will man vor allem Transitreisende zu einem mehrtägigen Aufenthalt bewegen. Gute Entwicklungsmöglichkeiten bestehen hierbei vor allem im Bereich des Angel- und Tauchtourismus.

Handel

1999 importierte Dschibuti Waren im Wert von 27,131 Mrd. FD, und zwar vor allem Nahrungsmittel, Maschinen, Kleidung, Erdöl und -produkte vor allem aus Frankreich, Thailand, Saudi-Arabien und Äthiopien.

1992 exportierte es Waren im Wert von 15,919 Mrd. FD, und zwar vor allem Häute, Felle und andere Viehzuchtprodukte vor allem nach Somalia, Äthiopien und Jemen.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 1999 Ausgaben von umgerechnet 182 Mio. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 135 Mio. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 8,7 % des BIP.[2]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Literatur

  • Wegweiser zur Geschichte: Horn von Afrika. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes hrsg. von Dieter H. Kollmer und Andreas Mückusch. Paderborn, München, Wien, Zürich, Ferdinand Schöningh 2007, 288 S., ISBN 978-3-506-76397-6

Weblinks

 Commons: Dschibuti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Dschibuti – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiatlas Wikimedia-Atlas: Dschibuti – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  2. a b c d e f g CIA World Factbook
  3. Habte Giorgis Churnet: Appendix 15. Rivers, lakes and seas: water power. In: Morality, rights and the ethiopian democracy instrument. Dezember 2007
  4. UNHCR: Global Appeal 2010-2011 – Djibouti
  5. Djibouti: Rags despite riches, in: IRIN News, 5. Juli 2005
  6. Harry Hare: ICT in Education in Djibouti, Weltbank, 2007[1]
  7. http://www.irinnews.org/country.aspx?CountryCode=DJ&RegionCode=HOA
  8. BBC News: France backing Djibouti in 'war'
  9. Freedom House: Map of Freedom 2009: Djibouti
  10. IRIN News: Djibouti: Access to food halved
  11. Jean-Dominique Geslin: Djibouti cultive en Ethiopie, in: Jeune Afrique, 7. Dezember 2008
  12. Acquisition de terres arables, in: La Nation, 26. August 2009
  13. Daoud A. Alwan, Yohanis Mibrathu: Salt, in: Historical Dictionary of Djibouti, Scarecrow Press 2000, ISBN 0-8108-3873-7
  14. Jeffrey Gettleman: Location Gives Tiny State Prime Access to Big Riches, in: The New York Times, 30. Mai 2008
  15. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
11.842.433333333333

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