1. Leib-Husaren-Regiment Nr. 1

1. Leib-Husaren-Regiment Nr. 1
1. Leib-Husaren-Regiment um 1880
Regimenststandarte

Das 1. Leib-Husaren-Regiment Nr. 1 war ein Kavallerieverband in der Preußischen Armee. Es hatte keinen Gardestatus.

Inhaltsverzeichnis

Verbandszugehörigkeit

Aufstellung

Der Kronprinz übernimmt das 1. Leib-Husaren-Regiment (Danzig, 15. September 1911)

Mit Allerhöchster Kabinetts-Order vom 9. August 1741 stiftete König Friedrich II. das fünfte Husaren-Regiment der preußischen Armee, das zunächst die Bezeichnung Regiment schwartze Husaren erhielt. Als erster Chef des Regiments wurde Major von Mackroth bestimmt, diesen Namen führte die Einheit jedoch nicht. Bis zum 5. September waren fünf Eskadrons aufgestellt und die Orte Goldap, Lyck, Darkehmen, Lötzen, Oletzko, Stallupönen, Schirwindt und Pillkallen als Garnisonen zugewiesen worden.

Erstmalig mit dem zweiten Chef erhielt das Regiment, wie damals so üblich, dessen Namen zur Identifizierung und hieß von da an Husaren-Regiment von Ruesch. Mit jedem Wechsel des Chefs wurde auch der Regimentsname gewechselt, so hieß die Einheit:

  • ab dem 9. Mai 1762 Husaren-Regiment von Lossow
  • ab dem 18. Oktober 1783 Husaren-Regiment von Hohenstock
  • ab dem 23. Mai 1788 Husaren-Regiment von Göckingk
  • ab dem 29. Dezember 1794 Husaren-Regiment von Suter
  • ab 1804 Husaren-Regiment von Prittwitz

Nach dem Frieden von Tilsit am 7. Juli 1807 waren die Prittwitz-Husaren das einzige Husaren-Regiment der preußischen Armee, das noch volle Mannschaftsstärke erreichte, da es an der Schlacht von Jena und Auerstädt am 14. Oktober 1806 nicht teilgenommen hatte.

Mit A. K. O. vom 20. Dezember 1808 wurde das Regiment geteilt und aus ihm das 1. Leib-Husaren-Regiment in Goldap und das 2. Leib-Husaren-Regiment in Preußisch Stargard gebildet. Chef der beiden, stets eng miteinander verbundenen Regimenter, blieb vorläufig General von Prittwitz. Am 7. Mai 1817 bezogen die 1. Leib-Husaren die neue Garnison in Danzig und wurden am 7. Mai 1861 in 1. Leib-Husaren-Regiment Nr. 1 umbenannt.

Das 1. Leib-Husaren-Regiment war mit Schimmeln beritten.

Die Feldzüge

Das Husaren-Regiment von Ruesch kämpfte 1744 im Zweiten Schlesischen Krieg erfolgreich bei Smatschna und Moldauthain. Mit der von General von Zieten geführten Reiterattacke von 22 Eskadons Husaren wurde am 23. November 1745 bei Katholisch-Hennersdorf ein sächsischer Heeresverband aufgerieben. Für die erwiesenen Tapferkeit verlieh Friedrich II. den schwartzen Husaren die erbeuteten Pauken, die vom Regiment bis 1918 geführt wurden.

Im Siebenjährigen Krieg (Dritter Schlesischer Krieg) attackierte das Regiment am 25. August 1758 in der Schlacht bei Zorndorf.

Im Bayerischen Erbfolgekrieg 1778/79 waren die Husaren nur im Vorposten- und Aufklärungsdienst verwendet worden.

Im Krieg gegen Napoleon 1806/07 blieb das Regiment zunächst in Polen und wurde dann an die Weichsel bis nach Thorn vorgezogen, wo es am 10. Juni 1807 das 55. französische Linien-Infanterie-Regiment aufrieb und dessen Adler erbeutete.

Im Befreiungskrieg 1813/14 kämpften die Husaren in der Schlacht bei Großbeeren und in der Völkerschlacht bei Leipzig. Nach der Abdankung Napoleons zog die Einheit mit den siegreichen Truppen in Paris ein.

Während der Unruhen in Polen in den Jahren 1830, 1848 und 1863/64 stand das Regiment jeweils als Sicherung an der preußisch-russischen Grenze.

Im Krieg gegen Österreich von 1866 kämpfte das Regiment in Böhmen und nahm am 3. Juli 1866 an der Schlacht bei Königgrätz teil.

Der Deutsch-Französische Krieg sah die Leibhusaren in der Schlacht bei Sedan gegen die Truppen des Kaisers Napoleon III. mit anschließender Verlegung zur Süd-Armee in die Gegend von Orléans. Am 28. Juni 1871 kehrte das Regiment in seine Heimatgarnison zurück.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges rückte des 1. Leib-Husaren-Regiment am 3. August 1914 mit seinem Schwesterregiment (2. Leib-Husaren-Regiment Nr. 2), mit dem es während des ganzen Krieges im Brigadeverband bleiben sollte, an die Westfront aus. Die Husaren nahmen an der Marneschlacht und den Kämpfen um Arras teil und wurden im Herbst 1914 an die Ostfront verlegt. Hier kämpften sie zunächst in Galizien und in der Schlacht bei Riga und waren an der Besetzung der Inseln Oesel und Dagö beteiligt. Zur Unterstützung des Unabhängigkeitskampfes wurde die Brigade 1917 nach Finnland geschickt. Nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk mit Russland vom 3. März 1918 verblieben die Einheiten als Besatzungstruppen in den russischen Gebieten. Im Januar 1919 kehrten die Leib-Husaren nach Danzig zurück, wo im Frühjahr die Demobilisierung begann und das Regiment aufgelöst wurde. Bis Kriegsende hatte das 1. Leib-Husaren-Regiment Nr. 1 den Kavalleriestatus behalten.

Die Tradition übernahm in der Reichswehr die 1. Eskadron des 5. (Preußisches) Reiter-Regiments in Belgard.

Uniform

Schwarze Attila mit weißer Verschnürung. Die Pelzmütze war mit einem ponceaurotem Kolpak ausgestattet. Der Pelz war ebenfalls schwarz und mit hellgrauem Besatz verbrämt. Auf der Vorderseite der Pelzmütze befand sich ein neusilberner Totenkopf mit gekreuzten Knochen. Dieser Totenkopf fand sich auch in stark verkleinerter Form auf der Mütze, wo er zwischen dem Besatzstreifen und der oberen Kokarde angebracht war. Die Landeskokarde war weiß-schwarz, ebenso die Lanzenflagge. (Der Totenkopf unterscheidet sich in Form und Größe von dem des Braunschweigischen Husaren-Regiments Nr. 17.

Bezüglich der Farbgebung der Uniform gibt es keine gesicherten Angaben, es sind jedoch zwei Varianten überliefert:

a) sollen für die Uniformierung des neuen Regiments die Ballen schwarzen Stoffes verwendet worden sein, mit dem man 1740 anlässlich der Trauerfeierlichkeiten für König Friedrich Wilhelm I. das Potsdamer Schloss ausgekleidet hatte.

b) sollen die Kosten zur Errichtung des Regiments aus Strafgeldern und Waren des Klosters Leubus (Schlesien) aufgebracht worden sein. Die Mönche des Klosters hatten 1740 mit den Österreichern paktiert und sollten so bestraft werden. In diesem Kloster wurden vorwiegend schwarze Stoffe mit weißen Totenköpfen zur Verwendung als Bahrtücher hergestellt.

Da Preußen als nicht sehr reiches Land galt und bei der Erstellung neuer Truppenkörper erwiesenermaßen oftmals improvisiert hat, sind beide Variationen nicht gänzlich unmöglich, letztere scheint jedoch der Wahrscheinlichkeit näher zu kommen.

Bereits mit A. K. O. vom 14. Februar 1907 befohlen und ab 1909/1910 schrittweise eingeführt, wurde anlässlich des Kaisermanövers 1913 die bunte Uniform erstmals durch die feldgraue Felddienstuniform (M 1910) ersetzt. Diese glich vollkommen der Friedensuniform die Verschnürungen waren jedoch in grau gehalten. Das Lederzeug und die Stiefel waren naturbraun, die Pelzmütze wurde durch einen schilffarbig genannten Stoffüberzug bedeckt. Das Bandelier und die Kartusche wurden zu dieser Uniform nicht mehr angelegt.

Totenkopfhusaren

Totenkopfhusaren war die populäre Bezeichnung für das Braunschweigische Husaren-Regiment Nr. 17 und für das 1. und 2. Leibhusarenregiment in Danzig (Langfuhr) wegen des an den Pelz- und Tuchmützen getragenen Totenkopfes, der ein altes Wahrzeichen dafür sein soll, dass sie weder Pardon nehmen noch geben. Sie sind nicht zu verwechseln mit den „Der ganze Tod“ genannten Belling’schen Husaren, die ein vollständiges Skelett mit der Umschrift vincere, aut mori („siegen oder sterben“) an der Mütze trugen.

Literatur

  • Hugo F. W. Schulz: Die Preußischen Kavallerie-Regimenter 1913/1914, Weltbild Verlag 1992
  • Jürgen Kraus: Die deutsche Armee im ersten Weltkrieg, Stefan Rest (Hrsg.) Ingolstadt 2004

Weblinks


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