Alexander von Humboldt

Alexander von Humboldt
Alexander von Humboldt
Gemälde von Joseph Stieler, 1843

Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt (* 14. September 1769 in Berlin; † 6. Mai 1859 ebenda) war ein deutscher Naturforscher mit weit über die Grenzen Europas hinausreichendem Wirkungsfeld. In seinem über einen Zeitraum von mehr als sieben Jahrzehnten sich entfaltenden Gesamtwerk schuf er „einen neuen Wissens- und Reflexionsstand des Wissens von der Welt“[1] und wurde zum Mitbegründer der Geographie als empirischer Wissenschaft.

Seine Forschungsreisen führten ihn nach Lateinamerika, in die USA sowie nach Zentralasien. Wissenschaftliche Feldforschung betrieb er persönlich unter anderem in den Bereichen Physik, Chemie, Geologie, Mineralogie, Vulkanologie (Überwindung des Neptunismus), Botanik (Geobotanik), Vegetationsgeographie, Zoologie, Klimatologie (Isothermen), Ozeanographie und Astronomie, aber auch zu Fragen der Wirtschaftsgeographie, der Ethnologie und der Demographie. Zudem korrespondierte er bei der Erstellung seines publizistischen Werkes mit ungezählten internationalen Spezialisten der verschiedenen Fachrichtungen und schuf so ein wissenschaftliches Netzwerk eigener Prägung.

In Deutschland erlangte er vor allem mit den Ansichten der Natur und dem Kosmos außerordentliche Popularität. Sein bereits bei Lebzeiten hohes Ansehen spiegelt sich in Bezeichnungen wie „der zweite Kolumbus“, „wissenschaftlicher Wiederentdecker Amerikas“, „Wissenschaftsfürst“ und „der neue Aristoteles“ (Gedenkmünze der Pariser Akademie der Wissenschaften). Er wurde in zahlreiche Akademien aufgenommen, unter anderem in die Leopoldinisch-Karolinische Akademie der Naturforscher, in die Preußische Akademie der Wissenschaften, in die Bayerische Akademie der Wissenschaften und in die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge (1769–1790)

Berliner Gedenktafel für den Standort des nicht mehr vorhandenen Geburtshauses von Alexander von Humboldt in Berlin-Mitte

Alexander von Humboldts aus Pommern stammender Vater Alexander Georg war preußischer Offizier und wurde wegen seiner Verdienste im Siebenjährigen Krieg zum Kammerherrn der Kronprinzessin ernannt. Als solcher heiratete er 1766 die Witwe Marie Elizabeth von Holwede, geb. Colomb, Tochter einer wohlhabenden Hugenottenfamilie. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor, Wilhelm (* 1767 in Potsdam) und Alexander, der am 14. September 1769 in Berlin geboren wurde.

Die Stellung des Vaters begründete ein spezifisches Verhältnis der Humboldt-Brüder zum preußischen Königshaus, zumal der Kronprinz, der nachmalige Friedrich Wilhelm II., einer der Taufpaten Alexanders war. Die Ehe des Thronfolgers aber wurde 1769 geschieden, so dass der nun seiner bisherigen Aufgaben ledige Kammerherr von Humboldt sich ins Privatleben auf Gut und Schloss Tegel zurückziehen konnte. Sein Hauptaugenmerk galt nun der bestmöglichen Erziehung und Ausbildung der Söhne, für die er sich um Hauslehrer bemühte, die aufklärerischem Denken nahe standen. So hat in zwei Phasen von 1769 bis 1773 und im Jahr 1775 in Tegel der von Rousseau pädagogisch inspirierte Joachim Heinrich Campe als Hauslehrer und Erzieher wesentlichen Einfluss auf die Brüder ausgeübt, ab 1777 dann Gottlob Johann Christian Kunth, der bald zum engsten Vertrauten des Hausherrn und nach dessen plötzlichem Tod 1779 auch seiner Witwe wurde.

Alexander galt seinen Erziehern lange Zeit als eher wenig befähigter, lernunwilliger Kopf. Dennoch mutete man ihm zu, den selben in zeittypischer Weise großteils abstrakt aufbereiteten Lernstoff zu verarbeiten, den sein zwei Jahre älterer Bruder Wilhelm vergleichsweise mühelos erfasste. Früh schon zeigte Alexander jedoch besonderes Interesse an Naturgegenständen im erreichbaren Umfeld und galt seinen Leuten – da er Insekten, Steine und Pflanzen sammelte – bald als „der kleine Apotheker“ (Scurla). Diesen Interessen ging er aber zusätzlich zu dem Unterricht der Hauslehrer nach, so dass er im Vergleich zu Wilhelm ein noch ausgeweitetes Stoffpensum absolvierte und damit einen in eigener Weise profilierten Horizont ausbildete. Dazu gehörte auch sein Zeichen- und Maltalent, das unter Anleitung Chodowieckis im Kupferstechen und Radieren geschult wurde und sich bereits 1786 in der ersten Kunstausstellung der Berliner Akademie mit mehreren Proben der Öffentlichkeit vorstellte.

Die staunenswerte Qualität des späteren Reisewerks auch in den Illustrationen mag in dieser frühen Kenner- und Könnerschaft Alexander von Humboldts ihren Ursprung gehabt haben.

Auf die optimale Ausbildung der Söhne für bedeutende Posten im Staatsdienst war der ganze Erziehungsplan der nun zweifach verwitweten Frau von Humboldt ausgerichtet, die bei verhältnismäßig bescheidener eigener Lebensführung zu diesem Zweck bedeutende Mittel aufwandte. So haben die Brüder nicht allein eine gründliche Unterweisung in alten und neuen Sprachen – mit oft quälenden Vokabel- und Grammatikpensen – erhalten, sondern wurden unter Kunths umsichtiger Führung von einer ganzen Reihe Spezialisten oft bereits auf universitätsähnlichem Niveau unterrichtet. Dazu gehörten unter anderem Geheimrat Wilhelm von Dohm, der Nationalökonomie mit einem geographischen Schwerpunkt lehrte, Kammergerichtsrat Klein für Naturrecht und Professor Engel für Philosophie. Auch zu den experimentell gestützten philosophisch-physikalischen Vorträgen des von Kant beeinflussten Arztes Marcus Herz schickte Kunth seine Schützlinge. Infolgedessen gelangten diese auch in den Salon von Henriette Herz und traten so mit der von Moses Mendelssohn geprägten jüdischen Berliner Aufklärung in engen Kontakt.

Mit Blick auf die vorgesehenen Karrieren im Staatsdienst schickte die Mutter 1787 ihre Söhne zum Studium nach Frankfurt (Oder) an die Viadrina. Wilhelm sollte dort Jura studieren, Alexander die weniger renommierte Kameralwissenschaft (Staatswirtschaftslehre). Nebenbei hörte Alexander Altertumswissenschaften, Medizin, Physik und Mathematik.

Mit dem Theologiestudenten Wilhelm Gabriel Wegener schloss er im Februar 1788 einen „ewigen Freundschaftsbund“ (Humboldt blieb bis zu seinem Lebensende Junggeselle). In einem Teil der Forschungsliteratur wird deshalb die Ansicht vertreten, dass Alexander von Humboldt homosexuell gewesen sei. So sieht zum Beispiel Bernd-Ulrich Hergemöller Anhaltspunkte für Liebesbeziehungen nicht nur mit Wegener, sondern auch mit Israel (Johannes) Stieglitz, Johann Carl Freiesleben, dem Offizier Reinhard von Haeften, sowie in Paris mit dem Chemiker Joseph Louis Gay-Lussac, mit dem er vier Jahre in einer Wohnung lebte, und mit dem Maler Carl von Steuben.[2]

Sowohl Alexander als auch sein Bruder Wilhelm waren in Frankfurt offenbar akademisch unterfordert und verließen die Universität nach einem Semester wieder. Alexander ging anschließend in Berlin hauptsächlich seinen botanischen Interessen nach. Am 25. April 1789 immatrikulierte er sich, seinem Bruder folgend, an der Universität Göttingen, dem damaligen Zentrum aufklärerischer Wissenschaft in Deutschland. Neben dem Physiker Georg Christoph Lichtenberg war hier für Alexander vor allem der Anatom und Zoologe Johann Friedrich Blumenbach wegweisend, der die Forschungsreise als bedeutende Erkenntnisquelle für Anthropologie und Biologie schätzte und einen interdisziplinären Kreis ambitionierter Nachwuchswissenschaftler um sich scharte. Humboldt aber drängte es nun vor allem, die Bekanntschaft Georg Forsters zu machen, der als Naturforscher mit Weltumsegelungserfahrung anscheinend den von ihm selbst angestrebten Typus verkörperte. Geologische Forschungsfragen stellten den Kontakt zwischen beiden her, der dann (Humboldt hatte im Februar 1790 das Manuskript seiner ersten größeren Publikation: „Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein“ abgeschlossen) in das Projekt einer gemeinsamen Forschungsreise von Ende März bis Juli 1790 mündete. Sie führte von Mainz über den Niederrhein nach England und über das in revolutionärer Gärung begriffene Paris zurück. Während Forster in der Folge sein Schicksal mit dem Fortgang des Revolutionsprozesses verknüpfen sollte, setzte der ebenfalls beeindruckte und fortan für die Ideale der Französischen Revolution und die allgemeinen Menschenrechte eintretende Humboldt seine kameralistische Ausbildung in Handelswissenschaften sowie in Volks- und Weltwirtschaft an der Hamburger Büsch-Akademie fort, die ihm auch zu Geographie und Reiseliteratur vielerlei Vertiefungsmöglichkeiten bot.

Blitzkarriere im Staatsdienst und früher Abschied (1791–1798)

Büste von Alexander von Humboldt im Kurpark Bad Steben

Im Mai 1791 schlug Humboldt mit dem Anstellungsgesuch beim preußischen Oberberghauptmann von Heinitz den Weg in den Staatsdienst ein, dem zunächst ein Studium an der Bergakademie Freiberg vorangehen sollte. Seinem Betätigungsdrang entgegen kam der praktische Bergmannsdienst, zu dem täglich um sechs Uhr das Einfahren mit den anderen Bergleuten in die Gruben gehörte; nachmittags nahm er an bis zu sechs Studienkollegs (u. a. bei Abraham Gottlob Werner) teil. Nebenbei befasste er sich mit der Pflanzenwelt untertage (daraus entstand später seine viel beachtete Publikation „Florae Fribergensis Specimen“) sowie mit aktuellen chemischen Problemen der Verbrennung. Das für den Regelstudenten in drei Jahren zu absolvierende Pensum nahm er in acht Monaten auf. Am 6. März 1792 erhielt er ein Assessor-Patent und wurde wenig später mit der Untersuchung des gerade zu Preußen gekommenen fränkischen Bergbaus betraut. Auf seinem Weg dorthin inspizierte er den Kamsdorf-Könitzer Bergbau und revolutionierte die Abbauverfahren von Alaunschiefergestein im Schmiedefelder ›Vitriolwerk‹ am Schwefelloch (das heutige Schaubergwerk Morassina). Aufgrund seines beispielhaft erhellenden Berichtes erfolgte bereits nach einem halben Dienstjahr die Beförderung zum Oberbergmeister mit dem Auftrag der Sanierung des Bergbaues im Fichtelgebirge und Frankenwald. Binnen kurzem gelang es ihm, die jährlichen Erträge um ein Vielfaches zu steigern – nicht zum Schaden der Bergarbeiter, im Gegenteil: Auf der Basis seiner chemischen Analysen der Grubenwetter entwickelte er einen Vorläufer der Gasmaske für die Bergleute. Humboldts Wohnorte waren 1792 bis 1795 Steben, Arzberg und Goldkronach. Aus eigenen Mitteln gründete er ohne Rücksprache mit den vorgesetzten Behörden zuerst in Steben eine Bergschule, die erste Arbeiter-Berufsschule in Deutschland, offen für die Altersstufen von 12 bis 30 Jahren. Gelehrt wurden nach der Schicht und bis 23 Uhr unter anderem Mineralienkunde, bergmännisches Rechnen und Bergrecht, Maschinen- und Kompasskunde. Die Lehrbücher dafür schrieb Humboldt selbst.

Schiller, Wilhelm und Alexander von Humboldt sowie Goethe in Jena

Bei der Erprobung einer von ihm entwickelten verbesserten Grubenlampe im Selbstversuch fiel er wegen giftiger Grubengase in Ohnmacht, die Lampe aber hielt durch und half, ihn zu retten. Auch seine parallel zur Diensttätigkeit fortgeführten wissenschaftlichen Experimente führte er bei Bedarf als Selbstversuche durch. So machte er auf der – letztlich vergeblichen – Suche nach einer besonderen „Lebenskraft“ (in diesen Zusammenhang gehört auch seine philosophische Allegorie „Die Lebenskraft, oder der rhodische Genius“, 1795 für Friedrich Schillers Zeitschrift „Die Horen“ verfasst) zahlreiche galvanische Experimente für seine Studie „Versuche über die gereizte Muskel- und Nervenfaser“, bei denen er künstlich erzeugte Wunden auf seinem Rücken mit Metallen wie Zink und Silber in Berührung brachte. Sein Wissensdrang war ebenso universell wie unermüdlich; für Forschung, Aufzeichnungen und Korrespondenz machte er die Nacht zum Tage und schlief selten länger als vier Stunden.

Während seiner Tätigkeit im Staatsdienst kam er in Kontakt mit gleichfalls in der Bergverwaltung hochrangig beschäftigten und bei den späteren preußischen Reformen führenden Persönlichkeiten, dem Freiherrn vom Stein und Hardenberg, die seine Fähigkeiten ebenso erkannten und für ihre Zwecke dienstbar zu machen suchten wie sein Ressortminister von Heinitz, der ihn 1794 zum Bergrat und 1795 zum Oberbergrat beförderte, auf die höchstmögliche Position unterhalb des Ministeriums. Doch weder dies noch ungewöhnliche Gehalts- und Freistellungsangebote vermochten Humboldt im Amt zu halten.

„Jeder Mann hat die Pflicht, in seinem Leben den Platz zu suchen, von dem aus er seiner Generation am besten dienen kann“, heißt es in einem Schreiben Humboldts an den französischen Astronomen Delambre. Sobald Alexander von Humboldt durch den Tod der Mutter 1796 zum vermögenden Erben geworden war, schied er aus dem Staatsdienst aus, um sich als Naturforscher und Wissenschaftler ganz und gar unabhängig zu machen. Als Ziel schwebte ihm eine „physique du monde“ vor, eine Darstellung des gesamten physisch-geographischen Wissens der Zeit, zu dem er auf Forschungsreisen selbst entscheidend beitragen wollte. Bereits am Jahresende 1796 entwickelte er brieflich seine, trotz mancher Widrigkeiten, mehrfacher Anläufe und Umwegen, konsequent verfolgten Pläne: „Meine Reise ist unerschütterlich gewiß. Ich präpariere mich noch einige Jahre und sammle Instrumente, ein bis anderthalb Jahr bleibe ich in Italien, um mich mit Vulkanen genau bekannt zu machen, dann geht es über Paris nach England, wo ich leicht auch wieder ein Jahr bleiben könnte (…), und dann mit englischen Schiffen nach Westindien.“ Das umfasste im damaligen Verständnis den ganzen Raum von Mexiko bis zum Amazonas.

Schon durch Campe war Alexander die Faszination der Welt in Übersee vermittelt worden. Johann Gottfried von Herder hatte auf die kontrastierend miteinander verbundenen Naturräume der Anden und des Amazonasbeckens hingewiesen und zu deren Erforschung aufgerufen, indem unter anderem die Höhe der (damals als höchste der Welt geltenden) Berge ermittelt, die Bodenbeschaffenheit bestimmt, sowie die örtlichen Abweichungen der Magnetnadel und die je lokalen Temperaturen gemessen werden sollten – alles Bestandteile des dann von Humboldt noch ausgeweiteten Forschungsprogramms. In den Jahren der Vorbereitung nutzte er jede Möglichkeit zu systematischer Ausweitung und Vertiefung seiner Kenntnisse, nicht nur durch das Studium der einschlägigen Reiseberichte und neuesten Forschungsergebnisse, sondern auch durch persönlichen Kontakt mit den führenden Zoologen, Botanikern und Astronomen der Zeit, sowie durch ständige praktische Erprobung von Messinstrumenten in den verschiedenen Landschaften und Naturräumen, so z. B. in den Alpen. Zudem entwickelte er ein spezifisches Aufzeichnungsverfahren zur Erfassung seiner jeweiligen Forschungsergebnisse, die „Pasigraphie“, eine Schriftzeichensprache, die die geographischen Erscheinungen durch Buchstaben, Richtungspfeile, Symbole und Abkürzungen für Formationen und Gesteine festhielt. (Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Humb.“)

Im Mai 1798 begab sich Alexander von Humboldt in die seinerzeitige Weltwissenschaftsmetropole Paris, wo er in Vorträgen und Debatten sein bereits beachtliches Renommee als Wissenschaftler festigte und seine Ausstattung mit Messinstrumenten vervollständigte. Hier fand er schließlich auch in dem Botaniker Aimé Bonpland jenen fachkundigen Reisegefährten, dessen Mitarbeit ihm die Durchführung seiner komplexen Forschungsvorhaben erst ermöglichen sollte.

Amerikanische Forschungsreise (1799–1804)

Mehrfach hatte Humboldt während der Vorbereitungszeit seine Pläne wegen politischer und kriegerischer Verwicklungen im Zeichen des aufstrebenden Generals Napoleon Bonaparte ändern und Reiseaktivitäten abbrechen müssen, zuletzt im Dezember 1798 den Versuch, von Südfrankreich aus auf ein Schiff zu gelangen, das Bonpland und ihm den Anschluss an die ägyptische Expedition Napoleons hätte ermöglichen sollen. Stattdessen machten sich nun beide mit sämtlichen für die Forschungsreise vorgesehenen Instrumenten auf den Weg nach Madrid – meist zu Fuß neben dem Wagen einhergehend –, um für das amerikanische Forschungsunternehmen womöglich die Unterstützung der spanischen Krone zu erlangen. Die Vielzahl der unterwegs erhobenen Messdaten brachte erstmals geographischen Aufschluss über die Gestalt der innerspanischen Hochebene.

Sein Ruf als Wissenschaftler und Bergminenexperte (diese Privatexpedition konnte sich für Spanien unter Umständen lohnen; tatsächlich führten später seine Beschreibungen der mexikanischen Silberminen in dem „Versuch über den politischen Zustand des Königreichs Neu-Spanien“ zu massiven ausländischen Investitionen), sein diplomatisches Geschick und sein von der exzellenten Beherrschung des Spanischen unterstütztes Auftreten bei Hofe verschafften Alexander von Humboldt schon bald Empfehlungen und einen so privilegierten Forscher-Reisepass, wie ihn nach seiner eigenen Einschätzung kein Ausländer je erhalten hatte. Er sicherte ihm volle Handlungsfreiheit und das Entgegenkommen aller Gouverneure und Beamten im ganzen spanischen Kolonialgebiet. Abreisedatum mit der spanischen Fregatte ‚Pizarro‘ von La Coruña war der 5. Juni 1799. Humboldt schreibt in einem Brief vom selben Tag: „Ich werde Pflanzen und Fossilien sammeln, mit vortrefflichen Instrumenten astronomische Beobachtungen machen können (…) Das alles ist aber nicht Hauptzweck meiner Reise. Und auf das Zusammenwirken der Kräfte, den Einfluß der unbelebten Schöpfung auf die belebte Tier- und Pflanzenwelt, auf diese Harmonie sollen stets meine Augen gerichtet sein!“

Verlauf der Amerikareise

Die Reise verlief insgesamt sehr gut.[3] Mit an Bord nahm Humboldt rund 50 der modernsten Instrumente, darunter Sextanten, Quadranten, Teleskope, diverse Fernrohre, eine Längenuhr, ein Inklinatorium, ein Deklinatorium, ein Cyanometer, Eudiometer, Aräometer, ein Hyetometer, Elektrometer, Hygrometer, Barometer und Thermometer. Bereits den Zwischenaufenthalt auf der Kanareninsel Teneriffa nutzten Humboldt und Bonpland zu Aktivitäten, die sie dann in der Neuen Welt vielfach wiederholen sollten: Sie bestiegen den Pico del Teide, registrierten die Vegetationszonen, übernachteten in einer Höhle unterhalb des Gipfels und untersuchten tags darauf den Krater des Vulkans. Nach der anschließenden 22-tägigen Überfahrt landeten sie am 16. Juli 1799 in Cumaná (Venezuela). Dort beobachtete Humboldt in der Nacht vom 11. auf den 12. November 1799 einen Meteorschauer der Leoniden – seine Beschreibung legte später den Grundstein für die Erkenntnis, dass solche Himmelsereignisse periodisch auftreten. Von Cumaná aus reisten Humboldt und Bonpland nach gründlicher Erforschung der Umgebung und einer Reihe von Exkursionen weiter nach Caracas.

Humboldts amerikanische Forschungsreise lässt im Ganzen drei Phasen dynamisch vorwärts gerichteter Geländeexploration unterscheiden, die jeweils eingebettet waren in eher stationäre Phasen der Materialsichtung, -auswertung und -sicherung. Die erste große Expedition führte im Februar 1800 von Caracas zum Fluss Apure und auf diesem in das Strombett des Orinoco, das stromaufwärts so weit wie möglich in südlicher Richtung befahren, dann aber verlassen wurde, um über den Rio Atabapo weiter südlich zum Rio Negro, dem Amazonaszufluss, vorzustoßen. Man befuhr die Flüsse auf einer Piroge, einem mit Axt und Feuer ausgehöhlten Baumstamm von etwa 13 Metern Länge und knapp einem Meter Breite. Sie wurde von einem Steuermann und vier indianischen Ruderern betrieben. Im Bereich des Hecks war ein niedriges Blätterdach installiert, an dessen tragfähigen Teilen Käfige mit eingefangenen Vögeln und Affen hingen. Die mitgeführten größeren Messinstrumente schränkten die Bewegungsfreiheit zusätzlich ein.

Auf dem Rio Negro konnte dann die Einmündung des nordöstlich vom Orinoco direkt zufließenden Rio Casiquiare erreicht und mit dessen Befahrung in ganzer Länge flussaufwärts der Nachweis geführt werden, dass entgegen der verbreiteten Lehrmeinung, wonach zwischen den großen Stromgebieten der Erde nirgendwo natürliche Verbindungen existierten, eine solche zwischen Orinoco und Amazonas eben doch vorhanden war und ist, der Casiquiare nämlich. Am 20. Mai 1800 erreichte die Piroge wie erwartet die Stelle, an der sich der Orinoco in zwei Arme gabelt. Damit war das wichtigste Forschungsziel dieser Expedition erreicht und die Reisenden konnten sich für den Rückweg nun flussabwärts auf dem Orinoco fortbewegen. Sie folgten seinem Lauf bis Angostura (Ciudad Bolívar) und schlugen sich dann in der quälenden Hitze der Llanos nordwärts zur Küstenstadt Nueva Barcelona durch, die sie am 23. Juli 1800 erreichten.

Alexander von Humboldt von Friedrich Georg Weitsch, 1806

Allein, dass sie dieses 2.775 Kilometer lange Unternehmen heil überstanden (Bonpland war allerdings noch zuletzt in Angostura dem Fiebertod nahegekommen), war erstaunlich genug. Dazu trugen außer der glücklichen Wendung mancher Gefahrensituation ihre Entschlossenheit und strapazierfähige Physis bei. Der in jungen Jahren oft kränkelnde Alexander vermeldete nach Hause: „Die Tropenwelt ist mein Element, und ich bin nie so ununterbrochen gesund gewesen als in den letzten zwei Jahren. (…) Am Atabapo, wo die Wilden stets am Faulfieber leiden, widerstand meine Gesundheit unbegreiflich gut.“ Den Gesamterfolg der amerikanischen Reise ermöglichte zudem ein unerschütterliches Durchhaltevermögen – ständig war Humboldt mit Ortsbestimmungen und Messungen aller Art beschäftigt, Bonpland mit dem Botanisieren, beide zusammen mit Skizzen und Aufzeichnungen – auch unter widrigsten Bedingungen: „Vier Monate hindurch schliefen wir in Wäldern, umgeben von Krokodilen, Boas und Jaguaren (…), nichts genießend als Reis, Ameisen, Manioc, Pisang, Orenocowasser und bisweilen Affen. (…) In Guayana, wo man wegen der Mosquiten, die die Luft verfinstern, Kopf und Hände stets verdeckt haben muß, ist es fast unmöglich am Tageslicht zu schreiben; man kann die Feder nicht ruhig halten, so wütend schmerzt das Gift der Insekten. Alle unsere Arbeit mußte daher beim Feuer, in einer indianischen Hütte, vorgenommen werden, wo kein Sonnenstrahl eindringt, und in welcher man auf dem Bauche kriechen muß. Hier aber erstickt man wieder von Rauch, wenn man auch weniger von den Mosquiten leidet.“

Die zweite große Südamerika-Expedition begann nach einem Zwischenaufenthalt in Havanna – wo Humboldt das Material für sein geographisches Werk über Kuba („Essai politique sur l′île de Cuba“) erarbeitete – am 30. März 1801 in Cartagena an der kolumbianischen Karibik-Küste. Humboldt hatte erfahren, dass er sich der französischen Weltumsegelungsexpedition unter Kapitän Nicolas Baudin an der peruanischen Küste würde anschließen können. Auf dem Wege dahin drängte sich die Umsetzung des lang erwogenen Anden-Forschungsprojekts geradezu auf. Von Barancas Nuevas ab befuhren Humboldt und Bonpland den Rio Magdalena flussaufwärts: „Unsere Magdalena-Reise bildete eine schreckliche Tragödie; von den zwanzig dunklen Ruderknechten ließen wir acht auf dem Wege zurück, ebensoviel langten gleich und mit stinkenden Geschwüren in Honda an.“ Nach viertägigem steilen Aufstieg erreichten sie die Anden-Hochebene und konnten in Bogotá in regen wissenschaftlichen Austausch mit dem sie aufwendig empfangenden Botaniker Jose Celestino Mutis treten. Für den spanischen Vizekönig erstellte Humboldt unter anderem ein Gutachten über die Silbergruben und die Goldproduktion Kolumbiens. Die Fortsetzung des Weges über die Anden gestaltete sich äußerst beschwerlich: „Dicke Wälder liegen zwischen Morästen; die Maultiere sinken bis auf den halben Leib ein; und man muß durch so tiefe und enge Schlüchte, daß man in Stollen eines Bergwerks zu kommen glaubt. Auch sind die Wege mit den Knochen der Maultiere bepflastert, die hier vor Kälte oder Mattigkeit umfielen.“ Um von Bogotá nach Quito zu gelangen, benötigten die Reisenden vom 19. September 1801 – mit einem Zwischenaufenthalt in Popayán – bis zum 6. Januar 1802. In Quito kamen sie im Hause des Herzogs Juan Pío Montúfar y Larrea unter; dessen Sohn Carlos Montúfar sollte fortan an der amerikanischen Expedition Humboldts teilnehmen, um danach in Spanien die Offiziersausbildung zu vollenden. Sowohl er, als auch Simón Bolívar, den Humboldt nach seiner Rückkehr 1804 in Paris und 1805 in Rom traf, dürften Humboldts kritische Haltung zu Kolonialregimen aller Art eingehend kennengelernt haben, die er offiziellen Stellen gegenüber nach Lage der Dinge nicht äußern konnte.

Humboldt und Aimé Bonpland am Fuß des Vulkans Chimborazo, Gemälde von Friedrich Georg Weitsch (1810)

Zum Forschungsschwerpunkt wurden nun neuerlich Vulkane in einem Gebiet Ecuadors, das Humboldt wegen deren Vielzahl als „Allee der Vulkane“ bezeichnete. Der Nachweis der vulkanischen Herkunft von Gestein, das bislang für eine Unterwasserablagerung gehalten worden war, widerlegte die Hypothese des sogenannten Neptunismus. Den Pichincha bestieg Humboldt nach einem ersten abgebrochenen Versuch gleich zweimal, zuletzt begleitet von einem heftigen Erdbeben, dessen Stöße er sorgfältig protokollierte. Nicht ganz bis zum Gipfel gelangten Humboldt, Bonpland und Montúfar am 23. Juni 1802 bei der Besteigung des Chimborazo (6.310 Meter) wegen einer unpassierbaren Felsspalte 400 bis 800 Meter unterhalb des Kraters. Gleichwohl blieb dies auf 30 Jahre ein Höhenweltrekord für Bergsteiger, eine in Anbetracht der Unzulänglichkeiten von Schuhwerk, Bekleidung und Ausrüstung nach wie vor kaum zu glaubende Leistung. Dabei litten sie unter den Symptomen der Höhenkrankheit: Schwindel und Brechreiz, Blutungen aus Lippen und Zahnfleisch.

Bald darauf erforschte die Expedition nach rasantem Abstieg den Oberlauf des Marañon im Quellgebiet des Amazonas und nach neuerlichem Aufstieg in die Anden die Überreste der Inkastätten in der Umgebung von Cajamarca. Wie die Messungen ergaben, entdeckten und überquerten sie dabei den magnetischen Äquator. Als sie nach ihrer vierten Andenüberquerung am 23. Oktober 1802 in Lima ankamen, war auch dieses zweite große Forschungsunternehmen erfolgreich beendet. Zwischen zehn Grad nördlicher und zehn Grad südlicher Breite waren die Klima- und Vegetationsstufen des tropischen Hochgebirges in mannigfaltiger Weise durchmessen und erfasst worden. Indem Humboldt in Limas Hafen Callao am 9. November 1802 den Durchgang des Merkur observierte, gelang es ihm, den Längengrad, auf dem Lima sich befindet, genauer als bis dahin zu bestimmen, in der Folge ein Richtwert für den ganzen südwestlichen Teil des neuen Kontinents. Auch studierte er die Düngeeigenschaften von Guano, was die Einfuhr von Guano nach Europa einleitete.

Bronzebüste von Alexander von Humboldt auf dem Campus der Universität von Havanna. Das Original schuf der Erfurter Theaterbildhauer Christian Paschold. Eine Kopie dieser Büste schenkte er dem Bergbaumuseum vom Schaubergwerk „Morassina“ in Schmiedefeld (Landkreis Saalfeld /Rudolstadt).
Gedenktafel im Haus Unter den Linden 6 in Berlin-Mitte

Bereits vor dem Aufbruch von Quito war die Information eingetroffen, dass der geplante Anschluss an die französische Weltumsegelungsexpedition des Kapitäns Baudin wegen dessen Routenänderung nicht mehr möglich war. Erneut musste also umdisponiert werden. Nach einem Zwischenaufenthalt in Guayaquil, bei dem Humboldt durch Temperaturmessungen die nach ihm benannte Meeresströmung nachwies, begann am 23. März 1803 in Acapulco der letzte große Abschnitt von Humboldts amerikanischer Forschungsreise, während der er mit Bonpland und Montúfar ein Jahr in Mexiko verbrachte. Dabei wurde der Reiseweg von Acapulco über Mexiko-Stadt – mit gut neunmonatigem Erkundungsaufenthalt – bis Veracruz an der Atlantikküste barometrisch vermessen und so ein Höhenquerschnittsprofil Mexikos für diesen wichtigen Bereich angelegt. In Mexiko-Stadt sammelte Humboldt Material für sein landeskundliches Werk über das Königreich Neu-Spanien (mit Beschreibungen der politischen, sozialen und ökonomischen Bedingungen sowie weitreichenden Bevölkerungsstatistiken), das dann ebenso zu einem Grundstein der modernen wissenschaftlichen Geographie werden sollte, wie das über Kuba, für das die Vorstudien im März/April 1804 in Havanna zu Ende geführt wurden.

Abgeschlossen wurde die große Amerika-Expedition mit einem Besuch in den USA, wo Humboldt auch aufgrund seiner intensiven Reisekorrespondenz bereits höchste Anerkennung als Forscher und Wissenschaftler genoss und unter anderem drei Wochen als Gast des Präsidenten Thomas Jefferson in Washington D.C. und Philadelphia verbrachte.

Naturforscher zwischen Bilanz in Paris und neuem Aufbruch (1805–1828)

Am 3. August 1804 betraten Humboldt und Bonpland in Bordeaux wieder europäischen Boden. Dass ein Privatmann eine solche Forschungsreise gänzlich aus eigenen Mitteln bestritten hatte, war beispiellos. Humboldts Vermögen war um ein Drittel vermindert, und es sollte in den drei folgenden Jahrzehnten, in denen er sein Reisewerk in 30 Bänden verfasste und in Druck gab – das größte je erschienene private Reisewerk überhaupt – gänzlich aufgebraucht werden. In Paris, wo er den Anschluss an die wissenschaftliche Entwicklung der vergangenen fünf Jahre suchte und fand, wurde ihm von seinen Forscherkollegen ein grandioser Empfang bereitet und jede Unterstützung bei der Klärung fachwissenschaftlicher Probleme zugesagt. Humboldt nutzte für die Erstellung seines Reiseberichts ein ganzes Wissensnetzwerk; denn sein Darstellungsansatz sah, wie sich nachlesen lässt, mehr vor, als nur die Schilderung eigener Erlebnisse, Eindrücke und Messergebnisse. Wo er zum Beispiel auf Getreideanbau, Kakao- und Kaffeeernte in der Ereignischronologie der Orinoco-Expedition einging, war dies meist verbunden mit einer Einordnung der angetroffenen Verhältnisse in die geographischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der ganzen bekannten Welt, in Kenntniszusammenhänge also, die er überhaupt nur mit Hilfe anderer herstellen konnte. Dafür und auch für die bestmögliche verlegerische Qualität des Reisewerks war Paris der geeigneteste Ort (und deshalb ist es auch nur in französischer Sprache vollständig erschienen).

Obwohl Humboldt also im Grunde wenig Neigung verspürte, „die Türme Berlins wiederzusehen“, folgte er letztlich doch den Mahnungen des Bruders, den er im Sommer 1805 in Rom besuchte, und dem werbenden Druck des preußischen Königshauses: Bereits während seiner Amerika-Reise war er zum außerordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt worden, unmittelbar nach seiner Rückkehr mit einer zu nichts verpflichtenden Pension von 2500 Talern bedacht und bald darauf zum königlichen Kammerherrn ernannt worden, ebenfalls ohne konkrete Verwendung. Von November 1805 an setzte er seine wissenschaftliche Arbeit in Berlin fort, mitverfolgend den militärischen Zusammenbruch Preußens bei Jena und Auerstedt 1806, die nachfolgende Besetzung Berlins durch die Franzosen und die Plünderung von Schloss Tegel, das im Zuge der Erbteilung dem Bruder Wilhelm zugefallen war. (Alexanders Berliner Wohnung befand sich zu dieser Zeit in der Friedrichstraße 189.) Gute Kontakte zur französischen Seite nutzte Alexander sowohl zur Schadensbegrenzung für eigene familiäre Besitzungen als auch zur Abmilderung mancher Härten der Besatzungspolitik im öffentlichen Raum. Gleichwohl drohten die französischen Forderungen nach Kriegsentschädigung Preußen in den Ruin zu treiben. Der als Reformer an die Regierungsspitze berufene Freiherr vom Stein veranlasste daher im November 1807 eine diplomatische Gesandtschaft nach Paris, unter Führung des Prinzen Wilhelm, Bruder Friedrich Wilhelms III. Zum Berater des Prinzen bei dieser Mission wurde Alexander von Humboldt berufen, der so Gelegenheit erhielt, die Arbeit an seinem Reisewerk am bestgeeigneten Ort wieder aufzunehmen. Und er erhielt für ebendiesen Zweck nach dem endgültigen Scheitern der diplomatischen Bemühungen des Prinzen sogar die Erlaubnis, in Paris zu bleiben, die er mit Konsequenz und Geschick über fast 20 Jahre verteidigte. So schlug er zum Beispiel eine durch Hardenberg veranlasste Berufung zum preußischen Kultusminister 1809 aus, erhielt sich aber die Gunst des Königs, indem er diesem als glänzender Gesellschafter und kundiger Führer bei Auslandsaufenthalten gelegentlich zu dienen wusste, so 1814 im Zuge eines Paris-Besuchs des Monarchen nach dem Sieg der Koalition über Napoleon I. oder 1822 anlässlich eines Kongresses in Verona, verbunden mit Besichtigungen Venedigs und Roms.

An der Pariser Wissenschaftsszene nahm Humboldt mitgestaltend Anteil. So wurde er bereits 1807 unter den Gründungsmitgliedern der Société d’Arcueil aufgeführt. Dieser Forschungsgemeinschaft schloss sich neben anderen 1809 auch der Physiker Dominique François Jean Arago an, mit dem Humboldt fortan in enger freundschaftlicher Verbindung stand. Parallel zu den Arbeiten am amerikanischen Reisewerk ventilierte Humboldt beständig Möglichkeiten, seinen naturkundlichen Forschungen in der westlichen Hemisphäre durch eine asiatische Expedition ein östliches Pendant folgen zu lassen, um dann im Vergleichen und Differenzieren ein ganzheitliches Bild aus der Vielgestaltigkeit der Erde und ihrer Bewohner zu gewinnen. Hauptsächlich interessierten ihn Indien, der Himalaya und Tibet. Als er 1811 bereits das zweite Angebot zur Beteiligung an einer russischen Expedition bekam, antwortete er: „Es kostet mir viel, die Hoffnung aufzugeben, die Ufer des Ganges mit ihren Bananenbäumen und Palmen zu sehen; ich bin jetzt 42 Jahre alt und wünsche eine Expedition zu unternehmen, welche 7–8 Jahre dauert; aber um die Aequinoctialgegenden Asiens zu opfern, ist es nötig, daß der Plan, den man mir vorzeichnen wird, ausgedehnt und breit sei. Der Kaukasus zieht mich weniger an, als der Baikalsee und die Vulkane der Halbinsel Kamtschatka. Kann man nach Kabul, Samarkand und Kaschmir eindringen?“

Napoleons Russland-Feldzug machte die Weiterverfolgung solcher Pläne hinfällig. Eine neue vielversprechende Möglichkeit auf der Linie von Alexanders Primärinteressen eröffnete sich 1817/18, als sein Bruder Wilhelm preußischer Gesandter in London war. Bei mehreren England-Aufenthalten erreichte Alexander die Unterstützung des Prinzregenten (des späteren Georg IV.) und der Direktoren der Ostindischen Kompanie für seine Pläne, dazu eine Finanzierungszusage Friedrich Wilhelms III. in gewünschter Größenordnung. Mehr als zweijährige intensive Vorbereitungen schlossen sich an diese Zusagen an, ehe auch dieses Projekt scheiterte, vermutlich an Widerständen innerhalb der britischen Ostindienkompanie, die Humboldts kritischen Blick auf die Verhältnisse fürchten mochte.

Unterdessen war das amerikanische Reisewerk weit über die ursprüngliche Konzeption hinaus angewachsen, vielleicht sogar wegen des Nichtzustandekommens der Asien-Expedition. Neben einer bedeutenden Anzahl Gelehrter der verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, die Humboldt inhaltlich zuarbeiteten, waren an die 50 Spezialisten mit bildlichen Darstellungen (davon allein 1452 Kupferstiche) beschäftigt, darunter Maler, Zeichner, Kartographen und Schriftkünstler. Was seinen Qualitätsansprüchen nicht genügte, ließ Humboldt auf eigene Kosten neu fertigen, darunter bereits vollendete Kupferplatten, fertige Textdrucke bis hin zu einem ganzen Band. 1827 schließlich, da sich die Vorarbeiten für die Gesamtpublikation dem Ende neigten, entfiel aus Berliner Sicht der Grund für den Daueraufenthalt Humboldts in Paris: Der König beorderte seinen Kammerherrn nach Berlin zurück.

Denkmal vor dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin

Daheim wurde er sogleich zum Motor und Kristallisationskern einer aufstrebenden Wissenschaftsszene. Seine an der Universität begonnenen Vorlesungen im Rahmen eines sehr weit gefassten geographischen Horizonts waren so stark besucht und nachgefragt, dass er sie alsbald in der tausend Zuhörer fassenden Sing-Akademie als freie Vorträge fortsetzte. Unter seinen Hörern war hier vom König bis zum Handwerker ein breites gesellschaftliches Spektrum vertreten, Damenbeteiligung inklusive. Wie in seinen 20 Jahre zuvor erschienenen „Ansichten der Natur“ gelang es ihm, sein deutsches Publikum in allgemein verständlicher, bildreicher Sprache zu faszinieren und das Interesse für erdkundliche und naturwissenschaftliche Fragen anzufachen. Ähnliche Ausstrahlung auf anderer Ebene entwickelte Humboldt als Organisator und Präsident des hochkarätig zusammengesetzten Naturforscherkongresses 1828 in Berlin, der unter anderem mit seinem Tagungsmodus in Fachabteilungen für künftige derartige Veranstaltungen Maßstäbe setzte.

Russlandexpedition 1829 – ein spätes Gegenstück

Nicht lange nach seiner Rückkehr aus Paris, für das er auch künftig pro Jahr einen viermonatigen Aufenthalt bewilligt bekam, und zur Zeit seiner glänzenden Erfolge als Kommunikator der Naturforschung in Berlin ergriff Humboldt die Chance, doch noch zu seiner östlichen Forschungsreise zu kommen. Ausgangspunkt war eine Bitte des russischen Finanzministers Georg Cancrin, Humboldt möge zur geplanten Einführung einer Platin-Währung in Russland Stellung nehmen, die dann trotz Humboldts Warnung tatsächlich bis zu ihrem Scheitern 1845 verwirklicht wurde. Cancrin war aber auch an dem Geognosten und Bergbauexperten Humboldt interessiert und stellte ihm eine Forschungsreise zum Ural und darüber hinaus in Aussicht, um Aufschlüsse über ausbeutbare Minenvorkommen zu erhalten. Obwohl er hier Interessen der russischen Regierung zu berücksichtigen haben würde und sich der Charakter dieser Expedition schon dadurch wesentlich von der amerikanischen unterscheiden musste, bei der Humboldt gänzlich frei hatte disponieren können, zögerte er nicht lange. Die Beziehungen zwischen den gekrönten Häuptern Preußens und Russlands waren gerade besser denn je, und auf eigene Mittel für eine solche Unternehmung konnte Alexander von Humboldt nicht mehr rechnen. In diese Expedition sollte sein 60. Geburtstag fallen; er war also etwa doppelt so alt wie zu Beginn der Amerika-Reise. Zu Begleitern, die für ihre Fachdisziplin auch jeweils die wissenschaftliche Auswertung der Expedition vornehmen sollten, wählte er den Mediziner, Zoologen und Botaniker Christian Gottfried Ehrenberg und den Chemiker und Mineralogen Gustav Rose. So konnte Humboldt sich vorwiegend geomagnetischen und astronomischen Beobachtungen widmen und die physische Geographie im Überblick studieren.

Am Anfang der Forschungsreise stand ein dreiwöchiger Aufenthalt bei Hofe in St. Petersburg, wo Humboldt die Zarin unter anderem mit Vorhersagen über zu erwartende – und noch während der Reise tatsächlich eingetretene – Diamantfunde im Ural fesselte. Die Fortbewegung im Gelände vom 20. Mai 1829 an fand in drei gefederten Wagen statt, die von 16 Pferden gezogen wurden. Mit von der Partie waren hier – in deutlichem Kontrast zu den drei amerikanischen Erkundungsreisen – ein Koch und Humboldts Diener Seifert. Die abgesprochene Expeditionsroute sollte über Moskau, Kasan und Perm zunächst Jekaterinburg am Ural erreichen; auf einer nördlichen Schleife sollten hier nähere Untersuchungen stattfinden, die zu einer reichhaltigen geologischen Materialsammlung führten. Tobolsk an der Einmündung des Tobol in den Irtysch hätte nach den Vorfestlegungen der östliche Umkehrpunkt der Expedition werden sollen. Humboldt wollte aber weiter zum Altai-Gebirge und zur chinesischen Grenze. Er ließ Cancrin wissen, dass die Expedition der Zeitplanung weit voraus sei und stellte ihn mit einer beträchtlichen Ausweitung der Reiseroute hier – und dann später noch einmal beim Vorstoß die Wolga entlang zum Kaspischen Meer – vor vollendete Tatsachen.

Einen Humboldt wegen seines Forschungsdrangs zu rügen, die Blöße mochte sich aber wohl auch das autoritäre zaristische Regime (Humboldts inoffizieller Kommentar zu der lästigen Überwachungspraxis: „Kein Schritt, ohne dass man ganz wie ein Kranker unter der Achsel geführt wird“) nicht geben. Tatsächlicher Umkehrpunkt der Reise wurde daher nach Inspektion der Silbergruben im Altai und Kontaktaufnahme mit chinesischen Grenzposten der Ort Baty. Der Rückweg führte von Semipalatinsk über Omsk und Miask nach Orenburg am südlichen Ausgang des Ural-Gebirges und – nach dem zweiten programmwidrigen Abstecher – von Astrachan über Woronesch und Moskau zurück nach St. Petersburg, das am 13. November 1829 erreicht wurde.

Während eines knappen halben Jahres hatten die Forschungsreisenden mehr als 15.000 Kilometer zurückgelegt, gezogen von über 12.000 Pferden. Zar Nikolaus I. und sein Finanzminister hatten Humboldt in diskreter Kenntnis seiner unterdessen prekären Finanzsituation für die Expedition mit 20.000 Rubeln großzügig ausgestattet, ohne dass der darüber hätte Rechenschaft ablegen sollen. Gleichwohl hat Humboldt das gute Drittel dieser Mittel, das nicht verbraucht worden war, zurückgegeben und die dann auch befolgte Anregung damit verknüpft, das Geld für weitere Forschungsunternehmen zu verwenden. In die gleiche Richtung zielte der die Expeditionserfahrungen zusammenfassende Vortrag Humboldts am 28. November 1829 vor der russischen Wirtschaftselite in Gegenwart des Königs und anderer Honoratioren, in dem er unter anderem appellierte: „Ein Land, das sich über mehr als 135 Längengrade erstreckt, von der fruchtbaren Zone der Olivenbäume bis zu den Landstrichen, wo der Boden nur noch mit flechtenartigen Pflanzen bedeckt ist, kann mehr als jedes andere das Studium der Atmosphäre, die Erkenntnisse über die durchschnittliche Jahrestemperatur und, was noch wichtiger für den Zyklus der Vegetation ist, das Studium der Verteilung der Jahreswärme auf die verschiedenen Jahreszeiten vorantreiben. (…) Wenn die variierenden Isothermen oder Linien gleicher Wärme auf Grund präziser Beobachtungen aufgezeichnet werden und dies mindestens fünf Jahre lang im europäischen Russland und in Sibirien fortgeführt wird, wenn sie verlängert werden bis zu den westlichen Küsten Amerikas (…), dann wird die Wissenschaft von der Verteilung der Wärme auf der Erdoberfläche und in den Schichten, die unserer Forschung zugänglich sind, auf soliden Grundlagen basieren.“

Tatsächlich ließ die russische Regierung in der Folge ein Netz von Messstationen anlegen, die unter anderem Luftdruck, Temperatur, Windrichtung und Niederschlagsmengen erfassten. Die so ermittelten Daten dienten Humboldt dann wiederum als empirische Grundlage für die einschlägigen Betrachtungen in seinem 1843 erschienenen Werk über Zentralasien.

Gratwanderer zwischen Hofdienst und Wissenschaftsbetrieb (1830–1859)

Alexander von Humboldt, Gemälde von H.W. Pickersgill

Die Rückkehr von der russischen Expedition nach Berlin dürfte Alexander von Humboldt erneut nicht leichtgefallen sein. Das Lebenswerk als reisender Feldforscher lag nun hinter ihm; vor ihm die Perspektive, neben seiner wissenschaftlichen Arbeit die höfische Gesellschaft, die Tafel des Königs mit seinen Kenntnissen und Anekdoten geistvoll unterhalten zu sollen. Als aufklärerischer Liberaler stieß er in solcher Gesellschaft auf mancherlei politisch und religiös bedingte Anfeindung und Engstirnigkeit, die ihm ungeachtet seiner stets gewahrten Contenance und rhetorischen Brillanz schwer erträglich waren. Jahrzehntelang hatte der königliche Kammerherr diese Lage in Paris meiden können. 1822 hatte er dem Bruder sogar von Plänen geschrieben, seine späten Jahre in einem dann republikanisch gewordenen Mexiko als Leiter eines transamerikanischen Forschungsinstituts zu gestalten. Nun war dies alles hinfällig; Alexander von Humboldt musste sich mit Berlin abfinden, was ihm noch schwerer fiel, als 1835 der ihm doch wohl am nächsten stehende Bruder Wilhelm starb. Bei Hofe beruhte Alexanders Stellung allein darauf, dass er die Gunst sowohl Friedrich Wilhelms III. als auch Friedrich Wilhelms IV. besaß. Seine politischen Ansichten wurden zwar auch von ihnen belächelt (immerhin erreichte Humboldt noch, dass auf preußischem Boden jeglicher Sklavenstatus erlosch), seine Leistungen und sein Renommee als Vorzeigewissenschaftler aber hochgeschätzt.

Humboldt machte aus seiner Lage weiterhin das Beste – unterdessen bereits für die nachfolgenden Generationen –, indem er nicht nur seine wissenschaftliche und publizistische Arbeit fortsetzte, sondern aufgrund seines enorm verzweigten Beziehungsgeflechts weit über Preußen und Deutschland hinaus zum wichtigsten Koordinator wissenschaftlichen Mäzenatentums und der Förderung von Nachwuchsforschern wurde; so unterstützte er zum Beispiel seinen Kollegen Hermann Burmeister auf dessen Südamerika-Reisen finanziell. Für diese Funktion war die Nähe des Königs von ausschlaggebender Bedeutung. 1827 ernannte Friedrich Wilhelm III. Alexander von Humboldt zum Präsidenten einer Kommission zur Prüfung der Unterstützungsgesuche von Gelehrten und Künstlern. Als Friedrich Wilhelm IV. 1842 den Orden „Pour le mérite“ für Kunst und Wissenschaft stiftete, machte er Humboldt zu dessen Kanzler und folgte bei der Berufung der 30 deutschen und 25 ausländischen Mitglieder zumeist seinen Vorschlägen. Und so zeigte sich Humboldts fördernder Einfluss im Großen wie im Kleinen; es konnte den Anschein haben, als bekleide er das Amt eines „europäischen Kultusministers“ (Hanno Beck).

Daguerreotypie von Alexander von Humboldt aus dem Jahr 1847

Nicht nur 1807/08, sondern insgesamt achtmal bis 1848 wurde Alexander von Humboldt von seinen Königen auch zu diplomatischen Missionen herangezogen und wäre, wenn er denn gewollt und sich dadurch nicht von seinen selbstgesetzten Zielen abgelenkt gesehen hätte, schon 1815 preußischer Botschafter in Paris geworden. Sein bekannt weltmännisches und verbindliches Auftreten, seine Sprachmächtigkeit und fesselnde Erzählkunst ließen ihn rasch zum Mittelpunkt jeder Gesellschaft werden, in die er sich begab. Sein Wissenshorizont und die Fähigkeit, ihn zu kommunizieren, müssen in höchstem Maße faszinierend gewesen sein, wenn Goethe seinem Herzog schrieb: „Man könnte in 8 Tagen nicht aus Büchern herauslesen, was er einem in einer Stunde vorträgt.“ Dass er das Instrument seiner Schlagfertigkeit, seines phänomenalen Gedächtnisses und einer unverwüstlichen Frische (Werner Rübe) nicht nur in blendenden Komplimenten spielen ließ, sondern teilweise über dieselben Personen anderwärts deftig-ironisch oder sarkastisch-abschätzig urteilte, wird nur befremdlich finden, wer seine politisch und menschlich prekäre Situation bei Hofe außer Acht lässt. Nicht etwa, dass er Selbstmitleid kultiviert hätte; aber Anflüge von Bitterkeit über das Los seiner späten Jahre hat er dann und wann eben doch erkennen lassen.

„Dem Grossmeister der Naturwissenschaften“
Handschrift A. v. Humboldts als Erwiderung auf die Widmung des Werkes „Die gesammten Naturwissenschaften“
Gedenktafel an Humboldts letztem Wohnhaus in Berlin

Im Januar 1848 – also kurz vor Ausbruch der Pariser Februarrevolution – kehrte Humboldt von seiner letzten diplomatischen Mission aus Paris nach Berlin zurück. Hier wurde er Zeuge der Berliner Märzrevolution und in sie involviert. Am 21. März, nach den Barrikadenkämpfen und dem Ritt Friedrich Wilhelms IV. mit einer schwarz-rot-goldenen Armbinde durch die Stadt, war es nach dem König und einigen Ministern, deren Ansprachen blass blieben, Alexander von Humboldt, den das Volk auf dem Balkon des Schlosses zu sehen wünschte. Humboldt erschien, hielt aber keine Rede, sondern verbeugte sich nur stumm. Am Folgetag reihte sich der bald Achtzigjährige ein in den Zug, der die 183 Märzgefallenen vom Gendarmenmarkt am Schloss vorbei zu ihrer Begräbnisstätte geleitete.

Ein reichliches Jahrzehnt später erlebte Berlin einen anderen Tag wirklicher Volkstrauer. Am 10. Mai 1859 fand im Berliner Dom ein Gottesdienst für den vier Tage zuvor verstorbenen Alexander von Humboldt, der seit dem 24. Januar 1856 Ehrenbürger von Berlin gewesen war, statt. Die Menge, die dem Leichenzug von Humboldts letzter Wohnstätte in der Oranienburger Straße 67 zum Dom folgte, war nach zeitgenössischen Berichten nur mit der zu vergleichen, die die Märzgefallenen begleitet hatte. Nach der Feier im Dom fand die Überführung des Sarges in den Park von Schloss Tegel statt, wo Alexander von Humboldt am Folgetag im Familiengrab beigesetzt wurde. Der Philologe August Böckh dürfte in seiner Akademie-Gedenkrede das Bewusstsein breiter gesellschaftlicher Schichten artikuliert haben: „Es ist ein glänzendes Gestirn im Reich des Geistes für diese Welt erloschen.“

Der „Kosmos“: Lebenssumme – Epochendenkmal – Wegweiser

Die enorme Popularität, die Alexander von Humboldt über den Tod hinaus auszeichnete, lag nicht zuletzt in dem Werk begründet, dem er sich seit 1834 und in den ihm dann bleibenden zweieinhalb Jahrzehnten gewidmet hat: einer Gesamtschau der wissenschaftlichen Welterforschung, die 1845–1862 unter dem Titel „Kosmos“ in fünf Bänden erschienen ist. Damit gelang es ihm, die Vision zu verwirklichen, die ihm von Beginn seiner Naturforscher-Tätigkeit an vorschwebte und als Richtschnur seines Handelns alle wichtigen Entscheidungssituationen bestimmte. An Varnhagen von Ense, der ihn bei der sprachlichen Gestaltung beraten sollte, schrieb er 1834: „Ich habe den tollen Einfall, die ganze materielle Welt, alles, was wir heute von den Erscheinungen der Himmelsräume und des Erdenlebens, von den Nebelsternen bis zur Geographie der Moose auf den Granitfelsen wissen, alles in einem Werke darzustellen, und in einem Werke, das zugleich in lebendiger Sprache anregt und das Gemüt ergötzt.“

Er hatte allerdings für dieses Projekt einen so komplexen und ausgiebigen Anlauf genommen, dass z. B. der ältere Bruder Wilhelm zwar bereits früh viel von seinen Fähigkeiten hielt, über lange Zeit aber nicht viel auf seinen Forschungsansatz gab: „Man kommt der Natur darum nicht näher, wenn man aus der zivilisierten Welt herausgeht.“ Er ließ sich aber durch Alexander eines Besseren belehren und war schließlich seinerseits äußerst beeindruckt von dessen Vorträgen in der Singakademie, denen Wilhelm mit seiner Familie beiwohnte. Der Titel „Kosmos“ für Alexanders Bilanzierungsvorhaben entsprang dem gemeinsamen Nachdenken beider. In der komplementären Breite ihres Wirkens ohnehin, hier aber auch in innerer Übereinstimmung haben sie „das Jahrhundert brüderlich in den Arm genommen“ (Rübe).

Das letzte Porträt von Alexander von Humboldt von Julius Schrader (1859). Im Hintergrund der Chimborazo.

Längst vor dem Bruder hatte Alexander bei Begegnungen in Jena und Weimar Goethe für seine Forschungsmethode gewonnen. Der schrieb ihm 1795: „Da Ihre Beobachtungen vom Element, die meinigen aber von der Gestalt ausgehen, so können wir nicht genug eilen, uns in der Mitte zu begegnen.“ Diesen Impuls hat der 20 Jahre Jüngere aufgenommen und im „Kosmos“ schließlich glänzend zur Geltung gebracht: „Die Natur ist für die denkende Betrachtung Einheit in der Vielheit, Verbindung des Mannigfaltigen in Form und Mischung, Inbegriff der Naturdinge und Naturkräfte, als ein lebendiges Ganze. Das wichtigste Resultat des sinnigen physischen Forschens ist daher dieses: in der Mannigfaltigkeit die Einheit zu erkennen, von dem Individuellen alles zu umfassen, was die Entdeckungen der letzteren Zeitalter uns darbieten, die Einzelheiten prüfend zu sondern und doch nicht ihrer Masse zu unterliegen, der erhabenen Bestimmung des Menschen eingedenk, den Geist der Natur zu ergreifen, welcher unter der Decke der Erscheinungen verhüllt liegt. Auf diesem Wege reicht unser Bestreben über die enge Sinnenwelt hinaus, und es kann uns gelingen, die Natur begreifend, den rohen Stoff empirischer Anschauung gleichsam durch Ideen zu beherrschen.“ Die wissenschaftliche Naturforschung wird hier zusammengeführt mit dem Denken Goethes und des Bruders Wilhelm. Zugleich wird der Vorstellungshorizont der deutschen Klassik auf ein empirisches Fundament verwiesen: „Aus unvollständigen Beobachtungen und noch unvollständigeren Inductionen entstehen irrige Ansichten von dem Wesen der Naturkräfte, Ansichten, die, durch bedeutsame Sprachformen gleichsam verkörpert und erstarrt, sich, wie ein Gemeingut der Phantasie, durch alle Klassen der Nation verbreiten. Neben der wissenschaftlichen Physik bildet sich dann eine andere, ein System ungeprüfter, zum Theil gänzlich mißverstandener Erfahrungskenntnisse. Wenige Einzelheiten umfassend ist diese Art der Empirik um so anmaßender, als sie keine der Thatsachen kennt, von denen sie erschüttert wird. Sie ist in sich abgeschlossen, unveränderlich in ihren Axiomen, anmaßend wie alles Beschränkte; während die wissenschaftliche Naturkunde, untersuchend und darum zweifelnd, das fest Ergründete von dem bloß Wahrscheinlichen trennt, und sich täglich durch Erweiterung und Berichtigung ihrer Ansichten vervollkommnet.“

Damit sind die methodischen Grundpfeiler des Humboldtschen Forscherlebens wie seines Spätwerkes „Kosmos“ erfasst, das mit einer damaligen Gesamtauflage von 87.000 Exemplaren auch als Bestseller Epoche machte. Manche der Einsichten, zu denen Alexander von Humboldt in seinem Spätwerk gelangt ist, gelten fort: „Wissen und Erkennen sind die Freude und die Berechtigung der Menschheit; sie sind Theile des Nationalreichthums, oft ein Ersatz für die Güter, welche die Natur in allzu kärglichem Maaße ausgetheilt hat. Diejenigen Völker, welche an der allgemeinen industriellen Thätigkeit, in Anwendung der Mechanik und technischen Chemie, in sorgfältiger Auswahl und Bearbeitung natürlicher Stoffe zurückstehen, bei denen die Achtung einer solchen Thätigkeit nicht alle Classen durchdringt, werden unausbleiblich von ihrem Wohlstande herabsinken. Sie werden es um so mehr, wenn benachbarte Staaten, in denen Wissenschaft und industrielle Künste in regem Wechselverkehr mit einander stehen, wie in erneuerter Jugendkraft vorwärts schreiten.“

Weltwissenschaftler

Alexander von Humboldts Denken war in einem umfassenden Sinn auf die Welt im Ganzen gerichtet. Dabei unterscheidet Ette drei wesentliche Bedeutungsebenen, nämlich die auf das Weltall bezogene kosmische, dazu eine planetarische, die u. a. den Welthandel einschließt, sowie eine philosophisch-abstrakte Dimension, die etwa als Weltanschauung begegnet.[4] Humboldts Forscherinteresse und Wissenschaftskonzeption waren nicht allein auf die jeweiligen Gegenstände gerichtet, sondern wurden zur kosmopolitischen Wissenschaft aufgrund ihrer ethischen Fundierung und der an den Interessen der gesamten Menschheit ausgerichteten politischen Verantwortlichkeit.[5]

Als Forscher setzte Humboldt auf weltweite Vernetzung und förderte sie nach Kräften durch eigene Korrespondenz und als Organisator von Begegnung und Ergebnisaustausch unter Wissenschaftlern. Seine vielfältigen Leistungen und Wirkungsbereiche trugen ihm höchste Anerkennung in aller Welt ein:

„In Frankreich, wo er jahrzehntelang an seinem Reisewerk arbeitete, erwarb er sich den Ruf, ‚der größte Gelehrte des Jahrhunderts’ und ‚der Aristoteles der Moderne’ zu sein; in Mexiko, wo er durch seinen Essai politique sur le Royaume de la Nouvelle-Espagne stark auf das nationale Selbstverständnis und die Unabhängigkeit von Spanien einwirkte, wurde er (als einziger Ausländer) kurz nach seinem Tod, im Juli 1859, von Benito Juárez zum ‚Benemérito de la Patria’ erklärt; und in Deutschland, wo er schon bald nach seiner Rückkehr als ‚zweiter Entdecker Amerikas’ gefeiert wurde, verehrte man in ihm die wissenschaftliche Autorität seiner Zeit. [6]

Allerdings waren Wertschätzung und Rezeption Alexander von Humboldts in Deutschland schon zu Lebzeiten und so bis heute teils eingeschränkt, teils verzerrt. Neben der langzeitigen „Erbfeindschaft“ zwischen Deutschen und Franzosen haben dazu auch Volksausgaben der Schriften Humboldts beigetragen, die von den jeweiligen Kompilatoren sehr frei und mitunter sinnwidrig bearbeitet worden waren.[7]

Forschungshorizont

Zu den Wissenschaftsbereichen, zu denen Alexander von Humboldt Grundlegendes beigetragen hat, zählt Ette Anatomie, Altertumswissenschaft, Botanik, Geologie, Geschichtswissenschaft, Mathematik, Philologie, Uranologie und Zoologie. Bezeichnend für Humboldts Forschungsansatz sei disziplinenübergreifendes Querdenken und auf das Ganze gerichtetes Zusammendenken, das sich keineswegs im Messen und in der Datenerhebung zu statistischen Zwecken verloren habe.[8]

„Die Horizonte seines Denkens waren offen – so offen wie nur selten in der Geschichte des abendländischen Denkens. Wissenschaft und Bildung sollten keine Bildungsbrocken aufhäufen: Wirkliche Bildung zielte für Alexander von Humboldt vielmehr auf eine Kernkompetenz: die Fähigkeit zum Zusammendenken. Sie bildet die entscheidende Grundlage eines Zusammenlebens in wechselseitiger Achtung der Differenz. Nicht nur in der Natur ist für Humboldt alles Wechselwirkung.[9]

Sein die Natur- und Geisteswissenschaften sowohl in ihren jeweiligen Forschungsmethoden respektierender als auch gezielt untereinander vernetzender Ansatz dürfte wohl am ehesten geeignet sein, wissenschaftlichem Arbeiten jene Problemlösungskompetenz und jenes öffentliche Gehör zu erschließen, ohne die es oft fruchtlos bleibt. Humboldts „Kosmos“ erwuchs nicht zuletzt aus dem ständigen direkten und persönlichen Austausch über die Grenzen der Disziplinen hinweg und ermöglichte ihm die Einbeziehung spezialisierter Wissensbestände gerade auch solcher Fachrichtungen, deren Erkenntnisse ihm wichtig waren, obwohl er sie selbst nicht vertieft betreiben konnte. Bei aller Komplexität und ganzheitlichen Orientierung seines Forschens blieb Humboldt sich jedoch der Lückenhaftigkeit und Vorläufigkeit auch der eigenen Ergebnisse bewusst. So schreibt er im zweiten Band des Kosmos:

„Durch den Glanz neuer Entdeckungen angeregt, mit Hoffnungen genährt, deren Täuschung oft spät erst eintritt, wähnt sich jedes Zeitalter dem Culminationspunkt im Erkennen und Verstehen der Natur nahe gelangt zu sein. […] Belebender und der großen Idee von der Bestimmung unseres Geschlechtes angemessener ist die Überzeugung, daß der eroberte Besitz nur ein sehr unbeträchtlicher Theil von dem ist, was bei fortschreitender Thätigkeit und gemeinsamer Ausbildung die freie Menschheit in den kommenden Jahren erringen wird. Jedes Erforschte ist nur eine Stufe zu etwas Höherem in dem verhängnißvollen Laufe der Dinge.[10]

Vernetzungsprinzip

„Wenn unser Jetztzeitalter das Netzzeitalter ist“, schreibt Ette, „dann ist Alexander von Humboldt gewiß dessen wissenschaftlicher Vordenker.“[11] Während der Zwanzigjährige sich noch als „Fremdling zwischen den Wissenschaften“ gesehen hatte,[12] wurde er nach seiner Rückkehr von der Amerikareise zum unermüdlichen Kommunikator von Wechselbezügen zwischen den Disziplinen. Mehr als 30 000 Briefe Alexander von Humboldts zeugen davon, dass er weltweit wissenschaftliche Korrespondenzen unterhielt, die einerseits Zugang zu den jeweiligen regionalen Wissensbeständen und Forschungsergebnissen verschafften und die andererseits dazu dienten, das Spezialwissen einzelner Wissenschaftsbereiche zu sammeln und zu den Fragehorizonten der vielfältigen eigenen Forschung in Beziehung zu setzen.[13]

Humboldts Publikationen zeigen, dass dieser aus vielen Quellen gespeiste Forschungsprozess auch dazu beitrug, einmal entwickelte Sichtweisen zu überprüfen und ggf. zu korrigieren: „Auf diese Weise entsteht ein offenes, neue Untersuchungsergebnisse und Einsichten möglichst rasch einbeziehendes Forschungs- und Diskussionsklima, in dem Wissen nicht als statischer Besitz eines einzelnen, sondern als dynamischer Prozess einer Gemeinschaft verstanden wird. Die Vielzahl unterschiedlicher Perspektivierungen und Ansichten der dargestellten Gegenstände wird ständig durch neue Einsichten angereichert, die durch eigene Untersuchungen oder durch die Forschungen anderer erzielt wurden.“[14]

Zu zeitgenössischen Sichtweisen, in denen die Kulturen der amerikanischen Völker als primitiv herabgewürdigt wurden, entwickelte Alexander von Humboldt ein nuanciertes Gegenbild. Zwar diente neuhumanistisch-zeittypisch auch ihm die antike griechische Kultur als maßstäbliches, unerreichbares Vorbild, doch gelang es ihm nach Ette, „das für eine bestimmte Region Spezifische herauszuarbeiten und mit Prozessen in Verbindung zu bringen, die für die ganze Menschheit von Bedeutung sind. […] Die kulturvergleichende Perspektivik Humboldts ist transareal, das Verständnis der Kulturen selbst aber interkulturell geprägt.“[15]

Alexander von Humboldts Fähigkeit zum vernetzenden Denken und Forschen hat in seinem Schrifttum zu mancherlei überraschenden Vergleichen geführt, zu einer von Außenstehenden mitunter kritisierten „Vergleichswut“. So hat er beispielsweise Landwirtschaft und Bevölkerungsentwicklung Kubas zu den entsprechenden – aber ganz anderen Bedingungen unterliegenden – Daten der Mark Brandenburg in Beziehung gesetzt, um daraus Schlussfolgerungen abzuleiten. Doch auch in so scheinbar willkürlichen Vergleichen liegt für Ette nicht ein bloßer Überschuss der Methode weltweiter Bezugnahmen, sondern ein rhetorisch-literarisches Mittel:

„Der kühne Vergleich zielt auf die Aktivierung der Leserschaft und beabsichtigt, diese selbst zum ständig vergleichenden Denken zu provozieren. Das Fremde soll durch die Kategorien des Eigenen bewusst verfremdet, das Eigene durch jenes Fremde so verändert werden, daß ein Art Außenblick auf das Eigene entsteht. Eigenes und Fremdes sind nicht klar voneinander geschieden: Alles ist vielmehr mit allem verbunden.[16]

Lebenswerk als offenes Buch

Charakteristisch für Humboldts Forschen und Schreiben ist, dass es an kein Ende gelangt. Vom Reisebericht der amerikanischen Forschungsreise, der nur etwa ein Drittel des gesamten Reiseverlaufs erfasst, über die „Ansichten der Natur“, deren geplanter zweiter Band nicht erschien, die „Relation historique“ und die „Asie centrale“ bis hin zum „Kosmos“ hat Humboldt keines seiner Hauptwerke abgeschlossen. Mitunter hat man das nicht nur bedauert, sondern ihm angekreidet, hat aber übergeordnete Gesichtspunkte Humboldts dabei außer Acht gelassen: Das „Kosmos“-Projekt war früh und blieb immer das angestrebte Ziel und die ausstehende Summe aller seiner Forschungsaktivitäten und wissenschaftlichen Kontakte. Manches musste er dafür liegen lassen oder abbrechen, vieles anderen übertragen. Dass er mit dem „Kosmos“ jenseits der beiden ersten Bände, die bereits den Umriss des Ganzen enthielten, nicht fertig wurde, hat die innere Logik für sich, dass der Autor sich der prinzipiellen Unabschließbarkeit wissenschaftlichen Erkenntniszuwachses nur zu bewusst war.

„Über mehr als sieben Jahrzehnte des Büchermachens entstand ein ebenso dichtes wie mobiles Netzwerk an wechselseitigen intratextuellen Bezügen, innerhalb dessen jedem Buch eine je eigene Position, zugleich aber auch eine jeweils spezifische ‚Machart’, ein nicht selten experimentelles Verfertigtsein zukommt. Dieser über mehrere Generationen von Wissenschaftlern hinweg entstandene Gesamttext bildet gewiß so etwas wie eine intellektuelle Biographie Humboldts, zugleich aber – und vor allem – eine in stetiger Bewegung befindliche Gesamtheit, die nicht durch eine homogene Struktur, sondern vielmehr durch eine fraktale Strukturierung zusammengehalten wird. In jedem ‚Bruchstück’ leuchtet die Gesamtheit auf.[17]

Zu stilistischen Merkmalen und Absichten seines Schreibens hat Alexander von Humboldt sich gegenüber Varnhagen von Ense selbst geäußert:

„Die Hauptgebrechen meines Stils sind eine unglückliche Neigung zu allzu dichterischen Formen, eine lange Partizipial-Konstruktion und ein zu großes Konzentriren vielfacher Ansichten, Gefühle in Einen Periodenbau. Ich glaube, daß diese meiner Individualität anhangenden Radikal-Übel durch eine daneben bestehende ernste Einfachheit und Verallgemeinerung (ein Schweben über der Beobachtung, wenn ich eitel so sagen dürfte) gemindert werden. Ein Buch von der Natur muß den Eindruck wie die Natur selbst hervorbringen. Worauf ich aber besonders in meinen Ansichten der Natur geachtet, […] ich habe gesucht, immer wahr beschreibend, bezeichnend, selbst scientifisch wahr zu sein, ohne in die dürren Regionen des Wissens zu gelangen.[18]

Das Fragmentarisch-Vorläufige seiner Forschung, die Nichtrealisierung weiterer Vorhaben und die Unabschließbarkeit der eigenen Schriften hat Humboldt selbst lebhaft empfunden und in einem wohl zwischen Genugtuung und Melancholie schwebenden Statement zur Sprache gebracht:

„Dies ist das Schicksal des Menschen: Man erreicht das Ende des eigenen Lebens und vergleicht, nicht ohne Traurigkeit, das Wenige, das man hervorgebracht hat, mit all jenem, was man hätte unternehmen wollen, um das Reich der Wissenschaften zu erweitern.[19]

Vordenker einer globalisierten Wissenschaft

Das aktuelle Orientierungspotential, das von Alexander von Humboldts Art zu forschen im Zeitalter eines beschleunigten Wandels der Ökonomie, der Ökosysteme und der Gesellschaften sowie einer durchgreifenden Globalisierung ausgeht, ist ebenso vielfältig wie bedeutsam. Für „auch heute noch längst nicht abgegolten“ hält Ette die alle Einzelwissenschaften querende Wissenschaftskonzeption Alexander von Humboldts. Dessen von ständigen Bewegungen zwischen den Kontinenten und Kulturen, Sprachen und Spezialisierungen geprägter Wissenschaftsansatz sei vorbildlich geeignet zu einer Überwindung unfruchtbarer Abschließungstendenzen etwa zwischen Spezial- und Grundlagenforschung.[20]

Das von Humboldt weltweit vorangetriebene Netzwerk korrespondierender Wissenschaftler und die Schnelligkeit der Umsetzung eingeholter Informationen in Humboldts Schriften zeugten von der Effektivität dieses Forschungskonzepts. „Humboldt selbst überspielt dabei die raschen Veränderungen seines (veröffentlichten) Wissenstands keineswegs, sondern unterstreicht vielmehr den Charakter seines Buches als eines ‚work in progress’, das den jeweils aktuellsten Forschung- und Reflexionsstand wiederzugeben versucht. […] Die wiederholte Betonung, ja geradezu Inszenierung der Vorläufigkeit und Unabgeschlosenheit aller Forschungsergebnisse ist bei Humboldt zweifellos ein Zeichen intellektueller Redlichkeit. Darüber hinaus aber ist sie nicht zufälliger, sondern programmatischer Natur. Humboldt gibt seiner Leserschaft Einblicke in die Entstehung von Wissensbeständen, liefert gleichsam Momentaufnahmen wissenschaftlicher Erkenntnisprozesse […].“[21]

Popularisierung bzw. Demokratisierung wissenschaftlicher Erkenntnisweisen gehörten demnach gleichfalls zu den von Humboldt in seinen Schriften verfolgten Zielen. Neben vielfältiger Differenzierung bei der Untersuchung von Multiparametersystemen wie Klima oder Gebirgsbildung war Humboldt auf der Darstellungsebene stets bemüht, „komplexe Zusammenhänge möglichst einfach und in ihren Grundzügen überschaubar und nachvollziehbar zu machen – auch dies eine Vorgehensweise, an der die aktuelle Wissenschaftspraxis noch manches zu lernen hätte.“[22]

Weitere Wirkungsaspekte

40 Pf-Sondermarke der Deutschen Bundespost (1959) zum 100. Todestag

Humboldt als Namensstifter

Statuen und Denkmäler

Auszeichnungen

Alexander von Humboldt war mit diesen Orden und Ehrenzeichen ausgezeichnet: Großkreuz des Verdienstorden der Bayerischen Krone, das Großkreuz des Brasilianischen Rosen-Ordens, das Großkreuz vom Dänischen Dannebrog-Orden, das Großkreuz der französischen Ehrenlegion, das Großkreuz des Mexikanischen Ordens von Guadeloupe, das Großkreuz des Portugiesischen Christusorden, Russischen Alexander-Newski-Orden und den Orden des Heiligen Wladimir, das Großkreuz des Sächsischen Orden für Zivilverdienste, das Großkreuz des Weimarschen Hausorden vom Weißen Falken, das Großkreuz des Sardinischen Ritterorden der hl. Mauritius und Lazarus, das Großkreuz des Spanischen Orden Karls III. [23] Der Asteroid (4877) Humboldt ist nach ihm benannt.

Schriften

Einzelausgaben

  • Kosmos – Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. 1845–1862
  • Vues des Cordillères et Monuments des Peuples Indigènes de l’Amérique. 1810–1813
    • Im Internet: Französische Nationalbibliothek
    • Deutsche Übersetzungen:
      • Pittoreske Ansichten der Cordilleren und Monumente americanischer Völker. Cotta, Tübingen, 1810. Text- und Bildband. Im Internet: Bildband bei MPIZ Köln
      • Ansichten der Kordilleren und Monumente der eingeborenen Völker Amerikas, übersetzt von Claudia Kalscheuer. (= Die Andere Bibliothek). Eichborn, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-8218-4538-4
  • Ansichten der Natur. 1808
  • Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent: fait en 1799, 1800, 1801, 1803 et 1804. (zusammen mit Aimé Bonpland)
  • Examen critique de l'histoire de la géographie du Nouveau continent. „1. ptie., 4. section“ der Voyage de Humboldt et Bonpland.
    • Deutsche Übersetzung:
      • Kritische Untersuchungen über die historische Entwickelung der geographischen Kenntnisse von der Neuen Welt und die Fortschritte der nautischen Astronomie in dem 15ten und 16ten Jahrhundert. Aus dem Franz. übers. von Jul. Ludw. Ideler. Berlin, Nicolai, 1836 und 1852.
      • Neuausgabe u. d. T.: Die Entdeckung der Neuen Welt – Kritische Untersuchung zur historischen Entwicklung der geographischen Kenntnisse von der Neuen Welt und den Fortschritten der nautischen Astronomie im 15. und 16. Jahrhundert. Nach der Übersetzung aus dem Französischen von Julius Ludwig Ideler ediert und mit einem Nachwort versehen von Ottmar Ette. Insel, Frankfurt am Main, 2009. ISBN 978-3-458-17435-6
    • Im Internet: Scan bei Google
  • Mineralische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein, Braunschweig 1790
  • Zentralasien (zusammen mit Wilhelm Mahlmann) 2 Bde. Berlin, Klemann, 1844
    • Neuausgabe: Zentral-Asien. Untersuchungen zu den Gebirgsketten und zur vergleichenden Klimatologie. Mit einer Auswahl aus Alexander von Humboldts Reisebriefen und Gustav Roses Reisebericht. Nach der Übers. Wilhelm Mahlmanns aus dem Jahr 1844. Neu bearb. und hrsg. von Oliver Lubrich. S. Fischer, Frankfurt am Main, 2009. ISBN 978-3-10-029004-5
    • Im Internet: Scans im GDZ

Studienausgabe

Briefeditionen

(Auswahl)

  • Ludmilla Assing (Hrsg.): Briefe von Alexander von Humboldt an Varnhagen von Ense aus den Jahren 1827 bis 1858. Leipzig 1860
  • Alexander von Humboldt: Im Ural und Altai. Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Graf Georg von Cancrin aus den Jahren 1827–1832. Brockhaus, Leipzig 1869, Reprint Bremen 2009, ISBN 978-3-86195-084-4
  • Ernst Werner Maria von Olfers (Hrsg.): Briefe Alexander v. Humboldt's an Ignaz v. Olfers, Generaldirektor der Kgl. Museen in Berlin. Nürnberg und Leipzig [1913]
  • Conrad Müller (Hrsg.): Alexander von Humboldt und das Preußische Königshaus. Leipzig 1928
  • Ilse Jahn, Fritz G. Lange (Hrsg.): Die Jugendbriefe Alexander von Humboldts. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 2). Berlin 1973
  • Kurt-Reinhard Biermann (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 4). Berlin 1977
  • Kurt-Reinhard Biermann (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Heinrich Christian Schumacher. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 6). Berlin 1979
  • Kurt-Reinhard Biermann (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Peter Gustav Lejeune Dirichlet. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 7). Berlin 1982
  • Kurt-Reinhard Biermann (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Vier Jahrzehnte Wissenschaftsförderung. Briefe an das preußische Kultusministerium. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 14). Berlin 1985
  • Herbert Pieper (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und C. G. Jacob Jacobi. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 11). Berlin 1987
  • Ulrike Moheit (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Briefe aus Amerika, 1799–1804. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 16). Berlin 1993
  • Hans-Joachim Felber (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Friedrich Wilhelm Bessel. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 10). Berlin 1994
  • Ingo Schwarz, Klaus Wenig (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Emil du Bois-Reymond. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 22). Berlin 1997
  • Ulrike Moheit (Hrsg.): Das Gute und Große wollen. Alexander v. Humboldts Amerikanische Briefe. Berlin 1999
  • Ingo Schwarz (Hrsg.): Alexander von Humboldt und die Vereinigten Staaten von Amerika. Briefwechsel. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 19). Berlin 2004
  • Ingo Schwarz (Hrsg.): Briefe von Alexander von Humboldt an Christian Carl Josias Bunsen Neue Edition. Berlin 2006
  • Ingo Schwarz unter Mitarb. v. Eberhard Knobloch (Hrsg.): Alexander von Humboldt – Samuel Heinrich Spiker. Briefwechsel. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 27). Berlin 2007
  • Ulrike Leitner unter Mitarb. v. Eberhard Knobloch (Hrsg.): Alexander von Humboldt und Cotta. Briefwechsel. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 29). Berlin 2009
  • Eberhard Knobloch, Ingo Schwarz, Christian Suckow (Hrsg.): Alexander von Humboldt – Briefe aus Russland. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 30). Berlin 2009
  • Ulrich Päßler unter Mitarb. v. Eberhard Knobloch (Hrsg.): Alexander von Humboldt – Carl Ritter. Briefwechsel. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 32). Berlin 2010

Tagebucheditionen

  • Margot Faak (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Reise durch Venezuela. Auswahl aus den amerikanischen Reisetagebüchern. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 12). Berlin 2000
  • Margot Faak (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Reise auf dem Río Magdalena, durch die Anden und Mexico. Aus seinen Reisetagebüchern. 2 Teile. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 8, 9). 2. Auflage. Berlin 2003
  • Ulrike Leitner (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Von Mexiko-Stadt nach Veracruz. Tagebuch. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 25). Berlin 2005
  • Bernd Kölbel und Lucie Terken (Hrsg.): Steven Jan van Geuns. Tagebuch einer Reise mit Alexander von Humboldt durch Hessen, die Pfalz, längs des Rheins und durch Westfalen im Herbst 1789. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 26). Berlin 2007

Literatur

Bibliografien

Biografische Literatur

  • Hanno Beck (Hrsg.): Gespräche Alexander von Humboldts. Akad.-Verl., Berlin 1959.
  • Hanno Beck: Alexander von Humboldt. 2 Bände. Wiesbaden 1959–1961
  • Kurt-Reinhard Biermann: Alexander von Humboldt. 4. Auflage. Leipzig 1990
  • Kurt-Reinhard Biermann, Ilse Jahn, Fritz G. Lange (Bearb.): Alexander von Humboldt. Chronologische Übersicht über wichtige Daten seines Lebens. 2. Auflage. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, 1). Berlin 1983 (Onlineausgabe)
  • Douglas Botting: Alexander von Humboldt – Biographie eines großen Forschungsreisenden. München 1974 (6. Auflage 2001), ISBN 3-7913-0085-7
  • Ottmar Ette: Alexander von Humboldt und die Globalisierung: Das Mobile des Wissens. Frankfurt a. M. 2009, ISBN 978-3-458-17434-9
  • Ottmar Ette: Weltbewußtsein. Alexander von Humboldt und das unvollendete Projekt einer anderen Moderne. Weilerswist 2002
  • Manfred Geier: Die Brüder Humboldt. Eine Biographie, Rowohlt, Reinbek 2009, ISBN 978-3-498-02511-3
  • Detlef Haberland, Wolfgang Hinrichs, Clemens Menze (Hrsg.): Die Dioskuren II. Annäherungen an Leben und Werk der Brüder Humboldt. Mannheim 2000
  • Jürgen Hamel, Eberhard Knobloch, Herbert Pieper (Hrsg.): Alexander von Humboldt in Berlin. Sein Einfluß auf die Entwicklung der Wissenschaften. (= Algorismus. Studien zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften; H. 41). Augsburg 2003
  • Frank Holl (Hrsg.): Alexander von Humboldt – Mein vielbewegtes Leben. Der Forscher über sich und seine Werke. Ausgewählt und mit biographischen Zwischenstücken versehen von Frank Holl. Eichborn, Frankfurt und Berlin 2009, ISBN 978-3-8218-5847-0
  • Frank Holl (Konzeption): Alexander von Humboldt. Netzwerke des Wissens. Katalog zur Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt Berlin und in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn. Berlin und Bonn 1999 (Onlinedokumentation)
  • Helmut de Terra: Alexander von Humboldt und seine Zeit. Wiesbaden 1956.
  • Herbert Kessler (Hrsg.): Die Dioskuren. Probleme in Leben und Werk der Brüder Humboldt. Mannheim 1986
  • Otto Krätz: Alexander von Humboldt – Wissenschaftler Weltbürger Revolutionär. Callwey, München 1997, ISBN 3-7667-1282-9
  • Heinrich Pfeiffer (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Werk und Weltgeltung. München 1969
  • Thomas Richter: Alexander von Humboldt, Rowohlt, Reinbek 2009, ISBN 978-3-499-50712-0
  • Werner Rübe: Alexander von Humboldt. Anatomie eines Ruhms. München 1988
  • Nicolaas Adrianus Rupke: Alexander von Humboldt. A Metabiography. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2005, ISBN 3-631-53932-0
  • Kurt Schleucher: Alexander von Humboldt. Berlin 1988
  • Herbert Scurla: Alexander von Humboldt. Sein Leben und Wirken. 11. Aufl., Verl. der Nation, Berlin 1985.

Weitere Literatur

  • Gustav Biedermann: Die speculative Idee in Humboldt's Kosmos: ein Beitrag zur Vermittlung der Philosophie und der Naturforschung. Calve, Prag 1849.
  • Kurt-Reinhard Biermann: Beglückende Ermunterung durch die akademische Gemeinschaft. Alexander von Humboldt als Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung). Berlin 1991, ISBN 978-3-05-001957-4
  • Werner Biermann: Der Traum meines ganzen Lebens. Humboldts amerikanische Reise. Berlin 2008
  • Alfred Dove: Humboldt, Alexander von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 358–383.
  • Frank Holl (Hrsg.): Alexander von Humboldt – Es ist ein Treiben in mir. Entdeckungen und Einsichten. dtv, München 2009, ISBN 978-3-423-13739-3. (Zitatesammlung, deren Fundstellen im Anhang nachgewiesen werden)
  • Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt. Roman. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2005, ISBN 3-498-03528-2 (fiktive, belletristische Darstellung)
  • Alexander Kluge, Hans Magnus Enzensberger: Die ganze Welt in einem Buch. In: Die Zeit, Nr. 38, 9. September 2004 (Onlineversion)
  • Johannes Paul: Alexander von Humboldt: Ansichten der Natur. In: Abenteuerliche Lebensreise. Sieben biographische Essays. Wilhelm Köhler Verlag, Minden 1954, S. 141–205.
  • Aaron Sachs: The Humboldt Current: Nineteenth-Century Exploration and the Roots of American Environmentalism (Viking, 2006). Sachs zeigt welch großen Einfluss Humboldt auf amerikanische Naturforscher (Clarence King, George Wallace Melville, John Muir, J.N. Reynolds) und Schriftsteller (Emerson, Poe, Thoreau, Whitman) hatte.
  • Benedikt Vallendar Zwischen Neuer und Alter Welt. Alexander von Humboldts südamerikanische Reise in der deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts Dissertation FU Berlin 2005. VDM Verlag, Saarbrücken 2008 ISBN 978-3-639-04006-7 (online).
  • Petra Werner: Himmel und Erde. Alexander von Humboldt und sein Kosmos. (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung). Berlin 2004, ISBN 978-3-05-004025-7
  • Michael Zeuske, Vater der Unabhängigkeit? – Humboldt und die Transformation zur Moderne im spanischen Amerika. In: Alexander von Humboldt. Aufbruch in die Moderne, ed. Ette, Ottmar; Hermanns, Ute; Scherer, Bernd M.; Suckow, Christian (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, Bd. 21), Berlin: Akademie Verlag 2001, S. 179–224.
  • Michael Zeuske, „Real time“: Humboldt und Kuba 1801 und 1804. In: Zeuske, Schwarze Karibik. Sklaven, Sklavereikulturen und Emanzipation, Zürich: Rotpunktverlag, 2004, ISBN 3-85869-272-7
  • Frank Holl / Eberhard Knobloch / Ottmar Ette (Hg.): Humboldt und Hispanoamerika. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. / Humboldt e Hispano-América. Pasado, Presente y Futuro. Band 1. Sondernummer der Zeitschrift HiN – Alexander von Humboldt im Netz (Potsdam – Berlin) X, 19 (2009) ([www.hin-online.de])
  • Frank Holl / Eberhard Knobloch / Ottmar Ette (Hg.): Humboldt und Hispanoamerika. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. / Humboldt e Hispano-América. Pasado, Presente y Futuro. Band 2. Sondernummer der Zeitschrift HiN – Alexander von Humboldt im Netz (Potsdam – Berlin) XI, 20 (2010) ([www.hin-online.de])
  • Ottmar Ette / Ute Hermanns / Bernd M. Scherer /Christian Suckow (Hg.): Alexander von Humboldt – Aufbruch in die Moderne. Berlin: Akademie Verlag (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, Bd. 21) 2001
  • Ottmar Ette / Walther L. Bernecker (Hg.): Ansichten Amerikas. Neuere Studien zu Alexander von Humboldt. Frankfurt am Main: Vervuert (Reihe Lateinamerika-Studien, Bd. 43) 2001
  • Krzysztof Zielnica: Polonica bei Alexander von Humboldt. (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung). Berlin 2004, 445 S., 143 s.-w. Abb., ISBN 978-3-05-003867-4

Filmografie

  •  »Giganten.« Humboldt – Ruf der grünen Hölle. Der wahre Entdecker. Größter Forschungsreisender der Neuzeit. Doku-Drama (ZDF), 60 Min., Erstsendung: 8. April 2007
  • Alexander von Humboldt – aus seinem Leben – aus seinem Werk. Dokumentation, BR Deutschland, 1969
  • Kosmos – Erinnerungen an Alexander von Humboldt. DEFA-Dokumentarfilm, 41 Min., DDR, 1960
  • Die Besteigung des Chimborazo DEFA-Spielfilm, DDR/BRD, 1988/89

Weblinks

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Artikel

Anmerkungen

  1. Ette 2009, S. 13
  2. Bernd-Ulrich Hergemöller, „Alexander von Humboldt“ in Mann für Mann. Ein Biographisches Lexikon, Frankfurt/M. 2001
  3. Alexander von Humboldt „Durch das tropische Südamerika“ (1926) Leipzig bei Biolib
  4. Ette 2009, S. 193
  5. Ette 2009, S. 18
  6. Ette 2009, S. 260
  7. Ette spannt einen Bogen der Missdeutungen vom Verdikt Friedrich Schillers (zit. n. Ette 2009, S. 305: „Über Alexandern habe ich noch kein rechtes Urtheil; ich fürchte aber, trotz aller seiner Talente und seiner rastlosen Thätigkeit wird er in seiner Wissenschaft nie etwas Großes leisten. […] Es ist der nackte, schneidende Verstand, der die Natur, die immer unfaßlich und in allen ihren Punkten ehrwürdig und unergründlich ist, schamlos ausgemessen haben will und mit einer Frechheit die ich nicht begreife, seine Formeln, die oft nur leere Formeln und immer nur enge Begriffe sind, zu ihrem Maßstab macht. Kurz, mir scheint er für seinen Gegenstand ein viel zu grobes Organ, und dabei ein viel zu beschränkter Verstandesmensch zu sein.“) bis zur jüngsten Romansatire Daniel Kehlmanns (Ette 2009, S. 305: „Die Vermessung der Welt lässt sich aus der rezeptionsgeschichtlichen Perspektive verstehen als das Ergebnis einer intensiven Kannibalisierung von Wissenschaft: Der Roman hat sich eine kleine Bibliothek nicht nur von Humboldt-Verschnitten, sondern auch von älterer Literatur über Humboldt einverleibt, sorgsam nach erzählerisch Verwertbarem durchforstet.“ Zu befürchten stehe, „dass manche der Stereotype, die man doch schon längst verbraucht wähnte, nun wieder fröhlich in der Öffentlichkeit zirkulieren werden.“) Angesichts dessen ruft Ette dazu auf, sich den neuerdings in seriösen deutschsprachigen Ausgaben vorliegenden Originalschriften Alexander von Humboldts zuzuwenden. (Ette 2009, S. 317)
  8. Ette 2009, S. 16ff.
  9. Ette 2009, S. 32
  10. A. von Humboldt, Kosmos (1845–1862), Bd. 2, S. 398f.; zit. n. Ette 2009, S. 248f.
  11. Ette 2009, S. 16
  12. Ette 2009, S. 28
  13. Ette 2009, S. 19
  14. Ette 2009, S. 250f.
  15. Ette 2009, S. 218f.
  16. Ette 2009, S. 153f.
  17. Ette 2009, S. 405f.
  18. Zit. n. Ette 2009, S. 377
  19. Asie centrale, Bd. II, S.439f.; zit. n. Ette 2009, S. 327
  20. Ette 2009, S. 359 f. Ette wendet sich explizit gegen Hans Blumenbergs Einschätzung, der die gesamte Wissenschaftskonzeption Alexander von Humboldts als „Anachronismus“ deutet und dabei auf dessen Einsamkeit nach Goethes Tod verweist. (Hans Blumenberg, Die Lesbarkeit der Welt, Frankfurt/Main 1986, S. 296; zit. n. Ette 2009, S. 375)
  21. Ette 2009, S. 252
  22. Ette 2009, S. 360
  23. Alexander von Humboldt: Kulturhistorisch-biographischer Roman in sechs Teilen, Heribert Rau, Verlag Meidinger Sohn, ab 5. Teil: Theodor Thomas, Frankfurt/Main 1860
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